Trauerarbeit
Trauerarbeit
Ich gehöre zu den stillen Mitlesern hier im Forum, die sich eher selten zu Wort melden. Nach meinem Austritt 2009 habe ich verschiedene Phasen der Aufarbeitung erlebt, angefangen von einem Gefühl der Befreiung und Stärke über sehr direkte und manchmal aggressive Form der verbalen Auseinandersetzung, wobei ich oftmals noch Aktive verletzt habe (was mir im Nachhinein sehr leid tut), bis hin zu einem gewissen Grad von Versöhnlichkeit in der letzten Zeit und ... ja... auch Traurigkeit. Das klingt sicher paradox.
Ehrlich gesagt, irritiert mich dieses Gefühl. Man surft beispielsweise im www, kommt dabei von einem über den nächsten Link auf völlig andere Themen – wie das halt so ist – und plötzlich singt da ein Männerchor: "Gott ist Liebe" https://www.youtube.com/watch?v=i9RuFyD0WaM Tja, und dann sind sie wieder da, die Emotionen und ich bin hin- und hergerissen: Schalte ich ab oder lasse ich das laufen? Meistens höre ich es mir dann an. Es klingt so schön und so vertraut und ist ja (obwohl von einem NAK-ler komponiert) keines der typischen NAK-Lieder á la „Apostelwort der Kirche Licht“, sondern hat einen allgemein-christlichen Charakter. Es ist auch nur ein Beispiel dafür, worauf ich nach so vielen Jahren immer noch reagiere. Es gibt auch andere Situationen, in denen dieses Gefühl, etwas Unwiederbringliches verloren zu haben, sehr stark ist, fast als hätte ich einen lieben Menschen für immer verloren. Immer haben sie mit Musik zu tun, vielleicht weil ich selbst viele Jahre im Alt gesungen habe. So haben mich beispielsweise meine Emotionen völlig unvorbereitet erwischt, als ich in Warnemünde war. Es war Winter, eisig kalt, und auf der Fußgängerbrücke über den Alten Strom standen zwei Kosacken (?) in Uniform mit Schifferklavier und sangen auf Russisch: "Ich bete an die Macht der Liebe". Das war so schlicht und so schön. *seufz*
Bevor mich hier jemand falsch versteht, stelle ich mal klar, dass ich meinen Austritt niemals bereut habe und auch nicht wieder zurück gehen würde. Das wäre in etwa so, als müsste ich wieder glauben, die Erde sei eine Scheibe, obwohl ich doch genau weiß, dass sie rund ist. Warum also diese Emotionen? Ist das ein Widerspruch? Was meint ihr?
LG
Lulo
Ehrlich gesagt, irritiert mich dieses Gefühl. Man surft beispielsweise im www, kommt dabei von einem über den nächsten Link auf völlig andere Themen – wie das halt so ist – und plötzlich singt da ein Männerchor: "Gott ist Liebe" https://www.youtube.com/watch?v=i9RuFyD0WaM Tja, und dann sind sie wieder da, die Emotionen und ich bin hin- und hergerissen: Schalte ich ab oder lasse ich das laufen? Meistens höre ich es mir dann an. Es klingt so schön und so vertraut und ist ja (obwohl von einem NAK-ler komponiert) keines der typischen NAK-Lieder á la „Apostelwort der Kirche Licht“, sondern hat einen allgemein-christlichen Charakter. Es ist auch nur ein Beispiel dafür, worauf ich nach so vielen Jahren immer noch reagiere. Es gibt auch andere Situationen, in denen dieses Gefühl, etwas Unwiederbringliches verloren zu haben, sehr stark ist, fast als hätte ich einen lieben Menschen für immer verloren. Immer haben sie mit Musik zu tun, vielleicht weil ich selbst viele Jahre im Alt gesungen habe. So haben mich beispielsweise meine Emotionen völlig unvorbereitet erwischt, als ich in Warnemünde war. Es war Winter, eisig kalt, und auf der Fußgängerbrücke über den Alten Strom standen zwei Kosacken (?) in Uniform mit Schifferklavier und sangen auf Russisch: "Ich bete an die Macht der Liebe". Das war so schlicht und so schön. *seufz*
Bevor mich hier jemand falsch versteht, stelle ich mal klar, dass ich meinen Austritt niemals bereut habe und auch nicht wieder zurück gehen würde. Das wäre in etwa so, als müsste ich wieder glauben, die Erde sei eine Scheibe, obwohl ich doch genau weiß, dass sie rund ist. Warum also diese Emotionen? Ist das ein Widerspruch? Was meint ihr?
LG
Lulo
Zuletzt geändert von Lulo am 19.01.2018, 10:48, insgesamt 2-mal geändert.
Re: Trauerarbeit
Liebe Lulo,
ich kann Sie mehr als nur gut verstehen – weil es mir oft auch so geht.
Erst gestern wieder, als ich mit meinem Bruder unterwegs war und er sich so sehr darüber freute, dass wir zusammen etwas unternahmen. Da dachte ich oft gerührt, was für eine tolle Familie wir sein hätten können, wäre die NAK nicht gewesen.
Ich habe seinerzeit, also in meiner NAK-Zeit ja wirklich alles 1:1 geglaubt, was gepredigt und über diese unermessliche Liebe gesagt worden ist. Noch viele Jahre nach meine Ausstieg musste ich oft von den verbliebenen Freunden gebremst werden, wenn ich im Überschwang meines Mitgefühls fast mein ganzes Hab und Gut an andere, notleidende Menschen verschenkte, oder mich für sie völlig verausgabte.
Sehe und erlebe ich heute Familien, die ein inniges Verhältnis zueinander haben, füreinander in allen Lebenssituationen da sind und sich eben lieben, dann kann ich oft gar nicht verhindern, dass mir die Tränen kommen.
Ja, und dann ist es auch häufig die Musik, die mir bekannt und vertraut vorkommt und die innerste Saiten zum Schwingen bringt.
Bei tieferer Betrachtung sind es dann auch andere Assoziationen, die genau die gegenteilige Gefühle in mir wecken.
Auf fühlbare, ganz offensichtlich Scheinharmonie reagiere ich unglaublich stark. Da wird mir dann sogar körperlich richtig elend. Oder, wenn mir jemand „seine Liebe“ überstülpen will, also sehr aufdringlich persönlich wird. Dann würde ich am liebsten so schnell es nur geht fortlaufen.
Auch eine Nachwirkung, aber für mich eher eine positive ist, dass ich sehr sensibel auf versuchte Beeinflussungen reagiere. Sobald es einen Touch hat, mich „mit Gewalt“ von etwas überzeugen zu wollen, reagiere ich sehr ablehnend. Ich frage mich dann sofort: Was will mein Gegenüber? Will es seinen eigenen Vorteil? Was bewegt es dazu, mir seine Meinung aufzwängen zu wollen? Was springt dabei raus für ihn?
Bei allem sehe ich – bei mir – kein Paradox. Eher sogar die nur natürlich und logische Folge, von dem, was ich mir selbst einst gewünscht und erträumt habe, und nicht selten auch noch heute wünsche.
Und zuletzt: Nur weil meine Erfahrungen mit der NAK für mich sehr negativ waren, ist ja nicht die ganze Welt und Menschheit schlecht.
Herzlichst
Jinn
ich kann Sie mehr als nur gut verstehen – weil es mir oft auch so geht.
Erst gestern wieder, als ich mit meinem Bruder unterwegs war und er sich so sehr darüber freute, dass wir zusammen etwas unternahmen. Da dachte ich oft gerührt, was für eine tolle Familie wir sein hätten können, wäre die NAK nicht gewesen.
Ich habe seinerzeit, also in meiner NAK-Zeit ja wirklich alles 1:1 geglaubt, was gepredigt und über diese unermessliche Liebe gesagt worden ist. Noch viele Jahre nach meine Ausstieg musste ich oft von den verbliebenen Freunden gebremst werden, wenn ich im Überschwang meines Mitgefühls fast mein ganzes Hab und Gut an andere, notleidende Menschen verschenkte, oder mich für sie völlig verausgabte.
Sehe und erlebe ich heute Familien, die ein inniges Verhältnis zueinander haben, füreinander in allen Lebenssituationen da sind und sich eben lieben, dann kann ich oft gar nicht verhindern, dass mir die Tränen kommen.
Ja, und dann ist es auch häufig die Musik, die mir bekannt und vertraut vorkommt und die innerste Saiten zum Schwingen bringt.
Bei tieferer Betrachtung sind es dann auch andere Assoziationen, die genau die gegenteilige Gefühle in mir wecken.
Auf fühlbare, ganz offensichtlich Scheinharmonie reagiere ich unglaublich stark. Da wird mir dann sogar körperlich richtig elend. Oder, wenn mir jemand „seine Liebe“ überstülpen will, also sehr aufdringlich persönlich wird. Dann würde ich am liebsten so schnell es nur geht fortlaufen.
Auch eine Nachwirkung, aber für mich eher eine positive ist, dass ich sehr sensibel auf versuchte Beeinflussungen reagiere. Sobald es einen Touch hat, mich „mit Gewalt“ von etwas überzeugen zu wollen, reagiere ich sehr ablehnend. Ich frage mich dann sofort: Was will mein Gegenüber? Will es seinen eigenen Vorteil? Was bewegt es dazu, mir seine Meinung aufzwängen zu wollen? Was springt dabei raus für ihn?
Bei allem sehe ich – bei mir – kein Paradox. Eher sogar die nur natürlich und logische Folge, von dem, was ich mir selbst einst gewünscht und erträumt habe, und nicht selten auch noch heute wünsche.
Und zuletzt: Nur weil meine Erfahrungen mit der NAK für mich sehr negativ waren, ist ja nicht die ganze Welt und Menschheit schlecht.
Herzlichst
Jinn
Re: Trauerarbeit
Werte Lulo, ich glaube, dass ich Ihre Empfindungen sehr gut nachempfinden kann. Meine Frau und ich sind 2007 ausgetreten, da war ich 62. Obwohl unsere Entscheidung auf guten Füßen stand, gab es auch bei mir so etwas wie Trauerarbeit, wenn ich das auch nicht so bezeichnet habe – und dabei auch Wut und Agression. Aber daraus folgte eine Phase langen, intensiven historischen Nachfragens, primär in der Literatur, verbunden mit schmerzlichen Reflexionen persönlicher, auch selbstkritischer, Erfahrungen. Dabei hat sich letztlich für mich / uns eines herausgestellt: Unsere NAK-Erfahrungen spielten sich im Wesentlichen auf drei (ineinander verzahnten) Ebenen ab: die der NAK-Doktrinen, der Hierarchie sowie der sozialen Kontakte und Aktivitäten. Dabei spielte auch bei uns die Musik eine tragende Rolle, und zwar sowohl das, was wir selbst aus den Büchern und Mappen gesungen haben wie aber vor allem auch, was uns – z. T. auf beachtlichem Niveau – von den Chören und Orchestern "ins Herz, in die Seele" gesungen worden war. Gerade daraus, was uns emotional so tief berührt hatte, war ja primär unser spezifisch neuapostolisches Lebensgefühl erwachsen – und nicht in erster Linie im Kopf! Dazu gehörten auch viele schöne Beziehungen. So geht es mir heute bei vielen Melodien und Gesichtern ebenso wie von Ihnen geschildert: letztlich ein psychologisches Phänomen, das Menschen im Zuge ihrer biografischen Laufbahn auf allen möglichen Feldern erfahren: die Nachwehen von (eindeutigen oder ambivalenten) Prägungen!
Erst im Zuge unserer späteren Auseinandersetzung mit dem Themenbereich NAK, Religion, Ideologie - und was das mit einem machen kann! - lernten wir zu differenzieren zwischen den Menschen im "System" und dem System als solches. Denn das hat sehr wohl gelernt, Liebenswürdigkeit und Begabungen von Menschen als Prä für die eigene Legitimation zu instrumentalisieren! Eben nicht nur in der NAK! – Aber das ist ein anderes Kapitel.
Erst im Zuge unserer späteren Auseinandersetzung mit dem Themenbereich NAK, Religion, Ideologie - und was das mit einem machen kann! - lernten wir zu differenzieren zwischen den Menschen im "System" und dem System als solches. Denn das hat sehr wohl gelernt, Liebenswürdigkeit und Begabungen von Menschen als Prä für die eigene Legitimation zu instrumentalisieren! Eben nicht nur in der NAK! – Aber das ist ein anderes Kapitel.
Re: Trauerarbeit
Moin Lulo,Lulo hat geschrieben:....... Es gibt auch andere Situationen, in denen dieses Gefühl, etwas Unwiederbringliches verloren zu haben, sehr stark ist, fast als hätte ich einen lieben Menschen für immer verloren. Immer haben sie mit Musik zu tun,........
......
Warum also diese Emotionen? Ist das ein Widerspruch? Was meint ihr?
ich kann das wunderbar nachfühlen. Mir geht es oft ähnlich.
Ich war über 2 Jahrzehnte der Musikverantwortliche in unserer Gemeinde. (Natürlich in engen Grenzen, denn "1. Dirigent ist immer noch der Vorsteher" - doofer Spruch!!)
Nach meiner Emanzipation hatte ich oft sehr schlechte Gefühle, Scham, Ärger, weil ich merkte, wie ich mit der Macht der Musik das System NAK in die Köpfe gebracht habe. Es kamen ja ne ganze Leute in den GD, weil der Chor so schön sang, oder die Instrumentalisten so schön gespielt haben, oder die Kinder so herzergreifend vorn standen und was zum Besten gaben. Von der Predigt haben sie gar nicht so viel mitgenommen (jedenfalls konnten sie sich kaum erinnern, was in der Predigt gesagt wurde).
Auf youtube sah ich unlängst einige Videos vom Berliner Schulchor, aufgenommen vor ~15...20 Jahren, mit den ganzen vertrauten Gesichtern. Ich habe fast geheult. Herzschmerz á la Max Hölting. Ich habs meiner Frau gezeigt, die meinte nur: "Wie spießig."

Ich hatte vor 2 Jahren überlegt, ob ich vielleicht Mormone werden sollte, als ich den Tabernakel-Chor singen gehört habe .....

Bleib entspannt, Lulo. Das gehört zu unserer Historie. Gefühle und Emotionen sind einfach da. Ich denke, wir können sie nicht beeinflussen. Wir können sie bekämpfen - dann brechen sie woanders aus. Lass uns trauern. Das gehört auch zum Leben. Werden und vergehen. Neues zu eigen machen - Altes abstoßen. Erinnern ....
Re: Trauerarbeit
Vielen Dank für eure Antworten.
nicht die Was-Wäre-Wenn-Fragen und die möglichen Antworten darauf stimmen mich traurig, sondern die Tatsache, meinen Glauben verloren zu haben. Das mag sehr pathetisch klingen, aber so ist es.
Lieber Gabriel,
das trifft es: "...Nachwehen von... Prägungen!" Es ist tröstlich, wenn es nicht nur mir so geht. Ja, die Chöre und Orchester haben uns "...ins Herz, in die Seele gesungen". Und da sind diese Melodien immer noch und bleiben untrennbar mit unseren Erinnerungen an diese Zeit verknüpft. Ich frage mich, ob diese Nachwehen OHNE die Musik überhaupt vorhanden wären, denn die Predigten empfand ich nur selten als echte Bereicherung. Und bisher haben sich auch keinerlei Nachwehen eingestellt, wenn ich z. B. mal Predigtausschnitte mitgelesen habe.
Lieber Bezirks-Elster,
"...Mormone werden..."
Ich denk drüber nach.
LG
Lulo
Lieber Jinn,Jinn hat geschrieben:Da dachte ich oft gerührt, was für eine tolle Familie wir sein hätten können, wäre die NAK nicht gewesen.
nicht die Was-Wäre-Wenn-Fragen und die möglichen Antworten darauf stimmen mich traurig, sondern die Tatsache, meinen Glauben verloren zu haben. Das mag sehr pathetisch klingen, aber so ist es.
Lieber Gabriel,
das trifft es: "...Nachwehen von... Prägungen!" Es ist tröstlich, wenn es nicht nur mir so geht. Ja, die Chöre und Orchester haben uns "...ins Herz, in die Seele gesungen". Und da sind diese Melodien immer noch und bleiben untrennbar mit unseren Erinnerungen an diese Zeit verknüpft. Ich frage mich, ob diese Nachwehen OHNE die Musik überhaupt vorhanden wären, denn die Predigten empfand ich nur selten als echte Bereicherung. Und bisher haben sich auch keinerlei Nachwehen eingestellt, wenn ich z. B. mal Predigtausschnitte mitgelesen habe.
Lieber Bezirks-Elster,
"...Mormone werden..."


LG
Lulo
Re: Trauerarbeit
Liebe Lulo,
auch ich gehöre wie sie zu den stillen Mitlesern hier. Nun möchte ich heute mal eine 'Ausnahme' machen, weil mich ihre Zeilen sehr berührt haben. Es ist wirklich ein schwerer Prozess, aber es ist auch erklärbar wie wir Menschen in Bezug auf die Musik, die wir erlebt haben und geliebt haben reagieren. Ich kann aus meiner Erfahrung sagen, dass es sehr gute Literatur gibt, die sich mit Rezilienz und der Wirkung von Musik befasst. Neurobiologisch sind gute Erklärungen vorhanden, Singen fördert ja die Ausschüttung von s.g. "Bindungshormon". Luise Reddemann hat ein kleines Buch über die heilsame Wirkung von Bachs Werken geschrieben. Die Regionen in unserem Kopf in denen Musikempfinden ist und die Region für Emotion liegen direkt nebeneinander.
Aber neben der Musik sind es halt auch die Auswirkungen der verschiedenen Manipulationen, die "wir" meistens erfahren haben - natürlich in unterschiedlichster Ausprägung. Aber die NAK präsentiert sich fast ausschließlich über Musik, so ist das wirklich ein schwerer Weg nach dem Verlasssen der Gruppe.
Wir haben immer noch unterschiedliche 'seelische Zustände' so will ich es mal ausdrücken, sobald wir die alten Melodien hören. Der geistliche Mißbrauch wurde für mich erst nach Jahren greifbar und beschreibbar, vorher konnte ich es gar nicht in Worte fassen. Alles Gute bei der Bearbeitung, Trauerarbeit kannte ich vorher in meiner NAK Zeit gar nicht. Sie ist aber so wichtig.
Herzliche Grüße von
Edda
auch ich gehöre wie sie zu den stillen Mitlesern hier. Nun möchte ich heute mal eine 'Ausnahme' machen, weil mich ihre Zeilen sehr berührt haben. Es ist wirklich ein schwerer Prozess, aber es ist auch erklärbar wie wir Menschen in Bezug auf die Musik, die wir erlebt haben und geliebt haben reagieren. Ich kann aus meiner Erfahrung sagen, dass es sehr gute Literatur gibt, die sich mit Rezilienz und der Wirkung von Musik befasst. Neurobiologisch sind gute Erklärungen vorhanden, Singen fördert ja die Ausschüttung von s.g. "Bindungshormon". Luise Reddemann hat ein kleines Buch über die heilsame Wirkung von Bachs Werken geschrieben. Die Regionen in unserem Kopf in denen Musikempfinden ist und die Region für Emotion liegen direkt nebeneinander.
Aber neben der Musik sind es halt auch die Auswirkungen der verschiedenen Manipulationen, die "wir" meistens erfahren haben - natürlich in unterschiedlichster Ausprägung. Aber die NAK präsentiert sich fast ausschließlich über Musik, so ist das wirklich ein schwerer Weg nach dem Verlasssen der Gruppe.
Wir haben immer noch unterschiedliche 'seelische Zustände' so will ich es mal ausdrücken, sobald wir die alten Melodien hören. Der geistliche Mißbrauch wurde für mich erst nach Jahren greifbar und beschreibbar, vorher konnte ich es gar nicht in Worte fassen. Alles Gute bei der Bearbeitung, Trauerarbeit kannte ich vorher in meiner NAK Zeit gar nicht. Sie ist aber so wichtig.
Herzliche Grüße von
Edda
Re: Trauerarbeit
NAK Berliner SchulchorAuf youtube sah ich unlängst einige Videos vom Berliner Schulchor, aufgenommen vor ~15...20 Jahren, mit den ganzen vertrauten Gesichtern. Ich habe fast geheult. Herzschmerz á la Max Hölting. Ich habs meiner Frau gezeigt, die meinte nur: "Wie spießig."
Ich hatte vor 2 Jahren überlegt, ob ich vielleicht Mormone werden sollte, als ich den Tabernakel-Chor singen gehört habe .....
Bleib entspannt, Lulo. Das gehört zu unserer Historie. Gefühle und Emotionen sind einfach da. Ich denke, wir können sie nicht beeinflussen. Wir können sie bekämpfen - dann brechen sie woanders aus. Lass uns trauern. Das gehört auch zum Leben. Werden und vergehen. Neues zu eigen machen - Altes abstoßen. Erinnern ....
https://www.youtube.com/results?search_ ... ulchor+nak+
Tabernacle+choir
https://www.youtube.com/results?search_ ... oir+mormon
Musik löst Emotionen aus. Erzeugt Bilder, Gefühle usw.
Das wussten schon unsere Vorfahren. Deshalb schön locker bleiben.

Re: Trauerarbeit
Japp. Das waren sie. Das Tonnengewölbe in Berlin-Treptow tut sein übriges, damits richtig gut klingt ....
Hammerhart, oder? Das wirkt so, als dass man als Musicus seine Spielwiese hat, auf der man sich - begrenzt - austoben kann und sich aber auch massiv an die Gemeinschaft bindet.

Interessant sind in diesem Hinblick auch die Worte meine Bezirksältesten, als der Konflikt in meiner Heimatgemeinde am höchsten war und ich ihn um Unterstützung gebeten habe (die er elegant abgelehnt hatte): "Du wirst nicht weggehen, du hast Musik im Blut." (Subtext: `du definierst dich so stark über die Musik in der NAK, dass du auf Chor, Orgel, pipapo nicht verzichten wirst, was du alles ausserhalb der NAK nicht hast`)Edda hat geschrieben:..... Aber die NAK präsentiert sich fast ausschließlich über Musik, so ist das wirklich ein schwerer Weg nach dem Verlasssen der Gruppe......
Hammerhart, oder? Das wirkt so, als dass man als Musicus seine Spielwiese hat, auf der man sich - begrenzt - austoben kann und sich aber auch massiv an die Gemeinschaft bindet.
Re: Trauerarbeit
oooppps, da singe ich ja mit ....Lulo hat geschrieben:.....und plötzlich singt da ein Männerchor: "Gott ist Liebe" https://www.youtube.com/watch?v=i9RuFyD0WaM ......

....hatte davor gar nicht reingeklickt .....

Re: Trauerarbeit
Wie aus deinen Beiträgen zu entnehmen ist hat der Gut geirrt. Du hast verzichtet.Interessant sind in diesem Hinblick auch die Worte meine Bezirksältesten, als der Konflikt in meiner Heimatgemeinde am höchsten war und ich ihn um Unterstützung gebeten habe (die er elegant abgelehnt hatte): "Du wirst nicht weggehen, du hast Musik im Blut." (Subtext: `du definierst dich so stark über die Musik in der NAK, dass du auf Chor, Orgel, pipapo nicht verzichten wirst, was du alles ausserhalb der NAK nicht hast`)
