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von curato » 19.10.2017, 12:39
Hallo zusamnen,
gut, dann lege ich mal los. Wobei ich dem voraus stellen möchte, dass "überzeugen" nicht im Sinne von "ich will andere überzeugen", sondern damit meine, für mich selbst überzeugende Gründe, vorliegen.
Manches was ich hier las, überzeugt mich auch keineswegs, muss es auch nicht. Es ist oftmals lediglich interessant.
Vorweg: ich bin wohl deutlich jünger als viele hier in der Runde - und das merkt man deutlich auch beim Thema "Wahrnehmung der NAK". Das spielt eine m.E. nicht zu unterschätzende Rolle. Andere Prägung, andere Erziehung, andere Wahrnehmung...
Teilweise klingt an, es würden die "typische NAK" geben und noch mehr den "typischen Neuapostolischen" - der z.B. von vielen Dingen keine Ahnung habe. Ich sehe sowohl das andere in meiner Wahrnehmung deutlich pluralistischer.
Ich kann Johannes gut verstehen. Johannes praktiziert, bei allen inneren Zweifeln an bestimmten Dogmen, etwas, was ich mir von AT wünsche, nämlich: Loyalität.
Ich glaube auch nicht, dass jeder - Apostel bis hin zum Stammapostel- hinter allen Aussagen des Katechismus zu 100% steht. Das muss auch niemand. Wichtig ist da die Loyalität. Lehrfragen sind auch immer Fragen des innerkirchlichen Konsens. Ein wenig Mehrheitsentscheidung, ein wenig kleinster gemeinsamer Nenner. Wichtig ist aber die Loyalität, insbesondere wenn Abweichungen im fundamentalen Bereich (vgl. Johannes) bestehen. Ansonsten finde ich, dass auch kontroverse Diskussion in der Kirche wichtig ist und teilweise auch stattfindet.
Num zum main topic. Gründe nicht auszutreten, bzw. neuapostolisch zu sein und zu bleiben.
- ich sehe schon eine große biblische Übereinstimmung von neuapostolischen Lehraussagen und dem Zeugnis der Heiligen Schrift. Teilweise größere als im Protestantismus, auch als im Katholizismus. Natürlich gibt es da auch Abweichungen - allerdings glaube ich an einen sich offenbarenden Gott und fortschreitende Gotteserkenntnis, somit sind biblisch-problematische Punkte für mich nicht das Problem
- der Mangel an Alternativen: landeskirchliche oder freikirchliche Gruppen sind für mich keine Alternative, schon auf Grund der Tatsache, dass ich deren "Sonderlehren" nicht teilen kann. Ich halte das protestantische Prinzip "sola scriptura" für eine recht neue Sache im Christentum und kann dies nicht in Einklang mit meinen gewonnenen Überzeugungen bringen. Ich empfinde auch die protestantische Auffassung vom "Priestertum aller Getauften" als für mich nicht schlüssig und noch weniger für biblisch begründet.
- die RKK würde mir näher stehen, wäre aber keine Alternative, da ich auch hier einige Lehren ablehne und nicht wirklich als begründbar empfinde
- guten Predigten kann ich in diversen christlichen Gemeinschaften hören, manchmal wirklich bessere als in der NAK, manchmal aber auch schlechtere. Kein Argument für mich.
- anders als viele hier sehe ich in der NAK vielfältige Möglichkeiten mich einzubringen und mein Gemeindeleben wirklich mitzugestalten. Die NAK schafft es einen hohen Anteil der Gläubigen zu integrieren und einzubinden - das schaffen andere (von Freikirchen abgesehen) nicht in der Art und Weise
- die NAK ist meine kirchliche alma mater. Ich verdanke ihr viel. Sie hat mir Jesus gezeigt, sie ist der Ort wo ich meine ersten Gottesbegegnungen hatte, sie ist es, der ich meine lebendige Beziehung zum dreieinigen Gott zu verdanken habe
- ich gehöre gern zu einer Kirche, die sich immer mehr, auch in der kirchlichen Praxis, als Weltkirche zeigt. Bspw. habe ich beim deutschen Protestantismus immer das Gefühl, hier dreht sich doch sehr viel nur um Deutschland. Da fehlt mir im wahrsten Sinne das "katholische" Element der Kirche.
- Ich habe erlebt, dass Gott, der Heilige Geist, an anderen Orten, in anderen Teilen der Kirche am wirken ist. Meine stärksten, intensivsten Erfahrungen damit hatte ich jedoch in der NAK. Das bindet.
- Ich erlebe in neuapostolischen Gemeinden eine wirklich hohe Dichte von wirklich ernsthaften, aufrichtigen Christen. Ich erlebe die Gemeinden größtenteils als aufrichtig und ehrlich.
- Meine persönlichen Erfahrungen mit AT waren zumeist von einer wirklichen brüderlichen Liebe und Aufrichtigkeit geprägt. Meine negativen Erfahrungen wiegen dagegen nicht so schwer. Auch wenn diese unschön waren, so glaube ich nicht, dass dies an spezifisches Problem der NAK wäre. Mit Geistlichen, mit Menschen, kann man immer auch schlechte Erfahrungen machen.
- Ich bin zu meiner Erkenntnis gekommen, dass man als Christ nicht nur zu einer Kirche, Gemeinde gehören sollte, sondern sogar muss. Kirche Christi ist nicht lediglich eine geistige Größe, sondern auch eine reale. Somit ist ein Lösung von der Kirche für mich nicht vorstellbar. Eine andere Denomination auch nicht wirklich, aber das ist weniger eine dogmatische als eine subjektive Frage.
- letztendlich ist vieles natürlich auch eine Frage der Prägung: einmal apostolisch, immer apostolisch. Dass dies so ist, zeigen viele hier auf. Man kann seine Herkunft oftmals nicht verleugnen.
- auch halte ich die NAK, im Gegensatz zu vielen hier, für eine recht stark sich-selbst-reformierende Kirche. Die NAK hat in ihrer Geschichte in kurzer Zeit massiv sich wiederholt reformiert; ich empfinde das als beachtenswert und es zeugt für mich von einem starken Drang nach Wahrheitssuche einerseits und Menschenfreundlichkeit andererseits.
Beste Grüße in die Runde,
curato