#346
Beitrag
von Brombär » 06.10.2017, 10:30
Bezirks-Elster schrieb:
Du (ich bleib mal beim "Du"), finde ich persönlicher als "Sie" - ansonsten bitte Bescheid sagen, dann werde ich förmlicher.
Liebe/r Bezirks-Elster,
gerne dürfen Sie mich mit "du" ansprechen, das ist überhaupt kein Problem. Ich als ein "Ü-70" bin halt noch vom alten Schlag und sehe auch kein Problem darin, das konventionelle "Sie" zu gebrauchen. Ich hoffe es behindert Sie nicht all zu sehr.
Nun zu Ihrer Frage, an was man einen Irrtum feststellt.
Ich denke, wir sind uns einig, dass eine nachweislich nicht eingetretene Behauptung mit dem Begriff "Irrtum" bezeichnet werden muss; zumindest wenn man ehrlich ist und nicht zu den Schwätzern gehört, die einfach jegliche unliebsamen Tatsachen mit Schwätzereien zu übertünchen versuchen.
In meinem Archiv habe ich zwei Berichte gefunden, deren Quelle, bzw. Autoren ich leider nicht vermerkt habe. Ich hoffe aber, deren Veröffentlichung deshalb dennoch nicht zu missbrauchen.
Im ersten Bericht wird wie folgt dargelegt:
Die Authentizität der neuapostolischen Apostel
Die Glaubenslehre der NAK dreht sich im Grunde um die Kernbotschaft: Gott habe das in der christlichen Urkirche versiegte “Apostelamt“ im Jahre 1832 in der Person des englischen Anwalts Cardale wieder ins Leben gerufen und dieses Amt sei 1863, durch Gottes Wille - wegen Glaubensirrtümer der englischen Apostel - auf die Neuapostolische Kirche übergegangen und sei bis heute dort in göttlichem Alleinauftrag zur Brautsammlung aktiv, bis Jesus Christus wiederkommt.
Dabei geht die NAK davon aus, dass dieses “Apostelamt“ in ihr - und zwar nur in ihr, als Einrichtung göttlichen Ratschlusses wirke. Allein aus diesem Amte kämen alle zum Heil notwendigen göttlichen Gaben und Kräfte, Segnungen und Sakramente in authentischer und in vollkommener Form.
Wäre dem so, hätte die Neuapostolische Kirche in der Tat in ihrem Apostelamt einen einmaligen und kostbaren Besitz aus Gottes Hand. Jedermann wäre gut beraten, dem Glaubensbekenntnis der NAK vollauf zuzustimmen und sich ihr und ihren tätigen “Aposteln“ in gewissenhafter und treuer Nachfolge anzuschließen – wenn er zur Brautgemeinde Jesu zählen und die Heimholung bei der Wiederkunft Christi erleben wollte.
Die Frage, die sich der Interessierte stellen sollte, ist somit: Ist die in der Neuapostolischen Kirche seit jeher beanspruchte Apostelvollmacht gegeben und ist somit alles an kirchlicher Amtsträgerschaft in der Christenheit – egal ob katholisch, protestantisch oder anderswo - unzureichend und nicht im Willen Gottes handelnd.
Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass Menschen, die seit der Erweckungsbewegung das ‚Apostelamt‘ als bedeutungsvoll für das Heil der Menschen herausstellen, ganz unumwunden speziell dem Wort “Apostel“ einen Wert an sich beimessen, als berge allein schon dieser Begriff eine göttliche Dimension in sich, sozusagen durch Jesus beigegeben. Das macht sich auch im Umgang mit den Apostolischen deutlich bemerkbar, wenn sie ihren andersgläubigen Gesprächspartnern zu verstehen geben, dass bei ihnen Amtsträger als “Apostel“ dienten, die man z.B. bei den großen christlichen Kirchen in diesem Amte gar nicht kenne.
Eine solche Wertung der biblischen Bezeichnung ‚Apostel‘ für Christus-Gesandte, die, wie dargelegt, bei den Apostolischen anzutreffen ist, lässt sich freilich aus den Evangelien nicht ableiten; Matthäus, Markus, Lukas und Johannes verwenden den Begriff eher marginal und schon gar nicht durchgehend. Zudem, und das erscheint doch in diesem Zusammenhang wichtig, findet sich bei ihnen kein einziger Hinweis darauf, dass Jesus Christus etwa gelehrt hätte, sein Evangelium solle in aller Zukunft nur durch Männer, welche ‚Apostel‘ genannt seien, unter die Menschen gebracht werden. Das Gleiche gilt ebenso für die Apostelbriefe der Bibel. Das entspricht im Übrigen genau der Jesu-Lehre, die nicht von Äußerlichkeiten bestimmt ist, sondern einzig auf die Vermittlung der zum Heil erforderlichen Gaben, also auf ihre einzigartigen Inhalte, abstellt.
Wenn die NAK gleichwohl auf der Verwendung des Amtstitels ‚Apostel‘ für ihre Führungskräfte beharrt, dann mag ihr diese Äußerlichkeit prima face ein besonderes, von der Bibel abgeleitetes Profil geben, doch beim näheren Hinsehen wird dem objektiven Betrachter deutlich, dass durch diese aus der Anfangszeit der Erweckungsbewegung herrührende Formalie die von ihr auch im jetzt vorliegenden Katechismus behauptete einzigartige Sonderstellung in der christlichen Kirche selbstverständlich nicht begründet werden kann.
Es ist hier aber nicht nur im Zusammenhang mit der NAK, nein, auch darüber hinaus, bei der Betrachtung der christlichen Kirchen generell unbedingt notwendig, die Blicke von Äußerlichkeiten, die sich mehr oder weniger in allen Gemeinschaften in unterschiedlicher Wiese ausgeformt haben, abzuwenden; sie mögen für die jeweilige innere Organisation, z.B. die Titel für die Abgrenzung der internen Zuständigkeiten, von Bedeutung sein, die Frage aber, ob die Inhalte der Lehren stimmig sind, lässt sich nicht danach beantworten, welche kirchlichen Amtsbezeichnungen in den einzelnen Gemeinschaften Verwendung finden. Maßgeblich aus Christensicht kann nur sein, dass die christkirchlichen Lehren auf dem Evangelium von Jesus Christus aufgebaut sind, wobei freilich lehrmäßige Unterschiede angesichts der vorhandenen Interpretationsmöglichkeiten, die die Bibel bietet, denkbar und tolerierbar sein dürften.
Der von der NAK herausgegebene Katechismus kann weder die Gesandtschaft ihrer Amtsträger, noch die Wirkung der Heilstaten Jesu in einem bevollmächtigten Apostelamt (Taufen, Spendung des heiligen Geistes, Sündenvergebung, Abendmahle) exklusiv begründen.
Zum zweiten Bericht
Alles was in der NAK gelehrt wird, geht auf die in dieser Kirche gepflegte und permanent behauptete Feststellung zurück, es gebe allein in ihr ein Amt aus Gott, das Apostelamt. Wie und wann die Kirche ein solches Amt exklusiv durch Gott erhalten haben soll, wird in wenigen Quellen als Rufung und Gebetserhörung heilsverlangender Menschen dargestellt. Dafür, dass Gott den Christen einer neuapostolische Kirche ein Apostelamt als Exklusivgut anvertraut habe, gibt es jedoch keinen einzigen Beleg.
Wäre es anders, hätte diese Kirche das Vorhandensein einer ihr gegenüber stattgefundenen Gottestat längst weidlich und propagandistisch ausgeschlachtet und alle Welt mit entsprechenden Detailangaben versorgt. Die Behauptung der NAK, sie besitze in ihrem Apostelamt allein göttliche Vollmacht, wird durch dauernde Wiederholungen und kircheninternes Einbläuen bei den Mitgliedern nicht zur Wahrheit, sie bleibt vielmehr eine bloße Hypothese.
So sind die Träger des NAK-Apostelamtes Kirchendiener wie andere auch, die unter anderen Bezeichnungen Kirchendienst verrichten. Amtsträger sind alle durch andere Amtsträger ihrer Kirchen berufen, entsprechend dem Evangelium kirchlichen Dienst zu verrichten. Bezüglich der Vermessenheit und Anmaßung der Apostel des „Wiederaufgerichteten Apostelamtes“ kann man nur hoffen, dass Gott Gnade schenkt, auch wenn es angesichts der Selbstüberschätzung an dem fehlt, was Jesus für unverzichtbar lehrte, die Demut.
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Was Ihre Feststellung betrifft, liebe/r Bezirks-Elster, dass irgendwann mal das Ende der Zeiten kommen wird (wann auch immer) und dass Jesus wiederkommen wird (wie auch immer) und dass diese biblische Zusage wachgehalten werden soll, werden Sie von mir keine Einwände erfahren. Glaubensfreiheit muss sein, solange sie niemand anderen schädigt.
Was nun meine Eingangsausführung betrifft, wonach eine nachweislich nicht eingetretene Behauptung mit dem Begriff "Irrtum" bezeichnet werden muss, verweise ich auf die Ausführungen von Richard Fehr, welcher anlässlich des „Bezirks-Apostel-Konzils in Nizza, vom 22. bis 24. 9. 2004, mit den Bezirksaposteln zu der Überzeugung kam, dass neuapostolische Glaubenslehre mit biblischer Aussage konform gehen müsse. Wo bitte ist aber ein wiederaufgerichtetes Apostelamt in der Heiligen Schrift bezeugt?
Nach meiner Auffassung hätte die NAK am 6.Juli 1960 eine konsequente Kehrtwende ihrer Lehre angehen müssen. An diesem Tag hat sich bewiesen, dass Gott zur Apostelbeauftragung im NAK-Sinn keinen Auftrag erteilt hat und dass die Botschaft eine Lüge war, mit der die neuapostolischen Geschwister in ein höchst zweifelhaftes Glaubenskorsett gezwungen wurden, welches von der Christenheit mit Kopfschütteln bedacht wurde.
Woher die Neuapostolische Kirche ihre Rechtfertigung für ein Apostolat und sodann auch noch für ein Apostolat nach dem “wieder aufgerichteten Apostolat“ (England) nimmt, ist nicht bekannt und kann von der Neuapostolischen Kirche auch nicht erklärt werden. Auf Anfragen wurde mitgeteilt, dass die Legitimation des Apostolats vom Ende her (nach Heimholung der Braut Christi) bewiesen wird. (Ap. V. Kühnle in Halle a.d. Saale).
Die Entwicklung des Christentums wurde von Jesus auf seine Jünger übertragen. Von IHM wissen wir von keiner Bevollmächtigung einer Apostelrufung der Endzeit. Diese Sache ist zuallererst einmal unbiblisch.