
Lieben Freunde,
unlängst hatte ich, wie üblich verhalten provokativ, angefragt: „WAS IST IM HIMMEL LOS...?“ und wahrheitsgemäß angemerkt, dass ich nicht unseres Gottes Geheimsekretär bin. Nun haben einige von Euch auf meine Fragestellung z. T. sehr engagiert geantwortet. Dankeschön dafür...!
Vorausgeschickt hatte ich außerdem, dass ich mich dieser Fragestellung mit meinen jüdisch-christlichen Prägungen annähere und folgende Fragen formuliert:
1. Reichen, so oder so geartete Gefühle aus, um ein tragfähiges Glaubensfundament zu der von mir ernstgemeinten Frage Klarheit zu finden:
„Was ist im Himmel los?“
2. Lohnt es sich, beispielweise in der Hl. Schrift, mal selber nachzugucken, was die zu der Frage antwortet?“
Einigen Rückmeldungen habe ich entnommen, dass wir nichts, jedenfalls nichts genaueres darüber wissen und das dem einen und der anderen möglicherweise sogar der Glaube an einen Himmel und auch an eine Hölle abhanden gekommen ist. Die anrührende Sonntagsschulkinderantwort:
„Der Himmel ist wie bei uns daheim,“ befriedigt weder meinen Wissendrang noch entspricht sie im Ergebnis meinen seelsorgerischen Erfahrungen.
Gefühle reichen m. E. eben leider
nicht aus, um zu der von mir wirklich ernstgemeinten Frage wenigstens eine einigermaßene Gewissheit zu erhalten. Wenn ich denn aber in meinem lebendigen Christenstand großen Wert darauf lege, mich der gestellten Frage doch wenigstens einigermaßen zu stellen, Pardon, dann greife ich auf die heiligen Schriften, die Bibel, zurück.
Warum? Na wenn ich die Berichte der Bibel als volksverdummende Bildchen in die Tonne kloppe, dann gebe ich doch meinen jüdisch-christlich geprägten Glauben auf, der auf Hoffnung beruht. Nö, hoffnungslos mag ich weder mein gegenwärtiges irdischen Leben nicht ertragen und schon gar nicht einen danach folgenden Ewigkeitszustand für meine von Gott geschenkte Persönlichkeit, die auch Seele genannte wird.
Es entspricht irgendwie ja auch einer gewisse Erlösungsvorstellung, dass wir uns nach unserem Ableben in ein Nichts auflösen dürfen. Kein Weiterleben, keine gnädige oder verdammende Gottheit mehr, keine
Tränen mehr, keine
Angst mehr vor einem jämmerlichen Sterben, kein
Leid mehr, kein hilfloses
Geschrei mehr, keine
Schmerzen mehr und keine Ungewissheit mehr. Klappe zu, Deckel drauf, aus die Maus. Mir kommt das vor wie die hilflose Selbstaufgabe der mir von Gott geschenkten Persönlichkeit. Flucht in ein Nichts! Nach mir die Sintflut!
Sorry,
mir tut es gut, mein jetziges Leben nicht nur in Verantwortung für mein Heute und das meiner heutigen Mitmenschen auszuleben, sondern mein Leben auf Hoffnung und nicht auf Hoffnungslosigkeit zu gründen. Wir wissen es nicht ist mir zu dünn, zu hoffnungslos und am Ende auch unmenschlich.
Ludwig Thoma (1867-1921) hatte 1911 eine erst auf den zweiten Blick religionskritische Humoreske über den Münchner Dienstmann, Alois Hingerl, Nr. 172, aufgeschrieben. Wer kennt sie nicht und wer hätte nicht immer wieder herzhaft über sie gelacht. Dem grantigen Münchner Aloisius stinkt es, im Himmel immer nur Hosianna singen zu müssen und mit Manna abgespeist zu werden. Aber was beschrieb Ludwig Thoma wirklich? Beschreibt er nicht in Wahrheit die jämmerlichen Kirchenbetriebe? Ich meine ja.
Es sind in meinen Augen
jämmerliche Kirchenbetriebe, die mich nur auf einen vagen neuen Himmel und eine vage neue Erde verweisen, statt mir in meinem, manchmal jämmerlichen Heute, mutmachend beizustehen, um mir da raus zu helfen und mir allgemeinverständlich und sehr praktisch Beistand, Mut und Hoffnung zu vermitteln, die mit meinen aktuellen Missständen zu tun haben. Beispiele gefällig...?
In einer offensichtlichen Pedroullie (Notlage) zu kneifen ist menschlich verständlich und verzeihlich. Einem Kirchenbetrieb, der mit dem alleinseligmachenden Anspruch antritt, ist dieser Anspruch, jedenfalls aus meiner Sicht,
unverzeihlich. Ach so, eines noch:
Sorgen sollte man nicht im Alkohol ertränken, denn Sorgen können sehr gut schwimmen.
Liebe Grüße, landauf und landab, von Eurem Micha
