Überzeugende Gründe, NICHT aus der NAK auszutreten

Alles rund um die Sondergemeinschaft Neuapostolische Kirche (NAK), die trotz bedenklicher Sonderlehren (u.a. Versiegelung, Entschlafenenwesen mit Totenmission, Totentaufe, Totenversiegelung und Totenabendmahl, Heilsnotwenigkeit der NAK-Apostel, Erstlingsschaft, ..), weiterhin "einem im Kern doch ... exklusiven Selbstverständnis", fehlendem Geschichtsbewusstsein und Aufarbeitungswillen, speziell für die Zeit des Dritten Reiches, der DDR, der Bischoffs-Botschaft ("... Ich bin der Letzte, nach mir kommt keiner mehr. ..."), sowie ihrer jüngsten Vergangenheit und unter erheblichem Unmut ehemalicher NAK-Mitglieder, auch Aussteiger genannt, die unter den missbräuchlichen Strukturen und des auf allen Ebenen ausgeprägten Laienamtes der NAK gelitten haben, weiterhin leiden und für die die NAK nach wie vor eine Sekte darstellt, im April 2019 als Gastmitglied in die ACK Deutschland aufgenommen wird.
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fridolin

Re: Überzeugende Gründe, NICHT aus der NAK auszutreten

#51 Beitrag von fridolin » 13.07.2017, 13:53

Bezüglich des Gebetes für die Entschlafenen, da gab es einmal vor drei, vier Jahren die eindeutige Empfehlung, diese nicht mehr zu überweisen weil wir das nicht können, sondern um Gnade und Erlösung zu bitten. Anscheinend ist das bei weitem nicht bei allen angekommen, und was einmal in den Gehirnen festgebrannt ist, lässt sich nicht so leicht ändern.
Der Gnadenaltar Gottes steht hier auf Erden und nicht im Himmel. Wie eh und je werden die unerlösten Seelen immer noch durch Gebet zum Gnaden und Apostelaltar überwiesen. Durch Fürbitten hingeleitet und das alle drei Monate. Nur dort wo der Apostel an den Entschlafenen Gottesdiensten den zwei Amtsträger (Medium) die Hände auflegt, können die Entschlafenen die zur Erlösung notwendigen Sakramente empfangen. Das ist doch der Sinn der Entschlafenen Gottesdienste. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Eine Eigenart der Entschlafenen Gottesdienste wurde 2001 durch Stammapostel Fehr abgeschafft. Der Wegfall der Schlüsselgewalt des jeweiligen Stammapostels.

1991 war er noch davon überzeugt das zu tun zu müssen.

http://waechterstimme.orgfree.com/stschgew.html

2001 sah die Sache plötzlich anders aus.

http://waechterstimme.orgfree.com/lg032001.html
Zuletzt geändert von fridolin am 13.07.2017, 18:23, insgesamt 1-mal geändert.

Brombär

Re: Überzeugende Gründe, NICHT aus der NAK auszutreten

#52 Beitrag von Brombär » 13.07.2017, 14:15

Johannes hat geschrieben:@ Lulo

ich verstehe deinen Standpunkt voll, und wenn die NAK für dich keine Heimat mehr ist, dann ist es eben so. Heimat kann zerstört werden, ist praktisch nicht mehr existent. Aber was für dich zutrifft, muss nicht auch für andere zutreffen. Ich kenne viele, die sind nicht mit allen zufrieden, die haben ihre Schwierigkeiten in der Kirche, aber die würden nie weggehen. Das ist für sie die Heimat, da bleiben sie. Es gibt Leute die wandern aus, die suchen in anderen Ländern ihr Glück, und es gibt Leute, die sind nicht zufrieden mit ihrer Heimat, aber sie bleiben. Und das sollte doch auch akzeptiert werden, das es die gibt, die ihre geistige Heimat eben nie verlassen würden.

Lieber Johannes,

auch wenn man deiner Argumentation nicht widersprechen kann und die Gründe für einen Verbleib in gewisser Weise nachvollziehbar sind, so ist es doch ein großer Unterschied, ob ich meinen Hobbys bzw. sozialisierten Gewohnheiten folge, oder ob ich „Gottes Wort“ verkündige. Bei Letzterem müsste ich mir schon sehr sicher sein, mit was ich meine Umwelt konfrontiere. Die Lehre der NAK ist aus meiner Sicht auf Grund der „Botschafts-Vorgänge“ obsolet. Das sogenannte neuapostolische Apostolat hat sich damit ein für allemal als – gelinde gesagt – „menschliches Wunschkonstrukt“ entpuppt. Ein weiteres Beharren auf Apostelvollmacht ist für mich damit ausgeschlossen. Nachdem die NAK ein halbes Jahrhundert den Maulkorberlass „ wir schweigen“ gefordert hat, versucht sie es mit einem „Weiterso“ und die Generation, die diesen Maulkorberlass nur so aus dem Hörensagen kennt, kümmert sich nicht um dieses Gottesurteil vom 6. Juli 1960 (zu lange her und deshalb unerheblich!).
Was bleibt ist die Frage, ob dieses „Weiterso“ anhält und die Kirche damit völlig dem Zerfall anheimfällt, oder ob es reformkräftigen Menschen gelingt, die „Schlusskirche NAK“ in eine Gegenwartskirche zu führen, die in der Lage ist, gottgläubige Menschen in allen Lebenslage nach Jesu Willen beizustehen.

Ich persönlich habe – aufgrund der Beförderungsstruktur in der NAK, erhebliche Zweifel.

Johannes

Re: Überzeugende Gründe, NICHT aus der NAK auszutreten

#53 Beitrag von Johannes » 13.07.2017, 16:21

Lieber Brombär,
das sehe ich genau so, und genau da versuche ich einzuhaken. Das Alleinstellungsmerkmal der NAK mit den lebenden Aposteln, der Glaube an die baldige Wiederkunft Jesu und das Bereitsein dafür, das ist in meinen Augen nicht mehr haltbar, das so zu predigen. Aber eine lebendige christliche Gemeinschaft, jesuszentriert und voll im Lebens stehend, das könnte die NAK sein, und daran versuche ich zu arbeiten. Und ich verstehe die Argumentation all derer, die die NAK verlassen haben, ich kann das voll nachvollziehen, warum das geschehen ist. Aber genau so habe ich die Erfahrung gemacht, dass es eben viele gibt, die die Kirche nicht verlassen wollen, die dort ihre Heimat haben und denen es nie im Leben einfallen würde, woanders hinzugehen. Und denen will ich helfen, die will ich unterstützen, und eventuell können wir dann gemeinsam die Kirche ein Stück weiter Richtung Jesu bringen, ein Stück lebens- und liebenswerter machen. Und es gibt auch die, denen in der Kirche eigentlich nichts abgeht, die aber trotzdem gerne von Jesus hören, die praxisorientiertes Christentum leben wollen, die bereit sind nachzudenken und sich zu ändern. Und dann gibt es natürlich die, die nach wie vor an die Exklusivität der Kirche glauben, die am liebsten hören dass wir erwählt sind, dass wir den Freibrief für den Himmel haben da wir versiegelt sind und dass Jesus bald wiederkommt, und die sind dann mit einem jesuszentrierten Glaubensauslegung nicht einverstanden. Aber da gibt es ja noch genug andere, die ihnen das predigen, was sie hören wollen.
Nochmal, das ist die Lösung die ich für mich im Moment gefunden habe. Ich bin von einem mehr als hundertprozentigen NAKler zu einem geworden, der knapp vor dem Absprung gestanden ist, und dann habe ich mich entschlossen zu bleiben. Und im Moment kann ich mit dem Spagat ganz gut leben, aber ich habe auch das Glück in einem Umfeld zu sein, wo das toleriert wird. Und es gibt auch "Vorangänger", mit denen ich die Problematik und meine Schwierigkeiten bereden kann, wer das ist weiss ich in der Zwischenzeit, und mit anderen rede ich halt nicht darüber.

Albert

Re: Überzeugende Gründe, NICHT aus der NAK auszutreten

#54 Beitrag von Albert » 13.07.2017, 17:46

Johannes hat geschrieben:spricht auch vieles dafür, dass sie tatsächlich exisitieren
Interessant, dass du umgehend auf Ausgewogenheit der Information achtest, auch wenn ich das von dir Gesagte mit keiner Silbe in Zweifel zog. Wenn du für dieselbe Ausgewogenheit in deinen Predigten sorgst, bin ich voll bei dir.
Johannes hat geschrieben:Und ich denke, dass das auch den Zuhörenden klar ist, dass Glauben eben nicht bewiesen werden kann
Natürlich kann "Glauben" nicht bewiesen werden. Glaube ist eine Grundhaltung, eine Meinung, eine Überzeugung und in dem Sinne lediglich verbale Schale ist für die eigentlichen Glaubensinhalte - die jedoch lassen sich oft auch beweisen oder widerlegen und müssen dann nicht mehr geglaubt werden. Dass Gott und sein Sohn existieren oder Gebete erhört werden, das meinen viele Gläubige auch zu wissen (siehe die unzähligen Gottesbeweise), sie hören das ja auch seit ihrer Kindheit. Sie realisieren schon längst nicht mehr, dass sie das nur glauben, nur glauben können. (nachträglich eingefügt) Welcher Prediger hat den Mut, seinen Schäfchen zu sagen, dass sich das alles, was sie irrtümlicherweise zu wissen meinen, realistisch gesehen als Irrtum erweisen könnte? Laut Bibel hat sich ja schon der geglaubte Gottessohn Jesus ziemlich geirrt ...
Johannes hat geschrieben:Das Alleinstellungsmerkmal der NAK mit den lebenden Aposteln, der Glaube an die baldige Wiederkunft Jesu und das Bereitsein dafür, das ist in meinen Augen nicht mehr haltbar, das so zu predigen
Mir erschliesst sich nicht, wie dann man in dieser Kirche trotzdem noch predigen kann, denn das und nichts anderes sind doch die Kernpunkte der neuapostolischen Lehre. Ohne sie wäre die NAK definitiv nicht mehr die NAK. Schon Leber forderte 2006 (da war ich zwar nicht mehr AT) am Infoabend in Uster die AT unmissverständlich auf, sich hinter Lehrauftrag und Lehraussagen zu stellen, so wie es jeder bei seiner Amtseinsetzung bekräftigte. Wer das nicht kann und nicht will, hat mein vollstes Verständnis, sollte dann jedoch konsequenterweise sein Amt niederlegen. Derartige Konsequenz würde auch jedes Wirtschaftsunternehmen erwarten resp. auch selbst mit einer Kündigung durchsetzen, falls ein Repräsentant (vergleichbar dem Prediger) offensichtlich den Kunden gegenüber (vergleichbar mit den Predigt-Zuhörern) nicht mehr zu Produkten und Firmenpolitik steht.
Zuletzt geändert von Albert am 13.07.2017, 20:57, insgesamt 1-mal geändert.

agape

Re: Überzeugende Gründe, NICHT aus der NAK auszutreten

#55 Beitrag von agape » 13.07.2017, 20:05

Johannes hat geschrieben:Das Alleinstellungsmerkmal der NAK mit den lebenden Aposteln, der Glaube an die baldige Wiederkunft Jesu und das Bereitsein dafür, das ist in meinen Augen nicht mehr haltbar, das so zu predigen
Mir erschliesst sich nicht, wie dann man in dieser Kirche trotzdem noch predigen kann, denn das und nichts anderes sind doch die Kernpunkte der neuapostolischen Lehre. Ohne sie wäre die NAK definitiv nicht mehr die NAK. Schon Leber forderte 2006 (da war ich zwar nicht mehr AT) am Infoabend in Uster die AT unmissverständlich auf, sich hinter Lehrauftrag und Lehraussagen zu stellen, so wie es jeder bei seiner Amtseinsetzung bekräftigte. Wer das nicht kann und nicht will, hat mein vollstes Verständnis, sollte dann jedoch konsequenterweise sein Amt niederlegen. Derartige Konsequenz würde auch jedes Wirtschaftsunternehmen erwarten resp. auch selbst mit einer Kündigung durchsetzen, falls ein Repräsentant (vergleichbar dem Prediger) offensichtlich den Kunden gegenüber (vergleichbar mit den Predigt-Zuhörern) nicht mehr zu Produkten und Firmenpolitik steht.


Das bleibt mir auch ein Rätsel, wie man als AT die Firmenprodukte der Kirche ablehnt und gleichzeitig in diesem System weiter verhaftet.
Früher fand man diverse Gemeinde-Vorsteher auch "ganz toll", die quasi eine im besten Sinne Wortes "evangelische" Predigt hielten. Aber das ist und bleibt in der NAK Etikettenschwindel. Am Ende waren dann alle "Anhänger" dieser Predigtkultur weg von der NAK, was letztlich auch nur konsequent war.

agape

Re: Überzeugende Gründe, NICHT aus der NAK auszutreten

#56 Beitrag von agape » 13.07.2017, 20:12

Viele finden es großartig, dass Kardinal Gerhard Ludwig Müller der RKK Glaubenskongregation nicht mehr im Amt (für weitere 5 Jahre Präfekt) bestätigt wird.
Müller findet das (zu Recht !?!?) unfair, da er nur die "Gesetze der RKK" hochhielt.
Unterschied zur NAK ist neben vielen strukturbedingten und theologischen folgende:
Der Papst höchsselbst möchte einen anderen Kurs fahren und der "Hüter des Gesetzes" (Müller) kommt nicht mit.
In der NAK wurde / wird von Seiten der Gemeindeleitung einiges in sinnvollere Bahnen gelenkt und damit kommt die NAK-Leitung nicht zurecht.
Das ist der kleine aber feine Unterschied.

Matthias

Re: Überzeugende Gründe, NICHT aus der NAK auszutreten

#57 Beitrag von Matthias » 14.07.2017, 00:09

Albert hat geschrieben:
Johannes hat geschrieben:Das Alleinstellungsmerkmal der NAK mit den lebenden Aposteln, der Glaube an die baldige Wiederkunft Jesu und das Bereitsein dafür, das ist in meinen Augen nicht mehr haltbar, das so zu predigen
Mir erschliesst sich nicht, wie dann man in dieser Kirche trotzdem noch predigen kann, denn das und nichts anderes sind doch die Kernpunkte der neuapostolischen Lehre. Ohne sie wäre die NAK definitiv nicht mehr die NAK.
Ich möchte Johannes mal zur Seite springen (obwohl ich nicht glaube, dass er das nötig hat).
Ich kann Johannes ganz gut verstehen, weil ich auch eine ganze Weile ähnlich dachte.
Es gibt wohl mindestens zwei Möglichkeiten, seinen Amtsauftrag in der NAK zu verstehen:
Einmal ist man Funktionsträger der NAK und zu Loyalität der Kirchenführung und der offiziellen Kirchenlehre gegenüber verpflichtet. Das hört sich simpler an als es ist, denn die Kirchenführungen wechseln, die Kirchenlehre entwickelt sich, verschiedene „Vorangänger“ haben zur gleichen Zeit unterschiedliche Schwerpunkte, befinden sich auf der Achse konservativ-progessiv an unterschiedlichen Stellen und gehen unterschiedlich mit der Tatsache um, dass man ihnen gegenüber offen bekennt, mit machen Aussagen der Kirche seine Probleme zu haben. Es ist meiner Meinung nach eine unzulässige Vereinfachung, wenn man sagt, dass die NAK-Mitglieder ein Recht darauf haben, in der NAK auch die NAK-Inhalte in der Predigt wieder zu finden. Es gibt bei den Mitgliedern unterschiedliche Bedürfnisse und Einstellungen der Kirchenlehre gegenüber. Auch reduziert auf die Rolle des Funktionsträgers hat man eine Verantwortung für die „Anvertrauten“, und man kann nur Seelsorge machen bei Mitgliedern, die die reine NAK-Lehre kritisch sehen, wenn man ihnen Verständnis entgegen bringen kann. Gerade eine Kirche im Wandel kann nicht hingehen und sagen, wer nicht zu 100% mit der aktuellen Kirchenlehre übereinstimmt, muss gehen. Und eigentlich müsste es logisch sein, dass man das auch bei Amtsträgern nicht tun kann. Eine Kirche im Wandel erzeugt unausweichlich Spannungen zwischen der Kirchenlehre und dem persönlichen Glauben. Wie viel Diskrepanz zwischen dem eigenen persönlichen Glauben und der Kirchlehre ausgehalten werden kann, wird natürlich von jedem in der Kirche - ob Führungsperson, Amtsträger selbst oder bloßes Mitglied - unterschiedlich gesehen (und das kann auch im Laufe der Entwicklung bei ein und derselben Person schwanken). Das macht es ja so kompliziert - man muss nicht nur über Glaubensunterschiede diskutieren, sondern auch darüber, welche Konsequenzen diese Unterschiede haben oder haben sollten. Hier eine vernünftige, umfassende Diskussion in gegenseitiger Wertschätzung zu führen, ist leider bei vielen Amtsträgern mit Leitungsfunktion aussichtlos. Und der Amtsträger selbst steht im Rollenkonflikt: einerseits Loyalität nach „oben“ (in der NAK), andererseits Seelsorge und Loyalität für die Menschen, die in der Gemeinde sind. Es wird oft vergessen, dass auch letzteres mit Recht von einem NAK-Funktionsträger erwartet wird. Daher kann man die Spannung nicht auflösen, wenn man einen Amtsträger darauf reduzieren will, ein Rädchen in der NAK zu sein. Was erschwerend für den Amtsträger noch dazu kommt, dass er sich als Teil der NAK auch für die Handlungen der NAK verantwortlich fühlt. Wenn man sich zu oft für das Verhalten seiner Kirche schämen muss, wird es einem schwer, den Namen „neuapostolisch“ zu tragen.
Nun zur zweiten Möglichkeit, seinen Amtsauftrag zu sehen: Man nimmt die Aussagen der Kirche ernst: Durch das Wirken des heiligen Geistes hat Gott mir den Auftrag gegeben, für die Geschwister da zu sein. Das ist eine andere Rolle als die des Kichenfunktionsträgers. Das mag vielleicht naiv klingen, entbehrt aber doch nicht der Logik. Außerdem hat man vielleicht einiges erlebt, was einem in diesem Glauben bestärkt, ein Werkzeug Gottes zu sein - und nicht ein Werkzeug des Apostels. Wenn man weiter bestärkende Erfahrungen macht, aber in Konflikt zum Apostel steht, kommt zum oben beschriebenen Intra-Rollenkonflikt ein Inter-Rollenkonflikt zwischen den Rollen als Funktionsträger und als „Werkzeug Gottes“ dazu. Eine Möglichkeit, mit diesem doppelten Rollenkonflikt umzugehen, ist, sich quasi als christlichen Missionar in der eigenen Kirche zu verstehen. Man wertet die zweite Rolle höher als die erste Rolle; und da Gott höher ist als die Kirche, ist das auch ganz und gar nicht abwegig. Das erfordert aber ein hohes Maß an Ambiguitätstoleranz, denn man fühlt sich einerseits zu Hause, andererseits aber immer wieder fremd.
Ich habe großen Respekt vor den Menschen, die das aushalten. Diese sind nicht besser oder schlechter als die Menschen die ihren Amtsauftrag abgeben oder die NAK verlassen. Man tendiert manchmal dazu, Menschen, die konsequent erscheinen, einen größeren Respekt zu zollen als denen, die inkonsequent erscheinen. Aber mit welchem guten Grund? Nicht immer ist Konsequenz eine Tugend, und manchmal ist es es konsequent, inkonsequent zu sein, z.B. einen Rollenkonflikt auszuhalten. Ich würde sogar soweit gehen, zu behaupten, dass die Konsequenz schon mehr Menschen getötet hat, als die Inkonsequenz.
Im Rückblick bin ich dankbar für die kräftezehrenden inneren Kämpfe in der Lebensphase, als ich noch Priester in der NAK war. Es hat meine Sinne geschärft, meine Gedanken vertieft, mein Denken erweitert – und mir Erfahrungen geschenkt, die mich der Existenz Gottes ganz sicher sein lassen. Die Art, wie Gott mich zunächst aus meiner NAK-Heimatgemeinde (in die ich hineingeboren wurde) in eine andere NAK-Gemeinde geführt hat (was die soziale Verwurzelung gelöst hat) und einige Jahre später aus dem Priesteramt und schließlich der NAK-Mitgliedschaft in die evangelische Kirche geführt hat, war so eindeutig, dass ich mir wie ein Narr vorkäme, wenn ich das mit „Zufall“ erklären würde. Ich habe in meinem ganzen Leben Gott nie so intensiv erlebt wie in der Ablösung von der NAK. Und paradoxerweise habe ich in der NAK so viel über den heiligen Geist und die Liebe gelernt, dass ich mir irgendwann eingestehen musste, dass ich beides in der NAK nur noch ausnahmsweise erleben kann und dass die NAK ein System ist, für das der heilige Geist eher eine lästige Störung als eine Lebenskraft ist und für das die Macht der Apostel wichtiger ist als die Macht der Liebe. Ich bin Gott dankbar, dass er diesen Weg bei mir so gestaltet hat, dass ich ihn mit meiner Frau gemeinsam gehen konnte, und dass er für mich erträglich war: Als ich durch einen Umzug ohne Amt und andere gewohnten musikalischen Funktionen in einer mir ziemlich fremden NAK-Gemeinde saß, war das Fremdheitsgefühl pötzlich viel größer als das Gefühl von Heimat und das Verantwortungsgefühl den Geschwistern gegenüber. Ich verlor das Gefühl des „Missionardaseins“ und konnte so meinem Herzen folgen, das den Namen „neuapostolisch“ nicht mehr ertragen konnte.
Lieber Johannes, Sie haben meinen Respekt und mein Mitgefühl. Ich wünsche Ihnen, dass Sie gerade an den inneren und äußeren Kämpfen wachsen können und dass Sie das Gefühl, in der NAK Gutes tun zu können, noch lange erleben können. Falls Sie vielleicht irgendwann mit der NAK zu sehr fremdeln, wünsche ich Ihnen, das Sie unter Erhalt möglichst vieler sozialen Beziehungen (v.a. in der Familie) einen guten Weg woanders hin finden. Wie schon jemand hier in diesem Forum geschrieben hat: Es gibt keinen Ersatz für die Gemeinde, in die man hineingeboren wurde und in der man erwachsen wurde. Keinen Ersatz für diese positiv eingestellte große Familie, in der man auch als junger Laie ganz viel machen konnte. Aber es gibt Gemeinden, wo man Gutes tun kann, Gemeinden, wo man Kraft tanken kann, Gemeinden, wo so gepredigt wird, dass einem die Tränen kommen, weil man sich endlich nicht mehr als „Ketzer“ fühlen muss und weil man endlich den Tiefgang findet, den man zu oft vergeblich in der NAK suchte.

R/S

Re: Überzeugende Gründe, NICHT aus der NAK auszutreten

#58 Beitrag von R/S » 14.07.2017, 07:15

Matthias:
Man tendiert manchmal dazu, Menschen, die konsequent erscheinen, einen größeren Respekt zu zollen als denen, die inkonsequent erscheinen. Aber mit welchem guten Grund? Nicht immer ist Konsequenz eine Tugend, und manchmal ist es es konsequent, inkonsequent zu sein, z.B. einen Rollenkonflikt auszuhalten. Ich würde sogar soweit gehen, zu behaupten, dass die Konsequenz schon mehr Menschen getötet hat, als die Inkonsequenz.

Hier noch ein paar Gedanken zu obigem Zitat:
Die NAK arbeitet ja seit ihrer Entstehung Ende des 19. Jhs. mit der indoktrinierenden Masche: Wer einmal Ja gesagt hat zum Herrn, der müsse bei diesem Ja bleiben, weil er sonst dem Herrn gegenüber untreu würde etc., etc.
Mal abgesehen davon, dass das an sich schon hanebüchener Quatsch ist, denn keiner hat dem Herrn gegenüber Ja gesagt, sondern einem Menschen bzw. einer Organisation gegenüber. Aber es ist auch aus einem anderen Grund unredlich, mit dieser Treumasche zu kommen.
Wenn eine Person zu einer anderen Person oder Sache Ja sagt, dann geschieht dies in aller Regel unter ganz bestimmten Zu- und Umständen, also einem meist ziemlich komplexen Kontext. Nur innnerhalb dieses Kontexts gilt dieses Ja. Hat sich - sei es bei der Person des Ja-Sagers oder bei dem/den Objekten seiner Zustimmung - etwas geändert, gilt dieses Ja naturgemäß nicht mehr (oder nur noch eingeschränkt), denn eine Zustimmung zu einer Person oder Sache ist unweigerlich auch an die Zu- und Umstände geknüpft, unter denen sie gegeben wurde. Blinde Zustimmungen, im Sinne der neuapostolischen Treuemasche, die für alle Zeiten und Lebenslagen gelten, sind nicht nur unzumutbar, sie sind in vielen Fällen geradezu gefährlich.
Darunter fällt, wenn auch unter etwas anderen Gesichtspunkten, der hinkende Vergleich zwischen der Loyalität einer Firma o.ä. und der Loyalität der NAK gegenüber.
Eine Glaubensgemeinschaft unterscheidet sich von einer Firma hinsichtlich der Loyalität dadurch, dass die Loyalität nicht an messbare Produkte oder Dienstleistungen gebunden wird, die im Wettbewerb mit anderen Produkten oder Dienstleistungen stehen, sondern an das Innere des Menschen gerichtete Gewissensfragen. Hier ist und bleibt das persönliche Gewissen immer die Letztinstanz in Fragen von Zustimmung oder Ablehnung. Vergleichbar wären beide also nur auf dieser Gewissensebene. Z.B. wenn es darum ginge, dass eine Firmenphilosophie andere Menschen schädigen würde, dann wäre es auch einer Firma gegenüber angebracht, ihr die Loyalität aufzukündigen. Auch dieser Unterschied sollte immer bewusst gemacht werden.

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Re: Überzeugende Gründe, NICHT aus der NAK auszutreten

#59 Beitrag von Andreas Ponto » 14.07.2017, 07:15

Hallo zusammen,

wenn ich richtig liege, dann ist das das erste Mal, aber mindestens einer der ganz ganz seltenen Momente, dass hier im Forum ein Dialog zwischen ehemaligen und aktiven NAK-Mitgliedern so offen und respektvoll stattfindet. Für mich fühlt es sich jedenfalls so an. Ich freue mich sehr darüber!

Herzlichen Dank dafür; besonderen Dank an den Initiator dieses Themas und an die Vertreter der pro Verbleib in der NAK Argumente.

Ähnlich wie Matthias, kann ich Johannes gut verstehen und meine nachvollziehen zu können, was in bewegt.

Ein weiterer Faktor nicht aus der NAK auszusteigen könnte sein, dass das komplette familiäre und soziale Umfeld in der NAK verortet ist.
Man sollte diesen Umstand nicht vernachlässigen. Ich halte diesen für legitim, wenn man selbst ohne persönlichen Schaden damit klar kommt.

Für mich gab es irgendwann den Punkt, an dem ich es nicht mehr vertreten konnte ein Amt in der NAK auszuüben, aber unbedingt weiter aktiv sein wollte. Ich wollte mich keinesfalls damit abgeben, nur weil ich andere Grundüberzeugungen gewonnen hatte, zur Passivität gezwungen zu werden. Eine substantielle Änderung in der NAK war für mich in nicht absehbare ferne Zukunft gerückt, bzw. unmöglich geworden. Daher hatte ich einen anstehenden Umzug als guten Zeitpunkt gewählt, die Konsequenzen zu ziehen.

Bei der persönlichen Verabschiedung im Amtszimmer hatte mein damaliger Vorsteher mir unter vier Augen klar gedroht, dass auch wenn ich nach unserem Umzug in der neuen Gemeinde kein Amt mehr tragen werden würde, ich ohne NAK keinen Segen mehr haben würde und daher unbedingt treu bleiben müsse um Schaden für mich und meine Familie zu vermeiden! Das war noch 2010!

Zu diesem Zeitpunkt war für mich schon lange alles klar. Daher konnte ich diese Androhung von Gottes Strafe oder Missgunst freundlich lächelnd wegstecken.
"Wenn du wüsstest" habe ich gedacht und mich freundlich für seine Fürsorge bedankt.

Heute genieße ich meine Freiheit im Glauben.

Gestern ist meine große Tochter zu Besuch gekommen. Auf der Couch hat sich ein sehr intensives Gespärch zur NAK und den ähnlich gelagerten freikirchlichen Gemeinden und dem sozialen Druck innerhalb dieser Gemeinschaften ergeben. Sie hat die NAK als Kind fast traumatisch erlebt: Druck und Angst durch die Gemeinde.
Zum Glück nicht durch uns, weil wir schon dabei waren einen grundsätzlich anderen Weg einzuschlagen und unsere Kinder immer vom Druck der NAK versucht haben zu schützen und ihnen Rückrat zu geben.

Heute stellt sich ihr auch im Umgang mit den vielen pietistischen und freikirchlichen Einstellungen bei Gläubigen Christen ein Bild von "rechter und besserer Christ" sein dar. Sie ist hier sehr sensibel geworden, hat eine sehr gute Antenne dafür und fragt sich manchmal, ob sie denn ein Christ sein kann, weil Sie doch so ganz anders denkt und ja auch sehr vieles hinterfragt und in Zweifel zieht.

Ein Bild in diesem Gespräch über wahrer Christ sein, war das Beispiel vom Barmherzigen Samariter (aus beiden Blickrichtungen). Ich war froh, dass ich das zur Hand hatte und ihr zur Stärkung geben konnte.

Ich bin sehr stolz auf sie und freue mich, dass ich sie in ihrem Weg bestärken und unterstützen kann.

Johannes

Re: Überzeugende Gründe, NICHT aus der NAK auszutreten

#60 Beitrag von Johannes » 14.07.2017, 09:45

Danke für all die zustimmenden Kommentare, in denen Verständnis für meine Situation ausgedrückt wird. Im Prinzip trifft es das ganz gut, ich weiss, dass es ein Spagat ist, aber ich sehe die NAK als christliche Kirche, die zusätzlich das Apostelamt hat, auf diesem Amt aufgebaut ist. Und wichtig ist die christliche Lehre, das habe ich von meinem ehemaligen Apostel so gelernt. Bei ihm hatte ich auch Zeit seines Wirkens das Gefühl, dass er den Spagat versucht und erfolgreich geschafft hat, zwischen Sonderlehren der NAK und Christuszentriertheit, und er ist mein Vorbild.
Zur Frage des sozialen und familiären Umfeldes, auch darüber habe ich mir Gedanken gemacht. Sicher bin ich verwurzelt in der NAK, vor allem auch familiär. Egal welcher Zweig der Familie zusammenkommt, da wimmelt es sozusagen von priesterlichen Amtsträgern. Allerdings gibt es auch einige, die nicht mehr die Gottesdienste besuchen, und die sind genauso integriert, ohne jegliche Bekehrungsversuche. Und in einer besonderen Phase meines Lebens, als ich einen in der NAK absolut unüblichen Schritt gesetzt habe, hat mein Vater, ein "hoher" Amtsträger im Ruhestand, mir versichert, dass er bei allen meinen Entscheidungen hinter mir stehen würde, ohne dass ich ihn darauf angesprochen hätte. Also glaube ich schon, dass ich einen Teil des Umfeldes behalten könnte und dort weiter akzeptiert werden würde. Ob es dann tatsächlich so wäre, das würde nur die Praxis beweisen.
Noch etwas, ich bin jetzt eine Woche auf Urlaub und werde daher die Diskussion nicht weiterverfolgen können. Sollte ich also in den nächsten Tagen nicht antworten, ist das keine Unhöflichkeit meinerseits oder ein Zeichen, dass ich das Interesse an diesem Dialog verloren hätte, es ist schlicht die selbst auferlegte Internetabsistenz während des Urlaubes

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