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von Boris » 27.01.2017, 18:15
Ich bin mir 100 %-ig sicher, dass in Deutschland das bedingungslose Grundeinkommen finanzierbar wäre.
Im vergangenen Jahr hat meines Wissens das Privatvermögen der Deutschen einen Höchststand erreicht. Wie gelegentlich von wenigen Politikern beklagt, aber von den meisten ignoriert, ist selbst das Pareto-Prinzip diesbezüglich veraltet. Das bedeutet, dass bei der Besteuerung von Vermögen Gesetzesänderungen hermüssen.
Selbstverständlich muss sich Leistung lohnen. Leider ist das in Deutschland in meinen Augen nur eine Phrase. Wenn alle Menschen in Deutschland, die gute Leistung bringen auch entsprechend gutes Geld verdienen würden, hätten wir ein paar Probleme weniger. Die ganzen unsäglichen Zustände mit den Werkverträgen und den Aufstockern, sowie den Lohnsklaven, die selbst in den größten Firmen des Landes praktiziert werden, sind ein offenes Geheimnis. Es schaut nur keiner so genau hin. Gewerkschaften und andere Institutionen, die darauf hinweisen, versucht man nicht allzu laut werden zu lassen.
Es konnte mir bisher keiner logisch schlüssig erklären, warum ein Spitzenmanager übertrieben hohe Gehälter und sonstige Bezüge erhält, die er gar nicht schafft auszugeben. Ein weniger qualifizierter Mensch mit weniger Glück und Beziehungen arbeitet sich kaputt und muss sich trotzdem noch vom Amt Geld holen! Da fehlt für mich jegliches Verständnis. Das nennt man schlichtweg Ausbeutung.
Pech für die Leute, die mit weniger ausgeprägtem Verstand, weniger Beziehung und Glück im Leben ausgestattet sind. Da sollte der Begriff Leistung mal eideutig definiert werden und dann kann man schauen, wie gerecht unser Staat ist. Ich gehe dabei davon aus, dass unser Wirtschaftssystem schon das gerechteste ist (von den funktionierenden), was aber noch lange nicht bedeutet, dass es ein Selbstläufer ist. Die aufsehenden und regulierenden Organe müssen ihre Arbeit schon machen. Wenn die Entwicklung so weitergeht, dass das Gesamtprivatvermögen zwar steigt, aber die Anzahl der Vermögenden fast verschwindend gering ist, verliert dieses Wirtschaftssystem in meinen Augen für den Normalbürger in Deutschland an Attraktivität.
Eines der Grundideen vom bedingungslosen Grundeinkommen ist, dass jeder soviel Geld zur Verfügung hat, dass er zur Arbeit gehen kann, ohne sich Gedanken machen zu müssen, ob sein Verdienst ausreichend ist, sich oder die Familie zu ernähren. Nur wer den Kopf frei hat, kann sich am Arbeitsplatz frei entfalten und auch Leistung bringen. Oder eben nach Arbeitsplätzen zu suchen.
Übrigens ist der Anteil der Leute, die keine Lust auf Arbeit haben sehr gering. Die meisten Arbeitslosen sind auf der Suche. Die Firmen sind zu einem großen Teil immer noch in der Lage, sich gut ausgebildete, studierte und erfahrene Leute auf relativ anspruchslosen Arbeitsplätzen einzustellen. Langsam wachen einige Firmen auf und denken darüber nach, selbst Leute zu qualifizieren, auszubilden, fort- und weiterzubilden. Dieer Arbeitsmarkt unterliegt natürlich einem sehr schnellen Wandel hinsichtlich der Qualifikationen der Arbeitnehmer und den Arbeitszeiten. Da müssen auch die Personalleiter teilweise dazulernen. So manche Ressource liegt auf dem Feld der Arbeitslosen ungenutzt. Weiterbildung ist bei den Beschäftigten ein Muss. Wer über lange Zeit arbeitslos ist bekommt keine Weiterbildungsangebote mehr! Traurig! So mancher Willige geht unter. Schade...
Ressourcen und Potenzial wären aus meiner Sicht schon da. Immer wenn es allerdings darum geht, Mittel locker zu machen wird in Deutschland gemauert. So sparen wir eben auch bei der Bildung.
Übrigens: Für den Schaden den die Manager von VW mit dem Dulden der Software angerichtet haben, hätte man komplett Bildungsdeutschland ein Jahr finanzieren können. Einbegriffen ist die Entwicklung eines Systems, das wirklich die Abgaswerte erfüllt hätte. Aber man nimmt in Kauf, dass das eben nun mal so passiert ist. Und das nicht nur bei VW. Und Verantwortliche bestrafen? ...
Da reagiert die deutsche Allgemeinheit ähnlich wie die Mitglieder der NAK. Man bekommt die Sauerei zwar mit, sucht aber noch nach Ausreden, warum das alles doch nicht so schlimm ist.
Die Diskussionen um das bedingungslose Grundeinkommen haben aus meiner Sicht sehr viel mit Ehrlichkeit zu tun. Würde man sie ehrlich und öffentlich führen, müsste man einige unbeliebte Themen ansprechen, die öffentlich lieber totgeschwiegen werden. Ich finde es aber schon interessant, dass das b.G. auch von Wirtschaftsgrößen begrüßt wird. Ob diese von ihrer sozialen Ader getrieben sind oder von der Sorge, dass die Deutschen irgendwann nicht mehr genug einkaufen könnten, kann ich nicht beurteilen.
Sicherlich hat der Durchschnittsdeutsche noch genug Geldmittel zur Verfügung, allerdings finde ich es gut zum einen an alle Gesellschaftsmitglieder zu denken (Solidarität) und zum anderen an die Zukunft zu denken (Verantwortung). An unsere Kinder. Das auch sie in einem Land leben können, wo es allen gutgehen kann.
Alles nur meine Sichtweise und z. T. nicht immer absolut.
LG Boris