„Um ein Kind richtig aufzuziehen braucht man ein ganzes Dorf“, zitiert Frau Anne ein afrikanisches Sprichwort. Also ich kenne mich in Berlin-Brandenburg wesentlich besser aus als in Afrika. Dort ist die Lage in weiten Teilen nämlich überwiegend so: Verschlechterung der Infrastrukturen, immer weniger Arbeitsplätze, deutliche Bevölkerungsabwanderung, vor allen Dingen von jungen Frauen, dramatische Geburtenrückgänge mit allen damit verbundenen negativen Folgen. Die Dörfer schweigen und sterben...
Im Nachbarforum werden schwerwiegende Spätfolgen von Prägungen diskutiert, religiösen Prägungen. Und dazu möchte ich hier bei uns etwas beitragen.
Gestern beobachtete ich im Gottesdienst folgendes: Der Saal war voll besetzt und es wurde eine Videoaufzeichnung gemacht. Während des Gottesdienstes trug ein junger, sehr hoch gewachsener Papa seine plärrende Tochter auf seinen Armen hinaus. Da er an der aufzeichnenden Videokamera vorbei musste, bückte er sich, um die Aufnahme nicht zu stören. Nach ca.10 Minuten kehrte er mit seiner sichtlich beruhigten kleinen Tochter an der Hand wieder an seinen Platz zurück. Erneut bückte er sich und seine kleine ca. 3 jährige Tochter duckte sich ebenfalls unter der Kamera vorbei.
Als ich das beobachtete, da musste ich schmunzeln. Warum bückte sich die Kleine? Mit ihrer höchstens 50 cm Körpergröße hätte sie nie und nimmer die laufende Videoaufnahme beeinträchtigen können. Sie bückte sich aber dennoch. Sie tat das, was ihr Papa getan hatte. Natürlich wusste sie nicht, warum Papa sich gebückt hatte, aber sie amte sein Verhalten trotzdem nach. Warum?
Seit einigen Tagen beschäftigt mich ein

Ich will nur noch eines meiner Kinderlieder erwähnen. Es geht so an: „Ich bin ein Gotteskind, folg meinem Herrn. In dem Apostelamt, von Herzen gern. Geht auch die schmale Bahn, aufwärts gar steil. Seine Liebe leuchtet uns, zu unserem Heil.“ So entstehen Prägungen, religiöse Prägungen.
Frage: Kann man sich solchen Prägungen entziehen oder bleiben sie unauslöschlich in die Seele eingraviert?
Meine Antwort ist diese: Nein, solche Prägungen wird man in Wahrheit nie mehr wirklich los. Da hilft auch keine entdeckte und eingestandene Enttäuschung, keine noch so große Wut und auch keine panische Flucht. Was hilft aber dann?
In meinem Beispiel ein mutiger Neuanfang. Etwa so ein naturbedingter, wie ihn der hl. Apostel Paulus im hohen Lied der Liebe beschreibt: „Als ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind und dachte wie ein Kind und war klug wie ein Kind; als ich aber ein Mann wurde, tat ich ab, was kindlich war.“ (1. Korinther 13, 11)
Liebe Grüße, landauf und landab, von
Eurem Micha
