NAK: Sensation - Frauenordination ab 2023 möglich - alle Amtsstufen: DiakonIn, PriesterIn und ApostelIn

Alles rund um die Sondergemeinschaft Neuapostolische Kirche (NAK), die trotz bedenklicher Sonderlehren (u.a. Versiegelung, Entschlafenenwesen mit Totenmission, Totentaufe, Totenversiegelung und Totenabendmahl, Heilsnotwenigkeit der NAK-Apostel, Erstlingsschaft, ..), weiterhin "einem im Kern doch ... exklusiven Selbstverständnis", fehlendem Geschichtsbewusstsein und Aufarbeitungswillen, speziell für die Zeit des Dritten Reiches, der DDR, der Bischoffs-Botschaft ("... Ich bin der Letzte, nach mir kommt keiner mehr. ..."), sowie ihrer jüngsten Vergangenheit und unter erheblichem Unmut ehemalicher NAK-Mitglieder, auch Aussteiger genannt, die unter den missbräuchlichen Strukturen und des auf allen Ebenen ausgeprägten Laienamtes der NAK gelitten haben, weiterhin leiden und für die die NAK nach wie vor eine Sekte darstellt, im April 2019 als Gastmitglied in die ACK Deutschland aufgenommen wird.
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Holger F.
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Re: NAK: Sensation - Frauenordination ab 2023 möglich - alle Amtsstufen: DiakonIn, PriesterIn und ApostelIn

#101 Beitrag von Holger F. » 07.10.2022, 15:03

Loreley 61 hat geschrieben:
28.09.2022, 20:01
Ab vielleicht gilt das in der Theologie auch als längst überholt. Vielleicht sollte man dann gleich die Bibel neu schreiben und all die Änderungen einfügen und die obigen Jesuworte etwas weichspülen. :roll: :D
Aber auch hier sagt die NAK, dass sie die historisch, kritische Exegese ablehnt. (Bultmann usw.)
Hallo Loreley 61,

die Bibel ist nicht der einzige und absolute Bezugspunkt des christlichen Glaubens. Sie ist ("nur") ein Glaubensdokument, an dem sich jede Generation und jede Konfession immer wieder "abarbeiten" muss und das in der Regel auch tut...

Die historische, kulturelle und sprachliche Distanz zu den biblischen Texten ist viel zu groß als dass man deren Interpretation durch "einfaches Lesen" erfassen könnte. Natürlich, es gibt Texte, die - erstaunlicherweise - über zeitliche, kulturelle und sprachliche Distanzen hinweg unmittelbar verständlich sind, z.B. einige neutestamentliche Gleichnisse. Aber viele Texte sind es eben nicht. So haben sich die großen christlichen Kirchen viel Mühe gegeben, die für gottesdienstliche Lesungen brauchbaren Texte zusammenzustellen, nicht weil ihnen "die anderen Texte" unbequem oder peinlich sind, sondern weil diese keine Relevanz haben...

Wenn man aber einzelne Verse zusammenhanglos und ohne Einblick in den Stand der heutigen Exegese zitiert, macht man genau das, was man den biblizistischen Gruppierungen, die von einer wörtlichen Inspiration und der Irrtumslosigkeit der Bibel ausgehen, zurecht vorwerfen kann...

Ganz nebenbei: Die großen christlichen Glaubensbekenntnisse bekennen nicht den "Glauben an die Bibel". Wenn man sich klar macht, dass die endgültige Kanonisierung bis ins 5. Jahrhundert gedauert hat und der katholische und der protestantische Kanon nicht identisch sind, so wird vielleicht deutlich, dass der Stellenwert die Bibel kein absoluter sein kann...

Den ersten christlichen Generationen lagen nur wenige Texte vor, die heute fest im neutestamentlichen Kanon verankert sind. Und es wurden Texte gelesen, die im Prozess der Kanonisierung aussortiert wurden...

Den alten Satz "zuerst war die Kirche, dann die Bibel", würde ich etwas abwandeln: "Zuerst waren die Jesus-Gläubigen, dann deren Schriften"...

Sollte man "die Bibel neu schreiben", wie du das oben zugespitzt anregst? Ich würde so antworten:

Oldtimer verlangen viel Zeit und Pflege, Wartungen und Reparaturen. Wer nicht schrauben kann, muss Fachwerkstätten beauftragen. Das kostet viel Geld und Nerven. Außerdem benötigt man Spezialwerkzeuge und teure Ersatzteile. Die alten Motoren verbrennen ein paar Liter mehr als neue Autos, die meisten haben weder Airbag, ABS oder ESP.

Und dennoch würde ich meinen Oldtimer - so ich ihn denn hätte :wink: - für nichts in der Welt gegen ein neues Auto eintauschen...

Gruß Holger
Zuletzt geändert von Holger F. am 07.10.2022, 23:07, insgesamt 1-mal geändert.

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Loreley 61
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Re: NAK: Sensation - Frauenordination ab 2023 möglich - alle Amtsstufen: DiakonIn, PriesterIn und ApostelIn

#102 Beitrag von Loreley 61 » 07.10.2022, 15:41

Okay Holger, nur das mit dem Auto sehe ich ganz anders. Ich fahre lieber ein nagelneues Auto :lol: :wink:
Unsere Gedanken und Gefühle werden durch unsere Überzeugungen geformt.
Was du tief in dir und oft unbewusst denkst, das zeigt die größte Wirkung in deinem Leben.
Brauche nichts ... wünsche alles ... und wähle, was sich zeigt!
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Namaste

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Re: NAK: Sensation - Frauenordination ab 2023 möglich - alle Amtsstufen: DiakonIn, PriesterIn und ApostelIn

#103 Beitrag von Holger F. » 07.10.2022, 19:08

Hallo denkenistwichtig,
denkenistwichtig hat geschrieben:
01.10.2022, 01:44

Die NAK fällt häufig auf, dass sie ihre Werte flexibel dem eigenen Nutzen stressvermeidend anpasst und sogar bereit ist, sie komplett über Bord zu werfen. Man denke an die aktive Unterstützungen des Nazi- und des DDR-Regimes einschließlich Bespitzelung der eigenen NAK-Mitglieder. Dass es auch anders geht haben die Zeugen Jehovas mit ihrer klaren Distanzierung im Nationalsozialismus unter Inkaufnahme von Nachteilen bewiesen.
einige Anmerkungen, da ja Denken wichtig ist :lol:

1 Den Stand zur Forschung zum Thema "Zeugen Jehovas im Nationalsozialismus" kann man hier ganz gut nachlesen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Zeugen_Je ... ozialismus

2 Zeugen Jehovas gehören zu denjenigen Opfern des Nationalsozialismus, denen - so mein Kenntnisstand - noch kein Denkmal gewidmet wurde. Das wäre IMHO nachzuholen.

3 Über die Bewertung des Widerstandes gibt es aber sehr unterschiedliche Meinungen. So schreibt z.B. Detlef Garbe:

„Die couragierte Haltung der Zeugen Jehovas […] eignet sich als Leitbild in einer demokratisch verfassten Gesellschaft nur bedingt. Ihr Handlungsmotiv war die Loyalität zur Theokratie, nicht die Wiedererlangung von Freiheit und Demokratie.“

4 Deine Bemerkung zum Verhalten der Neuapostolischen Kirche im Nationalsozialismus erscheint mir unterkomplex. 8) Nach gründlicher Lektüre von Karl-Peter Krauss´ Buch "Inszinierte Loyalitäten? Die Neuapostolische Kirche in der NS-Zeit" (2020, 466 Seiten) habe ich eine differenziertere Meinung zum Thema...

5 Krauss´ Buch ist das bisher beste, das ich zum Thema gelesen habe. Ich gebe gerne zu, dass mir das 64-seitige Buch von Michael König und Jürgen Marschall, "Die Neuapostolische Kirche in der N.S.-Zeit und ihre Auswirkungen bis zur Gegenwart", 1994 vor fast 30 Jahren in meinem Ablösungsprozess von der NAK sehr gefallen hat, aber das Buch war sicher nicht der Weisheit letzter Schluss...

6 Der Ansatz von Krauss, erst einmal gründlich zu überlegen, was denn überhaupt die "Waffen der Schwachen" (Weapons of the Weak, James C. Scott) in einem solch mörderischen System sein können, ist ein Gedanke, der sich zur Durchdringung auch ganz anderer politischer Sachverhalte eignet...

Gruß Holger
Zuletzt geändert von Holger F. am 08.10.2022, 10:28, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: NAK: Sensation - Frauenordination ab 2023 möglich - alle Amtsstufen: DiakonIn, PriesterIn und ApostelIn

#104 Beitrag von Holger F. » 07.10.2022, 21:06

arminius21 hat geschrieben:
30.09.2022, 10:38

Meine Einschätzung aus Reaktionen vor und nach dem 20. September, dieses Mal für den deutschsprachigen Raum :D gegensätzliche Einschätzungen wären sehr willkommen!

Hallo arminius 21,

sehr nachvollziehbare und kluge Analyse. Deine Klassifizierung erscheint mir allerdings zu sehr aktive, wendige und überhaupt nach- und mitdenkende Mitglieder im Blick zu haben.

Was ist mit den 10-20% (nur mal so ins Blaue geschätzt) von vor allem älteren Mitgliedern, denen alles Inhaltliche völlig egal ist, die nur noch dasitzen und sich freuen, wenn sie jemand aus der Gemeinde besucht?

Gruß Holger
Zuletzt geändert von Holger F. am 07.10.2022, 23:16, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Frauenordination

#105 Beitrag von Holger F. » 07.10.2022, 22:25

fridolin hat geschrieben:
17.06.2021, 17:50
Jahrzehnte hat die NAK den Männerkult gehuldigt und vehement verteidigt. :D
Ja, fridolin,

und nicht ohne Grund hatte das Buch, das sich u.a. mit Apostel Rockenfelder jun. und seiner apostolischen Abspaltung beschäftigte, den vielsagenden Titel "Unter Männern. Brüder, Kumpel, Kameraden." (Burkhard Schröder, 1988)...

Und auch wer heute die NAK-Publikationen (incl. Internetseiten) anschaut, sieht nur Männer, einzeln und in Gruppen fotografiert (neuerdings kann man sogar "Fotografierkurse" der NAK belegen). Taucht tatsächlich einmal eine Frau auf (z.B. als Übersetzerin), dann hält man es nicht einmal für nötig, deren Namen abzudrucken...

Wenn aber im ökumenischen Zusammenhang eine protestantische Pfarrerin in einer Kirche der NAK auftaucht, macht man ihr "den Hof", und da darf sie auch schon einmal vom Altar aus sprechen. Natürlich kennt/ nennt man dann auch deren Namen. Ganz anders der Umgang mit neuapostolischen Frauen: In den Berichterstattungen zu den großen und internationalen Tagen des "International Sisters’ Fellowship" in Sambia, wird keine einzige der Frauen, die dieses Event organisiert haben, mit Namen genannt...

Und ganz ehrlich: Wem fällt auch nur ein einziger Name eines weiblichen NAK-Mitglieds ein, das für "würdig" erachtet wurde, ausführlich in den NAK-Medien dargestellt zu werden? So fragwürdig das Verhalten der RKK gegenüber Frauen auch sein mag - mir fallen Dutzende von katholischen Frauen ein, die heilig gesprochen wurden und als Vorbilder fungieren...

Gerne erinnere ich auch an Aleqa Hammond, von 2013 bis 2014 Regierungschefin Grönlands und neuapostolisches Kirchenmitglied. Als sie Familienministerin wurde, wurde sogar auf der Webseite von "NAK International" darüber berichtet und ihr gratuliert. Für die Leitung der beiden Grönländischen Mini-Gemeinden (einstellige Mitgliederzahlen) suchte man aber einen Mann. Und einen ungeeigneten Mann findet man natürlich immer... :shock: Seit geraumer Zeit gibt es dort nicht mal mehr den einen ungeeignten Mann als Amtsträger. :cry: Die Grönland-"Mission" war seitens der Gebietskirche Norddeutschland ein ebensolcher absehbarer Flop wie die sog. "Mission" der Insel Wangerooge der damaligen Gebietskirche Bremen...

Das kommt eben dabei heraus, wenn man Inseln/ Länder "missionieren" will bzw. zu "Missionsländern" erkärt, deren Bevölkerung zu 100% aus Christen besteht: Außer Spesen nichts gewesen...

Gruß Holger
Zuletzt geändert von Holger F. am 08.10.2022, 12:38, insgesamt 3-mal geändert.

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Re: NAK: Sensation - Frauenordination ab 2023 möglich - alle Amtsstufen: DiakonIn, PriesterIn und ApostelIn

#106 Beitrag von Holger F. » 07.10.2022, 22:44

Ergänzung:

In Westeuropa hat das in der Vergangenheit konservativ geprägte Frauenbild der Neuapostolischen Kirche erheblichen Probleme verursacht. Zur Lektüre empfehle ich „Ulrike Bär, Risiken für die Selbstbildung durch Erziehung und Sozialisation in fundamentalistisch religiösen Gemeinschaften, Überlegungen zur Individuation von Kindern und Jugendlichen unter institutioneller Beeinflussung am Beispiel der Neuapostolischen Kirche, Hausarbeit zum Abschluss der Ausbildung als Psychologische Beraterin, Göppingen 2003“.

https://www.praxis-ulrike-baer.de/pdf/Risiken.pdf

Hier ist das Frauenbild bis zur Jahrtausendwende gut aufgeschlüsselt und belegt...

Von besonderer Bedeutung ist übrigens ein Gedicht, dass vor über 100 Jahren in der Neuapostolischen Rundschau abgedruckt war. In einigen Regionen Deutschlands gehörte das im Gedicht verwendete Wortspiel mit der 1 (Mann) und der 0 (Frau) zum festen Predigtrepertoire (z.B. bei Bezirksapostel Klaus Saur):


Das Nullchen

Wie oft geschieht es in der Welt,
dass man als Null die Frauen zählt.
Gar viele schätzen sie gering,
denn „Null“ ist ein gar wertlos Ding.

Es geht auf dieser Lebensbahn
als Nummer Eins der Mann voran,
im Sturmgetös, beim Sonnenschein,
die Null folgt immer hinterdrein.

Doch seid nur still und seht es ein,
der Wert der Null ist doch nicht klein;
steht sie nur auf dem rechten Platz,
so ist die Null ein großer Schatz.

Eins ist der Mann und Null das Weib,
ich sag’s nur so zum Zeitvertreib.
Eins ist nicht viel, doch sollst du sehn:
Ein Nullchen dran, sie bilden zehn.

Die Null hat Nummer Eins erhöht,
weil sie hübsch hinterm Einer steht;
doch möcht das Nullchen vorne sein:
Und stünd‘ der Einer hinterdrein,
so gibt es ein verkehrtes Ding
und beider Wert wird dann gering.

(aus: Neuapostolische Rundschau 1912, Nr. 7, S. 40)

Hier mein "Gegengedicht":

Das Dummchen

Die Lehr´ aus diesem Dumm-Gedicht
durch ihre Schlichtheit sehr besticht.
Der Autor reimt hier loses Zeug,
was hoffentlich er heut bereut.

Das Rechnen liegt ihm auch nicht sehr,
nur Null und Eins, kennt er nicht mehr?
Die Zeilen waren auch nicht schlau,
damit vertrieb er Kind und Frau.

Nun lebt die große Eins alleine,
Hat nur den Hund an seiner Leine.
Gedichte schreibt er auch nicht mehr,
Das freut vor allem Frauen sehr.

Holger F.
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Re: NAK: Sensation - Frauenordination ab 2023 möglich - alle Amtsstufen: DiakonIn, PriesterIn und ApostelIn

#107 Beitrag von Holger F. » 07.10.2022, 23:27

arminius21 hat geschrieben:
06.10.2022, 10:53
Falls diese Parallele wirklich so gemeint war, wären wir wieder beim Orwellschen "Doppeldenk": Heute haben wir berichtigt, was früher schon richtig war. A ist das Gegenteil von B, aber beide sind wahr, abhängig vom geschichtlichen Kontext... :roll:

Hallo arminius 21,

meine Schulzeit ist schon zu lange her, deshalb musste ich das "Orwellsche doublethink" noch einmal nachschlagen:

"Das schließt mit ein: Absichtlich Lügen zu erzählen und aufrichtig an sie zu glauben; jede beliebige Tatsache zu vergessen, die unbequem geworden ist, und dann, falls es wieder nötig ist, sie aus der Vergessenheit zurückzuholen; so lange wie nötig die Existenz einer objektiven Realität zu leugnen und gleichzeitig die Realität zu akzeptieren, die man verleugnet."

Das trifft es .... :lol:

Gruß Holger

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Re: NAK: Sensation - Frauenordination ab 2023 möglich - alle Amtsstufen: DiakonIn, PriesterIn und ApostelIn

#108 Beitrag von Holger F. » 08.10.2022, 12:02

Nachdenker hat geschrieben:
01.10.2022, 11:23
Solange unsere Kirche nicht die grundlegenden und von der Heiligen Schrift abweichenden Lehrmeinungen hinsichtlich des Entschlafenenwesens sowie der Versiegelung und den damit zumindest indirekt verbundenen „Alleinanspruch“ im Sinne Christi aufgibt, werden die wohltuenden Entwicklungen wie die Frauenordination und andere zukunftsorientierende Veränderungen leider kaum zur Akzeptanz im Kreis der allgemeinen Christenheit beitragen.
Hallo Nachdenker,

die Bibel, vor allem auch das Neue Testament, ist weder Geschichts- noch Lehrbuch. Insbesondere für ein christliches „Lehrgebäude“, das den Ansprüchen der jeweiligen/ heutigen Zeit entspricht, kann es also keine Einheitlichkeit geben.

Selbst die Antworten christlicher Kirchen auf die grundlegende Frage nach dem richtigen Taufverständnis (Kinder- oder Glaubenstaufe) unterscheiden sich fundamental.

Die Liste der unterschiedlichen christlichen Positionen ließe sich fortsetzen (z.B. Bibel- und Kirchenverständnis, Amtsverständnis/ Papstamt, Eucharistie/ Abendmahl, Sakramentsverständnis, Marien- und Heiligenverehrung, Zölibat usw. usf.)

Die von dir angesprochene „Akzeptanz im Kreis der allgemeinen Christenheit“ ist schon längst gegeben. Ein Beispiel:

Im Juli 2022 fand ein Amtsträgerfortbildungsseminar in Österreich mit Apostel M. Pfützner und Hirte W. Hessler statt. Am Sonntagmorgen überraschte der emeritierte Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser die Amtsträger und sprach mit ihnen das Morgen- und Segensgebet...

https://nak.at/dbc/231979/393242

Das neuapostolische Verständnis zum „Entschlafenenwesen“ und zur „Versiegelung“ teile ich ausdrücklich nicht, aber ebenso teile ich die vielen merkwürdigen Lehrinhalte anderer Kirchen nicht. Dennoch sind „Sonderlehren“ aller in der Ökumene aktiven Kirchen kein Hindernis, dass diese Kirchen aufeinander zugehen. Und das ist auch gut so!

Ich denke, dass unter den Gläubigen dieser Kirchen nicht nur Akzeptanz, sondern auch ein unsichtbares Band der inneren Verbundenheit existiert, das sich noch weiter festigen wird, wenn man folgenden Wahlspruch beherzigt:

„In notwendigen Dingen Einheit, in zweifelhaften Dingen Freiheit, in allem aber Liebe.“

Gruß Holger

P.S.

Dieser Spruch geht zurück auf den Erzbischof Markantun de Dominis:

“Omnesque mutuam amplecteremur unitatem in necessariis, in non necessariis libertatem, in omnibus caritatem.”

„Und lasst uns alle umarmen, im Notwendigen die beiderseitige Einheit, im Zweifelhaften die Freiheit, in allem die Nächstenliebe!“

(Markantun de Dominis: De Republica Ecclesiastica)

Nachdenker
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Re: NAK: Sensation - Frauenordination ab 2023 möglich - alle Amtsstufen: DiakonIn, PriesterIn und ApostelIn

#109 Beitrag von Nachdenker » 10.10.2022, 10:07

Hallo Holger,
natürlich ist die Heilige Schrift weder Geschichts- noch Lehrbuch, aber sie ist die überlieferte Grundlage unseres christlichen Glaubens und gibt die wesentliche Orientierung. Das diese in Teilen nicht immer fehlerfrei aus dem Urtext übersetzt ist, lassen wir einmal dahin gestellt, ebenso den Glauben oder auch Nichtglauben des Einzelnen daran.

Das gesamte Christentum richtet sich grundsätzlich nach der Bibel aus, allerdings ist die Auslegung, wie Du auch schon festgestellt hast, in allen Religionen oftmals recht "kreativ". Unbeachtet bleibt oft die Betrachtung im Kontext von Zeit und Kultur. Religionsgemeinschaften wie auch unsere NAK lassen aufgrund fehlender theologischer "Ausbildung" diesen Zusammenhang außer acht. Besonders in der NAK werden Entscheidungen oder fundamentale Festlegungen ausschließlich mit der Übermittlung durch den Heiligen Geist begründet. Das hat sich in der Vergangenheit vielfach als falsch erwiesen und führte dementsprechend zu Korrekturen. Bitte nicht falsch verstehen - der Heilige Geist ist sicherlich das "Zünglein an der Waage", aber ohne eine Wissens- und Erkenntnisgrundlage wird es kaum gehen. Vielleicht vergleichbar mit einem Navi. Der Prossesor in dem Gerät entscheidet ob die Fahrroute korrekt oder inkorrekt ist, das kann er aber erst nachdem er mit den Positionsdaten gefüttert wurde.

Zur Akzeptanz der NAK: Sicherlich sind wir mittlerweile in vielen Bereichen von den christlichen Großkirchen akzeptiert und arbeiten in der Ökumene glücklicherweise mit. Unsere Sonderlehren wie das beschriebene Entschlafenenwesen oder die Versiegelung trennen uns allerdings grundlegend im Bereich der Ökumene.

Mein Fazit: Keine Religionsgemeinschaft kann für sich die einzig korrekte Auslegung beanspruchen. Die NAK ist allerdings in einigen fundamentalen Fällen noch weit davon entfernt.

Gruß Nachdenker

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Re: NAK: Sensation - Frauenordination ab 2023 möglich - alle Amtsstufen: DiakonIn, PriesterIn und ApostelIn

#110 Beitrag von Holger F. » 11.10.2022, 21:59

Nachdenker hat geschrieben:
10.10.2022, 10:07
Unsere Sonderlehren wie das beschriebene Entschlafenenwesen oder die Versiegelung trennen uns allerdings grundlegend im Bereich der Ökumene.
Gruß Nachdenker
Hallo Nachdenker,

„Entschlafenenwesen“

Mit wohlwollendem Blick und meiner allmählich durchbrechenden Altersmilde würde ich das neuapostolische Entschlafenenwesen als Hineinnehmen der Verstorbenen in die sakramentale Heilsgemeinschaft der Gläubigen interpretieren und damit letztlich als spezifischen Ausdruck des allumfassenden Heilshandelns Gottes aus der Perspektive der Neuapostolischen Kirche.

Theologisch besteht eine Spannung zwischen dem universellen Heilswillen Gottes auf der einen und der – von vielen christlichen Kirchen – als notwendig erachteten sakramentalen Taufe auf der anderen Seite. Je nach Sakramentsverständnis unterscheiden sich die Konfessionen in der Art, wie sie mit dieser Spannung umgehen…

Der aktuelle Forschungstand zu 1. Kor 15,29, also zu derjenigen Bibelstelle, auf die sich diese neuapostolische Lehre gründet, spricht jedenfalls nicht gegen die gegenwärtige neuapostolische Praxis. Ganz nebenbei sieht man an diesem Beispiel sehr schön, dass „Theologie“/ die moderne Bibelwissenschaft nicht die Aufgabe hat, konfessionellen Besonderheiten, die nicht dem christlichen Mainstream entsprechen, den Garaus zu machen...

„Versiegelung“

Auch diese „Sonderlehre“ ist mit der modernen Bibelwissenschaft/ Theologie nicht aus den Angeln zu heben. Das wird einem bewusst, wenn man ein wenig über den (deutschen) Tellerrand hinausschaut.

In vielen pfingstlerischen Gemeinschaften gibt es neben der (Wasser-) Taufe die sog. Geistestaufe. Die Firmung in der Katholischen Kirche ist das Pendent zur neuapostolischen Versiegelung, auch wenn die katholische Firmung im deutschsprachigen Raum gerne mit der protestantischen Konfirmation verwechselt wird. Die orthodoxe Firmung, die gleich nach der Taufe gespendet wird, ähnelt am stärksten der neuapostolischen Versiegelung…

Ich wiederhole deinen Satz von oben:

>>Unsere Sonderlehren wie das beschriebene Entschlafenenwesen oder die Versiegelung trennen uns allerdings grundlegend im Bereich der Ökumene.<<

Meines Erachtens ist das nicht so. Der Eindruck kann entstehen, da im ökumenischen Bereich die Evangelisch-lutherische Kirche „die Nase weit vorne hat“ und ihre „Weltanschauungsbeauftragten“ die konfessionelle Brille auch nicht immer abnehmen…

Du scheinst noch Mitglied der Neuapostolischen Kirche zu sein, ich seit 2000 nicht mehr; die größten Überschneidungen meiner Überzeugungen gibt es mit der Evangelisch-lutherischen Kirche (dies nur zur Einordnung meiner obigen Aussagen)…

Deine Haltung kann ich gut verstehen, aber sie spiegelt IMO die Innensicht (der zu recht) kritischen NAK-Mitglieder wider und ist damit vor allem ein innerkirchliches Problem. Von außen betrachtet, stellt sich das ein wenig anders dar...


Gruß Holger

P.S. Zum ökumenischen Problem werden Versiegelung und Entschlafenenwesen dann, wenn sie - wie in früheren Jahrzehnten - zur Unterfütterung des Exklusivanspruchs der NAK und dem Heilsexklusivismus des neuapostolsichen Apostolates dienen. Im deutschspachigen Raum sehe ich aber keinen Apostel, der einen solchen Anspruch nach außen vertreten würde. Dass innerkirchlich dieses "Register" gelegentlich gezogen wird, nehme ich wahr, ist aber - wie oben gesagt - ein Problem, mit dem sich die Mitglieder herumschlagen müssen...

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