ich war mit meinem Statement über die Ehe einen Schritt weiter gegangen. Ich meinte, die Ehe habt ihr erstmal als Mann und Frau geschlossen. Ohne Gott. Natürlich war es sicher eine kirchliche Trauung und der Durchführende hat die Wichtigkeit, Gott einzubeziehen sicher sehr betont und ihr habt es gelobt. Doch im Grunde ist es eine Beziehung, ein Vertrag zwischen dir und deinem Mann. Wenn es im Moment ein Problem mit deinem Gottesbild gibt, würde ich dieses erstmal aus der "mathematischen Aufgabe ausklammern" und mich auf das Wesentliche konzentrieren: Wir beide sind füreinander da.
Mein Heimatbild ist nicht ganz rosig. Es ist ein verklärtes Bild im Zurückschauen mit einer Zeitdistanz dazwischen. Ich hatte auch oft keinen Bock in die Kirche zu gehen, fand die Predigten inhaltsleer, usw. Aber diese Wohnzimmerstimmung, die vertraute Klanglichkeit der Heimatlieder, das Freuen auf Jesu Wiederkehr, ja das engstirnige, das vermisse ich manchmal. Es ist wie eine Hassliebe.
Du sagtest, dein Mann lebt seine Leidenschaft nur da aus. So war es bei mir auch. Ich habe Musik gemacht und das im Grunde nur im Rahmen der NAK. Habe aber schon frühzeitig dieses Koordinatensystem auch außerhalb der NAK verankert, so dass ich meine Musik nun ausserhalb der NAK sehr gut ausführen kann. MAche regelmäßig Orgeldienste in ev. wie auch kath. Kirchen. Was ich sehr gemein fand, war der Ausspruch meines Bezirksältesten beim Aussprachetermin: "Mein Freund, du hast Musik im Blut. Ausserhalb der Kirche bist du nichts. Du wirst nicht weggehen." - Man sollte nicht glauben, was diese Worte einen Anspron geben können ....

Wir hatten während der Austrittszeit zuerst mal einige Tanzkurse gemacht. Man, war das eine schöne neue Erfahrung!
Ich sehe das Problem mit deinem Kind gar nicht so tragisch. Lasst es gern in zwei Welten aufwachsen, es kennt damit beide Seiten und wird denke ich nicht mehr anfällig, psychische Schäden zu bekommen. Ich denke, wir haben diese "Kirchenmacke" bekommen, weil wir eben nur eindimensional erzogen wurden. Wichtig ist dass ihr euer Kind liebt - du mit einem kirchenkritischen Vorzeichen, dein Mann noch verzahnt in der Gemeinschaft, versuchend die Liebe von Christo in das Kind einzubauen. Euer Kind ist schlauer, als wie ihr denkt, das braucht kein schwarz-weiss-Erziehungsstil. Gebt ihm einen Korridor.
Meine Frau - der Kirchenabstand kam aus ihrer Initiative - hat das sehr elegant gemacht. Hut ab. Sie sagte: "Ab heute gehe ich nicht mehr in die Kirche. Du kannst gern weiterhin gehen. Die Kinder gehen auch nicht, es sei denn, sie wollen." Kein Stress, kein Druck, keine Erwartungshaltung. Einfach nur ein ABstecken der eigenen Grenzen. Irgendwie war das wie ein Magnet für mich....