Der Wiener Opernball

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glasperle

Der Wiener Opernball

#1 Beitrag von glasperle » 28.02.2017, 15:46

Es ist der unsinnige Donnerstag, an dem in Österreich der traditionelle Opernball stattfindet. Die Reichen, Prominenten und Mächtigen dieses Landes geben sich ihr Stelldichein. Es ist für viele DER Ort, um gesehen zu werden und die eigene Bedeutsamkeit zu unterstreichen. Der Ball der Bälle lockt vor allem jene an, die sehr viel Geld haben. Ein publicity-geiler Besitzer eines Wiener Einkaufszentrums nützt wieder die Chance, um mit einer Hollywoodgröße anzutanzen, deren Gesicht die Arbeit von Chirurgen erahnen lässt. Während einem Großteil der Menschheit die primitivste medizinische Versorgung fehlt, während sich selbst in den USA aufgrund gestoppter Obamacare-Politik der ärmere Bevölkerungsanteil kaum Operationen leisten kann, beschäftigen andere Schönheitschirurgen. Von „Dekadenz“ kann aber wohl nur bedingt mit Blick auf den Opernball gesprochen werden. Es ist eher eine Spiegelwelt für die wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Eliten – aus Österreich und anderen Ländern. Sie können sich selbst feiern und lassen sich feiern und das Ereignis flimmert millionenfach über die Bildschirme. Eine heile, glitzernde Welt wird vorgeführt, nach Kristall und Lack glänzend, blumendekoriert und geschminkt. Die Welt ist schön. Die Welt ist in Ordnung. Wie Welt hat ihre Ordnung. Alles Walzer.

Die Opernball-Demonstration unter dem Motto „Eat the rich“ bietet auch keine Alternative, sondern verrennt sich in einen zynisch-destruktiven Anarcho-Slogan, der verschreckt und nicht aufklärt. Anarcho-Rock gegen Walzerklänge ist politisch kontraproduktiv, mögen die Inhalte der Veranstalter auch richtig sein. Im Demoaufruf heißt es: „Während die einen ihr Vermögen in unvorstellbare Höhen steigern, sind es die anderen, die immer schwieriger überhaupt über die Runden kommen können. Der Reichtum der einen, führt zur Armut der anderen.“ Die Aussage ist richtig, die Methode, diese Botschaft anzubringen, ist falsch. Der Opernball ist Symbol, das die Spaltung in unserer Gesellschaft sichtbar macht, wenngleich der Opernball selbst nicht diese Spaltung produziert. Der Opernball könnte die Frage aufwerfen, warum so wenige so viel besitzen und so viele so wenig besitzen.

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