Bezirks-Elster hat geschrieben:...
Ich habe nämlich familiär das "Problem", dass wir der NAK den Rücken gekehrt haben, aber uns noch keiner anderen Gemeinschaft angeschlossen haben. Die Heimat ist weg, die Verwundungen noch zu groß bzw. der Bedarf nicht ausreichend groß, sich einer "besseren Gemeinschaft" anzuschließen. Für mich ist das in Ordnung, aber ich denke, meinen beiden Kindern im Grundschulalter könnte es nicht schaden, eine "institutionalisierte starke Schulter" bzgl. Herausbildung einer Gottesbeziehung zu haben.
Wenn jetzt jeder seinen Glauben nur noch im Privaten lebt, kann das Christentum es schaffen, dass es in 100 Jahren, also 3 Generationen, noch existiert?
Liebe Bezirks-Elster,
genau das habe ich mich vor meinem Austritt auch so ähnlich gefragt. Und ich wusste nicht, wie ich mit meiner Familie (Frau und Kinder) ins Gespräch kommen sollte (Austritt und so...).
Dann hat meine Tochter kurz vor ihrer Konfirmation beim Abendessen aus heiterem Himmel offen gefragt, ob sie denn nach der Konfirmation noch in die Kirche gehen müsse.
Jetzt war es raus. Wir haben uns vielleicht dumm angeschaut...
Dann habe ich sie gefragt, wieso sie das fragt. Und dann kam eins aufs andere.
Schließlich habe ich meine Gedanken auf den Tisch gelegt. Meine Frau und die Kinder haben nicht schlecht gestaunt.
Die nächsten Wochen haben wir darüber viel gemeinsam geredet und überlegt.
Mein Entschluss stand fest: Ich wollte eben keine "bessere Kirche/Gemeinschaft" finden. Sondern eine ehrlichere, eine, die mitten im Leben steht, die mitten im Dorf für alle offen und da ist. Eine, die jedem seinen Glauben lässt, ohne beliebig zu sein. Sondern, die trotzdem Hilfestellung gibt, aber eben auch Konträres aushält. Eine Gemeinschaft, in der jeder seinen Glauben und seine Frömmigkeit leben darf und trotzdem dazugehört. In der niemand prüft, ob du zum Gottesdienst kommst oder nicht. In der du dich von dir aus engagieren kannst, einfach so, oder eben nicht. In der theologisch kontrovers diskutiert wird und es eben nicht die eine absolute Wahrheit gibt, sondern das Leben und der Glaube bunt sein dürfen.
Darum sind wir schließlich ganz bewusst in die Evangelische Landeskirche eingetreten. Und beide Kinder wurden dort auch konfirmiert. Ein riesen Druck ist von ihnen gefallen.
Heute gehen beide von sich aus gerne in die Gemeinden, wo sie gerade sind und die Gottesdienste (sind beide seit kurzem aus dem Haus).
Aber sie haben auch überhaupt kein Problem zu sagen: da oder dort is es mir zu eng oder gefällt es mir nicht und gehen dann in die nächste.