In Nachrichten 3/2011 von der Baseler Mission habe ich heute ein Interview mit dem Soziologen und Friedensforscher Yakubu Joseph gelesen. Yakubu promoviert an der Universität Tübingen über Religionskonflikte. In dem Interview geht es um die Konflikte in Nigeria.
Nach seinen Aussagen erkennt man am Auto, an der Kleidung, einfach an allem, ob jemand Christ oder Muslim ist und wird jeweils entsprechend begrüsst und behandelt!
Die Überschrift zum Interview lautet: "Frieden in Nigeria setzt Bürgerrechte voraus"
Der Untertitel lautet: "Religion ist nur vordergründig die Ursache von Unruhen im Norden des Landes".
Hier 3 Zitate aus seinem Interview.
1.: "Als ich klein war, gingen Christen und Muslime entspannter miteinander um. Zu Weihnachten liessen die Christen ihre muslimischen Nachbarn am Festessen teilhaben. Zum Abschluss des Ramadan hielten es die Muslime oft genauso..."
2.: "... Politiker schieben die Religion vor und entziehen sich so ihrer eigentlichen Verantwortung. Nigeria ist ein reiches Land. In den letzten Jahren sind die Einnahmen aus dem Ölgeschäft gestiegen. Aber das Volk wird immer ärmer.... Unsere Politiker müssten dafür herhalten. Stattdessen starren alle gebannt auf die Religion."
3.: "...Es geht hier nicht um Religion, sondern um Bürgerrechte. Der Staat muss gewährleisten, dass alle Bürgerinnen und Bürger in Nigeria ein Leben in Freiheit und Würde führen können, ungeachtet der Religion...."
Hier noch ein Link zu weiteren Bemühungen der Basler Mission:
Nigeria braucht Frieden
Im Gottesdienst war heute Matthias Hiller der Evangelischen Landeskirche Württemberg im Gottesdienst. Er war da, um aus Mission und Entwicklungshilfe (Nigeria, Sudan) zu berichten.
Er hielt auch die Predigt zum Predigttext Hesekiel 34:
Die schlechten Hirten und der rechte Hirt
Den Predigttext brachte er in die heutige Zeit, indem er das Beispiel des afrikanischen Erdnussbauern nahm.
Ich berichte sinngemäss:
Ein afrikanischer Erdnussbauer hat von sich aus BIO-Erdnüsse von hoher Qualität. Wenn er z.B. 2 Sack geerntet hat und sich denkt, dass er diese nach/in Europa verkaufen möchte, hat er ein Problem. Die EU sagt ihm, dass er dazu ein Zertifikat braucht. Fragt der Bauer: Ok, wo bekomme ich das und was kostet es? Donnert die EU zurück: Als erstes kostet so ein Zertifikat mehrere 100-tausend Dollar und zweitens bekommen dieses Zertifikat nur Amerikaner und Chinesen (Es hat nach Hillers Aussage noch nie ein afrikanischer Staat so ein Zertifikat bekommen). Oha, also Pech gehabt.
Der Bauer entschliesst sich daraufhin, etwas weniger zu verdienen und möchte es auf einem der afrikanischen Märkte verkaufen. Gedacht getan, er geht auf einen afrikanischen Markt. Nur, dort findet er sehr viele Anbieter von sehr billigen Erdnüssen aus Amerika, China und man höre und staune aus EUROPA vor. Billige mit tausenden von Euro aus der EU subventionierte Erdnüsse. Er hat keine Chance seine BIO-Erdnüsse in seinem eigenen Land/Markt zu verkaufen.
Daraufhin beschwert er sich bei seiner Regierung, die ihm ja helfen und dienen soll... Wenn ihn diese nicht sofort einsperrt, sondern sich ausnahmsweise herablässt ihm eine Antort zu geben (lassen wir diesen Gedanken wenigstens mal zu), dann bekommt er folgendes zu hören: Lieber Bauer, wir haben es ja versucht und uns beschwert, aber am nächsten Tag waren alle unsere Konten bei der WTO gesperrt. Die WTO, faktisch eine Organisation der Amerikaner und Europäer...
Hiller sprach über unseren wohl berechtigten Ärger bzgl. Bänker, Politiker, Investmentbänkern (im Bild als schlechte Hirten bezeichnet) etc., aber er sprach auch von den reichen Christen in Europa, die 3% der Christen insgesamt ausmachen, als den fetten Schafen und ihrer Verantwortung...
Soweit dieser Bericht.
Was lieber Bundeskanzler a.D. Helmut Schmid hat das alles mit Religion zu tun? Wie sieht es aus mit der Verantwortung der Machthaber, der Reichen und Wohlhabenden. Sicher ist Religion dazu da Ihren Finger in diese Wunde zu legen. So wie in Hesekiel auch geschehen, wie bei der Basler Mission zu finden und hier am Beispiel auch bei der Evangelischen Landeskirche...
Aber Religion soll verantwortlich und schuld an Krieg sein? Ist es nicht Macht, Machtmissbrauch und von den Mächtigen instumentalisierte Religion?
Andreas