Das Evangelium Jesu Christi

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Brombär

Das Evangelium Jesu Christi

#1 Beitrag von Brombär » 06.08.2014, 19:49

Irgendwie sehne ich mich nach einer Gemeinschaft, in der - ohne dass der drohende Arm sich erhebt - einfach das Evangelium als Botschaft Gottes an die Menschen verkündet wird. Einfach so zu aller Nutzen. Und wer daraus Nutzen zieht, hat etwas für sich selber gewonnen.
Ein bisschen naiv, nicht wahr. Aber vielleicht etwas mehr, als ein Traum.



So schrieb es jüngst ein/e User/in in einem anderen Fred.

Was aber ist das wesentliche am "Evangelium“ ?
Brauche ich dazu dauerhaft eine Gemeinschaft ?

Bb.

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Heidewolf
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Re: Das Evangelium Jesu Christi

#2 Beitrag von Heidewolf » 07.08.2014, 07:53

und schon geht der Streit los!

Das soll jetzt aber ein kleiner Scherz sein.

Dazu mal eine oft zitierte Stelle aus Apg 2,42
Sie blieben aber beständig in der Apostel Lehre und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet.

Also, ich denke schon, dass man als Christ in einer Gemeinschaft schöne Stunden erleben kann.
Das sind die Weisen,
Die durch Irrtum zur Wahrheit reisen.
Die bei dem Irrtum verharren,
Das sind die Narren.

Friedrich Rückert

Brombär

Re: Das Evangelium Jesu Christi

#3 Beitrag von Brombär » 07.08.2014, 10:19

Heidewolf schrieb:

Dazu mal eine oft zitierte Stelle aus Apg 2,42
Sie blieben aber beständig in der Apostel Lehre und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet.

Also, ich denke schon, dass man als Christ in einer Gemeinschaft schöne Stunden erleben kann.



Werte/r Heidewolf,

auf dieses Bibelwort habe ich gewartet. Es beschreibt ja den Zustand der kleinen Gemeinde von Urchristen unmittelbar nach dem Pfingstgeschehen.

Sie blieben in der Gemeinschaft.

Welche Gemeinschaft?

Gemeinschaftspflege kann ja in vielfältiger Form betrieben werden.
Nachdem schon damals von der „Sekte des Nazareners“ gesprochen wurde, dem sich alsbald die Christenverfolgung anschloss, könnte sich neben der jesuanischen Ausrichtung, der Gemeinschaft im Essen (Brotbrechen) und Beten, auch eine personelle Gemeinschaft entwickelt haben. ( Zusammenkünfte in Katakomben oder anderen Verstecken)
Soviel zum Hinweis Apg2,42


Zusammenkünfte (Gottesdienste) wie sie heute gepflegt werden, sind vielfach kein Ausdruck reiner Jesulehre. In Hochglanzpaläste werden ehrbaren Gottsuchern unabdingbare Lehren aufgezeigt, weit weg vom christlichen Angebot „Wer da will der komme und nehme das Wasser des Lebens umsonst“ während es in den Armenvierteln der Erde am Notwendigsten fehlt.

Der Klerus übt sich - wie eh und je - in unversöhnter Verschiedenheit, wobei mit Einengung und Exklusivität aufgewartet wird. Zu gerne spricht man auch von der „einen wahren Kirche“.

Reicht es eigentlich nicht, die Versöhnungsgedanken Jesu bestmöglich zu praktizieren? Ist diese heute praktizierte Gemeinschaft im Willen dieses Christus?
Ist nicht der Rückzug in die Stille oft mehr Gottesdienst, als „festliches Schwarz-Weiß“, aufpolierte Abendmahlskelche oder blattgoldbearbeitete Heiligenfiguren?

Mir persönlich geht es so, dass mich in der Stille und Erhabenheit der Natur die stärksten "Gänsehautgefühle" erreichen. Hier bin ich einfach dem Ewigen ein beträchtliches Stück näher und selbst wohltuend klein. Hier habe ich Geborgenheitsgefühle wie in keinem Kirchenlokal. Hier atmet es sich frei und ohne Angst.

Heidewolf, ist es vielleicht das, wonach du dich sehnst?

Bb.

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Re: Das Evangelium Jesu Christi

#4 Beitrag von Heidewolf » 07.08.2014, 12:46

Hallo Brombär, da wären wir ja wieder bei der Erweckungsbewegung des 18./19. Jahrhunderts.
Sie hat uns Christen ja neben einer gewissen Renovierung der Kirchen auch eine Inflation von Gemeinschaften gebracht. Eigentlich gut, sollte man meinen. Das Richtige wird sich in diesem demokratisierten Glaubensentwicklungsprozess schon durchsetzen, sollte man meinen. Und so ist es nicht verwunderlich, dass die Bekämpfung anderer Gemeinschaften einen großen Teil der Energie beanpruchte. Bis dann ein Teil der Christenheit widerum davon die Nase voll hatte und die Ökumene erfand. Die allerdings auch mit das Grundanliegen Jesu war.
Und innerhalb dieser neuen Gemeinschaften haben dann die einen großen Zulauf, deren Führer die Schäfchen straff führen und charismatisch auftreten. Ähnlich wie in der Politik. Demagogen kommen in der Masse meistens gut an.
Ich persönlich unterscheide inzwischen Kirche und Gemeinschaft. Gemeinschaft, oftmals auch sympathische Gemeinschaft, kann ich mit vielen Menschen haben, die an Gott glauben, die das Evangelium gut finden, die versuchen ihr Leben nach christlichen Maßstäben (wie sie eben jeder individuell sieht) auszurichten.
Daneben gibt es natürlich auch die Organisationen, die die Umgebung der Gemeinschaft organisieren. Und die natürlich versucht sind, den Glauben zu definieren und eben auch manchmal zu erzwingen. Und da fürchte ich, schafft es Gott kaum, all die seltsamen Blüten des 'Klerus' wieder einzufangen. Schon Jesus, so zeigen es seine Auseinandersetzungen mit den Schriftgelehrten und Pharisäern, hat es nicht hinbekommen. Ja pauschal gesehen waren es seine Gegner.

Sprech doch mal viele Gläubige an, was sie unter Gemeinschaft verstehen? Viele werden Kirche und Gemeinschaft gleichsetzen.
Der Apostel Paulus sah sich als Helfer zum Glauben an. Und, wie sehen sich heute die Apostel unserer Zeit? Im Katechismus der NAK steht etwas von regieren.
Auch z.B. die ZJ bereiten ihre Gläubigen auf Thron und Regentschaft vor. Da hat sich das Ziel der neuen Gemeinschaft in der neuen Welt von der Liebe untereinander wieder rein menschlich zu einer hierachischen Form des Zusammenlebens entwickelt.

Es gibt ja heute schon Formen von Gemeinschaft, wie zum Beispiel Taize. Davon kenne ich aber nicht allzuviel. Es scheint mir aber ein Schritt in die richtige Richtung zu sein.
Vielleicht bin ich ja inzwischen irgendwie ein Kirchenanarchist geworden. Aber ich meine, das auch die Kirchen gut daran täten, ihre starren Formen zu entrümpeln und mehr Platz für Spiritualität zu schaffen. Da scheint mir aber Deutschland als Land der Ordnungsfanatiker der falsche Startpunkt zu sein.
Oder?
Viele Grüße aus dem violetten Heideland.
Das sind die Weisen,
Die durch Irrtum zur Wahrheit reisen.
Die bei dem Irrtum verharren,
Das sind die Narren.

Friedrich Rückert

thueringer

Re: Das Evangelium Jesu Christi

#5 Beitrag von thueringer » 07.08.2014, 12:59

Ich persönlich halte es mit dem Rat Meister Eckhart´s und anderer Mystiker, die Abgeschiedenheit zu suchen, denn diese ist Voraussetzung für eine wahre Offenbarung Gottes in der eigenen Seele.
Gemeinschaft? Schön und gut, nur für "reine Gottesschau" nicht zielführend.

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Re: Das Evangelium Jesu Christi

#6 Beitrag von Heidewolf » 07.08.2014, 13:08

Hallo thüringer, haben nicht die Leute aus P. einen Neuanfang gewagt?
Das sind die Weisen,
Die durch Irrtum zur Wahrheit reisen.
Die bei dem Irrtum verharren,
Das sind die Narren.

Friedrich Rückert

thueringer

Re: Das Evangelium Jesu Christi

#7 Beitrag von thueringer » 07.08.2014, 13:44

Ja, das haben sie. Inwieweit sie jetzt alle glücklich sind, kann ich aber nicht recht einschätzen.

Brombär

Re: Das Evangelium Jesu Christi

#8 Beitrag von Brombär » 07.08.2014, 14:06

Heidewolf schrieb:

Hallo Brombär, da wären wir ja wieder bei der Erweckungsbewegung des 18./19. Jahrhunderts.
Sie hat uns Christen ja neben einer gewissen Renovierung der Kirchen auch eine Inflation von Gemeinschaften gebracht. Eigentlich gut, sollte man meinen. Das Richtige wird sich in diesem demokratisierten Glaubensentwicklungsprozess schon durchsetzen, sollte man meinen. Und so ist es nicht verwunderlich, dass die Bekämpfung anderer Gemeinschaften einen großen Teil der Energie beanpruchte. Bis dann ein Teil der Christenheit widerum davon die Nase voll hatte und die Ökumene erfand. Die allerdings auch mit das Grundanliegen Jesu war.
Und innerhalb dieser neuen Gemeinschaften haben dann die einen großen Zulauf, deren Führer die Schäfchen straff führen und charismatisch auftreten. Ähnlich wie in der Politik. Demagogen kommen in der Masse meistens gut an.
Ich persönlich unterscheide inzwischen Kirche und Gemeinschaft. Gemeinschaft, oftmals auch sympathische Gemeinschaft, kann ich mit vielen Menschen haben, die an Gott glauben, die das Evangelium gut finden, die versuchen ihr Leben nach christlichen Maßstäben (wie sie eben jeder individuell sieht) auszurichten.
Daneben gibt es natürlich auch die Organisationen, die die Umgebung der Gemeinschaft organisieren. Und die natürlich versucht sind, den Glauben zu definieren und eben auch manchmal zu erzwingen. Und da fürchte ich, schafft es Gott kaum, all die seltsamen Blüten des 'Klerus' wieder einzufangen. Schon Jesus, so zeigen es seine Auseinandersetzungen mit den Schriftgelehrten und Pharisäern, hat es nicht hinbekommen. Ja pauschal gesehen waren es seine Gegner.

Sprech doch mal viele Gläubige an, was sie unter Gemeinschaft verstehen? Viele werden Kirche und Gemeinschaft gleichsetzen.
Der Apostel Paulus sah sich als Helfer zum Glauben an. Und, wie sehen sich heute die Apostel unserer Zeit? Im Katechismus der NAK steht etwas von regieren.
Auch z.B. die ZJ bereiten ihre Gläubigen auf Thron und Regentschaft vor. Da hat sich das Ziel der neuen Gemeinschaft in der neuen Welt von der Liebe untereinander wieder rein menschlich zu einer hierachischen Form des Zusammenlebens entwickelt.

Es gibt ja heute schon Formen von Gemeinschaft, wie zum Beispiel Taize. Davon kenne ich aber nicht allzuviel. Es scheint mir aber ein Schritt in die richtige Richtung zu sein.
Vielleicht bin ich ja inzwischen irgendwie ein Kirchenanarchist geworden. Aber ich meine, das auch die Kirchen gut daran täten, ihre starren Formen zu entrümpeln und mehr Platz für Spiritualität zu schaffen. Da scheint mir aber Deutschland als Land der Ordnungsfanatiker der falsche Startpunkt zu sein.
Oder?
Viele Grüße aus dem violetten Heideland.


Hallo Heidewolf,

die Synapse zu unseren Ausführungen konnte bei mir momentan noch nicht aktiviert werden. Nachdem nun aber die Erweckungsbewegungen ins Spiel gebracht wurden, möchte ich diese als eine der Hauptverantwortlichen für das Auseinanderstreben der Christenheit bezeichnen.

Einer dieser Erweckungsbewegten war bekanntlich ein gewisser James Haldane Stewart der der KAG in England den Weg bereitete. Dazu benannte er die 1. seiner Schriften „Hints for a general union for prayer for the outpouring of the Holy Ghost“ (Hilfeleistungen für eine Generalvereinigung zum Gebet für das Ausschütten des Heiligen Geistes). Auflage 322.000 Exemplare

Damit ist nicht mehr und nicht weniger gesagt, als dass der Heilige Geist abhanden gekommen sei und daher wieder ausgegossen werden müsse. Welch eine Anmaßung!

Aktuell sind an diese Stelle die Evangelikalen getreten, und innerhalb dieser neuen Gemeinschaften haben dann die einen großen Zulauf, deren Führer die Schäfchen straff führen und charismatisch auftreten. Ähnlich wie in der Politik. Demagogen kommen in der Masse meistens gut an.


Sprech doch mal viele Gläubige an, was sie unter Gemeinschaft verstehen? Viele werden Kirche und Gemeinschaft gleichsetzen.


Ja und das ist ein Mangel an geistiger Freiheit. Die Offenbarungen Gottes sind so unendlich vielfältig und weit und unser Kopf ist so beschränkt!

Das violette Heideland ist mir gedanklich jetzt gegenwärtig.

Bb.

Querdenkermicha

Re: Das Evangelium Jesu Christi

#9 Beitrag von Querdenkermicha » 17.08.2014, 15:59

Brombär hat geschrieben:
Mir persönlich geht es so, dass mich in der Stille und Erhabenheit der Natur die stärksten "Gänsehautgefühle" erreichen. Hier bin ich einfach dem Ewigen ein beträchtliches Stück näher und selbst wohltuend klein. Hier habe ich Geborgenheitsgefühle wie in keinem Kirchenlokal. Hier atmet es sich frei und ohne Angst. [...]
Hallo Brombär,

auch wenn ich dich sehr gut verstehen kann (schließlich bin auch ich Naturliebhaber und wandere wie gerade gestern sehr gerne), wage ich zu bezweifeln, ob all die mit knapper Not Überlebenden bspw. des Taifuns "Haiyan" vom November 2013 auf den Philippinen oder die japanischen Erdbebenopfer von 2011 deine Sicht der Natur teilen würden...
Mir scheint eher, unsere typisch deutsche, auf die Epoche der Romantik zurückgehende glorifizierende Sichtweise der Natur scheint hier gehörig abzufärben... siehe auch Bio-Boom, Anti-Atom- bzw. Anti-(Pflanzen-)Gentechnik-Bewegung hierzulande.

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Re: Das Evangelium Jesu Christi

#10 Beitrag von Heidewolf » 18.08.2014, 09:36

Querdenkmicha,
ich denke, du hast Brombär nicht zugehört.
Es geht doch, wenn man, oder konkret gesprochen, wenn ich in die Natur gehe, nicht um die Bedrohungen, die davon ausgehen.
Die waren schon immer da. Und vor denen muss der Mensch sich schützen.
Aber, wenn es um das eigene Seelenleben geht, das spirituelle. Man kann es auch Denken nennen.
Dann besteht durchaus die Möglichkeit, in der Natur, an Orten, die man selber auswählt, die Seele baumeln zu lassen. Oder eben unbeschwert seinen Gedanken nachzugehen. Unbelasteter von der normalen Umgebung.
Dieses macht doch eigentlich den Effekt der Natur aus.
Schon der Gesetzgeber hat dieses erkannt und die Erholung in der freien Landschaft geschützt. Glücklicherweise hat man da sogar oft das Glück, weniger bis keinen Menschen zu begegnen.
Schau mal. Viele Therapien sind darauf ausgelegt, den Menschen mit sich und der Umgebung in Einklang zu bringen. Daraus ergibt sich doch schon fast automatisch der Mangel unserer Gesellschaft.
Die Natur dazu zu nutzen, ist schon eine kleine Kunst, die sich leider noch nicht jedem erschließt. Und alles fast kostenlos.
Ich wünsch dir viel Erfolg auf diesem, für dich vieleicht neuem Weg.
Der auch ein Weg ist, mehr positiv zu denken, was sehr gesundheitsfördernd sein kann.
Gruß aus der blühenden Heide.
Das sind die Weisen,
Die durch Irrtum zur Wahrheit reisen.
Die bei dem Irrtum verharren,
Das sind die Narren.

Friedrich Rückert

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