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Beitrag
von Kati » 05.11.2017, 19:51
Guten Abend,
Nach längerer Pause mische ich mich auch mal wieder ein. Kurz zu meiner Person: zwischen 40 und 50 Jahre, vor knapp acht Jahren aus der NAK ausgetreten. Mein Mann war Priester, ich selbst Sonntagsschullehrerin, Orchesterleiterin, wir waren Missionsreisende, etc. pp.
Liebe Grizzlidame,
da wir eine große Familie haben, möchte ich Ihnen gern erzählen, dass wir sehr wohl angeregt über unseren Glauben diskutiert haben und auch bei heutigen Familienfeiern kommt das durchaus vor. Sogar zwischen uns Ausgetretenen und den "Treuen" findet ein Austausch über den Glauben statt.
Auch bei den Weihnachtsfeiern oder dem Erntedankessen und was es da so an kirchlichen Festlichkeiten weiter gibt, wurden zwar Kaffee getrunken und Kuchen und Würstchen verdrückt und ja, es wurde viel über Krankheiten gesprochen, aber durchaus auch über Glaubenszuversicht in diesen Dingen. Natürlich gab und gibt es auch in der NAK Cliquen, in denen Klatsch und Tratsch Vorrang haben. Aber es gibt durchaus auch die andere Seite.
Ich möchte noch einmal betonen: ich bin aus der NAK ausgetreten. Und Nichts würde mich wieder zurückbringen. Auch ich bin fernsehfrei, kinofrei und diskofrei großgeworden. Als Kind hatte ich häufig große Angst, dass der Herr gekommen sei und mich nicht mitgenommen hatte, wenn sich die Eltern nach der Gesangsstunde verspäteten. Auch ich war Außenseiter in der Schule und reichlich lebensuntüchtig, als ich in die Ausbildung ging. Die neuapostolische Heilslehre erscheint mir heute unsinnig und ausgrenzend. Die Kirchenführung scheint deutlich größeres Interesse daran zu haben, die finanziellen Schäfchen ins Trockene zu bringen als den lebenden Schafen ein Dach über dem Kopf zu gönnen...trotzdem denke ich an viele Geschwister und auch an manchen wackeren Amtsträger mit großen Respekt zurück.
Das Denken musste ich mir selbst beibringen. Ich musste es lange üben und muss es heute noch. Zuerst fürchtete ich mich sehr dabei. Aber dann lernte ich: Es befreit. Es hilft, die Dinge einzuordnen. Es hilft, sie zu verarbeiten. Und es hilft bei der Gestaltung des Heute und des Morgen. Das Wagnis, das lebensumspannende System NAK zu verlassen, hat mich sehr mutig gemacht. Seither habe ich mich auch an andere Veränderungen in meinem Leben gewagt - und meistens dabei gewonnen!
Das hat mir sehr dabei geholfen, Wut und Groll zu überwinden und nicht in Trauer zu verharren. Ein jahrelanger Prozess, der schmerzhaft war, aber sich gelohnt hat.
Ich habe den Eindruck, dass du recht frisch aus dem NAK-Takt geraten bist und wünsche dir auf deinem Weg alles Gute. Ebenso den anderen neuen Fories hier, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben.
Ich danke auch Curato und Johannes, die uns IHRE Seite der NAK zeigen und die bereit sind, sich von uns hier ziemlich in die Mangel nehmen zu lassen. Anmaßung kann ich dabei nicht erkennen.
Freundliche Grüße in die Runde
Kati