Überzeugende Gründe, NICHT aus der NAK auszutreten

Alles rund um die Sondergemeinschaft Neuapostolische Kirche (NAK), die trotz bedenklicher Sonderlehren (u.a. Versiegelung, Entschlafenenwesen mit Totenmission, Totentaufe, Totenversiegelung und Totenabendmahl, Heilsnotwenigkeit der NAK-Apostel, Erstlingsschaft, ..), weiterhin "einem im Kern doch ... exklusiven Selbstverständnis", fehlendem Geschichtsbewusstsein und Aufarbeitungswillen, speziell für die Zeit des Dritten Reiches, der DDR, der Bischoffs-Botschaft ("... Ich bin der Letzte, nach mir kommt keiner mehr. ..."), sowie ihrer jüngsten Vergangenheit und unter erheblichem Unmut ehemalicher NAK-Mitglieder, auch Aussteiger genannt, die unter den missbräuchlichen Strukturen und des auf allen Ebenen ausgeprägten Laienamtes der NAK gelitten haben, weiterhin leiden und für die die NAK nach wie vor eine Sekte darstellt, im April 2019 als Gastmitglied in die ACK Deutschland aufgenommen wird.
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h.e.

Re: Überzeugende Gründe, NICHT aus der NAK auszutreten

#591 Beitrag von h.e. » 24.10.2017, 15:52

Curato,
die von mir geschilderte Situation ist eine Situation, die sie nicht selten bei depressiven Menschen vorfinden. Ich habe hier natürlich von Ihnen keine Lösung erwartet. Ich wollte Sie nur für solche Probleme sensibilisieren. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Segen bei Ihrer Seelsorgetätigkeit.

curato

Re: Überzeugende Gründe, NICHT aus der NAK auszutreten

#592 Beitrag von curato » 24.10.2017, 16:18

h.e.,
da ich weder ein Therapeut noch ein Arzt bin, würde ich das an Hand dieser schriftlichen Schilderung auch nicht als solches erkennen. Es kann auch etwas anderes sein - ich wüsste auch nicht, wie ich reagieren würde, wenn ich es erkennen würde. An einen Arzt oder Therapeuten verweisen vielleicht. Aber selbst da kommt es auf das zwischenmenschliche Verhältnis an.
Da Seelsorge ja nicht eine "Momentaufnahme" sein sollte, würde es sich mir vielleicht beim zweiten, dritten Mal erschließen.

Danke aber für die Sensibilisierung und den Segenswunsch :)

curato

Re: Überzeugende Gründe, NICHT aus der NAK auszutreten

#593 Beitrag von curato » 24.10.2017, 16:49

h.e. hat geschrieben: Da befindet sich seine Kirche wohl in der schwersten Krise seit Bestehen ( ich finde die Bedrohung heute schlimmer als in der Bischoffzeit wegen der gesamtgesellschaftlichen Situation) und dem Stammapostel und dem Kollegium fällt zum Amt in der Kirche nicht mehr ein, dass ein paar Zuständigkeiten definiert und verschoben werden. Daher mein Begriff des Bürokratismus. Das kann es doch nicht sein.
h.e.,

ich wollte gern noch mal nachfragen, warum Sie den Eindruck haben, dass die Kirche in der schwersten Krise seit Bestehen sei?
Das wäre interessant.

Davon ab noch einmal meine Meinung: Ich glaube nicht, dass die Bischoffszeit schlimmer als andere Krisen war. Was viele heute seltsam finden: Die Botschaftszeit war für viele eine Zeit der Harmonie. Ich habe öfter von Zeitzeugen gehört: So schön war es in den Gemeinden nie vorher und nachher. Zudem: Die Zeit war eine Zeit des enormen Wachstums. Die Botschaft hat in einzelnen Bereichen ernome Wachstumspotentiale freigelegt.

In anderen Regionen war es natürlich auch eine Zeit der Schismen und der persönlichen Tragödien. Klar. Aber nichts ist schwarz -weiß (das füge ich jetzt hinzu, weil ich Johannes im Ohr habe, ich würde zu einseitig reagieren).

War die wahre Krise nicht eher die nach 1960? Ich weiß es nicht.
Auch schon früh hatte die NAK einige Krisen zu bewältigen - auch eher regional. 1895 -97 in den Niederlanden, 1921 in Sachsen und umzu, 1948 wieder in den Niederlanden...

Ich sehe heute eher die christliche Kirche in einer Krise in der westlichen Welt. Wenn ich so mein Heimatdorf betrachte. Da waren früher in den 90ern von 2500 Katholiken 500 Leute samstags in der Messe, sonntags über 1000. Heute gibt es sonntags keine Messe mehr und in der Vorabendmesse sind keine 200 mehr. Früher waren es dort 120 Ministranten... Früher gab es einen Pfarrer und einen Kaplan und einen Subsidar. Heute gibt es einen Pfarrer für sechs Kirchorte. Verglichen mit solchen traurigen Einbrüchen steht ja die NAK noch halbwegs gut da. Aber mich macht es traurig. Mich macht es traurig wenn ich lese, wie dort dann in der Stadt zwei traditionelle Freikirchen geschlossen wurden - die Methodisten und die LKG. Wenn ich mitbekomme, wie es auch Pläne zur Profanierung etwa 70% der nach 1945 gebauten evangelischen Kirchen dort gibt...

Ich glaube übrigens nicht, dass jetzt "Krise" und "Amtsverständnis" in einem unmittelbaren Zusammenhang stehen. Eher baut die NAK gerade ihre Baustellen zu Ende. Kirchenverständnis - abgeschlossen. Sakramentsverständnis- abgeschlossen. Amtsverständnis- under construction. Und das sind doch erst die ersten Änderungen in diesem Bereich. Und: Für mich ist es viel logischer und schlüssiger, dass bspw. die Bezirksapostel kein Amt sind, sondern eine besondere Beauftragung eines Apostels.

detlef.streich

Re: Überzeugende Gründe, NICHT aus der NAK auszutreten

#594 Beitrag von detlef.streich » 24.10.2017, 17:01

Curato schrieb: "Für mich ist es viel logischer und schlüssiger, dass bspw. die Bezirksapostel kein Amt sind, sondern eine besondere Beauftragung eines Apostels."

Nachfrage: Sicher ist das schlüssiger, de facto aber bedeutungslos, weil sich an den tatsächlichen Strukturen, Verwirrungen und sonstigen Allmachtsbestrebungen speziell der oberen Führungsetage nichts ändert. Insofern scheint mir auch diese "Veränderung" Makulatur zu sein, oder?

R/S

Re: Überzeugende Gründe, NICHT aus der NAK auszutreten

#595 Beitrag von R/S » 24.10.2017, 17:12

DS: Sicher ist das schlüssiger, de facto aber bedeutungslos, weil sich an den tatsächlichen Strukturen, Verwirrungen und sonstigen Allmachtsbestrebungen speziell der oberen Führungsetage nichts ändert. Insofern scheint mir auch diese "Veränderung" Makulatur zu sein, oder?
Wobei Veränderung hier ein großes Wort ist ...
Kosmetische Festzementierung der systemischen Aposteldiktatur wäre ehrlicher, denn es geht weiß Gott nicht um organisatorische Dinge, für die einer gerade stehen müsste. Jedem halbwegs denkenden Menschen ist seit Jahren bewusst, dass in der BAV über alle Apostelköpfe hinweg entschieden wird, was Sache ist. Die Apostel sind im Grunde nur Handlanger, die freilich auch mal die Kastanien aus dem Feuer holen müssen. Sepers hatte diese Zustände aus eigenem Erleben nur allzu genau beschrieben und auch andere Apostel haben "unter vier Augen" ähnliches berichtet. Aber das geht gewissen Leuten am A ... vorbei, weil ihre ohnehin schon längst fest zementierte Sicht der Dinge durch solche 'leaks' am Ende noch beeinträchtigt werden könnte. Es ist einfach zum kotzen ...

h.e.

Re: Überzeugende Gründe, NICHT aus der NAK auszutreten

#596 Beitrag von h.e. » 24.10.2017, 17:39

Curato,
Sie haben den Grund eigentlich schon genannt. Trotz Bischoffdesaster hatten die Gemeinden damals noch Zuwachs. Das Gegenteil ist heute der Fall: trotz vielfältiger und kostenintensiver Bemühungen mit Wohlfühlcharakter schwindet die Teilnehmerzahl in Gottesdiensten drastisch. Vor ein paar Jahren- damals hatte ich noch NAK-Gottesdienste besucht- war ich für ein paar Tage zur Haupturlaubszeit auf Norderney und hatte dort einen Gottesdienst besucht. Das Kirchenschiff war halb gefüllt. Es war auch Urlaubszeit in Nordrhein-Westfalen und zu dieser Zeit gehört normalerweise die Insel den Nordrhein-Westfalen. Ein paar Jahre zuvor mussten noch Klappstühle hergeholt werden, damit alle Besucher Platz fanden. So sieht es heute in fast allen Gemeinden- außer vielleicht Afrika- aus. Kritik kommt von allen Seiten z. B. auch von meinem Schwager einem BezÄ in Ruhe. Ihre theologische Interpretation der Heilsnotwendigkeit des Apostelamtes in Ehren, einer fachtheologischen Prüfung wird Ihr theologischer Standpunkt nicht standhalten. Sie können es einmal versuchen und Ihren Standpunkt zum Apostelamt in einem Aufsatz zusammenzufassen und in einer Fachzeitschrift versuchen zu veröffentlichen. Die Gralshüter dieser Zeitschriften, die darüber wachen, was veröffentlicht wird, werden Sie nicht überstehen.
Was würde ich in der NAK anders machen: die gesamten Ämter sind lediglich heilsfördernd, das Entschlafenenwesen wird abgeschafft, die 3 Entschlafenengottesdienste werden in reine Gedächtnisgottesdienste für Verstorbene umfunktioniert, die Sakramentspendung für Entschlafene wird ersatzlos gestrichen, da nicht notwendig, der Amtsträger muss wahrhaftig sein, Schneider und Leber sind für mich das Gegenteil von wahrhaftig, die gesamten Bevorzugungen von bestimmten NAK-Kreisen werden abgeschafft, ein Bezirksamt hat z. B. kein Anrecht darauf, dass sein Kind vom Bischoff oder Apostel getauft wird, ein Priester kann das auch, Segenslinien werden nur geduldet, wenn bei der Auswahl Kompetenz und nicht nur Linientreue vorhanden ist, einem Priester, der den höheren Ämtern nicht in den "Arsch" kriecht, wird das Leben nicht mehr schwer gemacht. Das sind nur einige wichtige Punkte, die ich ändern würde. Da keine Aussicht besteht, dass dieses Utopia-NAK realisiert werden kann, bin ich gegangen.
Zuletzt geändert von h.e. am 24.10.2017, 18:16, insgesamt 1-mal geändert.

MisterBean
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Re: Überzeugende Gründe, NICHT aus der NAK auszutreten

#597 Beitrag von MisterBean » 24.10.2017, 17:56

Da man, wie R/S richtig bemerkt, Glauben nicht beweisen kann, bleibt nach meiner Überzeugung, oder wie der digital native curato sagen würde: IMHO,
als Kriterium nur die "Glaubwürdigkeit".
Die ist zwar auch nicht geeicht, weil dem Subjekt unterworfen (es gibt die Gutgläubigen und die Über-Kritischen als Extreme), aber wenn die Menge der
Prüfpunkte nur hinlänglich groß ist, wird auch der Gutgläubige irgendwann zum Schluss kommen "Es sieht aus wie ein Misthaufen, es stinkt wie ein Misthaufen,
also ist es ein Misthaufen." (nur als Beispiel, NICHT auf die NAK gemünzt!)

Die Glaubwürdigkeit einer NAK-Lehre und des Selbstverständnisses der NAK-Apostel beurteile ich nach 3 Kriterien:

1. Ich schaue mir die Vergangenheit an.

Gab es in der Geschichte Vorkommnisse, die an der Redlichkeit der Akteure zweifeln lassen? Hätte Jesus auch so gehandelt? Dazu fielen mir Themen ein wie
das Mitläufertum / die Kollaboration mit den zwei deutschen Diktaturen, die Verfolgung Andersgläubiger bei der Dogmatisierung der Botschaft, das
machtpolitische Gezerre um den Primat von Apostel versus Prophet, die psychischen Blessuren bei vielen Mitgliedern, die sich nicht rechtzeitig dem System NAK
und dessen Verbötlein entziehen konnten, ...
Wenn es diese gab, denn Menschen sind fehlbar, wurden sie später benannt, Verantwortung übernommen, Wiedergutmachung geleistet, um Vergebung gebeten?


2. Ich schaue mir die Gegenwart an.

Ich brauche dazu keine Predigten anzuhören, auch wenn man in Apostelkreisen glaubt, das Erzählte reicht, so ist es nur das Erreichte, das zählt. Jesus zog
nur einige Monate durch die Synagogen und Dörfer beim See Genezareth und entfachte dabei so einen Hype und generierte soviele Likes, dass ganz Jerusalem
auf den Beinen war, als er sich dort erstmals blicken ließ. Schon in 15 Jahren wird die Menschheit den zweihundertsten Jahrestag der Wiederaufrichtung des
Apostelamtes feiern können und die ganze Welt ist auf den Beinen ...

Jesus ging immer da hin, wo's weh tat. Zu denen, deren einziger Besitz Ihre äußere und innere Not war. Er wusste, für die Saturierten und die Gesetzestreuen
würde sein Evangelium nutzlos sein. Deshalb beachtete er sie auch nicht weiter. Es ist eine Handvoll Jahre her, da hatte sich M.E. (der Schwiegersohn aus
dem Saurland) angekündigt und ich blickte vor Dienstbeginn ins weite Halbrund der Fellbacher Empore. Da sah ich sie sitzen zu Hauf: die Musterfamilien mit
den adretten Kindern, den perfekt durchgestylten Ehefrauen und den erfolgsgebräunten Daimlerfahrern - und ich dachte bei mir: "Leute, euch geht's doch richtig gut.
Was wollt ihr hier? Wenn da unten am Altar einer stünde, der so redete wie Jesus geredet hat, würdet ihr euch empören. Aber es ist keine Gefahr, es kommt nur
M.E. und erzählt euch, was ihr hören wollt. Und wenn jetzt eine Horde Aussätziger, Lahmer, Blinder, Zöllner und Liebesdienerinnen hereinströmte und in die Reihen
drückte, würdet ihr sie im Namen Jesu willkommen heißen? Wahrscheinlich nicht."
Eine Kirche voll mit "reichen Jünglingen", ausgerüstet mit viel gutem Willen aber zu wenig Glauben.



3. Ich schaue mir die Zukunft an,

und frage, welche Anworten hat der Gottesglaube der NAK auf die gigantischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts? Als da wären: ein globales
Ökosystem, das unter der schieren Masse an Menschen und deren permanent wachsen müssenden Resourcenansprüchen zusammen zu brechen droht.
Ein unerklärter globaler Krieg der Reichen gegen die Armen, bei dem zunächst die Armen aufeinander gehetzt werden. Eine technologische Entwicklung,
die dermaßen rasant und komplex verläuft, dass die Menschen ihre Autonomie an künstliche Intelligenzen abgeben müssen, die sich selbst reproduzieren.
Die Astrophysiker sind sich sicher, dass in spätestens 10 Jahren der Nachweis für außerirdisches Leben erbracht sein wird (anhand der Spektralanalyse
der Athmosphären von Exoplaneten). Die Konsequenzen für das Weltbild sind noch gar nicht angedacht worden.

Die NAK fühlt sich aber nicht angesprochen hierzu eine Antwort zu liefern, da 4.000.000.000 Jahre Erdgeschichte ohnehin demnächst ihr jähes Ende
finden werden. Zunächst in einem partiellen Weltuntergang, gefolgt von einem 1.000 Jahre dauernden Moratorium, an dessen Ende der Planet endgültig platt
gemacht wird - neuer Himmel und neue Erde und so. Während des Moratoriums wird ein christlicher Gottesstaat ausgerufen als Aufhebung
der 2-Reiche-Lehre von Augustinus (A.D. 410). Weltweite Amtssprache wird vermutlich deutsch als die Sprache der Stammapostel... (kleiner Scherz).
Die NAK-Apostel sagen, Jesus habe durch Johannes' Offenbarung, die englischen Apostel und selbstredend durch sie selbst ausrichten lassen, dass das alles
schon seine Richtigkeit habe. Leuchtet auch irgendwo ein, da mit der Erfindung des THERMOMIX ohnehin der Kulminationspunkt der menschlichen Zivilisation
erreicht war (noch so eine satirische Entgleisung).
Ich kann nicht ausschließen, dass es so kommen wird, allerdings: welchen Sinn sollte das ergeben? Der kontrollierte Abbruch eines bereits vor 2.000 Jahren
als gescheitert erkannten Experiments? In der Bibel wird Gott auch als der "Logos" bezeichnet, was man mit "Wort" oder auch mit "Sinn" übersetzen kann.
Warum sollte Gott, dessen Natur die Sinnhaftigkeit ist, derart Sinnfreies wollen?

Gefragt wäre eine Religion, die globalisiert die besten Aspekte der Weltreligionen vereint und heutige Gegensätze überbrückt. (BTW: Entweder sind alle Religionen
Menschenwerk, oder sie sind alle von Gott inspiriert. Das Cherry-picking, das manche hier betreiben, spricht leider für Ersteres.)
Die Nächsten- und Feindesliebe, die Barmherzigkeit und Vergebungsbereitschaft aus dem jüdisch-christlich-islamischen Komplex, das Anerkennen der Heiligkeit
allen Lebens als Ausdruck der Präsenz Gottes in der Welt aus dem indischen Kulturkreis, die Fähigkeit zum Überwinden des Leids durch Bedürfnislosigkeit aus
dem Buddhismus, die auf Vernunft gründende Ethik der Stoiker und des Konfuzius...

DAS wäre ein "Glaubensziel" mit Sinn - anstatt eine "Abkürzung zum Heil" zu propagieren. Wenn uns das nicht gelingt, heisst es vielleicht tatsächlich einmal:

"Der Letzte macht das Licht aus."

curato

Re: Überzeugende Gründe, NICHT aus der NAK auszutreten

#598 Beitrag von curato » 24.10.2017, 18:21

h.e.,

danke für die Ausführungen. Ich kenne es auch aus meiner Kindheit, dass Kirchen in Urlaubsorten übervoll waren. Ich erinnere mich an Heiligenhafen, wo die Gottesdienste sogar schichtweise stattfanden.

Ich erinnere mich daran, einen Vorsteher im Urlaub getroffen zu haben und zu sagen, "dann sehen wir uns ja sicher am Sonntag noch einmal". Antwort: "Ich habe Urlaub".

Und wissen Sie, daran krankt es doch. Der Glaube spielt bei vielen nicht mehr so die Rolle. Es ist bei etlichen zu einer "Showbühne" verkommen. Und warum brechen viele Kinder, Jugendliche weg? Der Glaube wird zu Hause nicht mehr authentisch gelebt. Es gibt Amtsträgerfamilien, da wird nicht mehr regelmässig gebetet. Eigentlich vermittelt man auch seinem Nachwuchs pausenlos das Gefühl, wie anstrengend und belastend der praktizierte Glaube ist - andererseits besteigt man die Kanzel und hält eine floskelreiche Predigt.

Es gibt aber noch die anderen. Bei denen wohnt die Authenzität, auch im Glauben. Und diese sind das Nachwuchsbeet der NAK.
h.e. hat geschrieben: Ihre theologische Interpretation der Heilsnotwendigkeit des Apostelamtes in Ehren, einer fachtheologischen Prüfung wird Ihr theologischer Standpunkt nicht standhalten. Sie können es einmal versuchen und Ihren Standpunkt zum Apostelamt in einem Aufsatz zusammenzufassen und in einer Fachzeitschrift versuchen zu veröffentlichen. Die Gralshüter dieser Zeitschriften, die darüber wachen, was veröffentlicht wird, werden Sie nicht überstehen.
Nun, ich bin kein Theologe. Also wäre das schon von vornherein ein zum Scheitern verurteiltes Unterfangen. Ein paar Theologen kenne ich aber. Und je nach Konfession fallen die Bewertungen anders aus. Ein bekannter katholischer Priester sagt, dass es zumindest schlüssig ist - aber er sieht logischerweise die Nachfolge der Apostel in den Bischöfen. Und sagt aber auch: Wo die Kirche, da der Bischof, wo der Bischof, da die Kirche. Aus diesem Grunde ist für ihn ein neues Apostelamt unnötig.
Was würde ich in der NAK anders machen: die gesamten Ämter sind lediglich heilsfördernd, das Entschlafenenwesen wird abgeschafft, die 3 Entschlafenengottesdienste werden in reine Gedächtnisgottesdienste für Verstorbene umfunktioniert, die Sakramentspendung für Entschlafene wird ersatzlos gestrichen, da nicht notwendig,
Tja, und dann müsste ich austreten. Dann könnte ich das nicht mehr mittragen. Dann würde ich erstmal heimatlos herumirren.
der Amtsträger muss wahrhaftig sein,


Ja, da haben Sie recht. Siehe oben. Ich wünschte mir auch mehr Gideon-Analogie bei der Auswahl der Amtsträger.

Schneider und Leber sind für mich das Gegenteil von wahrhaftig
,

Da kann ich mir kein Urteil erlauben. Schneider ist sehr weit weg, Leber war näher und wirkte authentisch.
die gesamten Bevorzugungen von bestimmten NAK-Kreisen werden abgeschafft, ein Bezirksamt hat z. B. kein Anrecht darauf, dass sein Kind vom Bischoff oder Apostel getauft wird, ein Priester kann das auch,


Naja, ich sehe jetzt nicht so die Bevorzugungen. Manches war einfach praktisch nicht umsetztbar und wird sich auch Dank der Änderungen von Sonntag in Zukunft ändern.
Segenslinien werden nur geduldet, wenn bei der Auswahl Kompetenz und nicht nur Linientreue vorhanden ist, einem Priester, der den höheren Ämtern nicht in den "Arsch" kriecht, wird das Leben nicht mehr schwer gemacht. Das sind nur einige wichtige Punkte, die ich ändern würde.
Entspricht alles nicht meiner Wahrnehmung. Sehe hier regional wenig Segenslinien - eher sehe ich zu wenig Linientreue.
Da keine Aussicht besteht, dass dieses Utopia-NAK realisiert werden kann, bin ich gegangen.
Was ich aus seelsorgerischer Sicht bedauere.
Zuletzt geändert von curato am 24.10.2017, 18:50, insgesamt 1-mal geändert.

curato

Re: Überzeugende Gründe, NICHT aus der NAK auszutreten

#599 Beitrag von curato » 24.10.2017, 18:44

MisterBean hat geschrieben:a
1. Ich schaue mir die Vergangenheit an.

Gab es in der Geschichte Vorkommnisse, die an der Redlichkeit der Akteure zweifeln lassen? Hätte Jesus auch so gehandelt? Dazu fielen mir Themen ein wie
das Mitläufertum / die Kollaboration mit den zwei deutschen Diktaturen, die Verfolgung Andersgläubiger bei der Dogmatisierung der Botschaft, das
machtpolitische Gezerre um den Primat von Apostel versus Prophet, die psychischen Blessuren bei vielen Mitgliedern, die sich nicht rechtzeitig dem System NAK
und dessen Verbötlein entziehen konnten, ...
Wenn es diese gab, denn Menschen sind fehlbar, wurden sie später benannt, Verantwortung übernommen, Wiedergutmachung geleistet, um Vergebung gebeten?
Jesus hatte unter seinen Akteuren erster Stunde auch große Versager. Petrus, der den Herrn dreimal verleugnete... Und was gegenbenfalls noch so schief gegangen ist, darüber schweigt ggf. - in guter apostolischer Tradition ;-) - die Apostelgeschichte.

Sie sprechen einige Punkte an, wo ich mir auch mehr Aufarbeitung wünschen würde, mehr Buße: Diktaturen - also DDR und NS-Zeit.

Andererseits: Es gab Verantwortungsübernahmen - Botschaft, Schweiz, Rheinland & Sachsen, Niederlande - Ämtergottesdienst Düsseldorf 2015.

2. Ich schaue mir die Gegenwart an.

Ich brauche dazu keine Predigten anzuhören, auch wenn man in Apostelkreisen glaubt, das Erzählte reicht, so ist es nur das Erreichte, das zählt.
(....)
Was wollt ihr hier? Wenn da unten am Altar einer stünde, der so redete wie Jesus geredet hat, würdet ihr euch empören. Aber es ist keine Gefahr, es kommt nur
M.E. und erzählt euch, was ihr hören wollt. Und wenn jetzt eine Horde Aussätziger, Lahmer, Blinder, Zöllner und Liebesdienerinnen hereinströmte und in die Reihen
drückte, würdet ihr sie im Namen Jesu willkommen heißen? Wahrscheinlich nicht."
Eine Kirche voll mit "reichen Jünglingen", ausgerüstet mit viel gutem Willen aber zu wenig Glauben.
Wissen Sie es? Wissen Sie, wie es bei den durchgestylten Reichen im Inneren aussieht? Wissen Sie, wie viel kaputte Seelen heutzutage sich hinter schönen Gewändern verbergen? Wissen Sie, ob Jesus sich nicht auch denen heute zuwenden würde?
Es ist ein Körnchen Wahrheit dabei - wir tun uns mit den Schwachen am Rande der Gesellschaft stehenden nicht leicht.

Vor einiger Zeit war ich bei einem neuapostolischen Gemeindefest. Großstadtgemeinde. Auf dem Parkplatz nach dem Sonntagsgottesdienst. Es kamen ein paar Obdachlose vorbei. Ein Diakon lud sie ein. Sie haben gegessen und getrunken. Eine ältere Schwester packte ihnen dann noch "Lunchpakete". Klar, jetzt kann man wieder sagen .... aaaaaaaber... und man hätte usw. - ich hingegen fand es toll. Das war praktizierte Nächstenliebe vor Ort.
3. Ich schaue mir die Zukunft an,
Das kann ich nicht kommentieren. Ich bin weder Prophet noch funktioniert auf Grund des regnerischen Wetters meine Kristallkugel.
Vielleicht lebt die NAK in kleinen, weit verstreuten Gemeinden. Vielleicht sind diese ein kleiner unwichtiger betreuter Bereich des BAPBereichs Angola-Südost. Vielleicht boomt sie, da die düsteren Umstände eine Sinnsuche auslösen. Vielleicht ist Jesus gekommen.
Vielleicht sitzen Sie dann wieder brav in einer NAK-Kirchenbank oder stehen an einem solchen Altar. Vielleicht schreibe ich kritische und "ich saß einer Lebenslüge auf" Artikel im Internet. Vielleicht.
Wer will es wissen?

R/S

Re: Überzeugende Gründe, NICHT aus der NAK auszutreten

#600 Beitrag von R/S » 24.10.2017, 18:45

Mister Bean:
Gefragt wäre eine Religion, die globalisiert die besten Aspekte der Weltreligionen vereint und heutige Gegensätze überbrückt. (BTW: Entweder sind alle Religionen Menschenwerk, oder sie sind alle von Gott inspiriert. Das Cherry-picking, das manche hier betreiben, spricht leider für Ersteres.)
Die Nächsten- und Feindesliebe, die Barmherzigkeit und Vergebungsbereitschaft aus dem jüdisch-christlich-islamischen Komplex, das Anerkennen der Heiligkeit allen Lebens als Ausdruck der Präsenz Gottes in der Welt aus dem indischen Kulturkreis, die Fähigkeit zum Überwinden des Leids durch Bedürfnislosigkeit aus dem Buddhismus, die auf Vernunft gründende Ethik der Stoiker und des Konfuzius...

Danke Mister Bean für Ihren Kommentar, vor allem den zitierten Absatz. Die göttliche Wahrheit hat sich im Laufe der Jahrtausende nur schwer, aber dafür an allen Ecken und Zäunen zu erkennen gegeben. Sicherlich in diversen Heiligen Büchern - das wollte ich nicht abstreiten - ebenso wie in Kreisen derer, die gemeinhin unter dem Begriff 'Atheisten' firmieren.
Aber die Mächtigen dieser Erde, diejenigen, die durch diese Wahrheiten im materiellen wie im ideellen Sinn durchaus zu verlieren hatten, waren an diesen Wahrheitselementen verständlicherweise nicht interessiert. Und diejenigen (meist selbst ernannten) Propheten etc., denen u.U. Interesse an diesen Wahrheiten nicht ganz abzusprechen sein könnte, fielen dem Strudel von Macht und Ansehen früher oder später in aller Regel auch zum Opfer.
Gegen dieses Phänomen anzugehen, wäre originäre Aufgabe derer gewesen, die sich im Gefolge des Nazareners sehen, denn Machtakkumulation auf der einen Seite braucht ein entsprechendes Gegengewicht auf der anderen. Leider haben sie mit den Mächtigen paktiert (Erzbischof zum Monarchen: Halt du sie arm, ich halt sie dumm ...) und dabei selber ein System der Macht geschaffen in dem die Untertanen heute nicht mehr mit Brot und Spielen bei Laune gehalten werden, sondern mit Endlosdiskussion, wessen Glaubensfarbe die größeren und besseren Wahrheiten hätte und wie man diese ohne Gesichtsverlust ökumenisieren könnte.
Irgendwo wollen mir große Teile dieser Diskussion wie ein Spiegelbild dieser Entwicklung vorkommen, in der es um scheinbares Recht, aber nicht um Gerechtigkeit, um scheinbare Wahrheit, aber nicht um Wahrhaftigkeit geht.

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