NAK: Amtsenthebung nach Besuch einer ökumenischen Veranstaltung

Alles rund um die Sondergemeinschaft Neuapostolische Kirche (NAK), die trotz bedenklicher Sonderlehren (u.a. Versiegelung, Entschlafenenwesen mit Totenmission, Totentaufe, Totenversiegelung und Totenabendmahl, Heilsnotwenigkeit der NAK-Apostel, Erstlingsschaft, ..), weiterhin "einem im Kern doch ... exklusiven Selbstverständnis", fehlendem Geschichtsbewusstsein und Aufarbeitungswillen, speziell für die Zeit des Dritten Reiches, der DDR, der Bischoffs-Botschaft ("... Ich bin der Letzte, nach mir kommt keiner mehr. ..."), sowie ihrer jüngsten Vergangenheit und unter erheblichem Unmut ehemalicher NAK-Mitglieder, auch Aussteiger genannt, die unter den missbräuchlichen Strukturen und des auf allen Ebenen ausgeprägten Laienamtes der NAK gelitten haben, weiterhin leiden und für die die NAK nach wie vor eine Sekte darstellt, im April 2019 als Gastmitglied in die ACK Deutschland aufgenommen wird.
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Brombär

Re: Amtsenthebung nach Besuch einer ökumenischen Veranstaltu

#51 Beitrag von Brombär » 30.01.2017, 10:18

gläubiger schrieb:

Was in der NAK fehlt ist dieser "charismatische, zeitgemäße Stil", die frohe Botschaft Jesu Christi zu verkünden. Das wurde sukzessive Anfang des letzten Jahrhunderts eingedämmt was auch zur Abschaffung des Prophetenamtes in der NAK führte.
Man stelle sich mal im aktuellen Fall des hier erwähnten Priesters vor: Da kommt im Gottesdienst in dieser Gemeinde eine prophetische Weissagung und die lautet: "Der Apostel Soundso ist auf dem Holzweg. Er hat aus persönlicher Meinung heraus gehandelt. Der Pr. X aber handelte recht." Was da wohl los wäre? Ich wage die Behauptung, dass die Kirchen sich dort schnell füllen würden, wo gute Propheten (quasi auch als Gegenpol zum übermächtigen Apostelamt) am Werk wären.
In der weiteren Entwicklung im letzten Jahrhundert wurden die charismatischen Prediger und Propheten dann durch die "charismatischen Apostel" ersetzt. Diesen huldigte und huldigt man immer noch gleich Heiligen in bis dahin nicht dagewesenen Personenkulten. Das Apostelwort wurde auf einmal über alles gestellt - auch über besseres Wissen und Gewissen! Leider sind aber diese charismatischen Apostel mittlerweile gar nicht mehr charismatisch - sondern oft dekadent,
(eigen)meinungslos, beratungs- und kritikresistent und salbungsvoll weichgespült. Die gedanklich wahrhaft einfach-strukturierten Predigten, lassen allenthalben viel Begeisterung aufkommen. Neuerdings gleichen die vermeintlich modernen Ausführungen dann oft auch noch einem Vortrag über den neuen Katechismus - und das wird dann als Wort Gottes angepriesen. Das alles führt zu einem noch schnelleren "Sterbeprozess".



Werter gläubiger,
wenn ich Ihre Ausführungen lese, erkenne ich schnell, was ich – glaubensbezüglich, für ein armseliges Würstchen bin. Kurz - ganz viele Ihrer Sätze verstehe ich nicht. Ohne Ihren Darlegungen zu widersprechen, bitte ich, in leicht verständlicher Ausführung zu erklären, wie die Aussagen gemeint sind. Ich versuche meine Unklarheit in folgende Fragen zu formulieren:

Frage 1: Was genau (bitte in ganz wenigen Worten) ist die „Frohe Botschaft Jesu Christi“?

Frage 2: Was kann man sich unter dem Begriff „charismatisch zeitgerechter Stil“ der Frohen Botschaft Jesu Christi vorstellen?

Frage 3: Was sind die markantesten Eindämmungen, die - wie Sie schreiben, Anfang des letzten Jahrhunderts eingetreten sind?

Frage 4: Was fehlt der Christenheit durch die Abschaffung des Prophetenamts?

Frage 5: Wäre es nicht ein zersetzendes Mischmasch, wenn sich Apostel und Prophet innerhalb des Gottesdienstes ein Wortgefecht lieferten?

Frage 6: Woran kann man erkennen, dass NAK-Apostel früherer Jahre charismatisch wirkten?

Frage 7: Wie kommt es, dass Apostel zwischenzeitlich nicht mehr charismatisch, sondern dekadent sind?

Frage 8: Was verstehen Sie unter: „gedanklich wahrhaft einfach strukturierten Predigten“?


Werter gläubiger, ich danke Ihnen vorab, für die Erläuterungen. Mir liegt daran, Kritik zu verstehen. Sie verstehen?

gläubiger

Re: Amtsenthebung nach Besuch einer ökumenischen Veranstaltu

#52 Beitrag von gläubiger » 30.01.2017, 14:12

Werter Brombär,

ich denke nicht, dass Sie "ein armes Würstchen" sind. Wenn ich mir Ihre Beiträge hier so anschaue, komme ich zu einem anderen Bild von Ihnen.

Auf Ihre Fragen gebe ich Ihnen in div. Postings (sie sehen es mir aus Zeitgründen nach, dass ich nicht alle auf einmal beantworte) eine aus meiner Sicht und nach meinem Wissen hoffentlich zufriedenstellende Antwort.

zu Frage 1: Was genau (bitte in ganz wenigen Worten) ist die „Frohe Botschaft Jesu Christi“?

Das Evangelium wird auch als "Frohe Botschaft" bezeichnet. Genau darum geht es! (vgl. z.B. https://christlicherglaube7.jimdo.com/frohe-botschaft/ )

zu Frage 2: Was kann man sich unter dem Begriff „charismatisch zeitgerechter Stil“ der Frohen Botschaft Jesu Christi vorstellen?

- Ehrliche, begeisternde, theologisch fundierte und überzeugende Aussagen in einer Predigt.
- Die Aussagen Jesu und das "Wort Gottes" in eine zeitgemäße Sprache transferieren und daraus eine wahrhafte Richtungsweisung für den "sündhaften" Menschen ableiten. Z.B. in ganz aktuellen Bildern, Vergleichen, etc. Hier bieten sich auch modernere Übersetzungen der Hlg. Schrift zur Vorbereitung der Predigt an (Gute Nachricht, ...)

Frage 3: Was sind die markantesten Eindämmungen, die - wie Sie schreiben, Anfang des letzten Jahrhunderts eingetreten sind?

- Das Prophetenamt bzw. die damit verbundenen Weissagungen und Zungenreden in den Gottesdiensten waren ab einem bestimmten Zeitpunkt (in D ab 1933 und in der Schweiz ab ca. 1950) nicht mehr gewünscht. Stattdessen wurde offiziell das Stammapostelamt als alleiniges Amt für Prophetien angegeben. Ausführlich dazu: http://www.glaubeundkirche.de/viewtopic ... 97&start=0 . Dies hatte ich erwähnt, da davon auszugehen ist, dass auch damals schon in verschiedenen Fällen Missstände in der Gemeinde Gegenstand von derartigen Weissagungen gewesen sind. Dazu können wir separat gerne mal über Belege hierfür diskutieren. Und dieser Umstand hätte nach meiner Überzeugung im aktuellen Fall sicher zu einer gewissen Vorsicht in der Vorgehensweise der Kirchenleitung beigetragen. Das Prophetenamt war in der NAK-Hierarchie zwischen Ältester und Bischof eingegliedert.
Kurz: Mit dem Verbot derartiger Beiträge im Gottesdienst war eine weitere Möglichkeit genommen, zumindest kritische Äußerungen "in der Öffentlichkeit" zuzulassen. Ich sehe das als eine Stärkung der Machtposition der damaligen Apostel.

Frage 4: Was fehlt der Christenheit durch die Abschaffung des Prophetenamts?

Der Christenheit fehlt dadurch eher nichts. Aber der NAK in der damaligen Zeit wurde eine machtvolle Möglichkeit zur Weiterentwicklung und des kritischen Hinterfragens (auch theologischer Irrwege) genommen. Wäre dies nicht geschehen, würde auch in der heutigen Entwicklung ein Stückweit ein Gegenpol zum Alleinherrschertum der Apostel bestehen. Vielleicht wäre es auch erst gar nicht soweit gekommen? Zur Info: Der aktuellen NAK fehlen jegliche Positionen einer "normalen" Kirche, mit denen das Kirchenmitglied aktiv Einfluss auf die Kirchenpolitik nehmen könnte. Es gibt keinen Kirchengemeinderat, keinerlei Mitbestimmungsmöglichkeiten bei der Auswahl der Ämter, usw.

Frage 5: Wäre es nicht ein zersetzendes Mischmasch, wenn sich Apostel und Prophet innerhalb des Gottesdienstes ein Wortgefecht lieferten?

Ich denke nicht. Denn wenn die damalige Abschaffung nicht vollzogen worden wäre, hätte dies in zur Entwicklung einer ganz anderen Kirchenkultur geführt. Vielleicht wäre dann "die Botschaft" von vornherein als das entlarvt worden, was sie meiner Meinung nach ist: Eine menschliche Irrung eines altershalber debilen Menschen. Der Flurschaden wäre zumindest deutlich geringer gewesen, als die verschiedenen "Abspaltungen" weiterer Religionsgemeinschaften, welche im Vorfeld und danach dann tatsächlich stattgefunden haben!

Ich hoffe, Ihnen für den Anfang einige zufriedenstellende Antworten gegeben zu haben.

Brombär

Re: Amtsenthebung nach Besuch einer ökumenischen Veranstaltu

#53 Beitrag von Brombär » 30.01.2017, 14:38

gläubiger schrieb:

Ich hoffe, Ihnen für den Anfang einige zufriedenstellende Antworten gegeben zu haben.


Werter gläubiger,
vielen Dank für Ihre schnelle Antwort. Dass Sie noch diverse Postings nachschieben wollen freut mich. Jeder Erkenntnisgewinn tut gut.

Beste Grüße
Brombär

gläubiger

Re: Amtsenthebung nach Besuch einer ökumenischen Veranstaltu

#54 Beitrag von gläubiger » 30.01.2017, 18:08

Noch ein Nachtrag zum Thema Einheit:

"Amtsentbindungen sind in der Neuapostolischen Kirche selten. Es sind Einzelfälle, die folglich auf Einzelfallentscheidungen beruhen. Hier wird individuell wie sorgfältig der Fall, vor allem aber die Person selbst betrachtet, die das Amt innehat. Ein klärendes Gespräch zwischen ihr und dem verantwortlichen Bezirksapostel ist obligatorisch."

Das ist im vorliegenden Fall DEFINITIV nicht erfolgt und beweist einmal mehr die vielgerühmte Un-Einheitlichkeit :)

Quelle:
http://www.nak-nordost.de/db/14759/Nach ... tbindungen

gläubiger

Re: Amtsenthebung nach Besuch einer ökumenischen Veranstaltu

#55 Beitrag von gläubiger » 31.01.2017, 11:59

[Und weiter geht's:

zu Frage 6: Woran kann man erkennen, dass NAK-Apostel früherer Jahre charismatisch wirkten?
Nun, der große Zulauf der NAK nach dem zweiten Weltkrieg kam nicht von ungefähr. Dazu gehörte u.a. eine klare, exklusive Vision, die den Menschen in dieser unsicheren Zeit eine eindeutige Perspektive gab. Und diese wurde überzeugend verkündigt. Ich bin mir selbstverständlich bewusst, dass es auch damals schon Fehlordinierte gab und dass nicht jeder damalige Apostel ein charismatischer Mensch war! Es ist aber nicht vorzustellen, dass die NAK einen derartigen Wachstums-Erfolg hätte landen können, wenn es nicht Menschen gegeben hätte, die 100% von der Sache überzeugt waren und dies auch den Gläubigen NAKlern so vermittelt hätten. Dazu zähle ich ausdrücklich auch die Mehrzahl der damaligen Apostel. Wenn man Predigten von damals liest, kann man vielfach neben einigen aus heutiger Sicht untragbaren Aussagen wenigstens eine klare, eindeutige Vision erkennen. Fragen Sie mal "alte" Mitglieder, wie die über die damalige Zeit und die damaligen Apostel reden. Dann werden sie entdecken, dass es nicht nur die Dummheit und Einfalt der Gläubigen gewesen sein kann, die zu einem derartigen Erfolg der Kirche geführt hat.

zu Frage 7: Wie kommt es, dass Apostel zwischenzeitlich nicht mehr charismatisch, sondern dekadent sind?
Das ist aus meiner Sicht v.a. traditionell bedingt. Ein System, das sich selbst - offiziell natürlich nicht, aber insgesamt doch - als unfehlbar, da direkt von Gott beauftragt betrachtet, entwickelt mit der Zeit aus sich selbst heraus eine Dekadenz. Ich gehe sogar noch weiter und sage das System mittlerweile degeneriert. Symptome dazu sind unter vielen: Personenkult, (Nach-)Ordinationen die exakt ins System passen, d.h. der Nach-Ordinierte wird zuallererst unter Kriterien ausgewählt, die dem Systemerhalt dienten. Ein rationales Anlegen von Maßstäben, z.B. Führungsfähigkeiten, Empathie, Rhetorische Kenntnisse, etc. war und ist unerwünscht. Waren dies zunächst vielleicht noch Einzelfälle würde ich aus heutiger Sicht behaupten, dass diese Entwicklung sich in den letzten 30 Jahren sogar beschleunigt hat. Eine inhomogene Struktur, in der unterschiedliche Meinungen, Denkweisen, usw. zugelassen und gewünscht sind, will heute keiner mehr. Dekadenz in der heutigen Zeit mache ich u.a. an den Entscheidungen fest, die von den Kirchenleitungen inkl. der zugehörigen Apostel getroffen werden. Siehe den beschriebenen Fall des Ex-Priesters hier.
Diese Entwicklung von Dekadenz in den oberen Rängen eines Systems ist übrigens nicht neu; das gibt es in vielen Kirchen.

zu Frage 8: Was verstehen Sie unter: „gedanklich wahrhaft einfach strukturierten Predigten“?
Das Leistungsgefälle ist hier von Region zu Region, von Apostel zu Apostel sehr unterschiedlich. Wenn sie sich z.B. einen Übertragungsgottesdienst des Stammapostels anhören, werden Sie bei den Co-Predigern sehr oft am Beginn die (im "typischen NAK-Sprech" angewendete) Phrase hören: "Wir sind so dankbar, ..." und dann folgt eine Huldigung des Stammapostelamtes und eine Aufzählung, warum der Co-Prediger heute "zu Füßen des Stammapostels" sein darf. Wenn Sie den betreffenden Apostel aus Ihrer Region kennen, werden Sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einige typische Phrasen hören, die jederzeit, beliebig in jeder Predigt anwendbar sind. Z.B. gegen Ende der Predigt erfolgt ein Hinweis auf das Glaubensziel, die ewige Gemeinschaft mit Gott: "Mögen wir bald dort sein!" Alles an und für sich nicht schlimm. Nur wenig inspiriert und inspirierend. Deshalb, da meist vorhersehbar, schlicht und einfach "gedanklich einfach strukturiert".


Werter Brombär, ich hoffe ein wenig Licht ins vermeintliche Glaubens-Dunkel gebracht zu haben.

Brombär

Re: Amtsenthebung nach Besuch einer ökumenischen Veranstaltu

#56 Beitrag von Brombär » 02.02.2017, 08:12

Werter gläubiger,

haben Sie zuerst Dank für die teils aufwändigen Antworten zu meinen Fragen.

Allerdings haben Sie mit der Beantwortung der "Frage 1" meiner Bitte um eine "Antwort in wenigen Worten" nicht entsprochen. Stattdessen erhielt ich Ihren Link, welcher - etwas salopp gesagt, u.a. Inhalte der Offenbarung in pietistischer Auslegung darstellt.

Ich hätte hier gerne eine komprimierte - sozusagen auf das Extrakt reduzierte "gläubiger-Antwort". Ich bin überzeugt, dass Sie wissen, was ich meine, auch wenn Sie vielleicht leise fluchen. :wink:

Auf eine solchen Antwort würde ich gern meine Stellungnahme aufbauen, damit ich nicht an Ihren Vorstellungen vorbeiargumentiere.

Geht das?

Besten Gruß Brombär

gläubiger

Re: Amtsenthebung nach Besuch einer ökumenischen Veranstaltu

#57 Beitrag von gläubiger » 02.02.2017, 10:17

Werter Brombär,

nein, ich fluche nicht, nicht einmal leise. Hinter Ihrem Pseudonym scheint sich ein durchaus interessantes Individuum zu verbergen und deshalb geh ich auch auf die Diskussion ein. Mir liegt viel an einer niveauvollen Diskussion, auch wenn ein öffentliches Forum dafür oft ungeeignet scheint. Diese Aussage bezieht sich übrigens auch durchaus auf meine, teils emotionalen Beiträge hier.

Nun, Sie möchten konkret wissen, was MEINE Definition des Evangelium ist? Ich will zuvor klarstellen, dass es sich bei meiner Definition um den Begriff des Evangeliums im Sinne der Glaubensbotschaft handelt und nicht z.B. um eine literarische Gattung. Aber das wussten sie sowieso schon :roll:

Für mich ist das Evangelium die frohe Botschaft von Jesus Christus. Er ist auf die Welt gekommen, hat der Menschheit ein Beispiel eines gottgefälligen Lebens gegeben, hat gelehrt, ist am Kreuz gestorben und auferstanden. Er wird wiederkommen. Der Auftrag, seinem Beispiel zu folgen und seine Botschaft weiterzutragen gilt und wirkt bis heute.

Ich komme nicht umhin, für Sie, werter Brombär, meine Aussage im Zusammenhang mit meiner Kritik an der aktuellen Wortverkündigung der NAK nochmals ein wenig deutlicher zu machen:

Diese frohe Botschaft kann unterschiedlich verkündigt werden. Charismatisch, emotional mitreißend, positiv, voller Liebe, auf Augenhöhe mit dem Zuhörer. Aber leider auch: Auswendig gelernt, unreflektiert nachgeplappert, phrasendreschend, drohend, voller Angst, ausschließlich als Appell formuliert, usw.
Wenn Sie sich in vielen Fällen NAK-Predigten neutral ansehen oder anhören, werden Sie verstehen, was ich meine. Und genau darin liegt aus meiner Sicht ein Hauptgrund für den massiven Rückgang der Teilnehmer an Gottesdiensten der NAK.

Ich bin gespannt auf Ihre Stellungnahme und grüße Sie als

Gläubiger
Zuletzt geändert von gläubiger am 02.02.2017, 14:27, insgesamt 1-mal geändert.

R/S

Re: Amtsenthebung nach Besuch einer ökumenischen Veranstaltu

#58 Beitrag von R/S » 02.02.2017, 12:20

Gläubiger: Und genau darin liegt aus meiner Sicht ein Hauptgrund für den massiven Rückgang der Teilnehmer an Gottesdiensten der NAK.
Ich versuch das mal ein bisschen aufzudröseln:
Was die NAK-Mitglieder angeht ist da im deutschen Sprachraum zum einen die relativ große Mehrheit der alten Traditionalisten. Jene, die mit dem Apostel-Exklusivismus glattgebürstet wurden. Sie wollen in erster Linie Bestätigung finden. Bestätigung in ihrem Denken, in der Lehre, in allem Althergebrachten, vor allem in den alten Sicherheiten usw.
Dann gibt es die junge Generation. Sie sucht in erster Linie soziale Events, in denen sie Gleichgesinnte treffen und sich verwirklichen können. Althergebrachte Predigten, Glaube an Verbalinspiration in Wort und Schrift sind ihre Sache nicht. Und sie wollen vor allem mit anderen jungen Christen das Boot teilen, d.h., den alten Apostel-Exklusivismus teilen nur die 150-Prozentigen unter ihnen. Ebenso stehen sie jeder Form von Hierarchie, vor allem patriarchalisch gezüchteter kritisch gegenüber – sie sind es gewöhnt, heute auf Augenhöhe mit allen sozialen Schichten zu kommunizieren. Mit dem Haudegen-Motto „Der Ober sticht den Unter“ können sie nichts mehr anfangen.
Als weiteres „Glaubensmilieu“ gibt es die kritisch Distanzierten. Sie beäugen alles mit großer Skepsis, tragen zum großen Teil seelische Wunden und sind sich, aufgrund ihrer unterschiedlichen Vita häufig uneinig, was sie wirklich wollen. Außer vielleicht, dass sie gestreichelt werden möchten und vor allem, dass alles offener und ehrlicher wird. Wie das dann im Einzelnen auszusehen haben, darüber sind sich die unterschiedlichen Strömungen, die bei ihnen vorherrschen, ebenfalls bestenfalls sporadisch einig.
Und dann gibt es den eher kleinen Kreis derer, denen traditionsfreie Glaubenswahrheit in Predigt und Geschichte wichtig sind. Sozialkontakte sind ihnen eher zweitrangig – die suchen sie sich eher außerhalb von Kirche. Was sie wünschen, sind moderne Predigten, frei von Traditionen, obsoleten Bekenntnissen, hinderlichen Konventionen und dem ganzen sakramentalen Firlefanz.
Als letztes stehen dann jene, die aus allem so ein bisschen wollen, aber sich im Grunde nicht sicher sind, was Kirche und Glauben eigentlich sollen und wollen. Sie stehen entweder schon auf dem Absprung in das konfessionsfreie Leben oder sind auf der Suche nach religiöser Sinnhaftigkeit.
Diese Milieu-Aufsplittung ist einer von vielen Ergüssen der Postmoderne und hat sich in den letzten 20-30 Jahren ungeheuer schnell entwickelt. Zu schnell für viele Mitglieder und viel zu schnell für die Kirchen. Vor allem eher fundamentalistische wie die NAK. So versucht sie anfänglich noch den Spagat, es möglichst allen ein wenig recht zu machen (am meisten natürlich ihren Traditionalisten, keine Frage) und verzettelt sich so immer mehr, weil die unterschiedlichen Strömungen einander teilweise ausschließen. Das hat, interessanterweise, ihrer Glaubwürdigkeit in allen Lagern geschadet.
Und damit komme ich zum Hauptproblem der Kirchen in Allgemeinen und der NAK im Besonderen. Denn über allem steht dieses Damoklesschwert der Glaubwürdigkeit. Glaubwürdigkeit in der Verkündigung, in der Lehre, im Gemeindeleben, im Finanzgebaren, in der Aufarbeitung der hauseigenen Geschichte, in Angelegenheiten von Transparenz und kirchlichem Miteinander usw., usw. ...
Früher spielten diese Glaubwürdigkeiten nahezu keine Rolle. Was vorgegeben wurde, wurde im Glaubensgehorsam aufgenommen und umgesetzt. Zum Leidwesen der alten Patriarchen funktioniert das heute kaum noch. Vor allem junge Menschen wollen Begründungen, wollen diskutieren, wollen verstehen, warum es so und nicht anders sein sollte. Damit aber sind die alten Patriarchen zu allermeist hoffnungslos überfordert. Sie waren gewohnt, die alte Glaubenshymne „Wenn dein Wort (= ihr Wort) soll nicht mehr gelten, worauf soll der Glaube ruh’n …“ auf alles (einschl. sich selber) übertragen zu können. Denn sie waren gelehrt worden, dass alles, was sie qua Amt und Auftrag von sich gaben, Gottes Wort und also göttlicher Wille wären. Und darüber kann nun eben nicht diskutiert werden. Um das ganze Dilemma in ein Bild zu kleiden:
Die NAK-Systemagenten haben erkannt, dass (geistige wie soziale) Pferdekutschen nicht mehr dem Zug der Zeit entsprechen. Also haben sie die Pferde ausgekoppelt und in die Kutsche einen VW-Motor eingebaut in der Hoffnung, nun beim Wettrennen um die besten ökumenischen Plätze mithalten zu können.

gläubiger

Re: Amtsenthebung nach Besuch einer ökumenischen Veranstaltu

#59 Beitrag von gläubiger » 02.02.2017, 14:09

Der Beitrag von R/S ist so gut, dass ich diesen zum Anlass für ein neues Thema nehmen werde. Denn er ist aus meiner Sicht ungeheuer wichtig für eine Diskussion, jedoch mit dem Thema hier "Amtsenthebung nach Besuch einer ökumenischen Veranstaltung" nur noch wenig zu tun hat.

Ich nenne das Thema (ein wenig reißerisch :mrgreen: ):

"Geht die NAK bald unter? - Strukturanalyse von Kirchgängern"

Brombär

Re: Amtsenthebung nach Besuch einer ökumenischen Veranstaltu

#60 Beitrag von Brombär » 06.02.2017, 12:01

Werter gläubiger,

um Ihnen halbwegs sinnvoll antworten zu können, müsste ich eigentlich noch eine Weile Ihre Beiträge verfolgen.

Ihr Beitrag heute vormittag (6.2,) (adressiert an detlef.streich) macht mich einigermaßen ratlos.

Es gibt aber auch welche - und hier bitte ich sie um Verständnis - die ihre Kirche permanent kritisch hinterfragen. Diejenigen, die sich ernsthaft mit ihrem Glauben an Jesus Christus auseinandersetzen und die trotz allem Negativen was in der Kirche geschieht immer noch eine geistliche Heimat in der NAK haben.

Ich habe in den nahezu 70 Jahren Zugehörigkeit zur NAK immer nur den Begriff „ lückenlose Nachfolge und kindliches Vertrauen im Aufschauen“ gehört; alles andere sei Leerlauf. Und nun kommt ein "gläubiger" Neuapostole :wink: und behauptet, derzeit sei hier und dort noch die NAK-Welt in Ordnung, weil man sich – unter Umgehung einschränkender Apostellehre auch weiterhin im Glauben an Jesus Christus orientieren könne.

Werter gläubiger, bitte sehen Sie es mir nach, aber diese Haltung wird Sie über kurz oder lang zum Spaltungsirrsinn führen.

Die NAK hat die Gesandtschaft Jesu an sich genommen und das exklusiv, egal mit welchen Erklärungen sie dies verschleiert.


Nun habe ich Ihnen auch noch zu den Punkten zu antworten, die Sie mir als Antwort gegeben haben.

Nach Ihrer Stellungnahme an detlef.streich verstehe ich, weswegen Sie sich (noch) mit fehlendem Prophetenamt und geschwundenem Charisma befassen.

Zum Thema fehlendes Prophetenamt: Aus der Geschichte des „wieder aufgerichteten Apostelamts“ sind uns die Unverträglichkeiten zwischen Apostel und Propheten hinlänglich bekannt. Kurz, es waren inkompatible Konstellationen, warum auch immer. (Es wären hierzu Bücher zu lesen und zu verfassen) Ich bleibe dabei, dass sich die Gesandtschaft Jesu, also das Apostelamt, in diesem Zwiespalt zerrieben hätte. Es ist mir auch nicht bekannt, dass in der urchristlichen Kirche ein regulierendes Prophetenamt notwendig gewesen wäre.

Zum Thema geschwundenes Charisma: Ja, Sie haben Recht. Menschen mit Charisma ziehen uns in ihren Bann, sie lassen uns aufhorchen, ihr Blick kann uns fesseln, ihre Argumente überzeugen und wir lassen uns von ihnen motivieren und anspornen. Soweit so gut. Aber, Charismatiker sind deshalb noch lange nicht als heilsam oder weiterführend zu sehen. Die Nazi-Größen waren fast alle Charismatiker. Wohin ihr Charisma die Welt gebracht hat, liegt auf der Hand. Verbalcharismatiker beanspruchen in aller Regel Deutungshoheit und unabdingbare Nachfolge. Hinterfragung ist unerwünscht und der Lehre kontraproduktiv. So angenehm einen „die Ohren jücken“ und so gerne nach gekonnten Redepassagen Beifall gespendet wird, so einseitig kann verbales Charisma sein.
Ich habe die Zeiten unter den meisten Stammaposteln (einschließlich J.G.Bischoff) erlebt und bin deren charismatischen Ausführungen nicht selten hingebungsvoll erlegen. Heute – da ich die Gnade habe, ihre „Prophezeiungen“ in der Nachschau beurteilen zu können, weiß ich um den Wert so mancher Schreihälse.(Streckeisen war der schlimmste :roll: )

Zum Thema „ gedanklich wahrhaft einfach strukturierte Predigten“. Hier hat ja Michael Koch mit der Veröffentlichung seiner legendären „Predigtmaschine“ einen großen Schub nach vorne ausgelöst. Tatsächlich ist die NAK bemüht, ihren Wortverkündigern mehr Basiswissen zukommen zu lassen. In wie weit dies gelingt, hängt von mehreren Faktoren ab. Persönliches Engagement des AT, Wahrheitsliebe des AT, Umfeld (Vorangänger im Amt) des AT, Fähigkeit Zusammenhänge zu erkennen und eingängige Assoziationen vermitteln zu können. Nicht zuletzt aber ist die Kompatibilität mit der neuapostolischen Lehre herzustellen. Das alles ist nicht einfach für schlichte Knechte, deren Einstellungsvoraussetzungen einzig die „kindliche Nachfolge“ waren und vielleicht auch heute noch sind. Die Predigt eines demütigen Theologen kann da meist mehr hergeben.

Soweit – werter gläubiger, meine abschließende Antwort im Thread „Amtsenthebung“. Zum Thema „Evangelium im Zusammenhang mit neuapostolischer Apostellehre“ werde ich in einem der nächsten Berichte im Thread „NAK/Strukturanalyse“ Stellung nehmen.

Gruß Brombär

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