glasperle hat geschrieben:... Die NAK kritisieren, das tun im Forum nur NAKler. Gerlinde und ich haben das nicht getan. Dank Brombärs Link habe ich jetzt berichtenswertes positives zur NAK gefunden. Das gibt es scheinbar trotz eurer Probleme auch.
Warum erzählt ihr von dem nichts?
Natürlich gibt es in jeder Glaubensgemeinschaft Probleme, aber auch positives.
Liebe glasperle,
selbstverständlich gibt es in der NAK positives zu berichten. Und davon sogar eine ganze Menge. Nicht umsonst hat diese christliche Sondergemeinschaft in den vergangenen Jahrzehnten so eine Mitgliederzahl erreicht.
Millionen von Positiva sind die Millionen von Mitglieder, die mit ihren jeweiligen guten Eigenschaften und Einsätzen an finanziellen Mitteln und Zeit ein riesiges Potential an Positiva geschaffen haben.
All die innerkirchlichen sozialen Kontakte, die Liebesdienste, die gemeinsamen Unternehmungen, der Kirchenbau mit persönlichem Einsatz, die musikalischen Aktivitäten ... .
Nüchtern, von innen und außen betrachtet, ein beeindruckendes Potenzial an positiver Energie und Leistung. Da ist eigentlich noch so viel mehr aufzuzählen.
Das ist es ja auch gar nicht, was von den entsprechenden Fories beanstandet wird.
In dieser Gemeinschaft hat sich die Führung erlaubt, sich in die Bereiche des privaten Lebens eines jeden Einzelnen einzumischen. Welche Arbeitsstelle für einen gut ist, welche nicht. Ob man den Meisterlehrgang machen soll, oder lieber nicht. Wie man sich zu kleiden hat. Ob man einen Bart tragen sollte. Man sollte nicht ins Kino, Theater, Konzert usw. gehen, weil der Herr Jesus an solche Stätten der Weltlust nicht kommt und die Seinen heimholt, wenn er seine Braut holt. Und beim Fasching oder ähnlichen Veranstaltungen würde er einen gar nicht erkennen, aufgrund der Verkleidung.
Grundsätzlich ging es darum, dass man nur Freude durch Gottes Wirken erleben sollte. Weltliche Freuden waren generell vom Teufel. So wurde vom Bez. Ap. die völlig normale alltägliche Musik als "Geschrei der Hölle" bezeichnet.
Da sind noch so viel ominöse Dinge vorgefallen, dass man damit einige Buchbände vollkriegen würde.
Man war als treuer Neuapostolischer gegen seine Mitwelt tatsächlich ziemlich stark abgeschirmt. Ich hatte mich gestern gerade wieder mit meiner Frau darüber unterhalten:
In der Schule waren wir schon immer die Sonderlinge. Wir hatten meist keinen Fernseher (teilweise hatten sie sogar das Radio versucht zu verbieten) und konnten uns an den Gesprächen nicht beteiligen. Sämtliche Treffen mit Mitschülern zum Kino und allem vorab Aufgezählten waren tabu. Wir haben uns ganz einfach von unserem sozialen Umfeld abgeschnitten.
Meiner Schwägerin passierte es als Jugendliche, dass sie mit einem Klassenkameraden in der Toreinfahrt stand. Sie mochte ihn. Daher umarmten und küssten sie sich. Zum darauffolgenden Gottesdienst sprach der Bezirksälteste in etwa wie folgt vom Altar: "Als ich am vergangenen ...tag durch den Ort fuhr, habe ich gesehen, wie der Teufel eine junge Glaubensschwester im Arm gehalten hat". Klare Folge war, dass diese Verbindung getrennt wurde. Es war gewollt, dass man sich einen neuapostoischen Glaubenspartner suchte.
Wer sich innerhalb dieser Gruppe an gewisse Regeln hielt, konnte gute soziale Kontakte knüpfen und pflegen. Da man sich relativ stark von der Umwelt abgekapselt hatte, war man natürlich auf Hilfe innerhalb dieser Gruppe angewiesen. Bis zu einem gewissen Grad hat das ja auch funktioniert. Echte Probleme bekam man, wenn man z. B. auf psychologische Hilfe angewiesen war. Der Drang der Gruppe, alles selbst zu regulieren, machte diese Menschen noch kranker. Schließlich hat derjenige nicht genug gebetet oder falsch gehandelt. War also selbst schuld.
Vor der "Wende", in der ehemaligen DDR, war es dann wenigstens noch so, dass man versucht hat, in jeden noch so keinen Ort das Wort des Herrn zu tragen. Man hat sich auch mit kleinen Stationen zufrieden gegeben (z. B. Wohnzimmer, in denen der Gottesdienst mit 2 Geschwistern aus dem Ort und Amtsträgern, sowie einem kleinen Chor aus der größeren Nachbargemeinde stattfand). Bei Kirchenbauten hat die ganze Gemeinde mit zugefasst. Manche Brüder hatten jahrelang keine private Freizeit. So konnten die Kirchengebäude mit minimalsten Arbeitskosten errichtet werden. Dazu kamen Gottesdienste am Sonntag Vor- und Nachmittag, am Montagabend Chorübungsstunde, Dienstag Kinder-, Jugend-, oder Seniorenchor, Mittwochabend Gottesdienst, Do. + Fr. Weinbergsarbeit oder Familienbesuche, Samstag traf man sich zum Kirche saubermachen ... .
Nach der Wende hat man angefangen, die Kirchengemeinden zusammenzulegen und vorhandene Gebäude zu verkaufen (Optimieren der Kostenstruktur) Da fingen vermehrt viele an, endlich aufzuwachen. 10 Prozent vom Brutto in den Opferkasten, sämtliche Freizeit für das Werk des Herrn geopfert, Kirchengebäude kostenfrei mit aufgebaut ... . Und nun fing man an das Werk des Herrn rückzubauen? Das war m. E. im Gebiet der ehemaligen DDR ein Meilenstein, der so manche zum Aufwachen anregte. Es war anscheinend nicht mehr wichtig, Gottes Werk zu verbreiten. Nur noch im Rahmen bestimmter Kostenvorgaben.
Dazu kommt, dass im gleeichen Zuge die Apostelherren Millionen verzockten. Das macht viele echt wütend.
So hat mancher angefangen, diesen Verein zu verlassen. Die Anderen waren mit dieser Situation überfordert, haben das aber scheinbar als Mögichkeit in bestimmten Situationen in Betracht gezogen. Schließlich ist den Ausgetretenen nichts passiert. Insgesamt fangen immer mehr an, die Kirche zu hinterfragen, weil es inzwischen so offensichtlich ist, wieviel Leute austreten oder wegbleiben.
Mein Fazit:
Unter bestimmten Voraussetzungen gibt und gab es sehr viel Schönes in der NAK. Der Preis dafür ist allerdings eindeutig zu hoch.
Das ist alles aus meiner Sicht und meine Meinung und lässt sich garantiert noch vervollständigen.
LG Boris