
wir hatten1968 geheiratet. Unsere Tochter kam pünktlich 1969. Meine Frau verschlang damals alles, was es über Kinderaufzucht zu lesen gab. Nicht, dass ich mich etwa nicht für die „Peter Pelikan Briefe“ oder die Zeitschrift „ELTERN“ interessierte. Schon auch, aber ich hatte immer schon eine Gebrauchsanweisungsphobie. Den Thermostaten unserer Etagenheizung über ließ ich deshalb gerne meiner Frau und die später von ihr erworbene Küchenzeitschaltuhr mit Datums- und Temperaturanzeige sowie die vielen anderen komplizierten Haushaltsgeräte selbstverständlich auch.
Kennen Sie Leute, die eine neue Batterie grundsätzlich falsch einlegen oder die Halterung für einen Sonnenschirm an der Balkonbrüstung mindestens 3 mal installieren müssen bevor sie den Schirm sicher hält? Ich bin so einer und ich halte bis heute unverdrossen an der schönen Lebensregel fest: „learning by doing“.
Als die Mutter unserer Tochter später gestattete, Spaghetti samt Tomatensauce mit den Findern zu essen und ihr für den Kinderfasching ein „Pippi Langstrumpf-Kostüm“ kaufte, da kamen mir die ersten Selbstzweifel: „Was tut sie da und warum tut sie das, was sie da tut?“ Leider zu spät...
Beinahe 40 Jahre später kaufte ich mir neulich ein Buch mit dem vielsagenden Titel: „Das Pippilotta-Prinzip“, erschienen im Campusverlag Frankfurt Main, ISBN – 13 978-3-593-37768-1. Die Überschrift des 6. Kapitels zog mich magisch an: „Wie erleichternd es ist, nicht perfekt zu sein“.
Liebe Grüße vom Micha
