jetzt habe ich ein wenig nachgedacht - wir werden sehen, ob ich ausreichend gedacht habe.
Insbesondere John Milbanks Radical Orthodoxy scheint mir sympathisch und viel verheissend, ich muss mich damit bei Gelegenheit etwas mehr vertraut machen.
Ich äußerte bereits meine Bedenken, da ich doch einige Widersprüche zum NT in ihren Ausführungen sehe.
Zum einen sehe ich hier ein Problem mit dem freien Willen des Menschen. Ausserdem glauben ich, dass Gnade nicht wie eine "Gießkanne" wirkt, sondern Gnade muss beansprucht werden. Wenn ein Mensch automatisch an der Gnade partizipieren würde, wären wir wohl jetzt schon erlöst.h.e. hat geschrieben: Hier möchte ich darlegen, dass in Christus gerade Gottes fortwährendes Gnadenangebot an die Menschen offenbart wurde. Demzufolge partizipieren auch diejenigen, welche dieses Gnadenangebot ablehnen, wahrhaft in Gott.
Jesus spricht zudem auch die harten Worte : (Mk 16,16) Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden.
Das ist stimmig. Erlösung muss aktiv erweitert werden. Das ist ja ein Punkt, den ich neulich auch versucht habe zu umschreiben.Partizipation muss in diesem Zusammenhang als die uneingeschränkte Abhängigkeit weltlicher Gutheit von Gott aufgefasst werden. Von Sünde erlöste Menschen sind aber nicht nur passiv von Gottes Gnade abhängig sondern sie erweitern diese auch aktiv. Durch die Erlösten wächst die Welt an Gutheit und partizipiert somit nicht nur passiv sondern auch aktiv in Gott.
Dass durch das Christentum auch eine Partizipation der Welt am Guten da ist, will ich auch nicht leugnen.
Leider kriege ich es nicht mehr zusammen- im kath.-ap. Bereich gab es für diese Form der Partizipation, insbesondere an kulturellen Errungenschaften, einen Begriff. Nach einer griechischen Stadt. Ich komme nicht mehr darauf....
Es wurde verwendet im Zusammenhang Jerusalem (die wahre Gemeinschaft der Heiligen in der Kirche), Babylon (die sehr verdorbene Kirche, die aus dem Heiligen einen selbstsüchtgen Profit zieht) und X - die Gemeinschaft, der durch die Kirche geprägten, aller Völker.
Sobald sie aber diese Gutheit in Empfang nehmen, kommen sie m.E. schon unterbewusst mit der Gottheit und dem göttlichen in Kontakt. Es wird wohl jedoch zumeist auf einer ethischen Ebene bleiben, und auch diese nur partiell. Metaphysischen Gewinn wird ein Atheist nicht erzielen können. Auch keine direkte Erlösung. Er bleibt gefangen in seinem Lebensentwurf der Endlichkeit und des hier und heute.Für die Diskussion bezüglich der Beziehung zwischen Christentum und säkularen Gegenwartsgesellschaften bedeutet dies, dass säkulare Atheisten dennoch in Gott partizipieren. Sie sind immer noch von der Gutheit der Wirklichkeit abhängig und sie können immer noch in jedem Moment diese Gutheit aktiv in Empfang nehmen.
Nun ist aber das unbesiegbare Gute Jesus Christus. Im wahrsten Sinne unbesiegt. Und ein Aufmerksammachen auf diesen unbesiegten Guten bedeutet Mission.Christen und säkulare Atheisten müssten nach dieser theologischen Auffassung darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Wirklichkeit trotz aller menschlicher Sündhaftigkeit fundamental gut bleibt. Das Augenmerk der gesamten Gesellschaft müsste dann auf dieses unbesiegbare Gute gerichtet werden.
Nur diese Güter werden nicht gesehen. Sie werden negiert und es wird das Schlechte daran gesucht. Der Mensch ist an sich leider nicht gut, sondern birgt unglaubliche Abgründe des Bösen in sich.Jedoch werden Christen und Atheisten dieses Gute in verfälschender Weise empfangen und weitergeben und nicht ihr volles Potenzial für Wachstum im Guten aktivieren. Und gerade darin sollte sich der Glaube manifestieren, dass Gott fortwährend neue Güter an die Welt schenkt, unbeachtet aller menschlicher Beschädigung derselben.
Das volle Potential für Wachstum im Guten aktivieren - das ist m.E. ein zutiefst apostolisches Anliegen.
Ja und Nein. Atheisten sind im weitesten Sinne auch Gottes Kinder. Und waschechte Atheisten sind sehr selten. Dem Mensch ist eine Suche nach Gott inneliegend - heute wird es aber, zumindest in der westlichen Welt - durch eine übersättigte Spaßgesellschaft betäubt. Auch in unseren immer säkularer werdenen Breiten ist eine übergroße Mehrheit der Menschen immer noch "Ethikchrist". Das haben 2000 Jahre geprägt, auch wenn es brökelt.Ja, lieber Curato, das ist starker Tobak für einen Christen, der einen Atheisten als gottfern ansieht. Das wird im neuapostolischen Glauben so gelehrt.