Ja ... warum nicht? ... war auch gleich mein erster Gedanke
Wir können m.E. das Alte Testament nicht einfach mal so aus dem christlichen Glauben verbannen denke ich. Außerdem praktiziert das die christliche Kirche aller Couleur auch nicht. Nach wie vor wird über Textstellen aus dem Alten Testament gepredigt. Jesus war ein Jude und er hielt die Schriften hoch die seinerzeit existierten, interpretierte sie für sich allerdings teilweise anders, als die, die am reinen Buchstaben klebten. Wie war das noch? Nach Matthäus 5,17 sagt Jesus: "Ihr sollt nicht meinen, daß ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen."
Micha ... "Das über andere endgültig zu richten, das überlasse ich „IHM“."
Ich glaube, dies Zitat ... „Tu deinen Mund auf für die Stummen und für die Sache aller, die verlassen sind. Tu deinen Mund auf und richte recht und räche den Elenden und Armen.“ ... hat nichts mit einer Aufforderung zu tun, dass man über eine Person endgültig richten soll, bzw. ist es für mich auch keine Aufforderung zur Gewalt. Beide Sätze handeln davon "Tue Deinen Mund auf" ... es geht also darum, dass sich Gläubige (ich sage jetzt mal nicht Christen, denn die gab es damals in der heutigen Form ja noch nicht) einmischen.
Von einem Politiker las ich mal in einem Interview sinngemäß, glaubwürdig könnten wir unseren menschenfreundlichen Gott nur bezeugen, wenn wir uns als Christen auch für eine menschenfreundlichere Welt engagieren.
Für mich war Jesus durchaus politisch. Er kämpfte dafür, Menschen die von der Gesellschaft ausgeschlossen waren, wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Er tat seinen Mund auf und prangerte Mißstände der damaligen Zeit an ...
Und noch einmal zum "richten" allgemein. Ein Christ soll zwar nicht über einen Menschen (eine Seele) richten, bzw. urteilen und dies Gott überlassen, aber die Taten darf er durchaus richten und verurteilen und darum geht es denke ich, wenn wir unsern Mund aufmachen für die Stummen ... alles andere wäre das berühmte "mit dem Mantel der Liebe zudecken", was wie wir in den Mißbrauchsfällen in der RKK sehen konnten, sehr viel Leid verursacht hat.
In dieser unserer heutigen Welt musste ich schmerzlich lernen, dass es
. ein gefühltes,
. ein geschriebenes
. und eben auch ein gesprochenes Recht gibt.
Kannst Du mir eine Unterscheidung dieser dreierlei Rechte sagen…?
Nun, dass Dinge, die gesetzlich legitim sein können, ethisch, moralisch und vom Glauben aus betrachtet trotzdem falsch sein können, erleben wir ja gerade aktuell, dass Papier sehr geduldig ist, sehen wir im Moment bezüglich der europäischen Verträge auch ständig.
Letztlich sind wir unserm Gewissen verpflichtet und müssen uns eine eigene Meinung dazu bilden und diese dann auch in Eigenverantwortung vertreten.
Unser Glaube sollte der Maßstab sein, denn Jesus sagte nicht umsonst, dass wir Gott mehr gehorchen müssten als den Menschen. Wenn wir auf Grund unseres Glaubens mit dem was um uns herum geschieht nicht einverstanden sind, sollten wir nicht mit den Wölfen (der Mehrheit) heulen, weil es bequemer ist, sondern uns klar positionieren. Bleiben Christen nur unter sich, sind sie nicht Teil der Gesellschaft.
Zudem wird Kirche heute nicht mehr selbstverständlich akzeptiert, sondern muss ihre Identität und ihren Auftrag neu begründen, was wäre da besser geeignet, als den Mund aufzumachen für die Stummen??? Aber dies unabhängig von irgendwelchem Parteien-Geklüngel ... Kirche sollte immer überparteilich bleiben.
Das mal kurz zusammengewürfelte Gedanken von mir zu diesem Thema ...