Hallo agape,
"Da kentsch bleede wärn!" klingt zugegebenermaßen etwas salopp, beschreibt aber für
mich ganz gut den Zustand meiner eigenen Zerrissenheit bezüglich meines ´Glaubens´lebens.
Ist es nicht so, dass wir Zeit unseres Lebens immer fragen: Was ist Wahrheit und wo finde ich sie? Sind meine getroffenen Entscheidungen – aus welchen Motiven heraus auch – richtig gewesen, da sie ja auch Auswirkungen für die Zukunft haben?
Was bedeutet denn ´erwachsen´ zu werden? Heißt das, sich mehr auf seinen Verstand, der sicherlich eine Gabe Gottes ist, zu verlassen und alles erst mal gründlich zu hinterfragen? Bedeutet es, sich seinen Zweifeln, seiner Zerrissenheit zu stellen und dann ´sein eigenes Ding´ auf Gedeih und Verderb durchzuziehen?
Ich frage mal provokativ: Wer geht denn freiwillig im tiefsten Winter ohne wärmende Kleidung ins Freie? Da muss doch schon wirklich etwas außergewöhnliches passiert sein, dass man die kuschelige Wohlfühl-Gemeinde-Stube, die ja ein gewichtiger Teil der eigenen Biographie ist und in der man sehr wohl schon das Wirken des hl. Geistes verspürt hat, verlässt…
Heißt ´erwachsen werden´, sich mit dem Mut der Verzweiflung in unbekannte / wenig bekannte Gewässer zu stürzen – ohne Rettungsring?
Ich stelle mich mal neben mich, schaue mich mit größtmöglicher Objektivität an und stelle mir Fragen:
Bin ich zu feige, das warme Nest zu verlassen? JA.
Bin ich mir sicher, dass anderswo die Seele besser ´durchatmen´ kann? NEIN.
Bin ich mir sicher, anderswo nicht in meiner Befindlichkeit verletzt zu werden? NEIN.
Vermisse ich in meiner Gemeinschaft die ´Freiheit des Christenmenschen´ und fühle mich oftmals gegängelt? JA.
Bin ich aufgrund der Informationsfülle durch die Medien über meine Gemeinschaft verunsichert? JA.
Habe ich in dieser Gemeinschaft schon ganz tiefgehende seelische Glücksmomente gehabt? JA.
Kann ich meinem Verstand und meinen Gefühlen trauen? NEIN.
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Ich wäge alles ab und entscheide mich für den ´Spatz in der Hand´, der sehr wohl auch die Taube sein kann. Niemand kann es wissen – jetzt noch nicht.
Liebe Grüße,
simpel (der Name ist Programm)
PS: Zurückgehen muss nicht zwangsläufig mit „Heilsamen Erschrecken“ gleichgesetzt werden – sehr wohl kann es auch sein, das Gefühl des Angekommenseins zu haben…
