Pilotprojekt Grundeinkommen: Studie 1 - 120 Personen 3 Jahre lang mtl. 1200 EUR bedingungsloses Grundeinkommen

Nachricht
Autor
Benutzeravatar
Andreas Ponto
Site Admin
Beiträge: 2340
Registriert: 18.03.2010, 17:55

Pilotprojekt Grundeinkommen: Studie 1 - 120 Personen 3 Jahre lang mtl. 1200 EUR bedingungsloses Grundeinkommen

#1 Beitrag von Andreas Ponto » 20.11.2016, 20:22

Die Digitalisierung der Wirtschaft und des Produktionsprozesses wird den klassischen Arbeiter in naher Zukunft weitestgehend überflüssig machen.

In einem Artikel der SZ wird Joe Kaeser damit zitiert, dass eine Art Grundeinkommen völlig unvermeidlich sei: Siemens-Chef plädiert für ein Grundeinkommen
Bis zum Jahr 2025 werden 1,5 Millionen traditionelle Arbeitsplätze in Deutschland verschwinden. Joe Kaeser mahnt vor sozialen Spannungen durch die Digitalisierung.

Boris

Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

#2 Beitrag von Boris » 21.11.2016, 19:06

Dieses Thema ist u. A. im Zuge der Diskussionen um Industrie 4.0 (4. Industrielle Revolution) diskutiert worden. Selbstverständlich gehen die Meinungen sehr weit auseinander.

Laut den Berechnungen einiger Wissenschaftler sollen durch Industrie 4.0 selbstverständlich Arbeitsplätze wegfallen. An anderer Stelle sollen aber gleichzeitig neue entstehen, wie z. B. auf dem Dienstleistungssektor, sodass unterm Strich sogar etwas mehr Arbeitsplätze vorhanden sein sollen.

Persönlich halte ich das für relativ unwahrscheinlich, ich bin aber nicht genug qualifiziert, um das realistisch einschätzen zu können.
Von einem befreundeten Wissenschaftler habe ich die Info, dass sie errechnet hatten: Es gibt deutschland- und europaweit viel mehr Arbeitsuchende, als wertschöpfende Arbeit (Arbeitsplätze). Zuviel falsche Diskussionen werden in der Öffentlichkeit geführt. Diskussionen, die von den Wahrheiten ablenken und den Politikern einen Zeitaufschub verschaffen. Sie müssten eigentlich handeln.

Es werden zunehmend geringer Qualifizierte sein, die Probleme haben, ihre Familien zu ernähren. Der Arbeitswelt stehen in vielen Bereichen starke Änderungen bevor.
Ein bedingungsloses Grundeinkommen würde zumindest die Kaufkraft der Masse sichern (bei vernünftiger Höhe). Es würde in vielen Bereichen den Arbeitnehmern den Frust und die Sorge nehmen, dass sie trotz guter Arbeit immer noch zum Amt gehen und aufstocken müssen. Natürlich würde die Sorge vor dem Jobverlust in manchen Bereichen auch geringer ausfallen. In Bereichen mit prekären Arbeitsverhältnissen,

meint Boris

Brombär

Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

#3 Beitrag von Brombär » 21.11.2016, 21:05

Im Hinblick auf die in Deutschland praktizierte Migrationspolitik wäre das bedingungslose Grundeinkommen der ganz schnelle Anfang vom Ende.

Benutzeravatar
Andreas Ponto
Site Admin
Beiträge: 2340
Registriert: 18.03.2010, 17:55

Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

#4 Beitrag von Andreas Ponto » 22.11.2016, 05:47

Hallo Brombär,

und was ist deine Haltung zum eigentlich hier angesprochenen Thema?

Industrie 4.0 und der Wegfall von Millionen Arbeitsplätzen in nicht allzu ferner Zukunft?
Wovon sollen die Menschen leben, deren Arbeitsplätze wegfallen werden und die nicht für andere Tätigkeiten qualifiziert werden können?

Wie kann verhindert werden, dass es zu sozialen Unruhen kommt?
Roboter ausweisen?

FG
Centaurea

Brombär

Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

#5 Beitrag von Brombär » 22.11.2016, 14:19

Werter centaurea,


Industrie 4.0 wird m.E. nur „herkömmliche“ Arbeitsplätze verdrängen. Vergessen wir nicht, was immer die Menschen entwickeln, alle Geräte, bis hin zum intelligentesten Roboter, bedürfen der Materialien, müssen geplant, konzipiert, entworfen, produziert, transportiert, installiert, gewartet, repariert und irgend wann auch wieder entsorgt und recycelt werden. Der Zeitpunkt, an dem selbst diese Erfordernisse dann von Robotern ausgeführt werden, ist für mich nicht abzusehen. Richtig ist allerdings, dass die Zeit, in ein hochentwickeltes Industrieland zu migrieren und seine Hände und die mitgebrachte Schaufel zu zeigen, definitiv vorbei ist.

Es sind m.E. noch viele Etappen bis zur Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens zu absolvieren. Da wäre zunächst (immer aus meiner Sicht) eine längst überfällige Regulation von Einkommen herzustellen. Die ungerechte Möglichkeit, mit Geld mehr Gewinn zu erwirtschaften als mit Arbeit, ist eine erste, veränderungsbedürftige Notwendigkeit. Sodann ist eine am humanistischen Menschenbild ausgerichtete Entlohnung vieler derzeitig untervergüteter Arbeiten ins Lot zu bringen. Ferner ist es die Pflicht der westlichen Welt, ihren „unterentwickelten“ Bevölkerungsschichten in anderen Erdteilen Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Die hierzu erforderlichen Maßnahmen erfordern ein Engagement, welches sehr viel besser mit Bezahlung befördert werden kann. Ein bedingungsloses Grundeinkommen wäre solchen Überlegungen hinderlich.

Nein, Wettbewerb und sinnvolle Arbeit muss sein, allein schon um die Menschen vor gelangweilten Dummheiten zu bewahren. (Erwerbsunfähigkeit ist natürlich ein völlig anderes Thema)

Soweit einige wenige, sicher unvollständige Gedanken hierzu. Vielleicht dienen sie aber dazu eine weiterführende Diskussion in Schwung zu bringen.

Bb.


Benutzeravatar
Andreas Ponto
Site Admin
Beiträge: 2340
Registriert: 18.03.2010, 17:55

Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

#7 Beitrag von Andreas Ponto » 28.12.2016, 17:06


glasperle

Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

#8 Beitrag von glasperle » 27.01.2017, 08:22

centaurea hat geschrieben:Hallo Brombär,

und was ist deine Haltung zum eigentlich hier angesprochenen Thema?

Industrie 4.0 und der Wegfall von Millionen Arbeitsplätzen in nicht allzu ferner Zukunft?
Wovon sollen die Menschen leben, deren Arbeitsplätze wegfallen werden und die nicht für andere Tätigkeiten qualifiziert werden können?

Wie kann verhindert werden, dass es zu sozialen Unruhen kommt?
Roboter ausweisen?

FG
Centaurea
Genau, momentan kompensiert de ( ich binkeine deutsche) die wegfallenden Arbeitsplätze mit sozial- und lohndumping und lagert die Probleme, die sich daraus ergeben in die südlichen du Staaten aus. Auf Dauer werden die essichnicht gefallen lassen ( können) .

Boris

Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

#9 Beitrag von Boris » 27.01.2017, 18:15

Ich bin mir 100 %-ig sicher, dass in Deutschland das bedingungslose Grundeinkommen finanzierbar wäre.
Im vergangenen Jahr hat meines Wissens das Privatvermögen der Deutschen einen Höchststand erreicht. Wie gelegentlich von wenigen Politikern beklagt, aber von den meisten ignoriert, ist selbst das Pareto-Prinzip diesbezüglich veraltet. Das bedeutet, dass bei der Besteuerung von Vermögen Gesetzesänderungen hermüssen.

Selbstverständlich muss sich Leistung lohnen. Leider ist das in Deutschland in meinen Augen nur eine Phrase. Wenn alle Menschen in Deutschland, die gute Leistung bringen auch entsprechend gutes Geld verdienen würden, hätten wir ein paar Probleme weniger. Die ganzen unsäglichen Zustände mit den Werkverträgen und den Aufstockern, sowie den Lohnsklaven, die selbst in den größten Firmen des Landes praktiziert werden, sind ein offenes Geheimnis. Es schaut nur keiner so genau hin. Gewerkschaften und andere Institutionen, die darauf hinweisen, versucht man nicht allzu laut werden zu lassen.

Es konnte mir bisher keiner logisch schlüssig erklären, warum ein Spitzenmanager übertrieben hohe Gehälter und sonstige Bezüge erhält, die er gar nicht schafft auszugeben. Ein weniger qualifizierter Mensch mit weniger Glück und Beziehungen arbeitet sich kaputt und muss sich trotzdem noch vom Amt Geld holen! Da fehlt für mich jegliches Verständnis. Das nennt man schlichtweg Ausbeutung.

Pech für die Leute, die mit weniger ausgeprägtem Verstand, weniger Beziehung und Glück im Leben ausgestattet sind. Da sollte der Begriff Leistung mal eideutig definiert werden und dann kann man schauen, wie gerecht unser Staat ist. Ich gehe dabei davon aus, dass unser Wirtschaftssystem schon das gerechteste ist (von den funktionierenden), was aber noch lange nicht bedeutet, dass es ein Selbstläufer ist. Die aufsehenden und regulierenden Organe müssen ihre Arbeit schon machen. Wenn die Entwicklung so weitergeht, dass das Gesamtprivatvermögen zwar steigt, aber die Anzahl der Vermögenden fast verschwindend gering ist, verliert dieses Wirtschaftssystem in meinen Augen für den Normalbürger in Deutschland an Attraktivität.

Eines der Grundideen vom bedingungslosen Grundeinkommen ist, dass jeder soviel Geld zur Verfügung hat, dass er zur Arbeit gehen kann, ohne sich Gedanken machen zu müssen, ob sein Verdienst ausreichend ist, sich oder die Familie zu ernähren. Nur wer den Kopf frei hat, kann sich am Arbeitsplatz frei entfalten und auch Leistung bringen. Oder eben nach Arbeitsplätzen zu suchen.

Übrigens ist der Anteil der Leute, die keine Lust auf Arbeit haben sehr gering. Die meisten Arbeitslosen sind auf der Suche. Die Firmen sind zu einem großen Teil immer noch in der Lage, sich gut ausgebildete, studierte und erfahrene Leute auf relativ anspruchslosen Arbeitsplätzen einzustellen. Langsam wachen einige Firmen auf und denken darüber nach, selbst Leute zu qualifizieren, auszubilden, fort- und weiterzubilden. Dieer Arbeitsmarkt unterliegt natürlich einem sehr schnellen Wandel hinsichtlich der Qualifikationen der Arbeitnehmer und den Arbeitszeiten. Da müssen auch die Personalleiter teilweise dazulernen. So manche Ressource liegt auf dem Feld der Arbeitslosen ungenutzt. Weiterbildung ist bei den Beschäftigten ein Muss. Wer über lange Zeit arbeitslos ist bekommt keine Weiterbildungsangebote mehr! Traurig! So mancher Willige geht unter. Schade...

Ressourcen und Potenzial wären aus meiner Sicht schon da. Immer wenn es allerdings darum geht, Mittel locker zu machen wird in Deutschland gemauert. So sparen wir eben auch bei der Bildung.
Übrigens: Für den Schaden den die Manager von VW mit dem Dulden der Software angerichtet haben, hätte man komplett Bildungsdeutschland ein Jahr finanzieren können. Einbegriffen ist die Entwicklung eines Systems, das wirklich die Abgaswerte erfüllt hätte. Aber man nimmt in Kauf, dass das eben nun mal so passiert ist. Und das nicht nur bei VW. Und Verantwortliche bestrafen? ...
Da reagiert die deutsche Allgemeinheit ähnlich wie die Mitglieder der NAK. Man bekommt die Sauerei zwar mit, sucht aber noch nach Ausreden, warum das alles doch nicht so schlimm ist.

Die Diskussionen um das bedingungslose Grundeinkommen haben aus meiner Sicht sehr viel mit Ehrlichkeit zu tun. Würde man sie ehrlich und öffentlich führen, müsste man einige unbeliebte Themen ansprechen, die öffentlich lieber totgeschwiegen werden. Ich finde es aber schon interessant, dass das b.G. auch von Wirtschaftsgrößen begrüßt wird. Ob diese von ihrer sozialen Ader getrieben sind oder von der Sorge, dass die Deutschen irgendwann nicht mehr genug einkaufen könnten, kann ich nicht beurteilen.

Sicherlich hat der Durchschnittsdeutsche noch genug Geldmittel zur Verfügung, allerdings finde ich es gut zum einen an alle Gesellschaftsmitglieder zu denken (Solidarität) und zum anderen an die Zukunft zu denken (Verantwortung). An unsere Kinder. Das auch sie in einem Land leben können, wo es allen gutgehen kann.

Alles nur meine Sichtweise und z. T. nicht immer absolut.

LG Boris

glasperle

Re: Bedingungsloses Grundeinkommen

#10 Beitrag von glasperle » 27.01.2017, 20:30

Lieber Boris,
Ja, Leistung mit seinem sich lohnen. ich, zu 85%koerperbehindert, pflege meinen querschnitgelaehmten Mann. Nur weil wir daheim statt im Heim leben wollen, werde ich als schmarotzer herunter gemacht. Na, toll. Leiste ich jun, oder nicht?

Antworten

Zurück zu „Christ in der Marktwirtschaft“