INTERRELIGIÖSER DIALOG

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Maximin

INTERRELIGIÖSER DIALOG

#1 Beitrag von Maximin » 21.10.2008, 04:38

:) Liebe Marina,
Du hattest geschrieben: „Da Kuschel Katholik ist, setze ich das Thema hier ein. Eigentlich gehört es eher zum interreligiösen Dialog. Ich würde mir für speziell dieses Thema noch ein Ecklein im Forum wünschen. Wie denkt ihr darüber?“

Ökumene sei der Versuch einer gelebten Antwort auf den biblischen Auftrag der Christen zur Einheit, wird gesagt. Ein interreligiöser Dialog geht einen Schritt weiter. Also: Hier ist Dein :arrow: Ecklein.
Lieben Gruß vom Micha :wink:
Zuletzt geändert von Maximin am 21.10.2008, 05:57, insgesamt 1-mal geändert.

Maximin

Juden - Christen – Muslime

#2 Beitrag von Maximin » 21.10.2008, 04:41

Juden-Christen–Muslime - Herkunft und Zukunft (Karl-Josef Kuschel)

Jahrhundertelang grenzten sich Juden, Christen und Muslime voneinander ab und profilierten ihre Identität auf Kosten aller anderen. Heute jedoch gibt es erste Ansätze, das Verhältnis der Religionen zueinander neu zu bestimmen. Karl-Josef Kuschel entfaltet den Grundriss eines Trialogs von Juden, Christen und Muslimen. Warum wollte Gott die Existenz dreier Religionen miteinander, gegeneinander, jedenfalls nicht ohne einander?

Hier eröffnen sich für alle drei Religionen Möglichkeiten einer Neubesinnung, der nicht unerhebliche politische Brisanz zukommt. Ein gemeinsamer Weg von Juden, Christen und Muslimen in wechselseitiger Achtung ist für das Überleben der Religionen und der Menschheit von entscheidender Bedeutung. Denken im Sinne des Trialogs heißt, dem Anderen Raum geben vor Gott.

Quelle: http://podster.de/episode/743806

Maximin

INTERRELIGIÖSER DIALOG

#3 Beitrag von Maximin » 21.10.2008, 05:27

:) Liebe Marina,
da kann man lesen: „Warum wollte Gott die Existenz dreier Religionen miteinander, gegeneinander, jedenfalls nicht ohne einander?“ Ob Gott diese drei Religionen wollte, darüber kann ich keine Auskunft geben. So viel ist mir aber klar: Zwei sind aus der einen hervorgegangen.

Der Gedanke, dass sie, so oder so, miteinander leben müssen, der bewegt die Gemüter an kaum einem anderen Ort so intensiv wie in Jerusalem. Ein friedliches Miteinander wünschte man sich schon. Wohin ein Gegeneinander führt, dass kann man inzwischen nicht nur in der Hauptstadt Israels, Jerusalem, beobachten.

Nur wenige praktische Beispiele dafür, dass die 3 verschiedenen Religionen miteinander leben und auskommen müssen. Kann man nun das Verständnis des Begriffs: Ökumene auch auf dieses Miteinander übertragen?

· In verschiedenen unserer Städte gehen Deutsche auf die Straße, weil sie in ihrem Wohnquartier keine Moscheen dulden wollen. Schon gar keine mit Minaretten, die höher in den Himmel ragen als christliche Kirchengebäude.

· In der Türkei dürfen keine christlichen Kirchengebäude errichtet werden.
· In anderen moslemisch geprägten Staaten dürfen Christen nicht missionieren.
· Falls Christen in Israel am Versöhnungsfest mit ihrem Auto unterwegs sein sollten, müssen sie damit rechnen, dass ihr Auto von ultraorthodoxen Juden mit Steinen beworfen wird.

Die Deutsche Katholische Bischofskonferenz sagt so:

„Das Wort "Ökumene" kommt aus dem Griechischen und meint ursprünglich "die bewohnte Erde". Mit der weiteren Verbreitung des Christentums und der Kirche gewann der Begriff dann eine dezidiert kirchliche Bedeutung im Sinne von "universal, allgemeingültig, autoritativ".
Heute wird der Begriff Ökumene in erster Linie durch die Entwicklung und das Selbstverständnis der Ökumenischen Bewegung bestimmt. Es geht um das Bemühen um die weltweite Einheit der Christen, den universalen Dienst der Kirche an der Welt sowie das Bemühen der Christenheit um die Einheit der Menschheit.“

Quelle: http://www.dbk.de/katholische_kirche/de ... index.html

M. E. kann es in einem interreligiösen Dialog (nur) darum gehen, Wege zu finden und zu gehen, duldend nebeneinander, günstigstenfalls friedlich miteinander, aber auf gar keinen Fall feindlich gegeneinander zu leben.
Liebe Grüße vom Micha :wink:
Zuletzt geändert von Maximin am 21.10.2008, 11:22, insgesamt 2-mal geändert.

Lobo

#4 Beitrag von Lobo » 21.10.2008, 08:33

"Vater unser" in der Moschee

The same procedure as every year...

Die Kirchenleitung der NAK in NRW unterstützt das Treffen nicht unbedingt, sie beobachtet es eher kritisch. :(
Aber die beteiligten Geschwister lassen sich nicht beirren. :D

Brombär

#5 Beitrag von Brombär » 21.10.2008, 09:51

Lobo hat geschrieben:"Vater unser" in der Moschee

The same procedure as every year...

Die Kirchenleitung der NAK in NRW unterstützt das Treffen nicht unbedingt, sie beobachtet es eher kritisch. :(
Aber die beteiligten Geschwister lassen sich nicht beirren. :D



Aha,

es greift also die Eigenverantwortung. Gut so.


Bb.

shalom

#6 Beitrag von shalom » 01.12.2009, 13:47

[=>FR / Hessischer Kulturpreis (26.11.2009)]
Gerade noch einmal die Kurve gekriegt

Und so ging es am Donnerstagabend in Wiesbaden zunächst um Schadensbegrenzung. …[Kermani] war von der Hessischen Staatskanzlei der Preis erst aberkannt und nach einem entwürdigenden und rufschädigenden Hin und Her wieder zuerkannt worden. Koch wandte sich deshalb direkt an Kermani und sagte: "Dafür entschuldige ich mich persönlich und alle, die daran beteiligt waren."

…Damit war der Weg frei für einen glimpflichen Verlauf der Feier. Der Vize-Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Salomon Korn, zeigte sich erleichtert und eröffnete seine Rede mit einem Rabbi-Witz. Ansonsten vermied er jede inhaltliche Stellungnahme, bot allerdings eine Deutung des vergangenen Streits an: "Entweder wir "glauben" an die Existenz Gottes oder wir "glauben" an seine Nichtexistenz – beides aber bleibt "Glauben" und damit linear ausgerichteter Beweisführung menschlichen Denkens, das stets auf Annahmen und Voraussetzungen gründet, unzugänglich. Zu welchen Missverständnissen eine Vermischung beider Ebenen führen kann, hat die Kontroverse um die Verleihung des Kulturpreises 2009 anschaulich gezeigt."

…Dann schlug er [Kermani] versöhnliche Töne an und beschwor die praktische Dimension des interreligiösen Dialogs. Als Beispiel nannte Kermani die katholische Gemeinde St. Theodor in Köln-Vingst: Hier bestehe der "Dialog in der Hilfe von Menschen, gleich welcher Religion sie angehören, für Menschen, gleich welcher Religion sie angehören". Abschließend stiftete Navid Kermani sein Preisgeld von 11.500 Euro der katholischen Gemeinde in Köln-Vingst.

Alle "drei Buchreligionen", so Kermani, habe doch ihre Gemeinsames darin: "im Dienst am Nächsten". Wer hätte das gedacht, mit dieser Geste beschämte Kermani die feine Gesellschaft.

Werte DiskursteilnehmerInnen,

Lehmann bedauerte nichts, Steinacker durfte die Nachhut absichern und Koch hat wieder einmal gerade so die Kurve gekriegt :wink: .

Es war Salomon Korns Part, jene „Unzulänglichkeiten“ :wink: zu erwähnen, wenn unzugängliches Denken auf unzugänglichen Glauben trifft. Er konnte die Missverständnisse, die mit einer Vermischung beider Ebenen einhergehen können – und wo gibt es diese nicht -, an der Kontroverse um die Verleihung des „Kult –Ur-Preises“ anschaulich vor Augen führen.

Auf der einen Seite ist das, sich stets auf Annahmen und Voraussetzungen gründende menschliche Denken. Wer jetzt glaubt, beim Denken wäre dem so und zugleich linear ausgerichtet und beweisgeführt denkt, beim Glauben wäre das aber anders, der könnte schon wieder so einem „kult-ürlichen“ Missverständnis erlegen sein.

Glaube kann zum einen theologisch daherkommen, aber auch total schlüssig un(theo)logisch glaubensgelehrt werden. „Na-türlich“ hat Glaube viel mit Tradition in Wort und Schrift zu tun. Insbesondere die drei Buchreligionen über das Wort Gottes haben im Laufe der Jahre extrem eng etwas mit linear ausgerichteter Beweisführung amtlichen Glaubens, der stets auf Annahmen und Voraussetzungen gründet, zu tun. Vielleicht war Korns Deutung der Rabbi-Witz an und für sich :wink: .

Als ich den FR-Artikel über die köchelnde Kulturpreisverleihung gelesen hatte – Kompliment an Kermani -, fiel mir die Würdigung [=> CID / Desmond Tutus] ein: „Gott interessiert es nicht, ob wir Christen sind, Muslime oder Hindus! Gott ist kein Christ!“ (Desmond Tutu).

Gemäß christlichem Glauben war Gott „im Anfang“ (zu Urzeiten) eindeutig ein Jude, der einen Bund mit seinem Volk abgeschlossen hatte. Der Zeitpunkt, an dem der Ewige konvertierte, um den Erwartungshaltungen anderer Glaubenskulturen gerecht zu werden, wird in der Bibel nicht so recht deutlich. Sogar sein Sohn wird als Jude geboren und als solcher offensichtlich auch gekreuzigt (INRI). Erst später haben sich dann die Urkirchen entwickelt und weitere ca. 600 Jahre später ist der Islam entstanden. Doch da, plötzlich im 19ten Jahrhundert kam es zur Fortsetzung einer der „Kult-Ur-Kirchen“, der Wiederaufrichtung des Werkes Gottes unter der Führung seiner als Brautzubereiter auserwählten Botschafter auf Erden, den neuapostolischen Gebietskirchenpräsidenten (Aposteln der Endzeit).

Das sind alles in allem Religionen, die mit linear ausgerichteter Beweisführung auf Basis hörensagig überlieferter Fragmente operieren (die stets auf unzulänglichen Annahmen und Voraussetzungen gründen), um die Zugänglichkeit zum Glauben institutionell bewerkstelligen zu können. Und in welcher Religion werden den Gläubigen nicht in irgendeiner Form „die Leviten gelesen“? „Über-na-türliches“ wird da amtlich trans-, kon- oder auch symbolsubstantiativ naturiert, in Form von Architektur manifestiert und als Glaube kommerzialisiert (Glaubenskommerzkultur).

Das rigide „Entweder-Oder“, „Tod oder Taufe“ und das jeweilig entsprechend kolorierte Gottesbild gehören zur Grundausstattung der Marketingabteilungen in Gottes Namen einfach dazu. Wenn ich mich als Christ in diesem Moment an die Bergpredigt erinnere, an die diesjährige Aktion Brot für die Welt: „ES IST GENUG FÜR ALLE DA“, an das überlieferte Gleichnis vom barmherzigen Samariter, dann möchte ich hiermit Herrn Kermani nochmals danken, als jemand, der das Gemeinsame der Religionen "im Dienst am Nächsten" sah.

‏السلام عليكم‎ as-salāmu alaikum, Friede sei mit euch und shalom

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