Überzeugende Gründe, um aus der NAK auszutreten

Alles rund um die Sondergemeinschaft Neuapostolische Kirche (NAK), die trotz bedenklicher Sonderlehren (u.a. Versiegelung, Entschlafenenwesen mit Totenmission, Totentaufe, Totenversiegelung und Totenabendmahl, Heilsnotwenigkeit der NAK-Apostel, Erstlingsschaft, ..), weiterhin "einem im Kern doch ... exklusiven Selbstverständnis", fehlendem Geschichtsbewusstsein und Aufarbeitungswillen, speziell für die Zeit des Dritten Reiches, der DDR, der Bischoffs-Botschaft ("... Ich bin der Letzte, nach mir kommt keiner mehr. ..."), sowie ihrer jüngsten Vergangenheit und unter erheblichem Unmut ehemalicher NAK-Mitglieder, auch Aussteiger genannt, die unter den missbräuchlichen Strukturen und des auf allen Ebenen ausgeprägten Laienamtes der NAK gelitten haben, weiterhin leiden und für die die NAK nach wie vor eine Sekte darstellt, im April 2019 als Gastmitglied in die ACK Deutschland aufgenommen wird.
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MisterBean
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Re: Überzeugende Gründe, um aus der NAK auszutreten

#81 Beitrag von MisterBean » 02.07.2017, 16:43

Ach Kinn'ers, wie iss dat schön, dass ich heute so inhaltsreiche Beiträge lesen darf!

Verehrter R/S, ich stimme deiner Definition von 'glauben' als 'unbedingt vertrauen können' zu, die übrigens auch von
Drewermann so formuliert wird. Er ergänzt noch, dass das Gegenteil von 'Glaube' (einmal sei des Substantiv erlaubt) eben
nicht der Unglaube sondern die Angst ist, die wiederum das Böse hervorbringt. Kierkegaard sieht das ganz ähnlich. Zitat aus
einem Aufsatz von Prof. Dorothee Sölle: "Für Kierkegaard gehört die Angst auf die Seite der Freiheit, nicht der
Notwendigkeit. Ganz frei sind wir allerdings erst, wenn wir „angstlos der Angst entsagen“, das heißt glauben. In der Angst
suchen wir und fliehen wir die Schuld. Im Glauben bekennen wir sie. In der Angst lassen wir uns vom Nichts der eigenen
Ohnmacht faszinieren und ängstigen; im Glauben geben wir die Ohnmacht zu und werden leer für die Macht Gottes, die in der
Solidarität der Schwachen erscheint."

Hat man das einmal für sich ergriffen, werden Begriffe wie 'Glaubensartikel' (von denen die NAK glaubt, sie bräuchte gleich
10 davon!), oder 'Glaubensgehorsam' ganz schnell als Konstrukte psycho-sozialer Kontrolle entlarvt.

Guter Heidewolf, das sehe ich auch so, wenn du schreibst: "Im Ursprung der englischen Apostel (KAG) war das (naive)
Bestreben noch vorhanden, die Christenheit zu einen und auf einen reformierten Weg zu führen. Das ist leider gescheitert.
Und in der NAK noch gar nicht angekommen."

Wobei man den Engländern zugute halten muss, dass sie zur kritischen Selbstreflexion fähig waren. Denn als sie ihre
Wirkungslosigkeit in Bezug auf Reform und Einigung der christlichen Kirchen erkannten, fügten sie sich dem 'Willen Gottes'
und stellten ihre Bemühungen ein. Ganz anders die Deutschen. Die dachten gar nicht daran, 1863 schon wieder aufzuhören, wo
der Laden gerade so schön brummte. Aber so ist das eben: einmal falsch abgebogen und du findest nie mehr auf den richtigen
Weg zurück. Spätestens mit dem Tod des letzten englischen Apostels (ohne dass der Christus erschienen wäre) hätten die
NAKler ihren Irrtum erkennen müssen, dass die Engländer doch recht hatten. Und dann das gleiche Drama mit der Bischoff-
Botschaft noch einmal. Motto: Einer geht noch!

Jetzt werden zwar wieder einige aufjaulen, aber auch Jesus war vermutlich nicht frei von Irrtümern. Ich denke, er war davon
überzeugt, dass das Ende der Welt als kosmisches Ereignis und der Anbruch des Reiches Gottes noch während seiner
Lehrtätigkeit geschehen würde, spätestens aber mit seinem gewaltsamen Tod zusammenfallen würde, allerspätestens aber
innerhalb eines Menschenalters nach seinem Tod, wenn er als der 'Menschensohn' der Daniel'schen Prophetie zurückkehren
würde. (Siehe Matth. 16,27)
Nachdem der letzte Zeitzeuge Jesu gestorben war, dachte deswegen auch keiner ans Aufhören. Man modelte eben die Lehre um,
betonte Manches mehr, liess Anderes in den Hintergrund gleiten, fügte Neues hinzu, solange, bis es zur römischen
Staatsreligion taugte.

All das bedeutet nun nicht, dass Religion dadurch per se diskreditiert wäre. Man muss es nur wissend anerkennen, dass es so
ist. Darin liegt - wie gabriel zu Recht einfordert - die Verantwortlichkeit des geistlichen Führungspersonals aller
religiösen Organisationen: über Ursprünge, Geschichte und eigene Wirkmächtigkeit nicht vorsätzlich zu täuschen. Nicht zu
vegessen, die Verantwortlicheit der nach einem 'glaubwürdigen' Subjekt Suchenden: ALLES (selbst!) zu prüfen und nur das
Gute zu behalten.

Karl Jaspers schrieb über den "maßgebenden Menschen Jesus": Ohne das Zutrauen im Blick auf die Überlieferungstrümmer und ohne
das Wagnis des Irrens würde eine nur kritisch-historische Forschung alle Realität verschwinden lassen. Es ist die Aufgabe
(des Suchenden, Anm. von mir), aufgrund der Leistungen der Forscher, aus eigenem Ergriffensein das Verlässliche, Wahrscheinliche
und nur Mögliche zusammen zu ordnen und zum Bilde werden zu lassen. (Ende Zitat).

R/S

Re: Überzeugende Gründe, um aus der NAK auszutreten

#82 Beitrag von R/S » 03.07.2017, 11:44

MB:
Verehrter R/S, ich stimme deiner Definition von 'glauben' als 'unbedingt vertrauen können' zu, die übrigens auch von
Drewermann so formuliert wird. Er ergänzt noch, dass das Gegenteil von 'Glaube' (einmal sei des Substantiv erlaubt) eben
nicht der Unglaube sondern die Angst ist, die wiederum das Böse hervorbringt.
Das wird spätestens dann verständlich, wenn nach den Hinderungsgründen für Glauben, im Sinne einer Beziehungsoffenheit, gefragt wird. Dann stellt sich nämlich i.d.R. heraus, dass solche Gründe meist mit Angst zu tun haben: Angst vor Vertrauensverlust, Angst vor Vertrauensmissbrauch, Angst vor Beziehung ganz generell, Angst davor, verführt zu werden usw., usw.
Woher rührt diese Angst? Ich denke primär aus schlechten Beziehungserfahrungen, nicht zuletzt schlechten Beziehungserfahrungen mit einem bestimmten Gottesbild oder dessen Vertreter bzw. Verfechter.
Interessanterweise scheinen daraus meist nur die Alternativen zu folgen: Entweder man/frau kaschiert diese Angst (mit allerlei Versprechungen, Hoffnungen, Traditionen, den wenigen positiven Erfahrungen usw.) oder man unterdrückt sie solange, bis sie nicht mehr länger als Angst wahrgenommen wird, schlimmstenfalls noch als schlechtes Gefühl. Beides verhindert m.E. den Ausstieg aus Sekten oder ähnlichen Gemeinschaften.

Boris

Re: Überzeugende Gründe, um aus der NAK auszutreten

#83 Beitrag von Boris » 03.07.2017, 12:54

Das verdeutlicht m. E. den oft generell falschen Umgang mit dem Thema Angst. Richtig könnte nämlich auch sein:
"Meine Angst treibt mich dazu, dieser Gemeinschaft den Rücken zu kehren".

Die Angst ist eins der 6 Grundgefühle und bewahrt uns vor Schaden.
Wer die körperliche Empfindung von der seelischen Ursache trennen möchte, kann dann evtl. noch in Gefühl (körperliches Empfinden, wie Enge oder Schmerz) und Emotion (Angst, Ekel, Freude ...) unterscheiden.
Von Geburt an wird uns schon von unseren Eltern manches falsch beigebracht. Emotionen werden den Kleinen ausgeredet (musst doch nicht traurig sein ...). So wird dem Kleinen schon das Natürliche abtrainiert. Das Gleiche mit den anderen Gefühlen.

Nun wird man in eine Glaubensgemeinschaft reingepresst und wird bezüglich der Emotionen/Gefühle noch mehr verwirrt, weil da in manchen Gemeinschaften der Rest Vermögen, bezüglich des Umgangs mit den eigenen Wahrnehmungen, völlig verloren geht. Schliddert man dann in eine psychische Erkrankung, wird man auch noch als selbst schuldig hingestellt. Ganz Oberschlaue haben dann noch Sprüche auf den Lippen, wie: "Du musst mal erwachsen werden", "Wovor hast du eigentlich Angst" etc.

Leider wird die natürliche und gesunde Angst von einer großen Masse als Schwäche deklariert. Würden die Großklappen vernünftig mit der Angst umgehen können, hätten wir weniger Kranke.
Und natürlich wird die Angst an falscher Stelle übergroß (Angst vor Enttäuschung etc.), weil man verlernt hat, vernünftig damit umzugehen.
Selbst bei einem gesunden Umgang mit diesem Gefühl/der Emotion ist das Ausmaß der Angst ja nicht bei jedem gleich.

Das Ernstnehmen und der selbstkontrollierte Umgang mit den eigenen Gefühlen bergen enorm viel Möglichkeiten. Schützen vor unendlich viel Gefahren,

findet Boris

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Re: Überzeugende Gründe, um aus der NAK auszutreten

#84 Beitrag von Heidewolf » 03.07.2017, 15:37

Lieber Mister Bean, ganz so, wie die Theorie mit römischer Anpassung der Lehre kann es aber nun auch nicht gewesen sein. Denn es gibt ja die Apostelbriefe, die nach wissenschaftlicher Untersuchung einen früheren Erstellugszeitraum haben als die Evangelien. Die also schon zu Lebzeiten der Apostel vervielfältigt worden sind und damit eben nicht manipulierbar. Geichwohl halte ich es für denkbar, dass die danach entstandene Kirchenlehre Menschenwerk ist.
LG, H.
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Die durch Irrtum zur Wahrheit reisen.
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Das sind die Narren.

Friedrich Rückert

Heinrich

Re: Überzeugende Gründe, um aus der NAK auszutreten

#85 Beitrag von Heinrich » 03.07.2017, 19:11

Geichwohl halte ich es für denkbar, dass die danach entstandene Kirchenlehre Menschenwerk ist
.

Ist nicht auch die speziell die in der neuapostolischen Kirche entstandene Lehre reines Menschenwerk?

Heutzutage?

Gruss, Heinrich

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Re: Überzeugende Gründe, um aus der NAK auszutreten

#86 Beitrag von Heidewolf » 03.07.2017, 21:13

Heinrich. Dass da so manches Menschenwerk war, ist ja inzwischen bewiesen. Dass die Systemstruktur der NAK immer noch etliches von den faschistischen Einflüssen der Ära Krebs, Niehaus und besonders der Bischoff-Familie enthält, ist für mich auch klar, also Menschenwerk. (bei Krebs und Niehaus dann aber eher monarchistisch)
Dass in vielen Konfessionen ein mehr oder weniger starker autoritärer Einfluss herrscht, ist leider auch nicht gut.
Deswegen ist jedem zu raten, in vertretbarem Aufwand die jeweilige Lehre mit der Schrift zu vergleichen.
Leider ducken sich in der NAK viele weg und lassen lieber glauben, statt sich selber mit dem Evangelium zu beschäftigen.
Das System fördert leider solche Einstellung, es wird wohl ein Generationsproblem sein, bis ein grundlegender Wandel erreicht werden könnte. Für uns lieber Heinrich dann wahrscheinlich zu spät.
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Re: Überzeugende Gründe, um aus der NAK auszutreten

#87 Beitrag von MisterBean » 04.07.2017, 16:31

Da droht ein Missverständnis, guter Heidewolf (als Gegenentwurf zum bösen Wolf :) ,

ich meinte nicht, die Römer hätten die Quellen umgeschrieben, sondern in erster Linie wurden die vorhandenen Quellen anders gedeutet, und dann erst
im Sinne der neuen Deutung - sagen wir mal - angepasst. So wurde zum Beispiel der gewaltsame Tod Jesu am Kreuz zum freiwilligen Opfer für die Sünden aller
Menschen umgedeutet, der wundersame Geburtsmythos (gezeugt aus dem heiligen Geist, Abstammung aus dem Hause Davids, 3 Könige zur Begrüßung, etc)
zur Unterfütterung der Gottessohnschaft hinzugefügt, etliche Begebenheiten aus dem Leben Jesu auf Weissagungen der Propheten zurück referenziert... Dieser Prozess
zog sich ja über Jahrhunderte hin und brauchte etliche Konzilien und auch blutige Machtkämpfe.

Das macht das Glauben ja so schwierig. Will man auf Nummer Sicher gehen, und nur das für wahr halten, was sich als geschichtliche Realität beweisen lässt, bleibt zum
Aufbau eines Vertrauensverhältnisses zu Gott kaum etwas an glaubbarer Substanz übrig. Macht man es wie viele Neuapostolen, die den blinden Blindenleitern blindlings nachfolgen,
wird man ziemlich sicher hinter die Fichte geführt.

Aus diesem Dilemma muss jeder seinen eigenen Ausweg finden. Für Kierkegaard war die Konsequenz beispielsweise die, dass es ihm nur auf den einen Satz ankommt: Gott war in der Welt
und wurde gekreuzigt. Das reale Geschehen ist ihm für den Glauben unwichtig. Mein Fall wäre es nicht, aber ich bin ja noch auf dem Weg.

R/S

Re: Überzeugende Gründe, um aus der NAK auszutreten

#88 Beitrag von R/S » 04.07.2017, 17:04

Was Mister Bean in Bezug auf den Bibelschrott in wenigen Pinselstrichen gekonnt summarisiert (kirchenunabhängige Wissenschaftler schreiben dazu bändeweis Bücher ...) ...
... lässt im Grunde eins ganz deutlich werden:
Warum es den ökumenischen Kräften selbst heute noch so unendlich schwer fällt, das 'Einheit in der Vielheit' auch nur ansatzweise zu verwirklichen.
Wo Jahrhunderte dogmatischer Beton angerührt wurde - auch und nicht gerade wenig im Verständnis der sog. 'Heiligen' Schriften -, kann man offensichtlich nicht erwarten, dass ein, zwei Jahrhunderte ausreichen würden, den Großteil des Kirchenschutts abzutragen und die Kellerleichen von Tradition und Exegese zumindest soweit zu entsorgen, dass wenigstens ein gemeinsames Abendmahl gefeiert werden könnte, welches - errare ecclesiam est - wiederum selbst nur eine Erfindung der Kirchen ist.
Und die apostolische Bewegung, kraft ihres kindlich geglaubten Heiligen Geistes, hat diesen ganzen Mist in neuem und noch absurderen Licht aufleben lassen im Glauben, nun wieder urkirchliche Verhältnisse geschaffen zu haben (wo es überhaupt keine Urkirche gab ...).
Man/frau kann sich im Prinzip nur kopfschüttelnd abwenden vor soviel bornierter Wissensignoranz ... :evil:

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Re: Überzeugende Gründe, um aus der NAK auszutreten

#89 Beitrag von Heidewolf » 06.07.2017, 08:39

Mister Bean, das verstehe ich. Gut ausgedrückt. Wenn du die verschiedenen Auslegungen und die damit verbundene 'Übersetzung der Bibel' meinst. Dann sehe ich da schon viel 'Menschenwerk'.

R/S, wieder mal sarkastisch ausgedrückt, aber leider auch mit Wahrheiten oder Teilwahrheiten unterlegt.

Wie schon ein Mitschreiber schrieb, die Kunst bei Veränderungen besteht darin, die Waage zu halten. Oder, wie Stammapostel Leber mal sagte, das muss im Kreis der BAP noch austariert werden.

Mit meinen Worten gesagt. Nicht immer hat der Heilige Geist die Feder geführt oder das Mundwerk geleitet.
Das sind die Weisen,
Die durch Irrtum zur Wahrheit reisen.
Die bei dem Irrtum verharren,
Das sind die Narren.

Friedrich Rückert

R/S

Re: Überzeugende Gründe, um aus der NAK auszutreten

#90 Beitrag von R/S » 06.07.2017, 11:44

Na dann lassen Sie mich doch mal wirklich ein wenig Sarkasmus reinbringen in den Laden ... :mrgreen:

Woraus schöpft die NAK denn ihre Herrschaftsansprüche? Richtig, aus einer scheinbar geglaubten Rückführbarkeit zu einer aus Geistesschwärmerei entstandenen apostolischen Bewegung in England. Von dort stammt auch der genannte Anspruch:
Mitte des 19.Jhs. wurde von England aus ein anonymes und mittlerweile von der NAK dem Apostel Thomas Carlyle untergeschobenes Schreiben an König Friedrich Wilhelm IV. betreff „Die Christliche Kirche“ gesandt, indem der Schreiber u.a. schreibt:
"Gott hat sein Werk wiederbelebt in der Mitte der Jahre und in sich des Zorns erinnernder Barmherzigkeit. [Hab. 3,2] Er hat wieder Männer erhoben, die gerufen und ausgesondert wurden, Apostel zu sein. Durch ihre Hand hat Er Propheten, Evangelisten und Hirten ordiniert. Durch ihre Hand hat Er Kirchen gebaut, geschirmt durch Engel (oder Bischöfe), geordnet nach Seinem Willen, angewiesen durch den Glauben, der einst den Heiligen geoffenbart wurde, gesegnet mit der Gegenwart des Trösters, und wartend auf Seinen Sohn, der vom Himmel kommen soll. Diese Kirchen sind das Siegel ihrer Apostelschaft [1. Kor. 9,2]. Aber ihre Apostelschaft dient dem Segen der ganzen Kirche Christi. Und wo immer ihre Berufung anerkannt wird, sind sie bereit, solchen Segen zu spenden, die Einheit wiederherzustellen – die Wahrheit zu finden – Ordnung zu schaffen – den Heiligen Geist zu verwalten zur Reinigung und Tröstung der Heiligen; - und so die Standarte des Herrn gegen den Feind hochzuhalten, der nun wie eine Flut hereinbricht."
http://www.nak-bbrb.de/kirche/geschichte/

Wer solche Zeilen mit halbwegs offenen Augen liest, wird nicht umhinkommen sich zu fragen, was für Zeug jemand geraucht haben muss, um so ein Schreiben an einen ausländischen Monarchen zu schicken. Eine Mischung aus Selbstüberheblichkeit, kindischer Naivität, theologischer Borniertheit und – nicht zuletzt zeitbedingter – schwarz-pädagogischer Gottesbildmalerei.
Urplötzlich soll es einem ‚sich des Zorns erinnernder Barmherzigkeit‘ Gott eingefallen sein (er hatte wohl einige Jahrhunderte verschlafen), er könnte doch mal wieder Männer erheben, um sie von Geistesschwärmern zu Aposteln ausrufen zu lassen – nach 1800 Jahren könnte man das Spielchen doch nochmals spielen. Mal sehen, was die Menschen diesmal daraus machen ...
Dann wird nach Festlegung der Herrschaftsansprüche ein Pauluszitat bemüht, um diese mehr als fragwürdige Apostelschaft zu legitimieren. Und was für eine Legitimation! Eine neue Kirche als Zeichen der Apostelschaft … Wow, fragt man sich unvermittelt: Und um was für ein Zeichen oder um welche Legitimation handelt es sich dann bei den anderen Kirchen?
Zu allem Überfluss kleidet man dann seinen maß- und grenzenlosen Herrschaftsanspruch (man fühlt sich ja ausersehen, die Kirchen zu ordnen, sic!) in die scheinbar ökumenische biedere Jovialität, doch der ganzen Kirche Christi dienen zu wollen – freilich nur, wenn man als Apostel anerkannt würde. Falls ja, würde man schon Ordnung reinbringen in den christlichen Sauladen und vor allem, man würde den Heiligen Geist verwalten, weil dazu sei man ja zuvorderst berufen. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann verwalten sie noch heute …
Diese in dummdreister Überheblichkeit verschleierte Borniertheit, dieser absolut jeglicher Grundlage entbehrende Heilsanspruch und nicht zuletzt diese geradezu unverschämt theologisierende Unbefangenheit gegenüber aller studierten und forschenden Geistlichkeit gegenüber (auch wenn diese auch meist nur mit dem rechten Auge siehen) bilden leider auch heute noch die Weltanschauung und Lebensmaxime der neuapostolischen Kirchenführung und ihrer getreuen Schäfchen.

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