Johannes hat geschrieben:Gott ist überall, warum nicht auch in der NAK?
Warum soll ein geglaubter Gott nicht auch in der NAK geglaubt werden können?
Johannes hat geschrieben:Habe ich Angst zu gehen? Nein, habe ich nicht.
Psychologisch Geschulte könnten dir jetzt fundiert erläutern, wie religiöse Sozialisation im Kindesalter oft unbemerkte Spätfolgen im Erwachsenenalter verursacht, z.B. un(ter)bewusste Ängste. Selbst bei mir, der ich schon vor vielen Jahren ausgetreten bin, macht sich das in den klein Albert gelegte Gedankengut gelegentlich wieder bemerkbar, nämlich dann, wenn in mir der Gedanke hochkommt, der Sohn Gottes könnte jetzt kommen und ich wäre dann nicht mit dabei ...
Derartige unbewussten Ängste hindern den Betroffenen daran, anstehende kritische Fragen resp. die dadurch aufgeworfenen Gedanken frei zu Ende zu denken.
Johannes hat geschrieben: Hältst du es nicht für möglich, dass jemand wirklich ernsthaft den Ausstieg überlegt hat, aber sich dann ganz bewusst fürs Bleiben entschieden hat? Dass nicht der Ausstieg die logische Konsequenz war, sondern das Bleiben in der NAK am Schluss der Überlegungen gestanden ist.
Natürlich weiss ich es nicht, aber ich meine verspüren zu können, dass bei dir der Entscheid für das Verbleiben in der NAK und im Amt nie wirklich in Frage stand. Mir scheint jedoch auch, dass du dir trotzdem nicht sicher bist, dass der Verbleib die kluge Entscheidung ist. Du spürst wohl selbst, dass deine Argumentation nicht zu überzeugen vermag, nicht einmal dich selbst.
Johannes hat geschrieben:Ich habe mich äußerst intensiv mit der Geschichte der NAK beschäftigt ...
Ich meine, wer immer sich etwas mehr als nur oberflächlich mit der Geschichte der NAK und deren eigener Geschichtsauswertung/-bewertung (z.B. am Infoabend 2007) beschäftigt(e), der müsste doch wenigstens entsetzt darüber sein, wie die selbsternannten Gesandten Gottes seit Anbeginn mit Evangelium und Fakten nach Belieben jonglieren und nur ihre eigenen Interessen verfolgten und dabei sozusagen über Leichen gingen. Ich hätte damals (Ende 2007, nach jener denkwürdigen Geschichtsklitterung von Lber u. Drave) bestimmt genau so wenig zurück zur Tagesordnung gehen können wie der mir nahestehende Hirte i.R, der am Tag nach dem Drave-Vortrag aus der NAK austrat. Er war noch ein Zeitzeuge, sprich hatte Bischoffszeit und Rausschmiss von Kuhlen & Co selbst nahe miterlebt. "Leber und Drave logen damals wie gedruckt", sagte er mir zum letzten Mal nur etwa eine Woche, bevor er seinem schweren Krebsleiden erlag.
Johannes, aus eigener Erfahrung weiss ich, dass Lesen und auch Wissen allein nicht weiterbringt. Es braucht zumindest auch das intensive Reflektieren und das Ziehen der richtigen Schlüsse. Man kann das natürlich alles einfach abtun mit dem Gedanken, dass es nur geschichtliche Ereignisse und somit alles Schnee von gestern sei und heute doch alles völlig ganz anders sei. Genau das machst du doch, wenn du sagst "Und dabei findet hier innerhalb der Kirche, meines Empfindens nach, bereits ein Umdenken statt. Wenn hier nach wie vor von der baldigen Wiederkunft Jesu und der Endzeitgesinnnung die Rede ist, ich kann mich nicht erinnern wann ich derartige Gedanken vom Stammapostel zuletzt gehört habe." Detlef.Streich hat das ja postwendend widerlegt. Ich denke, du hast hier ein Wahrnehmungsdefizit ganz im Sinne von 'Was nicht sein darf, kann nicht sein und ist auch nicht'.
Johannes hat geschrieben:Aber ist es wirklich nur das, was mich hält? Ich traue mich sagen nein, weil dazu investiere ich auf der einen Seite viel zu viel Zeit und Gefühl, da steht die "Belohnung" nicht dafür.
Es braucht nicht unbedingt Maslow, um zu wissen, dass Menschen zur Befriedigung ihrer sozialen Bedürfnisse und wegen ihres Strebens nach Ansehen, Anerkennung, Lob, Ruhm und Ehre oft sehr viel Aufwand bis hin zur Selbstaufopferung auf sich nehmen.
Johannes hat geschrieben: Selbstdarstellung meinerseits? Vielleicht, um ehrlich zu sein, ich weiss es nicht, teilweise sicher, aber ist das nicht überall dabei?
Tipp: Lass dein Amt mal für 6 Monate ruhen und geh während dieser Zeit statt in die NAK-GD in eine andere Denomination. Danach ist weisst du mehr. Keine Angst, der geglaubte Gott wirkt geglaubt auch in andern Kirchen. Oder bist du dir da doch nicht so sicher? Braucht es vielleicht doch das neuapostolische Apostelamt?
Johannes hat geschrieben:Alle, die ausgestiegen sind, konnten halt irgendwann nicht mehr in der Kirche leben und haben diesen Ausstieg als Befreiung und Bereicherung empfunden.
Du vereinfachst unzulässig, denn jeder "Fall" ist anders. Ich kenne manche, für die war der Austritt damals keine Bereicherung, sondern eine Bereinigung, eine notwendige Konsequenz.
Ich habe es in einem anderen Betrag auch schon angesprochen: Als mir nahezu schlagartig bewusst wurde, dass ich mir ein riesengrosses X für ein U vormachte, da stäubte sich in mir alles dagegen, mich selbst weiter anzulügen. In dem Sinn sehe ich meinen Austritt weder als Bereicherung noch als Befreiung, schon gar nicht von der NAK, sondern höchstens davor, mich selbst weiter belügen zu müssen. Dass du schreibst "Und ich kann mit diesen Diskrepanzen leben", das macht es mir schwer, an hehre Absichten zu glauben, vor allem, wenn jemand noch vor die Gemeinde steht und sie bepredigt. Ich weiss nicht, wie intellektuell redlich das für dich ist, für mich wäre und war es das damals nicht.
Johannes hat geschrieben:Beispielsweise ist in meinen Augen der Auftrag der Apostel, von Jesus zu zeugen, dadurch bleibt natürlich eine Legitimation.
Von wem haben die Apostel denn diesen Auftrag? Natürlich, von einem Apostel. Und der? Auch von einem Apostel. Und von wem bekam dann der den Auftrag? Ich kann nirgendwo erkennen, dass ein Jesus oder ein Gott am Anfang dieser Kette standen ...
Ach ja, wie bringst du deine frühere Aussage "Das Alleinstellungsmerkmal der NAK mit den lebenden Aposteln ... nicht mehr haltbar, das so zu predigen" in Übereinstimmung mit diesen deiner neueren Aussage? Ist ein Apostel der Mormonen oder einer der verschiedenen anderen Gemeinschaften, die Apostel haben, genauso dazu legitimiert, das zu verkünden und zu tun was ein NAK-Apostel macht? Du könntest also problemlos in eine dieser Denominationen übertreten? Oder vielleicht doch nicht - und warum denn nicht?
Johannes hat geschrieben:ich habe das Gefühl, dass hier viele, die die Kirche verlassen haben, eine ziemlich kompromisslose Stellung einnehmen, entweder man steht hundertprozentig dahinter oder eben nicht. Aber gerade diese Hundertprozentigkeit lässt sich doch fast nirgends im Leben erreichen, warum erwarte ich das dann von meiner kirchlichen Position.
Vielleicht einfach deswegen, weil ich wenigstens ehrlich zu mir selbst sein will.
Johannes hat geschrieben:Also war diese Voraussetzung von vornherein Illusion
Dann muss man die Konsequenzen ziehen und nicht weiterhin tun als ob. Ich wiederhole es ungern, aber es gibt sowas wie eine intellektuelle Redlichkeit.
Johannes, zum Abschluss noch das, ohne dich beleidigen oder angreifen zu wollen: Du resp. Deine Argumentation wirkt auf mich, wie wenn du dich, wie jener Baron von Münchhausen es tat, an deinen eigenen Haaren selbst aus dem Sumpf zu ziehen versuchst.
Apropos Konsequenz: Ich ziehe mich jetzt aus dieser Thematik zurück. Du hast wohl genügend Input bekommen von den verschiedenen Seiten. Alles andere liegt nun bei dir.