Mein Ausstieg

Alles rund um die Sondergemeinschaft Neuapostolische Kirche (NAK), die trotz bedenklicher Sonderlehren (u.a. Versiegelung, Entschlafenenwesen mit Totenmission, Totentaufe, Totenversiegelung und Totenabendmahl, Heilsnotwenigkeit der NAK-Apostel, Erstlingsschaft, ..), weiterhin "einem im Kern doch ... exklusiven Selbstverständnis", fehlendem Geschichtsbewusstsein und Aufarbeitungswillen, speziell für die Zeit des Dritten Reiches, der DDR, der Bischoffs-Botschaft ("... Ich bin der Letzte, nach mir kommt keiner mehr. ..."), sowie ihrer jüngsten Vergangenheit und unter erheblichem Unmut ehemalicher NAK-Mitglieder, auch Aussteiger genannt, die unter den missbräuchlichen Strukturen und des auf allen Ebenen ausgeprägten Laienamtes der NAK gelitten haben, weiterhin leiden und für die die NAK nach wie vor eine Sekte darstellt, im April 2019 als Gastmitglied in die ACK Deutschland aufgenommen wird.
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anda666luz
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Mein Ausstieg

#1 Beitrag von anda666luz » 01.12.2025, 13:31

... möchte mich kurz vorstellen:

Meine Name ist Jörk, bin 59 Jahre alt und wohne (nun) im schönen Oberösterreich. Geboren und aufgewachsen bin ich in Stuttgart-Vaihingen.

1. Kindheit
Ich wurde Mitte der 1960er Jahre in ein neuapostolisches Elternhaus hineingeboren. Schon meine Urgroßeltern und Großeltern – sowohl mütterlicher- als auch väterlicherseits – gehörten dieser Kirche an. Als Kind fühlte ich mich zunächst wohl in dieser Gemeinschaft. Der dreimalige Gottesdienstbesuch pro Woche – sonntags zweimal und mittwochs einmal – war für mich selbstverständlich.

Bereits in jungen Jahren erlernte ich, mehr oder weniger gezwungenermaßen, das Orgelspiel, um später die Gemeinde musikalisch begleiten zu können. 1978 wurde mein Vater Vorsteher unserer Gemeinde. Von da an musste ich immer stärker als Vorbild für meine jüngeren Glaubensgeschwister auftreten. Für einen Zwölfjährigen war das eine große Belastung, die ich eigentlich nicht tragen wollte. Doch damals wurde nicht gefragt – es hieß, der Segen des himmlischen Vaters liege darauf.

Mein Vater war in seinem Glauben und als Vorsteher kompromisslos. Dass ihm diese Kompromisslosigkeit sehr häufig von seinen Schäfchen angekreidet wurde, habe ich zu dieser Zeit nicht mitbekommen.

In der damaligen Zeit - der KK-Zeit - war es im Württembergischen im Grunde 'verboten' einen Fernseher zu besitzen. Mein Vater war immer bemüht, seinen Schäfchen den TV quasi schlecht zu reden und in dann final mitzunehmen. Gelagert wurden sie dann paradoxerweise im Heizraum der Kirche.

Für ihn kam zuerst die Kirche und seine „ihm Anvertrauten“, dann lange nichts – und irgendwann wir, seine Familie. Er war selten zu Hause: tagsüber bei der Arbeit, abends für das „Werk Gottes“ unterwegs.

Schon früh wurden wir angehalten, Schulkameraden zu missionieren und zu Gästegottesdiensten einzuladen. Ich habe das gehasst.

2. Jugend
Nach meiner Konfirmation wurde ich sofort im Chor als Sänger und in der Missionsarbeit eingesetzt. Ab meinem 14. Lebensjahr sah mein Wochenablauf so aus:
• Montag: Weinbergsarbeit
• Dienstag: Singstunde
• Mittwoch: Gottesdienst
• Donnerstag: Weinbergsarbeit
• Freitag: Weinbergsarbeit
• Samstag: häufig Gartenarbeit am Kirchengebäude, abends oft Jugendchorsingstunde
• Sonntag: zweimal Gottesdienst - später dann 1x

Das Jahr für Jahr, ohne Pause. Bei der Weinbergsarbeit galt bei uns die Regel, dass man nach 20 Uhr nicht mehr „Klingelputzen“ sollte – also an Haustüren missionieren. Danach folgte meist bis 22 Uhr noch ein „Familienbesuch“ bei den Schäfchen bzw. älteren Geschwister. Ich habe es gehasst bis in die Puppen dazuhocken und mir das Geschwafel anhören zu müssen. Nach meiner Konfirmation wurde ich zum Dirigenten ausgebildet und als Vizedirigent eingesetzt. Diese Aufgabe bereitete mir wirklich Freude, und viele Sänger bestätigten mir ein großes Talent in der Chorleitung. 1989 heiratete ich eine junge Frau aus derselben Gemeinde.

3. Amtsträger
1990 wurde ich in das Amt des Unterdiakonen gesetzt, das ich versuchte gläubig und gewissenhaft auszuführen. Zwei Jahre später folgte die Ordination zum Diakon.

Beruflich war ich seit 1988 bei der Bundeswehr als Fallschirmjäger und Oberfeldwebel tätig.

Ein einschneidendes Erlebnis legte den ersten Grundstein meines Zweifels: Bei einem Apostelgottesdienst für Amtsträger in Fellbach, kam ich aufgrund eines längeren Dienstes gerade noch rechtzeitig zum Gottesdienst – jedoch in Felduniform. Beim Heiligen Abendmahl wurde mir wegen dieser Kleidung die Hostie verweigert!

4. Zweifel
Diese Situation ließ mich nicht mehr los. Zum ersten Mal fragte ich mich ernsthaft: Ist das wirklich die Kirche Christi? Ich erkannte, dass nicht der Glaube im Vordergrund stand, sondern Regeln und Machtstrukturen.

1999 wurde meine Ehe geschieden. Vorausgegangen war ein dramatisches Ereignis: Ein Mitamtsbruder und Freund drang in unsere Ehe ein. Ich erwischte meine Frau und ihn quasi auf frischer Tat auf einem Parkplatz. Ich zeigte dies beim Bezirksvorsteher an und obwohl Ehebruch in Amtsträgerkreisen ein schweres Vergehen ist, interessierte es den Bezirksältesten J. Wolff nicht. Zwei Jahre später wurde der Ehebrecher zum Priester ordiniert, später Gemeindevorsteher und schließlich stellvertretender Bezirksvorsteher. Für mich ist das bis heute ein Verrat der seinesgleichen sucht!

Meine Zweifel wuchsen, doch ich blieb zunächst treu und diente weiter als Diakon und Dirigent.

Nach meiner Scheidung lernte ich eine weitere neuapostolische Frau kennen. Wir wohnten nach einiger Zeit zusammen, jedoch mit getrennten Meldeadressen. Offiziell war das Leben im Konkubinat ja verboten und hätte die meine sofortige Amtsenthebung zur Folge gehabt. Da man mich jedoch als Diakon und Dirigenten brauchte, wurde hier großzügig darüber hinweg gesehen. Die Beziehung endete nach einiger Zeit und ich verzog danach in eine andere Gemeinde im Bezirk. Dort wurde ich nicht mehr in meinem Amt bestätigt – für mich eine Befreiung!

Einige Jahre lebte ich in Jerez de la Frontera (Andalusien). Dort fand der Gottesdienst nur einmal im Monat statt. Ich fragte mich: Warum wurde ich in Süddeutschland gedrillt, dreimal bzw. dann zweimal pro Woche zu gehen, und hier reicht einmal im Monat? Diese Erfahrung verstärkte meine Zweifel weiter.

5. Langsame Abkehr
2010 kehrte ich nach Deutschland zurück und wurde in meiner Heimatgemeinde wieder integriert – im Chor, als Dirigent und in weiteren Aufgaben. Eine erneute Bestätigung im Amt war nicht möglich, da es über fünf Jahre geruht hatte.
Aus persönlichen und beruflichen Gründen zog ich dann bald nach Oberschwaben. Dort begann mein Prozess der langsamen Abkehr von der NAK. Ab 2012 besuchte ich die Gottesdienste nicht mehr regelmäßig.

6. Ängste
Die Zeit der Abkehr war geprägt von inneren Qualen. Die Angst, dass Gott mich für meinen „Frevel“ bestrafen würde, war tief verwurzelt. Bei jeder Motorradfahrt erwartete ich, nicht lebend zurückzukehren. Diese Angst war allgegenwärtig, egal was ich tat.

7. Geschafft
Doch die Ängste legten sich langsam, aber stetig. Heute lebe ich frei von Angst und danke Gott dafür. Ich habe verstanden, dass er ein Gott der Liebe ist und nicht des Strafens. Mir ist heute klar, wie tief die Gehirnwäsche in der NAK wirkt. Ich habe es geschafft, auszubrechen – und bin meiner jetzigen Frau für ihre Unterstützung unendlich dankbar.

8. Austritt
Mein Vater war sein Leben lang nur für die Kirche da. Familie und Freizeit wurden geopfert. Sein Motto lautete: „Die Sach’ ist Dein, Herr Jesus Christ.“ Ich muss jedoch sagen, dass mein Vater im Laufe der Zeit sehr milde wurde.

2006 wurde er nach 46 Jahren Amtsträgertätigkeit in den Ruhestand versetzt. Doch aufgrund seines Pflichtbewusstseins und eines Versprechens an einen Bruder am Sterbebett begann in der Gemeinde eine Rufmordkampagne gegen ihn und meine Mutter. Diese Hetzjagd dauerte über zehn Jahre. Wie sich später jedoch herausstellte waren die Vorwürfe jedoch haltlos. Meine Mutter starb 2017 mit schwerem seelischem Schmerz. Von der vielgepriesenen und immerfort gepredigten Nächstenliebe war in diesen Jahren nichts zu spüren.

2023 leitete der Leiter der Gebietskirche Süddeutschland - ich kann den Namen dieses Frevlers und gottlosen Menschen nicht mehr aussprechen - zusammen mit dem neuen Gemeindevorsteher ein nachträgliches Amtsenthebungsverfahren gegen meinen Vater ein. Nach 18 Jahren im Ruhestand! In einem öffentlichen Schreiben welches in allen Gemeinden des Kirchenbezirks nach dem Gottesdienst offiziell verlesen wurde, wurde er seines Priesteramtes enthoben. Für mich eine Hetzjagd gegen einen der treuesten Amtsträger, die die Kirche je gesehen hat, eingeleitet von diesem selbstherrlichen Kretin aus Karlsruhe. Auch eine Beschwerde beim Oberhirten Schneider war erfolglos. Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus!

Das ist absolutes Unrecht! Bereits zu Beginn dieses Amtsenthebungsverfahrens trat ich 2023 aus Protest aus der NAK aus.

NAKler sind Scheinheilige! Es wird immer betont, wie wichtig das Auskaufen der Gottesdienste ist und wie gerne man diese besucht. Corona hat es gezeigt - man konnte die GD's im Schlafanzug vor der Glotze verfolgen. Ich denke, dass den Älteren in dieser Zeit der persönlichen Kontakt gefehlt hat. Die ältere Generation besucht noch gerne die Gottesdienste. Jüngere Generationen interessiert dies jedoch immer weniger. Und wer das leugnet, lügt sich selber an. Ich war - als ich noch treu im Glauben stand - auch über jeden GD froh, der ausgefallen ist. Wenn man die Schäfchen jedoch darauf anspricht, wird generell beteuert, wie wichtig ihnen der GD Besuch ist. Wenn man es jedoch konkretisiert - WAS HAST DU HEUTE AUS DEM GD MITGENOMMEN, DAS DU UMSETZEN MÖCHTEST - kommt grundsätzlich ... NICHTS. Weil sie nimmer wissen, was gepredigt wurde. Man geht hin um gesehen zu werden, und ist froh wenn's vorbei ist. Das ist die Wahrheit! Scheinheiliges Pack!

Meine Prognose: In spät. 15-20 Jahren wird es die NAK in Europa nicht mehr geben, vielleicht schon früher. Und das ist gut so! Kein Mensch braucht diese selbstherrlichen Schwarzröcke!

Religion oder Kirche ist die legale Art, das kirchlichen Eliten es erlaubt, andere straffrei zu unterdrücken! Soviel zur Jesulehre ... liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst! Ich lach mich tot!

Schlusswort
Dies ist meine Geschichte. Es hat lange gedauert, bis ich erkannte, in welchen Fängen ich mich befand – und noch länger, bis ich mich daraus befreien konnte.

Ich habe es hinter mir. Gott sei Lob und Dank!

Jörk W.

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Re: Mein Ausstieg

#2 Beitrag von Andreas Ponto » 03.12.2025, 00:02

Hallo Jörk und willkommen hier im Forum.

Herzlichen Dank für deinen Bericht.

Von Herzen wünsche ich dir, dass du mit dir und deiner Vergangenheit Frieden schließen kannst. Die NAK ist es nicht wert, dass du dich daran abarbeitest. Es lohnt sich Abstand zu gewinnen und eigene Wege zu gehen. Vor allem zu seinem Selbst zu finden - zur Ruhe kommen und Frieden zu finden.

Das System NAK ist furchtbar. Für mich ist und bleibt es eine Sekte. Ich bin sehr dankbar, dass ich sie, die NAK hinter mir lassen konnte und freue mich für jede und jeden, der seinen eigenen guten Weg findet.

LG
Andreas

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Re: Mein Ausstieg

#3 Beitrag von anda666luz » 03.12.2025, 07:06

servus andreas,

danke Dir :) ... ja, da hast du recht! die NAK ist es nicht wert auch nur einen gedanken daran zu verlieren.

mir geht es inzwischen sehr gut! wenn ich daran denke kommt halt hier und da die wut hoch, besonders in dem kontext, dass ich meine ganze jugend und viele jahre darüber hinaus, meine ganze zeit dieser sekte geopfert habe.
was für viele verlorene jahre!

was ich jedoch nie gemacht habe - und darüber bin ich sehr froh - ich habe kein geld 'geopfert'! mein vater jedoch zeit seines lebens - ich schätze ca. 300.000 euro! und dann haben sie ihn so verars...t und verraten :lol:

in diesem sinne ...

lg

jörk

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