Wer oder was ist Gott?

Nachricht
Autor
tosamasi

Re: Wer oder was ist Gott?

#41 Beitrag von tosamasi » 20.10.2014, 11:12

Pagan, ich glaube an die Existenz Gottes (Name beliebig) weil es für mich einen "göttlichen" Funken gab, der das Leben auf der Erde möglich machte. Das Gegenteil ist auch nicht zu beweisen, also was soll's?

In der Menschheitsgeschichte spielte der Glaube an Übernatürliches schon immer eine große Rolle, und vielen hilft dieser Glaube bei der Bewältigung ihrer Probleme. Wie das von dir oder anderen bewertet wird, spielt dabei keine Rolle. Du kannst es als "Placebo" betrachten, wesentlich ist aber die Auswirkung.

Pagan

Re: Wer oder was ist Gott?

#42 Beitrag von Pagan » 20.10.2014, 13:43

tosamasi hat geschrieben: ... weil es für mich einen "göttlichen" Funken gab, der das Leben auf der Erde möglich machte.
Welcher Funke ermöglichte denn das Leben des "funkenden" Gottes?
tosamasi hat geschrieben:In der Menschheitsgeschichte spielte der Glaube an Übernatürliches schon immer eine große Rolle
Na ja, früher wusste man das eine oder andere noch nicht, und so erklärte man sich beispielsweise Blitz und Donner als eine Missfallenskundgebung eines Gottes. Heute wissen wir glücklicherweise mehr über die Welt, in der wir leben, und damit auch mehr über die Irrtümer, denen unsere Vorfahren aufgesessen sind.
tosamasi hat geschrieben:Du kannst es als "Placebo" betrachten, wesentlich ist aber die Auswirkung.
Welche Auswirkung?

Ich streite keinesfalls ab, dass es für manche Menschen gerade in Notsituationen trost- und hilfreich sein kann, einen (allmächtigen) Gott an der Seite zu "wissen". Aber auch die guten Auswirkungen bedeuten noch noch lange nicht, dass Religion/Glaube an einen Gott per se gut ist. Hilfe und Trost bedeuten eine überaus einseitig positive Bewertung des Glaubens. Du weisst ja bestimmt auch, dass manche Menschen in Notsituation an Gott zweifeln und verzweifeln, weil sie erkennen müssen, dass er in Wirklichkeit keine Hilfe bietet und keinen Trost hat. Der göttliche "Placebo-Effekt" hat durchaus seine Grenzen.

Es dürfte dir wie den meisten Lesern jedoch auch bekannt sein, dass gerade die Anhänger der drei monotheistischen Religionen dieser Welt, die oberflächlich betrachtet denselben Gott anbeten, für viele schlimme Gräueltaten auf dieser Welt verantwortlich sind, und zwar seit anno domini bis zur jetzigen Stunde. Bereits die Bibel strotzt ja vor göttlich ausgeführten, angeordneten wie auch sanktionierten schrecklichen und blutigen Gewalttaten bis letzlich hin zur ewigen Verdammnis und den angekündigten Blutbädern der Offenbarung.

Aber wir müssen nicht erst Mord und Totschlag zu den negativen Auswirkungen gerade auch des Christentums zählen. Seit eh und je werden z.Bsp. Menschen durch religiöse Lehren und Dogmen gefügig gemacht und ausgenutzt. Das beherrschen die christlichen Führer jeder Couleur meisterhaft, und es sind nicht etwa in erster Linie die Aussichten auf Trost und Hilfe und Hoffnung, sondern vielmehr oft tiefsitzende Ängste u.a. vor der schrecklichen Strafe Gottes oder dem Verstossenwerden, die die Schäfchen bei der Stange halten. So mancher Psychiater/Psychologe könnte darüber Bücher schreiben. Franz Buggle hat es mit seinem Denn sie wissen nicht, was sie glauben getan.
Zuletzt geändert von Pagan am 20.10.2014, 14:06, insgesamt 1-mal geändert.

tosamasi

Re: Wer oder was ist Gott?

#43 Beitrag von tosamasi » 20.10.2014, 14:03

Pagan, weder du kannst, noch ich kann einen göttlichen Funken beweisen, auch die Wissenschaft ist noch nicht so weit, dass sie alle Rätsel entschlüsselt hat. Insofern ist es müßig, darüber zu streiten.

Dass wir heute wissen, dass die Erde sich um die Sonne dreht und wie Donner und Blitz entstehen, spielt bei dem tief sitzenden religiösen Empfinden (wo kommt das her) keine Rolle. Der Mensch braucht wohl Mystik für sein Gemüt, er braucht wohl auch die Hoffnung auf eine göttliche Autorität, die ihm die irdische Ungerechtigkeit erträglich macht.

Auch aus religiösen Gründen wurde viel Unheil angerichtet, die Rolle jedoch war dem Machtgehabe untergeordnet. Heutzutage sieht man das bei den neuesten Entwicklungen in der islamischen Welt. Es geht im Grunde um Machtgewinn, die diesen wollen, wissen, wie sie die Menschen fanatisieren können, um ihre Ziele zu erreichen.

Pagan

Re: Wer oder was ist Gott?

#44 Beitrag von Pagan » 20.10.2014, 14:33

tosamasi hat geschrieben:Pagan, weder du kannst, noch ich kann einen göttlichen Funken beweisen, auch die Wissenschaft ist noch nicht so weit, dass sie alle Rätsel entschlüsselt hat. Insofern ist es müßig, darüber zu streiten.
tosamasi, weder habe ich einen Beweis zu geben versucht noch nach einem gefragt, sondern lediglich gefragt, woher denn der Funke für das Leben des "funkenden" Gottes herkommt. Sich darüber keine Gedanken zu machen, wäre inkonsequent.
tosamasi hat geschrieben:Der Mensch braucht wohl Mystik für sein Gemüt, er braucht wohl auch die Hoffnung auf eine göttliche Autorität, die ihm die irdische Ungerechtigkeit erträglich macht.
Das ist viel zu pauschalisierend. DER MENSCH braucht Mystik nicht, manche Menschen aber können oder wollen nicht auf sie verzichten. Die Empire lehrt, dass es nicht nur seit eh und je Menschen gab, die das nicht benötigten, sondern auch, dass immer mehr Menschen auf diese Krücke verzichten können.
tosamasi hat geschrieben:Auch aus religiösen Gründen wurde viel Unheil angerichtet, die Rolle jedoch war dem Machtgehabe untergeordnet.
Auch das stimmt so nicht! Religiöse Dogmen waren immer auch Auslöser für leidvolle Intoleranz Anders- und Ungläubigen gegenüber, so beispielsweise der unselige Missionsbefehl. Insbesondere das Christentum kann sich selbst göttliche Gnade nicht ohne Blut vorstellen, schliesslich musste sogar der vermeintliche Gottessohn dafür bluten. Manche Christen frönen noch heute regelmässig und genüsslich dem virtuellen Kannibalismus im Abendmahl.

So war Gott auch immer eine wunderbare Rechtfertigung für Blutvergiessen und Gewalt.

Ich empfehle dir das vorstehend schon erwähnte Buch von Buggle wirklich, weist es doch gerade auch auf die gefährlichen Gewaltpotenziale des Christentums hin.

tosamasi

Re: Wer oder was ist Gott?

#45 Beitrag von tosamasi » 20.10.2014, 14:40

Pagan, ich mache mir Gedanken über Gott, aber mir sind Grenzen gesetzt. Was willst du, wenn du keinen Beweis willst?

Es gibt ein Für und ein Wider, das kann man beides stehen lassen. Friedrich der Große war klug, wenn er sagte, dass jeder nach seiner Fasson...

Pagan

Re: Wer oder was ist Gott?

#46 Beitrag von Pagan » 20.10.2014, 15:21

tosamasi hat geschrieben:Was willst du, wenn du keinen Beweis willst?
Gläubige zum (Nach-)Denken anregen, so dass sie erkennen, dass so manches, was einfach so geglaubt wird, nicht in jedem Fall und aus jedem Blickwinkel gesehen ist, wie es vorgeblich zu sein scheint, so beispielsweise dass Gott Kinder nicht wirklich liebt und auch keine Gebete erhört. Klick

Glauben ist in nicht selten eine Folge fehlender intellektueller Redlichkeit.
tosamasi hat geschrieben:Es gibt ein Für und ein Wider, das kann man beides stehen lassen.
Meine letzten Beiträge zeigen deutlich, dass ich längst nicht in jedem Fall dieser Ansicht bin.

Ich sehe gerade in den monotheistischen Religionen ein nicht eben geringes Gefahrenpotential, nicht allein was Leib und Leben anbelangt, sondern auch hinsichtlich von Menschenrechten wie Meinungsfreiheit, Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit, Versammlungsfreiheit, Informationsfreiheit etc. Der religiöse Fundamentalismus nimmt zu, und zwar hüben wie drüben, und das gefährdet auch solche Rechte, denn zumindest die grossen monotheistischen Religionen sind keinesfalls Vorbilder hinsichtlich Toleranz.

Und gerade die jüngsten Erscheinungen im arabischen Raum zeigen, dass noch viel zu viele Menschen auf religiöse Extremisten und deren Versprechen reinfallen. Heute ist es (weinigstens vordergründig) der Islam, morgen ...?

tosamasi

Re: Wer oder was ist Gott?

#47 Beitrag von tosamasi » 20.10.2014, 16:19

Ich sehe gerade in den monotheistischen Religionen ein nicht eben geringes Gefahrenpotential, nicht allein was Leib und Leben anbelangt, sondern auch hinsichtlich von Menschenrechten wie Meinungsfreiheit, Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit, Versammlungsfreiheit, Informationsfreiheit etc.
Ich halte das eher für politische Auswirkungen. Bei den kommunistischen Ländern siehe man das beispielsweise deutlich!

Pagan

Re: Wer oder was ist Gott?

#48 Beitrag von Pagan » 21.10.2014, 09:57

tosamasi hat geschrieben:
Ich sehe gerade in den monotheistischen Religionen ein nicht eben geringes Gefahrenpotential, nicht allein was Leib und Leben anbelangt, sondern auch hinsichtlich von Menschenrechten wie Meinungsfreiheit, Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit, Versammlungsfreiheit, Informationsfreiheit etc.
Ich halte das eher für politische Auswirkungen. Bei den kommunistischen Ländern siehe man das beispielsweise deutlich!
Christentum und Politik gehört seit Anbeginn zusammen. Schon Jesus war keineswegs unpolitisch. Und Augustinus schrieb ein 22bändiges (zweiundzwanzig!) Werk über den Gottesstaat, der im vorschwebte.

Genau so mischen sich heutige religiöse Führer in die Politik ein, aber auch z.T. fanatisch religiöse Politiker wie Bush (und die meisten Republikaner Amerikas), Putin, Merkel und viele andere (z.B. CDu-/CSU-Politiker) sorgen dafür, dass die Trennung von Staat und Kirche wenigstens ihrem Wesen nach nicht zustande kommt.

Merkel z.Bsp. drängte während ihrer EU-Ratspräsidentschaft darauf, dass der Gottesbezug in der EU-Verfassung verankert werden solle (Klick).

Oder schau dir den hinsichtlich der Menschenrechte negativen Einfluss der evangelikalen oder katholisch-konservativen Kirchen in Uganda, Sambia etc. an, die heute u.a. extrem homophob sind. Oder schau, welch negativen Einfluss z.B. das päpstliche Verbot der Empfängnisverhütung (auch eine Einmischung in die Menschenrechte) gerade in afrikanischen Ländern hat. Ach ja, Homophobie, teilweise extremen Rassismus und weitere Einschränkungen der Menschenrechte wie Verbot von Abtreibungen etc. findest du u.a. auch in den evangelikal-konservativ-fundamentalistisch geprägten US-Staaten, im sogenannten Bible Belt.

Und dann gibt es auch hier in Europa christliche Gruppierungen, die politisch aktiv Richtung christlichem Gottesstaat politisieren, so z.B. die AUF in Deutschland, die EDU (Klick) oder die EVP in der Schweiz sowie die SGP in den NL (Klack), um nur ein paar geographisch "naheliegende" Organisationen zu nennen. Sie alle vertreten "christliche" Werte, die man durchaus als Einschränkung der Menschenrechte bezeichnen kann. Seit einigen Jahren ist auch die Europäische Christliche Politische Bewegung auf europäischer Ebene (EU) anerkannt und aktiv.

Vielleicht noch eine religöse Stimme, die von Erzbischof Dr. Ludwig Schick, Bamberg an der Festrede zur Jahresvollversammlung der Gesellschaft zur Förderung der Augustinus-Forschung e.V., in die er den Gottesstaat Augustins (de civitate Dei) als Maßgabe für heutige Staaten betrachtete:

"Wie müssen nun die Staaten verfasst sein, damit sie den derzeitigen und zukünftigen Bürgern des Gottesstaates dienen?

1. Jede Verfassung sollte einen Gottesbezug bzw. Hinweis auf Gott erhalten. Jeder Staat soll dem Menschen das Glück bereiten, das dieser nur mit Gott findet. ...
3. Augustinus fordert das Menschenrecht Freiheit, vor allem die Religionsfreiheit. Jeder Staat muss Freiheit gewähren. Im Gottesstaat Augustins kann man nicht das Konzept der Religionsfreiheit finden, wie es heute entfaltet und in den staatlichen Verfassungen gemäß der Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen zu finden ist. [...] Die Religionsfreiheit Augustins fordert vielmehr, dass jeder Mensch den wahren Gott verehren kann und darf. Dieser Gott ist der Gott und Vater Jesu Christi. Andere Religionen, wie z.B. der Götterglaube der Römer, haben für Augustinus keinen Anspruch auf Freiheit, weil sie die Menschen zum Verderben führen, wie er im „Gottesstaat“ ausführlich darlegt. Niemand darf den wahren Gottesglauben behindern, weil er dadurch den Menschen das ewige Heil vorenthält, um in den Gottesstaat zu gelangen.
" (Klick)

Ich denke, diese wenigen Beispiele verdeutlichen, dass wir nicht erst einen Blick in den nahen Osten werfen müssen, wo islamische Extremisten ein Kalifat, d.h. einen Gottesstaat ausgerufen haben, um das politische Gefahrenpotential des christlichen Glaubens auch hierzulande zu erkennen.

Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass manche Gläubige sich nach mittelalterlichen Zeiten vor der Aufklärung zurücksehnen, nach Zeiten, wo noch die Inquisition in voller Blüte stand. Dann könnte man endlich dem pagan gründlich einheizen oder ihn um einen Kopf gekürzt bejubeln, oder wie Jesus in der Bibel empfiehlt, ihn mit einem Mühlstein um den Hals an der tiefsten Stelle des Meeres versenken.

Aber ich denke, wir sind etwas vom Thema abgeschwenkt und haben uns mehr dem Wesen mancher Gläubiger gewidmet denn demjenigen Gottes. In Anlehnung an Feuerbachs "Projektionstheorie" (siehe Beitrag von tergram von vorgestern) müsste man sich allerdings fragen, ob die beiden Wesen nicht in vielen Belangen identisch sind ...

tosamasi

Re: Wer oder was ist Gott?

#49 Beitrag von tosamasi » 21.10.2014, 10:18

Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass manche Gläubige sich nach mittelalterlichen Zeiten vor der Aufklärung zurücksehnen, nach Zeiten, wo noch die Inquisition in voller Blüte stand. Dann könnte man endlich dem pagan gründlich einheizen oder ihn um einen Kopf gekürzt bejubeln, oder wie Jesus in der Bibel empfiehlt, ihn mit einem Mühlstein um den Hals an der tiefsten Stelle des Meeres versenken.
Welche fundamentalistischen Christen meinst du denn damit? An sich wird doch in der deutschen Christenheit ein Mitglieder-Rückgang gesehen.

Pagan, was mich betrifft, ich lebe und lasse leben. Was habe/n ich (oder andere) davon, wenn du an Gott glaubst? Mir persönlich ist das völlig wurscht, ich will niemanden bekehren. Du vergisst anscheinend, wo du hier lebst, es ist doch geradezu IN, nur an sich zu glauben. Also keine Angst, niemand will dir was in Europa. Bei den Moslems könntest du allerdings in Schwierigkeiten geraten, wenn du dich nicht zu Allah bekehrst. :)

Pagan

Re: Wer oder was ist Gott?

#50 Beitrag von Pagan » 21.10.2014, 15:58

tosamasi hat geschrieben:Welche fundamentalistischen Christen meinst du denn damit?

tosamasi, warum kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass du meine Beitrage gar nicht wirklich liest?

Zurück zu „Theologie“