JAKOBS KAMPF...

Gesperrt
Nachricht
Autor
Maximin

JAKOBS KAMPF...

#1 Beitrag von Maximin » 11.02.2008, 21:01

Jakobs Kampf

1. Mose 32, 24-31 / Elberfelder Übersetzung 1905 hier

24Und Jakob blieb allein übrig; und es rang ein Mann mit ihm, bis die Morgenröte aufging. 25Und als er sah, dass er ihn nicht übermochte, da rührte er sein Hüftgelenk an; und das Hüftgelenk Jakobs ward verrenkt, indem er mit ihm rang.(s.a. Hosea 12, 4+5) 26Da sprach er: Laß mich los, denn die Morgenröte ist aufgegangen; und er sprach: Ich lasse dich nicht los, du habest mich denn gesegnet. 27Da sprach er zu ihm: Was ist dein Name? Und er sprach: Jakob. (s.a. Matthäus 15, 22) 28Da sprach er: Nicht Jakob soll hinfort dein Name heißen, sondern Israel; denn du hast mit Gott und mit Menschen gerungen und hast obsiegt. 29Und Jakob fragte und sprach: Tue mir doch deinen Namen kund! Da sprach er: Warum doch fragst du nach meinem Namen? Und er segnete ihn daselbst. 30Und Jakob gab dem Orte den Namen Pniel: denn ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen, und meine Seele ist gerettet worden! 31Und die Sonne ging ihm auf, als er über Pniel hinaus war; und er hinkte an seiner Hüfte.(s.a. .Mose 33, 20).

Fragen wir: Mit wem hat Jakob gekämpft? Mit dem Gott seiner Väter, mit einem Gesandten Gottes, mit einem unbekannten Mann oder vielleicht mit sich selbst? Die Bibel berichtet von einer anschließend bleibenden Behinderung des Jakob, einem Hüftschaden. Man kann diese mysteriöse Geschichte etwas besser verstehen, wenn man die dramatische Vorgeschichte kennt. hier

Fassen wir sie so zusammen:

· Gott hat Jakob erwählt und nicht seinen älteren Bruder Esau.
· Jakob wird zum Betrüger und flieht vor seinem wütenden Bruder.
· In der Fremde wird Jakob seinerseits betrogen aber auch sehr reich.
· Jakob fürchtet die Rache Esaus und will ihn mit Geschenken besänftigen. .

Fragen wir noch einmal: Mit wem hat Jakob gekämpft? Mit dem Gott seiner Väter, mit einem Gesandten Gottes, mit einem unbekannten Mann oder vielleicht mit sich selbst? Jakob schien eine ausgeprägte Neigung zu haben, die Dinge seines Lebens lieber selber in die Hände zu nehmen. Hilf dir selbst, dann hilft dir (vielleicht auch) Gott.

Sehen wir es mal so: In dieser Nacht scheint Gott dem Jakob als Feind zu begegnen. Es kommt zum Kampf. Dabei wird Jakob auf den Nullpunkt seiner Existenz, zu Boden geworfen, da getroffen, wo er sich bisher am stärksten fühlte. Warum? Wozu? Wenn ich diesen Gedanken weiter verfolge, dass Jakob, sinnbildlich gesprochen, eigentlich mit sich selbst gekämpft hat, dann wird mir die Sache plausibel.

Die Bibel löst den Konflikt anders auf: Jakob erhält einen neuen Namen, eine andere Identität, ein neues Lebensprogramm, Hoffnung, Zuversicht und Gewissheit. So gesehen hat sich Jakob selber besiegt und den Preis dafür bezahlt – er hinkte.

Micha :wink:

Maximin

NÄCHTLICHER NOCKOUT...

#2 Beitrag von Maximin » 19.02.2008, 08:21

Frage: "Mit wem kämpft Jakob in 1. Mose 32 ? Ist das jetzt ein Engel oder Gott selbst? Und warum konnte Gott Jakob nicht überwältigen?"

Antwortversuche im NikodemusNet (Auszüge):

In dieser Nacht sollte Jakob eine der größten Erfahrungen seines Lebens machen. Ein Mann ringt mit ihm. Es ist aber kein normaler Mann. Das merkt Jakob bald, denn er will sich segnen lassen – sich den Segen Gottes bestätigen lassen, nach der ganzen Zeit des Zweifelns
[...]
War es nun ein Mann, der Jakob angegriffen hat? Gott selbst? Oder ein Engel? Der beste Kommentar zu dieser Stelle liefert die Bibel selbst. Hosea 12 erhellt die Geschichte:

Er hat schon im Mutterleibe seinen Bruder betrogen (hintergangen) und im Mannesalter mit Gott gekämpft. Er kämpfte mit dem Engel und siegte, er weinte und bat ihn. Dann hat er ihn zu Bethel gefunden und dort mit ihm geredet (Hosea 12,4-5).
[...]
Gott ist in dem Kampf natürlich der Stärkere. Seine wahre Größe zeigt sich jedoch daran, dass er auf den vordergründigen Sieg verzichtet, um zum Ziel zu kommen. Gott schwächt sich selbst, um zu retten – ganz ähnlich wie bei Jesus. Damit kommt er zum Ziel und letztendlich auch zum Sieg. Die Liebe Gottes ist so groß, dass er auf den Sieg vordergründig verzichtet – zum Vorteil der Menschen.

Es kommt also auf den Willen Gottes an, wer in diesem Ringkampf gewinnt und nicht zuerst auf die vorhandene menschliche Macht und Kraft. Gott hat Pläne mit Jakob. Und er steht zu seinen Versprechen. In dieser Nacht lernt Jakob eine wichtige Lektion auf seinem Weg mit Gott. Er bekennt Gott, dass sein Name Jakob ist, dass er ein Betrüger ist. Diese Erkenntnis kommt zum richtigen Zeitpunkt. Noch bevor Jakob seinem Bruder begegnet, macht Gott reinen Tisch. Seine Betrüger - Identität wird mit der Namensänderung symbolisch ausgetauscht. Von nun an heißt er Israel. Diese Namenssymbolik ist ein Schlüssel für das Verständnis der Geschichte.
[...]

Quelle: http://www.nikodemus.net/2186?page=3

tergram

#3 Beitrag von tergram » 19.02.2008, 08:38

Gedankensplitter...

Der große, unfassbare, allmächtige Gott lässt sich herab - zu einem Kampf mit einem unbedeutenden Menschlein, einem Staubkorn, und: Er lässt den Menschen diesen Kampf gewinnen. Was für eine Schlagzeile, was für eine Story!

Warum lässt er den Menschen gewinnen? Ist es blosses Mitleid oder ist es vielleicht doch der Respekt vor dem Menschen, der mutig, gar verwegen, dasteht und eine freche Forderung an Gott richtet?

"Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn!"

Welche Dreistigkeit! Geradezu gottlos, oder? Dürfen wir uns Gott so nähern?

Hat man uns nicht beigebracht und durch unzählige Bibelstellen untermauert, dass wir uns Gott nur als unterwürfige Bittsteller nahen dürfen? Demütig. Ganz unten. Tief gebeugt. Seiner Gnade auf Gedeih und Verderb ausgeliefert - wie dem römischen Kaiser, der -den Daumen nach oben oder unten richtend- über Leben und Tod entschied. Willkürlich.

Und da kommt dieser Jakob und wagt es, sich Gott entgegenzustellen. Dreist und selbstbewusst. Darf der das? Dürfen wir das? Dürfen wir von Gott etwas fordern, statt es demütig zu erbitten?

Was forderte Jakob denn? Den Segen Gottes. Nicht Reichtum, nicht Ruhm, Macht, Glück, Gesundheit. Nichts menschliches, sondern göttliches: Segen.

Als Antwort erfährt er Sensationelles: Er soll nicht (nur) Segen bekommen, er soll Segen sein. Für sich und für andere. Mit dem Segen Gottes wird ihm eine Aufgabe zugewiesen, eine ganz unerwartete. Der Segen wird an eine Bedingung geknüpft - so ganz umsonst gibt's von diesem Gott offenbar nichts. Und Jakob muss bereit sein: Ein Risiko einzugehen und eine Blessur hinzunehmen.

Ist das ein Schlüssel zum Verständnis der Geschichte und ein Gleichnis für uns und unsere Lebenswege?
Zuletzt geändert von tergram am 19.02.2008, 17:23, insgesamt 1-mal geändert.

Hannes

#4 Beitrag von Hannes » 19.02.2008, 08:48

"Herzlichen" Dank für diesen Gedankensplitter ...

Maximin

GOTT GEOFFENBART IM MENSCHEN...

#5 Beitrag von Maximin » 19.02.2008, 08:56

Ja Tergram, ich glaube, dass wir Menschlein genau das dürfen. Der NikodemusNetschreiber meint: „Gott ist in dem Kampf natürlich der Stärkere. Seine wahre Größe zeigt sich jedoch daran, dass er auf den vordergründigen Sieg verzichtet, um zum Ziel zu kommen. Gott schwächt sich selbst, um zu retten – ganz ähnlich wie bei Jesus. Damit kommt er zum Ziel und letztendlich auch zum Sieg. Die Liebe Gottes ist so groß, dass er auf den Sieg vordergründig verzichtet – zum Vorteil der Menschen.“

Und da wird endlos darüber gerätselt, warum Jesus sterben musste...

Micha

Anne

Re: GOTT GEOFFENBART IM MENSCHEN...

#6 Beitrag von Anne » 19.02.2008, 14:41

Maximin hat geschrieben:Die Liebe Gottes ist so groß, dass er auf den Sieg vordergründig verzichtet – zum Vorteil der Menschen.
Das Vertrauen Gottes in uns Menschen ist so groß, dass er uns in [...] Kämpfe stellt und uns erfahren lässt, dass wir 'siegen' können ... dass wir stark und 'neu' aus etwas hervorgehen können.

Auch ein Gedankensplitter... :wink:

Hannes

Re: GOTT GEOFFENBART IM MENSCHEN...

#7 Beitrag von Hannes » 19.02.2008, 16:12

Anne hat geschrieben: Das Vertrauen Gottes in uns Menschen ist so groß, dass er uns in [...] Kämpfe stellt und uns erfahren lässt, dass wir 'siegen' können ... dass wir stark und 'neu' aus etwas hervorgehen können.
Danke, liebe Anne, ich beginne zu verstehen - mich und meine Kämpfe und diesen Gott und seinen Gedanken!

Vielleicht geht es oft auch nur darum, wieder zu sehen, was schon da ist und was durch Einflüsse von aussen verschüttet oder zugedeckelt wurde ... da kann dann so ein Jakobs-Kampf wie ein Home-Run sein ... egal ob mit oder ohne Hüftschaden!

:wink:
Hannes

Anne

#8 Beitrag von Anne » 19.02.2008, 17:05

Lieber Hannes,

das passt dazu:

Bist du der eignen Rätsel müd'
es kommt, der alles kennt und sieht!

Er sieht dein Leben unverhüllt,
zeigt dir zugleich dein neues Bild.

Aus: "Weil Gott in tiefster Nacht erschienen" von D. Trautwein


Schön, ne? :)

Lobo

#9 Beitrag von Lobo » 19.02.2008, 17:20

tergram hat geschrieben:...
Und da kommt dieser Jakob und wagt es, sich Gott entgegenzustellen. Dreist und selbstbewusst. Darf der das? Dürfen wir das? Dürfen wir von Gott etwas fordern, statt es demütig zu erbitten?...
Eindeutig, ja! Selbstbewusstsein und Demut schließen sich nicht notwendigerweise aus.
tergram hat geschrieben: ...Als Antwort erfährt er Sensationelles: Er soll nicht (nur) Segen bekommen, er soll Segen sein...
Und das alles ohne Tricks und Finten. :wink:

Gruß
Lobo

Gesperrt

Zurück zu „Predigten“