Schisma

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glasperle

Schisma

#1 Beitrag von glasperle » 09.04.2017, 16:39

Das Wort ist Griechisch und heißt Spaltung, Trennung. Heute versteht man darunter die Abspaltung von einer bestehenden Glaubensgemeinschaft.
Sie kann sowohl wegen theologischer Differenzen entstehen wie auch durch Auflehnung gegen eine Autorität.
So definiert das katholische Kirchenrecht heute Schisma als Aufkündigung der Gemeinschaft unter dem Papst bzw. mit der unter der Autorität des Papstes stehenden Kirche.
Die Geschichte des Christentums ist eine Geschichte fortwährender Abspaltungen. Eine der ersten war die der Ebioniten, die – im Gegensatz zu Paulus – darauf bestanden, dass das jüdische Gesetz auch für Christen gilt.
Erstmals wurde das Wort Schisma verwendet, als 1054 die Trennung zwischen römisch-katholischer und griechischer (orthodoxer) Kirche durch gegenseitige Bannflüche besiegelt wurde („großes morgenländisches Schisma“).

pathfinder

Re: Schisma

#2 Beitrag von pathfinder » 09.04.2017, 18:00

Graphik in der Wikipedia zur Entwicklung des Christentums:
https://de.wikipedia.org/wiki/Christent ... tentum.png

Und das ist nur der grobe Überblick ...

Meiner Meinung nach sind Schismen das Ergebnis der Definition menschlicher Dogmen.
Und es ging darum, wozu man ein Dogma benutzen wollte.
Es ging um die Deutungshoheit, das Wahrheitsmonopol...

Meiner Meinung nach gibt es im Christentum mindestens drei Lehren:
- Die Lehre von Jesus, eine Lehre der Liebe
- Die Lehre über Jesus, eine Lehre der Dogmen
- Die Lehre der Stellvertreter von Jesus, eine Lehre des Gehorsams

Und sie sind so miteinander vermischt, daß man sie kaum auseinander halten kann...

glasperle

Re: Schisma

#3 Beitrag von glasperle » 09.04.2017, 18:37

Klar sind Dogmen etwas woran sich die Gemüter erhitzen, ein herrlicher Gesprächsstoff mit Freunden bei einem Glaserl Wein.
Natürlich dienen Dogmen dem Machterhalt, z.b. Das Dogma vom Neoliberalismus als alternativlose Wirtschaftspolitik. Eines der gefährlichsten Dogmen. Nicht nur diebisch. Theologiebistbdogmenlastig, auch die Wirtschaftswissenschaften sind es.
Zu Dogmen könnte man theoretisch, wie du gesagt hast, sagen, die lehre über jesus im Unterschied von der Lehre, die von Jesus stammt. Aber auch der kleinste gemeinsame Nenner einer Gemeinschaft, die dich als Glaubensgemeinschaft definiert. Diese Lehrsätze gibt es in jeder Glaubensgemeinschaft, auch wenn sie nicht überall konkret Dogmen genannt werden.
Ja, klar, du hast recht, eine Seite definiert einen Lehrsatz, die andere lehnt diesen ab. Schon werden aus einer Gemeinschaft zwei.
Witzig, denn diese Dogmen sind sehr oft gefankenspielereien und für das praktische christentum völlig irrelevant.

pathfinder

Re: Schisma

#4 Beitrag von pathfinder » 09.04.2017, 19:23

glasperle hat geschrieben:... und für das praktische christentum völlig irrelevant.
Und das ist ja das worum es eigentlich geht :-)

Das ist für mich die Ebene auf der für mich die Ökumene Sinn macht.

Für mich ist das im Kern die Lehre von Jesus:
Gott ist unser liebender Vater. Er ist der Urspung der Liebe.
Er schenkt uns Liebe und Vergebung, wenn wir unsere Fehler erkannt haben und es uns leid tut und wir uns zu ihm wenden und es besser machen wollen.
Er vergibt uns, wie wir vergeben.
Liebe Gott über alles und Deinen Nächsten wie Dich selbst.

Das ist für mich eine Lehre, die positiv definiert ist.
Sie geht von der Liebe und der Vergebung aus und hat mit Gehorsam, Dogmen, Ängsten und Schuldgefühlen nichts zu tun...

Und ich habe erlebt, daß diese Lehre eine Lehre ist, die mir hilft mich positiv weiter zu entwickeln.
Und sie ist eine Lehre, bei der ich mit mir selbst im Reinen sein kann.
Und sie ist für mich keine Lehre der Selbstverleugnung sondern der Selbstfindung und dem Suchen nach einem guten Weg für mich und andere.

Und sie braucht keinen Mittler oder Stellvertreter sondern es ist eine ganz persönliche Beziehung zwischen mir und dem lieben Gott.

glasperle

Re: Schisma

#5 Beitrag von glasperle » 09.04.2017, 19:38

Ja, das ist das christentum, das mich, aus einem atheistischen Elternhaus stammend, angezogen hat.
Jesus sagte aber auch " wo zwei oder drei in meinem Namen zusammen sind, bin ich mitten unter euch" also bedeutet christentum nicht nur meine beziehungzu jesus sondern auch die Beziehung untereinander oder Gemeinde. Irgendwie versteht es sich von selber dass sich die Gruppe, die sich trifft um gemeinsam zu glauben, sich definiert woran sie glaubt, eben diesen kleinsten gemeinsamen Nenner. Ja, hmmm, ganz vernünftig. Was das mit dem entstehen von Schuldgefühlen zu tun hat begreife ich nun nicht. Dass sich in der Gruppe einer herauskristallisiert, der das sagen hat, passiert in jeder Gruppe. Je kleiner die Gruppe umso leichter ist die Wahl des Leiters. Auch in einer kleinen Gruppe kann es trotzdem schon dazu kommen, dass zwei Leiter sein wollen. Dann gibtbesgibt entweder krieg oder Spaltung. Voila nun gibt es zwei Gruppen. wenn stört das? das ist dann nur eine Machtfrage.
Vielleicht auch bei manchem eine Identitätsfrage. Vielleicht gehört es zum Selbstverständnis mancher Menschen bei der "richtigen" Gruppe sein zu müssen.

pathfinder

Re: Schisma

#6 Beitrag von pathfinder » 09.04.2017, 20:12

Mit Gläubigen habe ich kein Problem, denn das sind Brüder und Schwestern.

Solange jeder in Demut seine Sichtweise hat und dem anderen seine haben lässt ist das für mich auch OK.
Und das kann zu interessantem Austausch führen.

Wenn einer in einer Gruppe das sagen hat ist das für mich auch OK, solange er nicht der Meinung ist, daß er mit der Vollmacht Gottes oder Jesu spricht und sich dadurch im Glauben über andere erheben will.
Denn dann ist das was organisatorisches...

Jeder Mensch ist fehlbar und die Mitglieder einer Glaubensgemeinsschaft sind für mich alle fehlbare Menschen.
Keiner hat für mich den direkten Draht zum lieben Gott und kann dadurch für sich in Anspruch nehmen in seinem Auftrag zu sprechen...

Denn genau da fangen für mich im Glauben die Probleme an.
Wenn sich einer über den andern erhebt...

Wenn Du im Christentum noch nichts mit Schuldgefühlen zu tun hattest, dann kannst Du froh sein ;-)

Beispiel gefällig?
http://www.nak-gesangbuch.de/index.php?html=dealthym248

Standard-Lehre der NAK, zumindest zu meiner Zeit...
Und als NAKler weiss man, daß immer "das Werk" der NAK gemeint war...

glasperle

Re: Schisma

#7 Beitrag von glasperle » 10.04.2017, 04:04

Schuldgefühle und Projektion können durch christliche Erziehung gefördert werden, gibtbesgibt aber auch außerhalb des christentums. Das erzeugen von Schuldgefühlen ist für Machthaber sehr wichtig, sichert es doch die macht. Menschen die sich schuldig fühlen sind leicht zu manipulieren.
Dieses Lied ist ein wunderbares Beispiel. Ich würde es niemals singen. Ich glaube zwar, dass Diese Haltung Gott gegenüber angemessen wäre. Ich bin aber nur ein Mensch und zu einer solch rückhaltlosen Hingabe nicht fähig. Schuldig würde ich mich wahrscheinlich fühlen, wenn ich dieses Lied trotz dieses Wissens singen würde, denn da würde ich Gott ins Gesicht lügen. So rückhaltlos kann ich mich nicht hingeben. Ja, ich hab auch einmal zu Gott gesagt " Herr, ich gebe dir mein Leben. Mach mit mir was dir gefällt" dazu hat mich aber niemand gezwungen. Es hat mir auch niemand versprochen, dass mein Leben nicht sehr schwierig werden könnte, wenn ich das sage. Ich war einfach zu naiv um das zu kapieren. Natürlich hätte mein Leben auch schwierig werden können, wenn ichndas nicht gesagt hätte. Ich weiß es nicht, ich habe es nun einmal gesagt. Hat das wirklich etwas mit der Unfehlbarkeit eines amtsträgers zu tun? Oder mit Dogmen?
Ich habe auch keine Schuldgefühle , deswegen, dass mir diese ganzhingabe meist nicht gelingt. Ich glaube hier ist der punkt an dem wir die Gnade gottes brauchen und Erlösung. Anders geht das zumindest bei mir nicht.

sisterofjesus
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Registriert: 05.05.2017, 22:01

Re: Schisma

#8 Beitrag von sisterofjesus » 10.05.2017, 03:17

pathfinder hat geschrieben:
Das ist für mich die Ebene auf der für mich die Ökumene Sinn macht.

Für mich ist das im Kern die Lehre von Jesus:
Gott ist unser liebender Vater. Er ist der Urspung der Liebe.
Er schenkt uns Liebe und Vergebung, wenn wir unsere Fehler erkannt haben und es uns leid tut und wir uns zu ihm wenden und es besser machen wollen.
Er vergibt uns, wie wir vergeben.
Liebe Gott über alles und Deinen Nächsten wie Dich selbst.

Das ist für mich eine Lehre, die positiv definiert ist.
Sie geht von der Liebe und der Vergebung aus und hat mit Gehorsam, Dogmen, Ängsten und Schuldgefühlen nichts zu tun...

Und ich habe erlebt, daß diese Lehre eine Lehre ist, die mir hilft mich positiv weiter zu entwickeln.
Und sie ist eine Lehre, bei der ich mit mir selbst im Reinen sein kann.
Und sie ist für mich keine Lehre der Selbstverleugnung sondern der Selbstfindung und dem Suchen nach einem guten Weg für mich und andere.

Und sie braucht keinen Mittler oder Stellvertreter sondern es ist eine ganz persönliche Beziehung zwischen mir und dem lieben Gott.
Hallo pathfinder :-)

Sehr stimmige Worte, die ich von ganzem Herzen bejahen kann. Die Lehren Jesu zielten ja auf gelebte Liebe hinaus, was für sein überall verbreitetes Evangelium, der möglichen Realisation des Reiches Gottes auf Erden das Allerwichtigste ist.

Die Jünger und Apostel haben sich an Jesus Vorgaben orientiert, seine ihm von Gott eingegebenen Verhaltensanweisungen, Vergebungsgrundlagen in die Welt hinausgetragen, was ihnen Verfolgung bescherte. Dies wohl vorwiegend, weil durch Jesus ein Gottverständnis vermittelt wurde, welches mit dem bisher geglaubten, durch Mose vermittelten praktisch grösstenteils unvereinbar war.

Ein Gott, der reuige Sünder liebevoll und hocherfreut und vorwurfslos in die Arme schliesst, kein Wohlgefallen an jedwelchen Opfern hat sondern an gelebter Liebe und Barmherzigkeit, sich gegen die Todesstrafe stellt, heilt statt krank macht, auferweckt statt tötet oder zu töten auffordert. All das lehrte Jesus im Auftrag seines Vaters im Himmel, den er als ALLEIN WAHREN GOTT bezeichnet, der ihn gesandt hat, ihn erkennbar für alle zu machen, vorab den irrgeleiteten Schafen Israels.

Damit stiess er bei der damaligen religiösen Obrigkeit auf todfeindlichen Widerspruch, wie später auch seine Jünger und Apostel.

Später bestimmten dann die Päpste und Bischöfe, was als Glaubensdogmatik im sogenannten Christentum zu glauben und umzusetzen sei. Wer hingegen an Jesus göttlichweisen Gottes-, Liebes- und Vergebungslehre festhielt, galt als Ketzer und wurde zum Tode verurteilt.

Jesus kam meiner Ansicht nach nicht, um eine neue Religion zu gründen sondern das Judentum, insbesondere bezüglich Gottesglauben zu reformieren, bisherige Gesetze und Propheten auf das Gebot der gelebtennLiebe zu beschränken und gar zu erfüllen.

Hätten der Hohepriester Kaiphas und dessen Schriftgelehrten und Pharisäer, AT-Gesetzeslehrer Jesus Lehren über das bisher Geglaubte, Vermittelte erhöht, also hätten sie erkannt, dass Jesus Gottverständnis ein Glaubwürdigeres war, hätte dies Jesus Evangelium vom Nahen Gottes Reiches, durch Abkehr von Boshaftigkeit, Lieblosigkeit, Steinigungen für dies und das meines Erachtens längst zum Aufbau verholfen.

Doch stattdessen gab und gibt es so viele unterschiedliche christliche Glaubensgemeinschaften. Und einige basieren auf einer Glaubensdogmatik, die derjenigen von Jesus Vermittelten und Vorgelebten in vielerlei Hinsicht widerspricht.
Die einstige Frohbotschaft wurde zu einer Drohbotschaft.

Jesus lehrte innige, segensreiche Gottverbundenheit mit dem Himmlischen Vater durch gelebte Liebe, Vergebung, seitens seinem Gott durch Reue und ernsthaften Willen sich zu bessern. Was wird hingegen da und dort gelehrt? Gäbe es auch solche Spaltungen innerhalb des Christentums, wären Jesus Christus Lehren seit jeher authentisch weitergelehrt worden?

Was meint ihr? lg one sisterofjesus

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