Alles hat seine Zeit

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evah pirazzi
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Alles hat seine Zeit

#1 Beitrag von evah pirazzi » 25.11.2007, 22:04

Bild


Die Winterwolke spricht von Schnee


Kein Vogel fliegt im leeren Strauch.
Das Gras, das gelb beim Erdreich liegt,
Ist tags noch weiß vom nächt`gen Hauch.

O, armes Gras, du tust mir weh,
Bist müde gleich dem Vogelvolk;
Die Winterwolke spricht von Schnee.

Den Weg des Todes zieht die Welt,
So wie das Blut das Herz einst flieht
Und der Gedank` in nichts zerfällt.



Max Dauthendey

steppenwolf

#2 Beitrag von steppenwolf » 26.11.2007, 04:39

:wink:
Zuletzt geändert von steppenwolf am 02.05.2008, 04:02, insgesamt 1-mal geändert.

Katze

#3 Beitrag von Katze » 26.11.2007, 12:32

In einem leeren Haselstrauch,
da sitzen drei Spatzen, Bauch an Bauch.

Der Erich rechts und links der Franz
und mittendrin der freche Hans.

Sie haben die Augen zu ganz zu,
und ober drüber, da schneit es, hu!

Sie rücken zusammen dicht, ganz dicht.
Sooo warm wie der Hans hat´s niemand nicht.

Sie hörn alle drei ihrer Herzlein Gepoch.
Und wenn sie nicht weg sind, so sitzen sie noch.

Christian Morgenstern

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tosamasi
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#4 Beitrag von tosamasi » 26.11.2007, 18:50

Heinrich Heine
Bergidylle - 2


Tannenbaum, mit grünen Fingern,
Pocht ans niedre Fensterlein,
Und der Mond, der stille Lauscher,
Wirft sein goldnes Licht herein.
Vater, Mutter schnarchen leise
In dem nahen Schlafgemach,
Doch wir beide, selig schwatzend,
Halten uns einander wach.

»Daß du gar zu oft gebetet,
Das zu glauben wird mir schwer,
Jenes Zucken deiner Lippen
Kommt wohl nicht vom Beten her.

Jenes böse, kalte Zucken,
Das erschreckt mich jedesmal,
Doch die dunkle Angst beschwichtigt
Deiner Augen frommer Strahl.

Auch bezweifl ich, daß du glaubest,
Was so rechter Glauben heißt -
Glaubst wohl nicht an Gott den Vater,
An den Sohn und heilgen Geist?«

Ach, mein Kindchen, schon als Knabe,
Als ich saß auf Mutters Schoß,
Glaubte ich an Gott den Vater,
Der da waltet gut und groß;

Der die schöne Erd erschaffen,
Und die schönen Menschen drauf,
Der den Sonnen, Monden, Sternen
Vorgezeichnet ihren Lauf.

Als ich größer wurde, Kindchen,
Noch viel mehr begriff ich schon,
Ich begriff, und ward vernünftig,
Und ich glaub auch an den Sohn;

An den lieben Sohn, der liebend
Uns die Liebe offenbart,
Und zum Lohne, wie gebräuchlich,
Von dem Volk gekreuzigt ward.

Jetzo, da ich ausgewachsen,
Viel gelesen, viel gereist,
Schwillt mein Herz, und ganz von Herzen
Glaub ich an den heilgen Geist.

Dieser tat die größten Wunder,
Und viel größre tut er noch;
Er zerbrach die Zwingherrnburgen,
Und zerbrach des Knechtes Joch.

Alte Todeswunden heilt er,
Und erneut das alte Recht:
Alle Menschen, gleichgeboren,
Sind ein adliges Geschlecht.

Er verscheucht die bösen Nebel
Und das dunkle Hirngespinst,
Das uns Lieb und Lust verleidet,
Tag und Nacht uns angegrinst.

Tausend Ritter, wohlgewappnet,
Hat der heilge Geist erwählt,
Seinen Willen zu erfüllen,
Und er hat sie mutbeseelt.

Ihre treuen Schwerter blitzen,
Ihre guten Banner wehn!
Ei, du möchtest wohl, mein Kindchen,
Solche stolze Ritter sehn?

Nun, so schau mich an, mein Kindchen,
Schau mich an, und küsse dreist;
Denn ich selber bin ein solcher
Ritter von dem heilgen Geist.
Nur der Einfältige fürchtet die Vielfalt
tosamasi

geir

#5 Beitrag von geir » 27.11.2007, 17:03

Hermann Hesse:

Im Nebel

Seltsam im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den andern,
Jeder ist allein.

Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.

Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allem ihn trennt.

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.

scholli

#6 Beitrag von scholli » 28.11.2007, 09:23

Auch Allen einen schönen Tag und etwas Zeit in dieser Zeit :wink:

lg c.


Ich wünsche dir Zeit! [Gedicht]
Ich wünsche Dir Zeit!


Ich wünsche dir nicht alle möglichen Gaben.
Ich wünsche dir nur, was die meisten nicht haben:
Ich wünsche dir Zeit, dich zu freun und zu lachen,
und wenn du sie nützt, kannst du etwas draus machen.

Ich wünsche dir Zeit für dein Tun und dein Denken,
nicht nur für dich selbst, sondern auch zum Verschenken.
Ich wünsche dir Zeit - nicht zum Hasten und Rennen,
sondern die Zeit zum Zufriedenseinkönnen.

Ich wünsche dir Zeit - nicht nur so zum Vertreiben.
Ich wünsche, sie möge dir übrigbleiben
als Zeit für das Staunen und Zeit für Vertraun,
anstatt nach der Zeit auf der Uhr nur zu schaun.

Ich wünsche dir Zeit, nach den Sternen zu greifen,
und Zeit, um zu wachsen, das heißt, um zu reifen.
Ich wünsche dir Zeit, neu zu hoffen, zu lieben,
Es hat keinen Sinn, diese Zeit zu verschieben.

Ich wünsche dir Zeit, zu dir selber zu finden,
jeden Tag, jede Stunde als Glück zu empfinden.
Ich wünsche dir Zeit, auch um Schuld zu vergeben.
Ich wünsche dir: Zeit zu haben zum Leben!

Hannes

#7 Beitrag von Hannes » 28.11.2007, 09:50

Chris hat geschrieben: Auch Allen einen schönen Tag und etwas Zeit in dieser Zeit :wink:

lg c.
Danke ... und: sind Sie etwa dieser ...

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#8 Beitrag von tosamasi » 28.11.2007, 10:13

Dumme Gedanken hat jeder, aber der Weise verschweigt sie.

Wilhelm Busch (Werk: Aphorismen und Reime) :lol:
Nur der Einfältige fürchtet die Vielfalt
tosamasi

Hannes

#9 Beitrag von Hannes » 28.11.2007, 10:22

Tosamasi, denken Sie oder schweigen Sie gerade?
(Ich mag Sie und Ihre Gedanken! Wirklich!)

Grüsse vom Jedermann
:wink:

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#10 Beitrag von tosamasi » 28.11.2007, 10:56

Gute Unterhaltung besteht nicht darin, daß man etwas Gescheites sagt, sondern daß man etwas Dummes anhören kann.

Wilhelm Busch

Ich klopfe nur auf den Busch. :lol:
Nur der Einfältige fürchtet die Vielfalt
tosamasi

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