Lieber Brombär,
gerne gehe ich auch auf Ihre Anmerkungen und Rückfragen noch einmal ein.
Brombär hat geschrieben:
Diese Feststellung dürfte insbesondere dafür Pate gestanden haben, dass Sie die Loyalität zur NAK auffallend betonten. Bei meiner Suche nach dem Grund dieser Herausstellung drängte sich mir mehr und mehr die Ansicht auf, dass Sie Spross und gleichzeitig Akteur einer bedeutenden „NAK- Segenslinie“ sein müssen. Ansonsten würde sich bei Ihrem Intellekt die Ansichten durchsetzen: „ Ich bin nicht der Beständigkeit verpflichtet, sondern der Wahrheit, wie ich sie Tag für Tag neu erkenne“.
Lassen Sie es mich so ausdrücken: Ich bin der Wahrheit verpflichtet, die ich mir erkämpft und erarbeitet habe.
Mit der Einschätzung liegen Sie zumindest teilweise falsch. Meine Familie ist in Teilen seit Ende des 19. Jh apostolisch. Dadurch habe ich eine sehr große apostolische Familie, weitläufig und versippt, wie das so ist. Allerdings in der hiesigen Region, wo ich lebe, wenig bis gar nicht. Hier sagen meine Stammbaumnamen niemand etwas. Aber alles mehr oder weniger "solider apostolischer Mittelbau" , nur vereinzelt mal ein Ausreißer in den Bezirksämterkreis. Da sind hier andere User deutlich stärker "Segenslinienlastig" als ich, wenn man so zwischen den Zeilen liest. Und Akteur bin ich eher an der Basis, als kleiner curato.
Natürlich können sich innerhalb der Forenteilnehmer etliche User befinden, die älter sind als Sie, in sofern hätten Sie keine Unwahrheit gesagt. Andererseits werde ich das Gefühl nicht los, dass Sie mit diesem Hinweis den Eindruck einer jugendlichen, frischen und modernen Glaubensauffassung verbinden wollen. Diese Ansicht verstärkt sich in mir, wenn Sie unmittelbar weiterfahren:
Nun, die meisten sind hier deutlich älter, wie es immer wieder anklingt. Hier wird viel von Zeiten gesprochen, die ich noch nicht erlebt habe. Hier sind etliche Botschaftszeugen etc. unterwegs.
Ich bin in einer NAK aufgewachsen, wo sich Urwylers Eigenverantwortung schon mehr und mehr durchsetzte. Viele Verbötlein kenne ich nur aus Erzählungen. Als ich anfing zu denken und zu hinterfragen, "tobte" gleichzeitig die Kritikerwelle. Dass es eine solche Szene gibt, war mir also mehr oder weniger von Anfang an bewusst. Es hat mich auch interessiert. Und es wurde von zu Hause aus toleriert.
Dannwolfs Büchlein und Stoffels Büchlein, die ich als Schüler las, hatte mir auch bspw. mein Vater gezahlt.
Und das ist es, was ich auch mit Prägung meine: Ich habe nie eine abgeschottete NAK erlebt. Die Zeiten waren da schon vorbei. On Albury, Krebs oder Botschaft - es ist für mich, weil später geboren, alles "weit weg". Vielleicht verstehen Sie, was ich damit sagen will. Ich hatte eine Jugendzeit, da wurde schon offen und kritisch in Jugendzusammenkünften gesprochen. Deshalb empfinde ich auch die Kirche als pluralistisch. Da gab es zwar die Ansage, was die offizielle Ansage der Kirche ist, aber es gibt differenzierte Meinungen innerhalb meines Umfeldes dazu.
Im weiteren Verlauf ihrer dargelegten Gründe für den Verbleib in der NAK stellen Sie die Lehrauffassung „Sola scriptura“ als für Sie nicht akzeptabel dar.
Damit stehen Sie aber in einem gewissen Grad im Dissens zu den Beschlüssen des na. Konzils in Nizza vom 22.bis 24.9.2004. Dort wurde vereinbart, dass neuapostolische Glaubenslehre mit biblischer Aussage konform gehen müsse. Wenn Sie dies nunmehr ablehnen, haben Sie wenigstens eine Handhabe für die Legitimation eines wiederaufgerichteten Apostelamts, welches bekanntlich in der Heiligen Schrift nicht bezeugt ist. Ein solcher Entschluss ist allerdings in einer Laienpredigerkirche nicht ungefährlich.
Nizza sagt nicht: "sola scriptura", sondern stellt die Gleichrangigkeit und Korrespondenz zwischen Apostelamt und Schrift als Grundlage fest. Zuvor gab es in der NAK eher die Tendenz "Apostelwort" über "Schrift".
Im Übrigen, aber das wäre ein neues Thema, sehe ich schon Ansätze zur Legitimation eines wiederhergestellten Apostelamtes in der Schrift.
Bereits mit dieser Aufforderung ist bezeugt, dass die Jünger keine herausgehobene Spezies waren, (auch wenn der schriftgelehrte Aristokrat Paulus herausgehoben in eine Gesandtschaft verortet haben wollte) sondern dass nach Jesu Willen alle Gläubigen zu Jüngern getauft werden.
Sehen Sie und hier lese ich die Schrift anders. Der Missionsbefehl erging sowhl bei Mt als auch bei Mk an die "elf Jünger", also die Apostel, nicht an alle Jünger. Ich sehe einen deutlichen Unterschied beim Lesen der Evangelien, ob hier von Jüngern allgemein oder den Aposteln/den Elf , die Rede ist.
Hier wäre es sinnvoll, das mögliche „Einbringen“ genauer zu beleuchten. Wenn Sie damit Äußerlichkeiten meinen, haben Sie vielleicht Recht. Die Vielzahl möglicher Posten, bis hin zum „Qualitätsbeauftragten für die Bockwürste beim Gemeindefest“ ist ja schon beinahe inflationär. Nein, es geht um geistliche Erkenntnisse, die z.B. einen Missbrauch wie die Bischoff-Botschaft verhindern und Erkenntnisse auch außerhalb des „Für-richtig-Haltens“ von „Erbhof-Präsidenten“ in die Lehre einfließen lassen.
In keiner Gemeinde, zu der ich je gehörte gab es einen "Wurstbeauftragten".
Ich glaube, es hat sich aber in der NAK einiges geändert und das meinte ich auch mit u.a. mit "Einbringen". Ich habe Zugang zu eigentlich allen Leitungsebenen, wenn ich mit denen sprechen möchte. Ich finde da ein offenes Ohr und eine Redebereitschaft (Ausnahmen bestätigen die Regel: ob die NAK Süd da schon so weit ist... ich weiß es nicht, wobei ich bspw. Ap. V.Kühnle auch so einschätzen würde, dass er sich einem Dialog nicht verschließt).
Ich habe es sogar schon umgekehrt erlebt: Obwohl wie gesagt kleines Licht in der Kirche, dass ein Ap. sagte: Br. curato, was halten Sie denn vor dieser und jener Sache?
Kennen Sie die Koch´sche Predigtmaschine? Wenn nicht, empfehle ich Ihnen, sich damit zu beschäftigen. Es könnte ein lustiger, aber auch nachdenklicher Abend für Sie werden.
Ja, späte 90er, frühe 0er.
Diese hohe Dichte wäre es ebenfalls wert, eingehender beleuchtet zu werden. Was ist unter dieser „hohen Dichte“ gemeint? Dass die sich immer mehr auslichtenden Gottesdienstbesucher mit immer besseren Erkenntnissen ausgestattet werden? Oder dass sie mehr Einsicht in weitere Reformationserfordernisse na. Lehre haben?
Ich meine damit eine qualitiative Dichte, keine quantitative Dichte. Ich empfinde es schon so, dass ich in den Gemeinden immer eine hohe Anzahl tiefgläubiger Menschen finde, mit denen ich auch tiefgehende Gespräche führen kann.
Ich möchte andere Glaubensgemeinschaften nicht abwerten, denn dort gibt es diese Menschen auch. Die Dichte solcher Menschen empfinde ich aber in der NAK als höher.
Sehen Sie, werter Curato, das sehen Kritiker teilweise sehr viel anders. Manche meinen, dass sich die NAK bis zur Unglaubwürdigkeit „reformiert“ hat, und sehen in der von Ihnen dargestellten pluralistischen Wahrnehmung ein Umherirren im Nebel und in noch immer viel zu oft geworfenen Nebelkerzen.
Und sehen Sie, werter Brombär, manches was ich hier lese erinnert mich an den Maulwurf im Sandkasten: Er findet keinen Ausweg und wühlt immer wieder den gleichen Sand durch.
Und dazu in einer beinah amüsanten Inkonsequenz. Einerseits wird kritisiert, dass früher Dinge verboten waren, im gleichen Atemzug wird kritisiert, dass ja heute alles erlaubt sei und die Kirche verweltlicht.
Einerseits werden Reformen angemahnt, andererseits sind verwirklichte Reformen nicht weitgehend, werden als Kulisse empfunden oder seien rückwärtsgewandt.
Ein Beispiel: Wie oft las ich in div. Foren, dass man "alles als Kosmetik mache" um in den Kreis der ACK kommen zu können, und dies nur um "aus der Sektenecke" herauszukommen.
Ich empfinde das als ziemlich absurd, fast belustigend: Da bringt eine Kirche alle Kraft auf, um einen Katechismus zu erstellen, der wirklich etliches entstaubt, nur um in den "BundesACK" zu kommen? Etwas wovon weniger als 5% aller Kirchenmitglieder betroffen wären?! - Das ist doch eine sehr euro-,teutozentrische Sicht des Kritikers. In anderen Ländern wird Ökumene eh ganz anders definiert als in Europa. Da hat man mit den vermeintlichen "Sonderlehren" der NAK auch gar nicht so das Problem...
Abschließend möchte ich Ihnen danken, dass Sie hier schreiben, auch wenn es einem „waschechten
Kritiker“ manchmal sauer aufstößt. Der Dialog ist wichtig und in jedem Fall förderlich.
Ganz herzlichen Dank, denn das tut mir, der mit dem Gedanken spielt, hier wieder zu verschwinden, auch mal gut...
Mit einem brüderlichen Gruß zurück!
Curato