Wer oder was ist Gott?

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Brombär

Re: Wer oder was ist Gott?

#111 Beitrag von Brombär » 01.01.2015, 16:25

Querdenkermicha schrieb:

„Dass nur ein Drittel der Deutschen an die Auferstehung Christi glaubt, müsste die Kirchen schon einigermaßen beunruhigen, wenn doch nach Aktenlage zwei Drittel Christen sind. Doch es ist noch viel schlimmer: Selbst unter den Gläubigen werden zentrale Inhalte der christlichen Botschaft massenhaft abgelehnt. 60 Prozent glauben nicht an ein ewiges Leben. Dagegen glaubt jeder vierte Deutsche, dass die Begegnung mit einer schwarzen Katze Unglück bringt. An Ufos glauben zwischen Flensburg und Oberammergau mehr Menschen als ans Jüngste Gericht. Willkommen in der deutschen Diaspora.



Micha, das glaube ich nicht! Ich z.B. wurde nämlich nicht gefragt, auch die Sache mit der schwarzen Katze nicht ;-)

Spaß zur Seite.

Sie schrieben: Gottesdienste werden einfach ohne Gott weitergefeiert.

Für mein Teil würde ich diese Aussage etwas umformulieren und sagen: Gottesdienste darf man auch gerne ohne Kirche feiern. Wenn die Kirche nicht mehr vermittelt, was der Seele Frieden verschafft, (was letztlich ihre Aufgabe ist) ist das wahrscheinlich der gangbare Weg das Urvertrauen in eine Göttlichkeit zu leben.
Wie immer man eine Göttlichkeit begreifen will, ist jedem selbst überlassen. Darum darf man missionarische Bemühungen zum Heidentum getrost überlesen, wenn man will.

„Gott sei halt aus der Kirche ausgetreten“ – meint Martha und man fragt sich: Wen wundert es?

Also lasst IHN uns suchen (wer da will) und vielleicht nehmen wir die Kirche an der Hand und suchen gemeinsam?

Bb.

Glaubensbruder

Re: Wer oder was ist Gott?

#112 Beitrag von Glaubensbruder » 02.01.2015, 00:53

Querdenkermicha hat geschrieben:Pagan, es nutzt wenig, immer wieder mit dem Holzhammer auf die Inkonsequenzen vieler Gläubiger hinzuweisen

In der Tat, "Hinweise mit dem Holzhammer" kommen meistens nicht gut an, nicht einmal bei konsequent inkonsequenten Gläubigen. :wink:

Glaubensbruder

Re: Wer oder was ist Gott?

#113 Beitrag von Glaubensbruder » 02.01.2015, 01:05

  • Man könnte ja meinen, dass die Abwendung von den Kirchen mit einem kräftigen Aufschwung des Atheismus einhergehe. Doch davon kann keine Rede sein. Selbst denen, die mit traditionellen Religionen wenig anfangen können, reicht die Erklärung offenbar nicht, dass es irgendwann einmal nichts gab und dann durch einen Urknall das Weltall entstand; dass die Menschheit durch evolutionäre Zufälle entstanden ist und jeder einzelne Mensch auch; dass die Welt nur aus dem besteht, was man sehen, messen und begreifen kann; dass mit dem Tod einfach alles aus ist. Die Frage nach dem Woher und Wohin, die Frage nach Gott ist im Menschen angelegt. In den entscheidenden Momenten – also etwa wenn es um Krankheit und Tod geht, um die Abgründe des eigenen Lebens, um Schuld und Scheitern, Hoffnung und Trauer und nicht zuletzt: um die Erfahrung der Liebe – dort dringt die Frage nach Gott auch immer wieder ins Bewusstsein vor. „Wäre eines Tages jede Religion verschwunden und sogar das Wort „Gott“ vollständig ausgetilgt“, sagte einmal Karl Rahner, „dann würde man doch dieses Wort neu erfinden für das namenlose Geheimnis unserer Existenz.“
Quelle:
Markus Günther: Diaspora Deutschland. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.12.2014
http://www.faz.net/aktuell/politik/inla ... 42759.html

agape

Re: Wer oder was ist Gott?

#114 Beitrag von agape » 02.01.2015, 10:16

Glaubensbruder hat geschrieben:
  • „Wäre eines Tages jede Religion verschwunden und sogar das Wort „Gott“ vollständig ausgetilgt“, sagte einmal Karl Rahner, „dann würde man doch dieses Wort neu erfinden für das namenlose Geheimnis unserer Existenz.“



Danke, für den interessanten "Einwurf". :-)

Tja, auf der vehementen Suche nach der alles begründenden "Welt-Formel" ist der darin verborgene Reduktionismus auf erhebliche Kritik gestoßen.

M.M.n. wird der Begriff "Gott" immer wieder neu erfunden und mit Inhalten gefüllt.
In dem Maße, wie gegenwärtig der Mensch mit "seinem" Universum erklärt wird.
Unsere Erkenntnis wird ganz sicher Stückwerk bleiben.
Das hat durchaus etwas Sinnvolles an sich, auch wenn es oft höchst unbefriedigend ist.
Als Teil der Schöpfung bleibt der Mensch auch somit Teil des Creativen mit seinem Forschergeist und ungebremsten Wahrheitssucherwillen. ;-)

Dass die Verkünder jeglicher Ideologien damit nicht einverstanden sein können, liegt ja auf der Hand. :-)

agape

Re: Wer oder was ist Gott?

#115 Beitrag von agape » 02.01.2015, 10:40

Kleiner :arrow: Tipp von mir am Rande. ;-)

Ich finde das Buch sehr hilfreich, wenn auch die Kritik daran nicht unter den Tisch fallen kann:
Siehe :arrow: Hier

Bedenkenträger

Re: Wer oder was ist Gott?

#116 Beitrag von Bedenkenträger » 03.01.2015, 13:08

Glaubensbruder hat geschrieben:
  • [...] „Wäre eines Tages jede Religion verschwunden und sogar das Wort „Gott“ vollständig ausgetilgt“, sagte einmal Karl Rahner, „dann würde man doch dieses Wort neu erfinden für das namenlose Geheimnis unserer Existenz.“
Wie immer man dieses "Geheimnis" letztlich nennen mag, »in all dem Bedingten, Gemischten, aus Finsternis und Licht Zusammengebrauten eines konkreten Lebens ist eben doch eine letzte Absolutheit gegeben, zu der sich ein Mensch bewußt oder unbewußt bekennt.« (Karl Rahner)

Querdenkermicha

Re: Wer oder was ist Gott?

#117 Beitrag von Querdenkermicha » 03.01.2015, 14:24

Hallo Glaubensbruder,

aber das in dem FAZ-Beitrag beschriebene Phänomen besagt doch genau das, was ich auch schon schrieb: Viele Menschen basteln sich ihr eigenes Gottesbild zurecht, ohne dabei großartig auf Stringenz und Bibelkompatibilität zu achten. Natürlich ist das ihr gutes Recht, aber dann müssen sie sich auch nicht wundern, als "Scheinchristen" etc. tituliert zu werden, die einem oft diffusen Wischiwaschi-Glauben, womöglich an eine wie auch immer geartete "göttliche Energie", anhängen.
Mit dem Gott der Bibel hat das dann oft nur sehr marginal etwas zu tun.
Glaubensbruder hat geschrieben:
  • Man könnte ja meinen, dass die Abwendung von den Kirchen mit einem kräftigen Aufschwung des Atheismus einhergehe. Doch davon kann keine Rede sein. Selbst denen, die mit traditionellen Religionen wenig anfangen können, reicht die Erklärung offenbar nicht, dass es irgendwann einmal nichts gab und dann durch einen Urknall das Weltall entstand; dass die Menschheit durch evolutionäre Zufälle entstanden ist und jeder einzelne Mensch auch; dass die Welt nur aus dem besteht, was man sehen, messen und begreifen kann; dass mit dem Tod einfach alles aus ist. Die Frage nach dem Woher und Wohin, die Frage nach Gott ist im Menschen angelegt. In den entscheidenden Momenten – also etwa wenn es um Krankheit und Tod geht, um die Abgründe des eigenen Lebens, um Schuld und Scheitern, Hoffnung und Trauer und nicht zuletzt: um die Erfahrung der Liebe – dort dringt die Frage nach Gott auch immer wieder ins Bewusstsein vor. „Wäre eines Tages jede Religion verschwunden und sogar das Wort „Gott“ vollständig ausgetilgt“, sagte einmal Karl Rahner, „dann würde man doch dieses Wort neu erfinden für das namenlose Geheimnis unserer Existenz.“
Quelle:
Markus Günther: Diaspora Deutschland. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.12.2014
http://www.faz.net/aktuell/politik/inla ... 42759.html

tergram

Re: Wer oder was ist Gott?

#118 Beitrag von tergram » 03.01.2015, 14:32

Bedenkenträger hat geschrieben: Wie immer man dieses "Geheimnis" letztlich nennen mag, in all dem Bedingten, Gemischten, aus Finsternis und Licht Zusammengebrauten eines konkreten Lebens ist eben doch eine letzte Absolutheit gegeben, zu der sich ein Mensch bewußt oder unbewußt bekennt.
Wunderbar! Vollkommene Ahnungslosigkeit, verborgen hinter einem Schleier aus theologischem Geschwurbel und wortreichem Gestammel.

DAS ist es, was der suchende Mensch in den Wirrungen des Lebens braucht. *Ironiemodusaus* Und genau dieses abgehobene Gebrabbel ist es, was die Menschen in Scharen aus den Kirchen treibt.

Gut so.

Nehmt eure Seligkeit in die eigenen Hände und befreit euch von denen, die euch ihre eigene Unwissenheit als finale Weisheit verkaufen wollen. Amen.

Bedenkenträger

Re: Wer oder was ist Gott?

#119 Beitrag von Bedenkenträger » 03.01.2015, 16:57

tergram hat geschrieben:Wunderbar! Vollkommene Ahnungslosigkeit, verborgen hinter einem Schleier aus theologischem Geschwurbel und wortreichem Gestammel.

DAS ist es, was der suchende Mensch in den Wirrungen des Lebens braucht. *Ironiemodusaus* Und genau dieses abgehobene Gebrabbel ist es, was die Menschen in Scharen aus den Kirchen treibt.

Gut so.

Nehmt eure Seligkeit in die eigenen Hände und befreit euch von denen, die euch ihre eigene Unwissenheit als finale Weisheit verkaufen wollen. Amen.
Nun, Schwesterlein, was die Menschen scharenweise aus den Gotteshäusern treibt, ist wohl weniger theologisches Geschwätz, denn dort, in den Kirchen, wird ja nicht wirklich doziert, sondern vielmehr recht untheologisch und sehr naiv und volkstümlich über Gott gepredigt, und dies ist doch wohl eine der Hauptursachen davon, das sich viele von den Kirchen letztlich abwenden.

Was bekommt man dort denn oft geboten? Zumeist folgendes:

»Nach allem, was ich von der Bibel verstehe, und dem, was sie über Gott aussagt, widerstrebt mir die naive Rede von der Liebe Gottes. Vielleicht ist Gott gar nicht die Liebe, wie wir uns das vorstellen. Woher wissen wir denn, dass ausgerechnet dieses Etikett auf den unergründlichen Ursprung alles Seienden, den Herrn über Sein und Nichtsein, den Allmächtigen passt? Was wissen wir denn schon von IHM? Die Heilige Schrift nähert sich Gott mit äußerster Distanz, mit Erschrecken vor dem ganz Anderen. Zunächst einmal ist Gott heilig. Heilig, das heißt erschütternd, befremdlich, gefährlich, in die Knie zwingend, groß und unfassbar. Und ein Abglanz von Gottes Heiligkeit sind die Gesetze der Natur, und mit denen haben wir es zumeist bei solchen Katastrophen zu tun.

Ein Großteil der professionellen der Vermittler des Glaubens - Pfarrerinnen und Pfarrer, Theologen, Religionslehrer - gehen heute mit einem erschreckend platten Gottesbild hausieren. Gottes Liebe ist "wie Gras und Ufer" (wie es in einem gerne gesungenen modernen geistlichen Lied heißt), Gottes Liebe ist absolut grenzenlos. Einige Strömungen feministischer Theologie verstärken das noch. Und so hat Gott mehr und mehr die Züge eines fordernden Vaters verloren und stattdessen die einer bisweilen ziemlich klischeehaften zärtlichen Mutter angenommen, die ihren Kindern jederzeit Zuflucht bietet und ihnen alles immer wieder verzeiht. Gott als Gummiwand universalen Verzeihens. Man hat bisweilen den Eindruck, mit diesem phraseologischen Abklatsch von "Gott" kann man wirklich alles machen. Mit dem kann man ruhig ganz locker und in ewig kindlicher Selbstbezogenheit umgehen. Es ändert sich nichts und niemand; es kommt nur eine fromme Sauce namens "Liebe" über jegliches Gericht. Dieser Gott nimmt nichts krumm. Der ist einfach immer nur lieb. So einen Gott braucht man tatsächlich nicht mehr fürchten.

Aber den braucht auch niemand mehr wirklich ernst zu nehmen. [...] Wenn wir den Herrn über Leben und Tod [...] immer nur auf "Liebe" reduzieren, dann vermitteln wir bewusst oder unbewusst das Bild von einem Gott, der "nichts tut". Erstens ... nichts, was uns gefährlich werden, was uns Schmerzen zufügen oder uns völlig aus der Bahn werfen könnte. Zweitens: ... nichts, was helfen könnte gegen das Übermaß der Bedrängnis in dieser Welt. Was sollte den ein bloß lieber Gott gegen die Bosheit in uns und um uns herum ausrichten können? Vielleicht ist er deshalb für viele völlig belanglos geworden.
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Klaus Berger: Jesus, 2004; Pattloch Verlag

Oh, Sorry, ist ja schon wieder bloß theologisches Geschwafel... :mrgreen:

Dann nochmals "Querdenkermicha", ganz untheologisch hierzu:

»Viele Menschen basteln sich ihr eigenes Gottesbild zurecht, ohne dabei großartig auf Stringenz und Bibelkompatibilität zu achten. Natürlich ist das ihr gutes Recht, aber dann müssen sie sich auch nicht wundern, als "Scheinchristen" etc. tituliert zu werden, die einem oft diffusen Wischiwaschi-Glauben, womöglich an eine wie auch immer geartete "göttliche Energie", anhängen.
Mit dem Gott der Bibel hat das dann oft nur sehr marginal etwas zu tun.
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tergram

Re: Wer oder was ist Gott?

#120 Beitrag von tergram » 03.01.2015, 17:44

Siehste, Brüderlein - genau das meinte ich: Alles nur hilfloses Geschwurbel, der völligen Ahnungslosigkeit entsprungen und in dem verzweifelten Versuch, es möge doch bitte-bitte wahr sein, was man so innig glauben möchte.

Mit der Bibel als Grundlage ist das so eine Sache, wir wir alle wohl wissen... ersparen wr uns das.

Die menschliche (Hunde und Katzen sind bekanntlich davon frei :D ) Vorstellung, es gäbe einen Gott, schafft mehr Fragen, als sie Antworten liefert. Alles Ungeklärte, alles Widersprüchliche löst sich von selbst auf, wenn man davon ausgeht, dass Gott nicht existiert.

Trotzdem möge jeder bei seinem Gottesglauben bleiben, so es ihm guttut und er in seinem Leben dadurch Kraft und Sinn erfährt. Er möge nur bitte nie Glauben mit Wissen verwechseln und dem Drang des Missionierens widerstehen.

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