Öffentliche Theologie

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Andreas Ponto
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Öffentliche Theologie

#1 Beitrag von Andreas Ponto » 25.10.2012, 22:06

Dietrich Bonhoeffer als öffentlicher Theologe

Redemanuskript von Heinrich Bedford-Strohm, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern.

Schlußsatz:
"... Die Entwicklung einer öffentlichen Theologie in der Tradition Dietrich Bonhoeffers gehört zu den dringendsten, aber auch spannendsten Aufgaben, denen sich die Theologie heute zu stellen hat."
Meine spontanen Fragen als Laie dazu:

Wo und wann stellt sich die Theologie dieser Aufgabe?

Wo stellt sie sich dieser Aufgabe so, dass diese angemahnte öffentliche Theologie in den Gemeinden und deren Lebenswirklichkeiten auch ankommt, also auch öffentlich wird? Kann und wie kann das gelingen?

Liegt in der so von Bedford-Strohm beschriebenen öffentlichen Theologie nicht auch eine ungeheure Möglichkeit und Chance der Belebung und Dynamisierung in und von christlichen Gemeinden?

tergram

Re: Öffentliche Theologie

#2 Beitrag von tergram » 26.10.2012, 13:18

Ist das so? Braucht die Gesellschaft wirklich die öffentliche Theologie? Oder ist es nicht eher so, wie auf der Herbstkonferenz ELK-WUE dargestellt?

http://www.youtube.com/watch?feature=pl ... XpWG7efxi4

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Andreas Ponto
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Re: Öffentliche Theologie

#3 Beitrag von Andreas Ponto » 26.10.2012, 13:21

wo ist hier der "gefällt mir" Button? ;-)

tergram

Re: Öffentliche Theologie

#4 Beitrag von tergram » 26.10.2012, 13:31

und bitte:
Bild
You can decide...


Ernsthaft:

Ich sehe bei meiner (subjektiven) Betrachtung kaum noch Menschen, die sich für die Meinung der Kirchen interessieren, die sich für religiöse Themen interessieren. Kirche verliert ihren Stand-Punkt in der Gesellschaft, wird nicht mehr als moralische Instanz, gar als notwendiger moralischer Zeigefinger, gesehen.

Gründe dafür dürften auch in den Kirchen selbst liegen - haben sie doch über Jahrzehnte hinweg mit spürbarer Freude den Zeigenfinger gegenüber den Gläubigen und ihrer persönlichen Lebensgestaltung erhoben, den Zeigenfinger gegenüber Politik, Wirtschaft und nicht zuletzt gegenüber sich selbst aber feige in der Hosentasche stecken lassen.

Bedauerlicherweise haben viele Christen diese Unart ihrer Kirchen übernommen: Zuerst auf den anderen zu schauen und zuletzt auf sich selbst. Sie sparen nicht mit gutgemeinten Belehrungen und pflegen das selbstgezüchtete Vorurteil, dass Menschen ohne (christlichen) Glauben bedauernswerte Geschöpfe, innerlich zerrissen, sorgengeplagt und hasserfüllt seien. Ein Beispiel für diese Grundhaltung des christlichen Überlegenheitsgefühls (inklusive Selbstgerechtigkeit) findet man aktuell hier im Forum. Eine Steißlage.

Wen wunderts, dass das immer weniger ankommt bei Menschen, die sich aus Denkfesseln und (selbstverschuldeter) Unmündigkeit befreit haben.

So lange sich die Christen unter den Menschen für das halten, wofür sich beispielsweise die Neuapostolischen unter den Christen halten - nämlich für Gottes erste Wahl - ändert sich daran nichts.

Und wieso sollte es auch? Geht es uns ohne Kirchen nicht besser (zumindest aber nicht schlechter)?

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Andreas Ponto
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Re: Öffentliche Theologie

#5 Beitrag von Andreas Ponto » 26.10.2012, 14:26

Hallo tergram,

Kirche und Theologie würde ich nicht in einen Topf werfen.
Hier ist, wenn ich den Vortrag richtig verstanden habe, eine bestimmte Art der Theologie angemahnt worden.

Ohne Theologie und Religion würde es uns schlechter gehen.
Davon bin ich überzeugt.

Und wenn wir schon von Kirche reden. Ohne Kirche würde es uns auch schlechter gehen.
Davon bin ich ebenfalls überzeugt.

Mir sind deine Aussagen, die du da getroffen hast, wenig differenziert und pauschal.
Es gibt überall schwarz und weiß, aber vor allem viel bunt und grau dazwischen.

LG

Andreas

agape

Re: Öffentliche Theologie

#6 Beitrag von agape » 26.10.2012, 16:55

ELK-WUE hat mir eben noch einen Link zu ihrem Original gesendet:

http://www.youtube.com/watch?v=Gb9UwXmJnzA

;-)

GG001

Re: Öffentliche Theologie

#7 Beitrag von GG001 » 26.10.2012, 20:29

Ich gestehe, dass mir das, was die Videos transportieren und der moegliche Urheber nicht einleuchtet.

Mit ELK-WUE koennte die Abkuerzung fuer evangelische Landeskirche Wuerttemberg gemeint sein. Wenn ja, hat die Kirche sich aufgegeben?

Cemper

Re: Öffentliche Theologie

#8 Beitrag von Cemper » 26.10.2012, 22:36

GG001 -

die verlinkten Texte können vorwärts und rückwärts gelesen werden. Das kann man auch mit manchen Wörtern machen: OTTO und RENTNER sind Beispiele.

Wenn man die Texte rückwärts liest, hat man aber nicht - wie bei Otto und Rentner - dasselbe Wort (oder dieselbe Aussage), sondern das Gegenteil. Das haben Sie - nehme ich an - sofort bemerkt. Ich fand das interessant. Aber ich habe die Texte als etwas depressiv wahrgenommen und als Ausdruck der antagonistischen Realitäten in der Evang. Kirche. Da gibt es einerseits die Resignation und andererseits den Optimismus. Die Texte fordern zu einer Entscheidung auf.

Wie sehen Sie die Beziehung der Menschen zu Religion und Kirche in der deutschen Gesellschaft? Ähnlich wie tergram?

C.

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Loreley 61
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Re: Öffentliche Theologie

#9 Beitrag von Loreley 61 » 27.10.2012, 10:17

Ich teile die Meinung von tergram. Zu was sind Kirchen gut? Das man den Gläubigen einredet, wie schlecht und sündig sie sind und ihnen damit jegliches Selbstbewußtsein und Selbstwertgefühl raubt? Sehr oft dann - je nach Intensität der Indoktrination - müssen Psychologen wieder grade biegen, was Kirche verbockt hat.Die Kirche redet den Menschen ein, daß diese grundsätzlich mit der Erbsünde belastet sind. Gleichzeitig wird aber Erlösung davon angeboten. Nämlich die Kirche selbst kann davon die Menschen wieder befreien. Das ist moderne Verkaufsstrategie, nichts anderes!! Die Erbsünde sowie die Sünde an sich dienen nicht Gott als Mittel zum Zweck. Beide dienen der größten Versicherungsgesellschaft der Welt, der Kirche(n). Taufen, Beichte usw. gegen Bares (Opfergelder oder Kirchensteuer) . Das erkennen die Menschen so langsam und kehren der Kirche den Rücken.

LG, Lory
Unsere Gedanken und Gefühle werden durch unsere Überzeugungen geformt.
Was du tief in dir und oft unbewusst denkst, das zeigt die größte Wirkung in deinem Leben.
Brauche nichts ... wünsche alles ... und wähle, was sich zeigt!
______
Namaste

tergram

Re: Öffentliche Theologie

#10 Beitrag von tergram » 27.10.2012, 10:31

centaurea hat geschrieben:Es gibt überall schwarz und weiß, aber vor allem viel bunt und grau dazwischen.
Wohl wahr. Trotzdem gibt es Tendenzen, klare und nachvollziehbare Zahlen - die eine deutliche Sprache sprechen und meine "gefühlte Wirklichkeit" bestätigen:

Stand 2011 (Quelle: Statista)

Regelmäßige Gottesdienstbesucher (konfessionübergreifend)
1955 = 17%
2011 = 3%

Sollen die Kirchen in Deutschland künftig mehr oder weniger Einfluss auf Politik und Gesellschaft haben?
mehr = 13%
weniger = 55%

Jugendliche (2 - 25 Jahre) Wie sehr vertrauen sie den Kirchen?
sehr wenig/wenig = 46%
sehr stark = 9%

Welche Rolle spielt Religion in ihrem Leben?
keine/geringe = 41%
große = 10%

Bei allen Vorbehalten gegen Statstiken und allen Schwächen zeigen diese Zahlen doch deutlich, dass Religion und Kirche stark an Bedeutung verlieren.

Ob man das bedauern oder begrüßen sollte, ist eine andere Frage.

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