Werter R/S, werte Foris,R/S hat geschrieben:Guten Abend liebe Magdalena,Immerhin klingt das doch schon ganz anders als Ihre obige Aussage, liebe Magdalena.Auch mein Glaube schließt Vernunft und Erkenntnis nicht aus, ganz und gar nicht!![]()
Aber gestatten Sie, dass ich Ihnen ein ganz klein wenig auf den Zahn fühle. Denn auch die NAKis und im Grunde die ganzen Kirchengläubigen behaupten das mehr oder minder auch, aber wenn’s dann drauf ankommt und sie feststellen, dass ihr jeweiliger Kirchen-, Gott- oder Bibelglaube dem wissenschaftlichen Argument nicht standhält, ziehen sie sich ganz schnell wieder auf ihre jeweilige Glaubensnische zurück, im Bewusstsein, dort nicht mehr argumentativ erreichbar und somit vor Zerstörung des individuellen Wunschdenkens gefeit zu sein.
Dabei gilt es sich vorab aller näheren Prüfung der Geister bewusst zu machen, dass Vernunft und Erkenntnis relative Größen sind, die in unterschiedlichen Graden und Ausprägungen beim Menschen in Erscheinung treten, u.a. in Abhängigkeit von Bildung, Intelligenz, Sozialisation usw. Sehr schön auf den Punkt gebraucht hat dies, vor allem in Bezug auf das übliche Totschlagargument strenggläubiger Kirchen- oder Bibelanhänger (das auch hier leider immer wieder verfochten wird), der deutsche Dichter Ludwig Robert:
Zu dem Adler sprach die Taube:
Wo das Denken aufhört, da beginnt der Glaube;
Recht, sprach jener, mit dem Unterschied jedoch,
Wo du glaubst, da denk' ich noch.
Deutlich wird aus diesem Aphorismus aber noch ein Zweites, nämlich dass Glauben, im Gegensatz zu dem, was die Kirchen behaupten, nicht gegen und schon gleich gar nicht in der Verlängerung von Wissen und Erkenntnis steht, sondern dass er auf einer anderen, aber gleichzeitig auch untergeordneten Ebene liegt. Der offensichtliche Grund: Nicht der Glauben kann Wissen und Erkenntnis als richtig oder falsch verifizieren bzw. falsifizieren, sondern die Sache funktioniert nur umgekehrt.
Aufgrund der genannten Ebenenunterschiedlichkeit kann Glauben deshalb auch nicht als eine Art Axiom (i. S. des formalen Axiombegriffs) verkauft werden (was kirchen- und bibelgläubige Menschen leider ständig tun), von dem man ausgeht, ohne es weiter überprüfen zu müssen, weil die Funktion eines Axioms nicht im Beweis seiner selbst liegt, sondern im Setzen von Rahmenbedingungen, innerhalb derer etwas anderes bewiesen werden kann. So wenig Glauben einerseits Wissen und Erkenntnis verifizieren/falsifizieren kann (sondern nur umgekehrt), so wenig kann Glauben andererseits Rahmenbedingungen setzen, innerhalb derer die Gesetzmäßigkeiten von Vernunft und Erkenntnis außer Kraft zu setzen wären. Dieser leider sehr häufige Trugschluss trägt unglücklicherweise mit dazu bei, dass die Wissenschaft meist nur sehr wenig für die Glaubensebene übrig hat – zu oft wurde ihr auf dieser Ebene jegliche logische (nicht fachliche, um die geht es nicht) Kompetenz abgesprochen, so als ob die Glaubensebene im luftleeren Raum und somit außerhalb jeglicher Logik und Erfahrung stünde. Dabei gelten für jede Glaubenseinforderung – egal ob als Predigtaussage, Bibelvers, Glaubensbekenntnis oder Kirchendogma usw. – die gleichen Gesetzmäßigkeiten wie für alle anderen menschlichen Ergüsse. In den Worten von Paulus: Prüfet alles und das Beste behaltet.
Dies wiederum ist gleichzeitig der Lackmustest, ob Vernunft und Erkenntnis tatsächlich Eingang finden in das jeweilige Glaubensmodell. In Bezug auf meine Aussagen in den vorherigen Kommentaren wollte es den Anschein erwecken, als würden Sie Vernunft und Erkenntnis weder an Ihren Bibelglauben noch an Ihr Gottesbild heranlassen bzw. Letztere durch Erstere auf Stichhaltigkeit und Widerspruchsfreiheit hin überprüfen lassen. Es schien vielmehr so, als wären Ihr übernommener Bibelglauben und die damit verbundenen Gottesbilder etc. so etwas wie die erste Liebe, bei der man hormonell bedingt blind ist für externe Ratschläge, und wären sie auch noch so plausibel und zutreffend.
Es wäre schön, wenn Sie sowohl mich als auch uns alle hier vom Gegenteil überzeugen könnten ...![]()
der Glaube wäre also gemäß RS untergeordnet dem Wissen und der Erkenntnis. Oder etwas kürzer: glauben heisst nicht wissen. Das mag im Alltag sicher zutreffen. Auf dem Gebiet der Religion, der Schöpfung, des Universums gibt es aber gewisse Abweichungen. Zum Beispiel vermutete ein - von Fori Albert auch hier zitierter - Physiker Einstein, dass es Gravitationswellen geben müsste, man sie aber wohl niemals würde nachweisen können. Vermutlich hat er bis zu seinem Lebensende an diese Wellen geglaubt. Nun konnte man sie drei Generationen später sogar nachweisen. Der Glaube obwohl untergeordnet hat also offenbar zig Wissenschaftler in Bewegung und in höchste Anstrengungen versetzt, um diese merkwürdigen Dinger nachzuweisen. Ein weiteres Problem für mich - eventuell auch für R/S und andere: die Nobelpreis-würdige Beweisführung der Gravitationswellen kann ich überhaupt nicht begreifen also nachvollziehen. Nun muss ich also auch noch glauben, dass diese Physiker richtig argumentieren und rechnen können.
Damit möchte ich folgendes zu bedenken geben:
Wenn nicht einmal den klügsten Köpfen die für uns erkennbare Wirklichkeit erklärbar ist, können wir dann - Atheisten ausgenommen - ernsthaft annehmen wollen, dass sich Gott als Schöpfer aller dieser Rätsel restlos und nach menschlichen Maßstäben verstandesmäßig erklären lässt ?