Friedwald-Beisetzung

Erlebter Glaube
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abendstern_
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Friedwald-Beisetzung

#1 Beitrag von abendstern_ » 23.08.2008, 14:04

Ich war heute bei einer Beisetzung in einem Friedwald. Es war kein Pfarrer anwesend, síe wurde vom Sohn des Versorbenen geleitet. Er hielt eine Ansprache, frei und nicht geschliffen, sondern so, wie es ihm in den Sinn kam. Er bat diejenigen, die sich gedrängt fühlten, etwas über den Verstorbenen zu sagen, es nach ihm zu tun. Zwischen den einzelnen Beiträgen wurden Lieder gesunden, die sich auch im evangelischen Gesangbuch befinden, z.b. "Die güldene Sonne" und "Danke für diesen guten Morgen" es spielte jemand ein Trompetensolo (ebenfalls ein christlicher Choral), aber die ganze Feier war frei von christlichen Floskeln und den jenseitigen Übergebäuden, und das war sehr sehr erfrischend und gut.

Insgesamt sprachen vielleicht 6 oder 7 Menschen, die dem Verstorbenen in Laufe seines Lebens besonders nahe gestanden hatten. Sie erzählten nicht geschönt, sondern sprachen auch von den Schattenseiten des Verstorbenen von seinen Ecken und Kanten. Wir erkannten unsere positiven und negativen Erfahrungen mit ihm in dem Gesprochenen wieder und es ging manches Schmunzeln über die Gesichter.

Nach der Feier ging die ganze Trauergemeinde durch den Wald zu einem Baum, den die Angehörigen ausgesucht hatten. Dort war ein Loch im Waldboden und dort stand die Urne des Verstorbenen. Wir standen, ungefähr 200 Menschen in einem großen Kreis um diesen Baum und bekamen Zeit für ein stilles persönliches Gebet. Danach ließ der Förster, der den Friedwald betreut, die Urne in die Erde. Während die Anwesenden nach und nach an den Baum traten und noch eine Blüte in das Grab warfen und kurz verweilten, spielte ein Bläserchor ein paar Choräle.

Ich bin noch richtig überwältigt, von dieser schönen Form des Abschieds.

Ich schreibe das, weil ich gestern unter "Hohlspiegel-Gottesdienste" schrieb, wenn ich die alten Predigten von dem spezifisch neuapostolischen Touch und Überbau befreie, waren sie gar nicht so daneben. Es lag letztlich manche Wahrheit darin.

Heute empfand ich auch viel Wahrheit, Ehrlichkeit und empfand das weit schöner und echter, als die christlichen Trauerfeiern, die ich in der jüngsten Vergangenheit erlebt hatte. Ich frage mich fast, ob unsere christlichen Floskeln überholt sind, wenn wir sie so unecht empfinden ?

abendstern

Clemens

#2 Beitrag von Clemens » 23.08.2008, 15:54

Lieber Abendstern,

Erstens lassen sich subjektive Empfindungen schwerlich objektivieren, zweitens ist Wirklichkeit noch lange nicht Wahrheit (weshalb die Naturwissenschaft auch immer nur phänomenologisch argumentieren kann und darum Gott außerhalb ihrer Erreichbarkeit liegt), drittens sind christliche Aussagen zum Jenseits auch nach 2000 Jahren noch keine Floskeln, da der christliche Glaube so konkrete und wahre Vorstellungen vom Jenseits hat wie kein anderer Glaube. Das ist exklusiv, ich weiß, doch sollte man Exklusivität nicht prinzipiell ablehnen, sondern nur im Falle ihrer Unplausibilität.

MfG, Clemens

Doryssa

#3 Beitrag von Doryssa » 23.08.2008, 17:08

Hoffentlich ist es Dir damit nicht gelungen, ihr (abendstern_) das schöne Erleben und die Erinnerung daran zu zerstören (aber immer schön christlich tun...).

Doryssa

tergram

#4 Beitrag von tergram » 23.08.2008, 18:37

Werte Doryssa,

ich sehe nicht, dass Clemens abendstern_'s erinnerungen gestört hätte.

Was sein Beitrag mit "immer schön christlich tun" zu tun haben soll, erschliesst sich mir auch nicht: Dies hier ist ein christliches Forum für Dialog und Austausch - unterschiedliche Sehensweisen sind dabei zulässig.

Vielleicht magst du erklären, was du gemeint hast.

abendstern_
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#5 Beitrag von abendstern_ » 23.08.2008, 19:30

Hallo Doryssa,

das was man positives erlebt, kann einem keiner nehmen. Ich lasse gerne den Menschen die Exclusivität und das Heilsversprechen des Christentums oder einer Kirche, die das zum Leben brauchen. Das ist völlig in Ordnung. Ich brauche es nicht mehr, es behindert mich regelrecht auf meinem Lebens- und Glaubensweg.

Ich hatte zwar kurz überlegt, ob es überhaupt sinnvoll ist, in ein christliches Forum meine Gedanken zu setzen. Ich erwarte ja keine Zustimmung, eher hat mich der Gedanke beschäftigt, warum ich diese Form des Abschieds so viel authentischer empfand als christliche Versprechungen vom ewigen Leben, das Trost spenden soll. Und darüber würde ich mich gerne austauschen. Vielleicht fühlt sich ja noch jemand angesprochen.

_

#6 Beitrag von _ » 23.08.2008, 19:43

Clemens hat geschrieben:Erstens lassen sich subjektive Empfindungen schwerlich objektivieren, zweitens ist Wirklichkeit noch lange nicht Wahrheit (weshalb die Naturwissenschaft auch immer nur phänomenologisch argumentieren kann und darum Gott außerhalb ihrer Erreichbarkeit liegt), drittens sind christliche Aussagen zum Jenseits auch nach 2000 Jahren noch keine Floskeln, da der christliche Glaube so konkrete und wahre Vorstellungen vom Jenseits hat wie kein anderer Glaube.
ahja? :roll:

Tatyana

#7 Beitrag von Tatyana » 23.08.2008, 20:22

Die von Abendstern angesprochene Form einer Beisetzung ist auf jeden Fall persönlicher als vieles, was christliche Begräbnisse zu bieten haben, wo der Pfarrer den Verstorbenen/die Verstorbene zu Lebzeiten vielleicht nie gekannt hat. Von daher ist sie auch heuchelfreier.

Letztlich wissen die Geistlichen jedweder Couleur ja auch nicht, ob es wirklich ein, und dann auch noch besseres, Leben nach diesem gibt. Aber daß da jemand ist, der jemanden verloren hat und nun damit klarkommen muß, das ist universell...

Engelchen

#8 Beitrag von Engelchen » 23.08.2008, 21:58

Tatyana hat geschrieben:Die von Abendstern angesprochene Form einer Beisetzung ist auf jeden Fall persönlicher als vieles, was christliche Begräbnisse zu bieten haben, wo der Pfarrer den Verstorbenen/die Verstorbene zu Lebzeiten vielleicht nie gekannt hat. Von daher ist sie auch heuchelfreier.

Letztlich wissen die Geistlichen jedweder Couleur ja auch nicht, ob es wirklich ein, und dann auch noch besseres, Leben nach diesem gibt. Aber daß da jemand ist, der jemanden verloren hat und nun damit klarkommen muß, das ist universell...

Es gibt ein Leben nach dem Tod. Das ist völlig sicher.

tergram

#9 Beitrag von tergram » 23.08.2008, 22:02

Engelchen hat geschrieben:Es gibt ein Leben nach dem Tod. Das ist völlig sicher.


Beweise es.

Tatyana

#10 Beitrag von Tatyana » 23.08.2008, 22:09

Zynischer Zwischeneinwurf: die meisten Menschen haben ja nicht mal ein (bewußtes) Leben VOR dem Tod...

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