Über die Einsamkeit zwischen den Blumen...

Erlebter Glaube
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Maximin

Über die Einsamkeit zwischen den Blumen...

#1 Beitrag von Maximin » 09.08.2012, 13:55

:) Lieben Freunde,

hier sind ja eine ganze Menge noch aktiver NAK-Amtsträger versammelt, auch solche, die dort nicht mehr aktiv sind; mich eingeschlossen.

M. E. macht es Sinn, einmal über die aktive NAK-Tätigkeit nachzudenken, um herauszufinden, wie es einem dabei ergeht, ergangen ist und was das mit einem mittel- oder langfristig macht bzw. gemacht hat.

Spreche ich also über meine diesbezüglichen Reflektionen in der Erwartung, dass sich Betroffene dazu ebenfalls äußern.

Warum…? Na vielleicht deshalb, um endlich einen bisher noch nicht herausgelassenen Druck loszuwerden. Vielleicht auch darum, weil einen das Gewissen immer noch drückt, man sich aber nicht getraut, mit anderen darüber zu reden. Nur das darüber mit anderen reden kann weiterhelfen...!

Nur so viel sollte jedem, der sich hier aufrichtig und ehrlich beteiligt, klar sein, ohne schonungslose Offenheit verharrt man nämlich weiterhin, an dem Punkt, an dem man eigentlich nicht mehr kleben bleiben möchte.

Ich habe 3 Teile:

1. Der Einfluss von Vorbilder.
2. Die Verführung des Glaubenssystems.
3. Die Folgen nach dem Scheitern.


Zu 1.: Der Einfluss von Vorbildern

Während eines regionalen Jugend-Gottesdienste spricht der Dienstleiter über Vorbilder, denen man unbedingt nacheifern soll. Textwort: „Folget mir, liebe Brüder, und sehet auf die, die also wandeln, wie ihr uns habt zum Vorbilde.“ ( Philipper 3, 17 / Luther 1912)

Da sitzen rd. 150 Jugendliche mit etwa 15 Lebensjahren, junge unverheiratete Männer, so mit etwa 23 Lebensjahren. Also junge Menschen, die noch auf der Suche nach einer eigenen Identität sind, um zu einer in sich ruhenden und gefestigten Persönlichkeit heranzureifen.

Schon als Kleinkind wurden sie in diese Neuapostolische Kirche hineingetragen und man brachte ihnen im Laufe ihres kurzen Glaubenslebens nachdrücklich bei, dass ihr diesseitiges und jenseitiges Leben in Gottes Gnade einzig und allein davon abhängt, ob sie an der alleinseligmachende Lehre dieser Kirche treu festhalten und sich für sie mit aller Kraft einsetzen.

Der Jugendgottesdienst endet dann meist mit einem speziellen Lied. Das ist so etwas wie die NAK-Nationalhymne. Hier kann man sie hören: http://www.youtube.com/watch?v=Rls6jwPJ ... re=related

Liebe Grüße, landauf und landab, vom alten Maximin :wink:

Fortsetzung folgt

Maximin

Re: Über die Einsamkeit zwischen den Blumen...

#2 Beitrag von Maximin » 11.08.2012, 15:12

http://www.youtube.com/watch?v=SlFH11AYO0Q

Teil 2: "Die Verführung des Glaubenssytems"

:) Meine lieben Brüder,

irgendwann, Anfang der 80er Jahre, nahm mich meine Vater beiseite, der als Evangelist ja auch mein Gemeindevorsteher war, um mir mitzuteilen: „Fahr mal zum Herrenausstatter Barthel am Tempelpelhofer Damm, kaufe dir einen schwarzen Anzug und eine schwarze Krawatte.“

Mehr sagte Vater mir nicht. Neun Jahre hatte ich mich darum herumgedrückt und nun sollte es doch geschehen, dass sie mich zum Unterdiakon machen würden.

Und dann geschah es, dass mir der BAP Arno Steinweg die Hände auflegte und mich als Unterdiakon aussendete. Danach war ich innerlich einigermaßen zerrissen: "Du bist nun ein Gottesmann, aber was machst Du mit deiner Angst…?"

Einige Wochen später, es war ein Mittwochsgottesdienst, sagte mein Vater in die Gemeinde: „Und nun kann auch noch mein Sohn, der Unterdiakon, etwas hinzugeben."

Während der Chor eine Strophe sang ging ich zum Altar und dabei donnerte mein Herz wie wild. Dann, zwischen den Blumen stehend, der Chor hatte aufgehört zu singen, fühlte ich eine unendliche Einsamkeit. Ich blieb zunächst einige Augenblicke wortlos stehen. Meine Augen wanderten zu den versammelten Geschwistern, quer durch die Reihen. Einige lächelte mir, offensichtlich mir Mut machend zu, während andere eher gleichgültig dreinsahen.

Und dann hörte ich mich sagen: „Meine lieben Brüder und Geschwister…!“ Ich weiß heute nicht mehr, was das Textwort für diesen Gottesdienst war, aber nach meinem Gemeindegruß fiel mein Blick auf die aufgeschlagene Altarbibel vor mir. Da lag ein kleiner Zettel mit der Handschrift meines Vaters. Vielleicht so groß wie eine Zigarettenschachtel, beschrieben mit Stichworten in roten, grünen und blauen Buchstaben. Meine Rettung in dieser Stunde…!

Nach diesem Gottesdienst sprach mich ein altehrwürdiger Diakon so an: „Merke dir, das oberste Gebot hier ist die Schnauze zu halten.“ Das hatte mich schockiert. Ich wusste aber, dass dieser altehrwürdige Diakon als Kriegsteilnehmer 8 lange Jahre in russischer Gefangenschaft überlebt hatte.

Befolgt habe ich seinen Rat allerdings nicht. Als ich jedoch Jahre später bemerkte, dass dieser für mich völlig unverständliche Rat zutraf, da fingen bei mir einige Glocken zu läuten an.

Von einem Amtsträger der Nauapostolischen Kirche wird erwartet, dass er sich bedingungslos in die Ämter-Hierarchie einfügt und gehorsam alles das tut, was seine Vorangänger von ihm erwarten. Man nennt das Glaubensgehorsam und treue Nachfolge.

Wer das tut, dem geht es gut und vielleicht wird er in der Ämter-Hierarchie sogar aufsteigen. Wer das aber nicht tut, bzw. nur so tut als wenn, der wird früher oder später scheitern und, wenn es ganz schlecht läuft, sogar Krankheits-Symptome ausbilden.

Dieses Glauben-System hat jedoch noch andere Folgen, die bis in das eigene Familienleben hineinwirken. Es wird einem gesagt: „Erst kommt der Herr, dann die Gemeinde, dann die Familie und am Ende du selbst…!“

So betrachtet kann ich im Nachhinein den Grundsatz der römisch-katholischen Kirche gut verstehen, wenn sie für ihre Priesterschaft den Zölibat fordert…! Die Verführung besteht m. E. darin, dass sie dir einreden, wonach du nun, in deinem schönen schwarzen Anzug, ein Gottesmann bist und damit denen in den Reihen unseres Gottes lebendiges Wort mitteien darfst und sonst nichts.

Alle Augen schauen auf dich. Du bist etwas ganz Besonderes, obwohl du in deinem Herzen genau weißt, das du ein unvollkommener, ein irrender und ein sündiger Mensch bist.

Wenn du dir dabei jedoch trotz allem ein reines Herz bewahrt haben konntest, dann wirst du dich nicht mehr auf Menschen verlassen, sondern auf den, auf den alles ankommt und du wirst dich nicht länger unterwürfig ducken, sondern deine Stimme erheben und eben nicht deine Schnauze halten.

Liebe Grüße, landauf und landab, vom alten Maximin :wink:

Philippus

Re: Über die Einsamkeit zwischen den Blumen...

#3 Beitrag von Philippus » 12.08.2012, 21:12

Maximin hat geschrieben:Dieses Glauben-System hat jedoch noch andere Folgen, die bis in das eigene Familienleben hineinwirken. Es wird einem gesagt: „Erst kommt der Herr, dann die Gemeinde, dann die Familie und am Ende du selbst…!“
Ich kannte das bisher so:
"Erst der Höchste, dann der Nächste, dann die Arbeit, und dann erst Du" - Das war Teil der sogenannten Segenslinie.
Heute grinse ich mir eins. Allerdings war es manchmal wirklich besser, wenn man ... :mrgreen:

abendstern_
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Re: Über die Einsamkeit zwischen den Blumen...

#4 Beitrag von abendstern_ » 13.08.2012, 06:57

oh ich kenne den Spruch noch ein bisschen anders:

erst der Höchsten, dann der Nächste und dann ein dicker Strich und erst dann komme ich... :-)

Maxi... was dahinten das mag schwinden, fiel mir beim Lesen deiner Zeilen ein. Konzentrieren wir uns doch auf die Gegenwart, es gibt (sicher auch bei dir) genug zu tun...

Viele Grüße nach Berlin
abendstern_

Maximin

Re: Über die Einsamkeit zwischen den Blumen...

#5 Beitrag von Maximin » 13.08.2012, 11:20

:)Grüß Dich Abendstren,
möglicherweise hast Du in meinem Erstbeitrag eine Passage überlesen. Diese hier: „Spreche ich also über meine diesbezüglichen Reflektionen in der Erwartung, dass sich Betroffene dazu ebenfalls äußern. Warum…? Na vielleicht deshalb, um endlich einen bisher noch nicht herausgelassenen Druck loszuwerden. Vielleicht auch darum, weil einen das Gewissen immer noch drückt, man sich aber nicht getraut, mit anderen darüber zu reden. Nur das darüber mit anderen reden kann weiterhelfen...!“

Deine Empfehlung verstehe ich. Warte mal meinen Schlussbeitrag ab. Vielleicht weißt Du dann, worum es mir in Wirklichkeit geht. Trotzdem Dankeschön für Deine gutgemeinte sachliche Rückäußerung.
Herzlichst Micha aus Berlin :wink:

Kristallklar
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Re: Über die Einsamkeit zwischen den Blumen...

#6 Beitrag von Kristallklar » 13.08.2012, 12:02

Maximin hat geschrieben: Dann, zwischen den Blumen stehend, der Chor hatte aufgehört zu singen, fühlte ich eine unendliche Einsamkeit...
...
Die Verführung besteht m. E. darin, dass sie dir einreden, wonach du nun, in deinem schönen schwarzen Anzug, ein Gottesmann bist und damit denen in den Reihen unseres Gottes lebendiges Wort mitteien darfst und sonst nichts...
...
Wenn du dir dabei jedoch trotz allem ein reines Herz bewahrt haben konntest, dann wirst du dich nicht mehr auf Menschen verlassen, sondern auf den, auf den alles ankommt und du wirst dich nicht länger unterwürfig ducken, sondern deine Stimme erheben und eben nicht deine Schnauze halten.
Was glaubst Du Maximin, wieviele konnten und können sich ein reines Herz in der NAK bewahren, das ist vorbei, sobald sie als Amtsträger verstehen, wie und wohin der Hase dort läuft,
... und so verlieren sie ihr vielleicht einmal rein gewesenes Herz

Adler

Re: Über die Einsamkeit zwischen den Blumen...

#7 Beitrag von Adler » 13.08.2012, 12:05

User die sich immer wieder über die (angebliche) NAK-Lastigkeit hier im Forum mokieren, warten ständig mit Themen aus ihrer NAK-Vergangenheit auf.

Diese Ambivalenz ist schon erstaunlich.

LG Adler

Maximin

Re: Über die Einsamkeit zwischen den Blumen...

#8 Beitrag von Maximin » 13.08.2012, 13:01

:) @ Kristallklar,
Du schreibst u. a.: „Was glaubst Du Maximin, wieviele konnten und können sich ein reines Herz in der NAK bewahren, das ist vorbei, sobald sie als Amtsträger verstehen, wie und wohin der Hase dort läuft, ... und so verlieren sie ihr vielleicht einmal rein gewesenes Herz.“

Eine eigentlich christallklare Stellungnahme, die mit einem Schlusspunkt endet, obwohl Dein Eintrag mit einer Fragestellung beginnt.

Nun ist es ja regelmäßig so, dass man eine Frage stellen kann, um auf Antworten von anderen Betroffenen zu hoffen. Du fragst jedoch und lieferst eine finale Antwort gleich mit.

Na gut! Als ich Deine Zeilen überdachte fiel mir der König David ein. Er war zunächst der Größte und nach seinem schlimmen Fehltritt der Elendeste. Die Reinheit seines Herzens schien irreparabel zertrümmert.

Aber das schien nur so. Lies mal Davids Bußgebet im Psalm51, 1- 12. Danach wurde David wieder in Ehren angenommen.

Nein, die NAK kann mir zwar vorübergehend mein reines Herz vergiften, aber es gibt ein wirksames Gegengift. Und davon werde ich in meinem 3. Teil, Überschrift: „Die Folgen nach dem Scheitern“, berichten.

Brüderliche Grüße vom Maximin :wink:

tergram

Re: Über die Einsamkeit zwischen den Blumen...

#9 Beitrag von tergram » 13.08.2012, 13:17

@ Adler: Woher das kommt, fragst du?

„Die schärfsten Kritiker der Elche
waren früher selber welche.“

(F.W. Bernstein)

Adler

Re: Über die Einsamkeit zwischen den Blumen...

#10 Beitrag von Adler » 13.08.2012, 15:33

Und das nennt man dann Veränderung :mrgreen:

LG Adler

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