Meditation - Bibellese - Gebet

Gebet, Gottesdienstgestaltung, Liturgie
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Andreas Ponto
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Meditation - Bibellese - Gebet

#1 Beitrag von Andreas Ponto » 11.02.2017, 22:35

Hallo zusammen!

Immer wieder kommt das Thema Yoga auf.
Daher habe ich mich gefragt, ob es im chrsitlichen Kontext eine Entsprechung gibt.

Nachfolgend was ich spontan gefunden habe.

Meditation

Kontemplation

Bibellese

Lectio divina

Schriftlesung als geistlicher Weg

Was wisst ihr dazu?
Welche Erfahrung und Praxis habt ihr vielleicht selbst damit?
Welche Quellen kennt ihr zum Thema?

LG
Centaurea

glasperle

Re: Meditation - Bibellese - Gebet

#2 Beitrag von glasperle » 12.02.2017, 04:19

Meditation: in der kath. Kirche haben die Idee der Meditation die Jesuiten mitgebracht, die aus dem fernen Osten von vergeblichen missionsversuchen zurück kamen. Diebidee dahinter war, wenn ch ganz im jetzigen Augenblick bin, bin ich ganz bei Gott, denn Gott ist das ewige jetzt. Wenn ich ganz anwesend bin, kann Gott zu mir sprechen.meine Gebete muß ich nicht verbalen sieben. Der Austausch mit Gott findet Quasi von Angesicht zu Angesicht statt.
Ähnliches gab es in der christlichen Tradition vorher auch schon. Das nannte man kontemplation. dervunterschied ist, kontemplation ist keine Technik sondern die Frucht einer tiefen persönlichen Beziehung zu Jesus.
Berühmte Beispiele: teresa von Avila, johannes vom kreuz, mechthild von Magdeburg
Gefahr: wenn man deren Erfahrungen liest, kann es sein, dass man es " ausprobieren" möchte. Der Anfänger verwechselt dann ein inneres Selbstgespräch mit einem Dialog mit Gott.
Darum empfehlen Geistliche Lehrer wie z.b. Carlo carretto diesen Weg erst ab über 30.
die Bibel,sagt uns dazu " an den Früchten werdet ihr sie erkennen".
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Carlo_Carretto
http://500jahre-teresavonavila.blogspot ... mme-1.html

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Andreas Ponto
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Meditation - Bibellese - Gebet

#3 Beitrag von Andreas Ponto » 16.04.2017, 22:13

Hallo zusammen!

Dieser Tage habe ich im Materialdienst der EZW eine interessante Abhandlung von Prof. Dr. phil. Michael Utsch zur Unterscheidung von christlicher Aufmerksamkeit und buddhistischer Achtsamkeit gelesen. Nachfolgend der Versuch einer kleinen Zusammenfassung:

Methoden wurden und werden im Kontext eines beabsichtigten Ziels entwickelt. Das sollte man sich zumindest bewusstmachen, wenn man eine bestimmte Methode anwendet. Utsch spricht davon, dass es keine „…Mystik an sich gebe, sondern nur Mystik von etwas…“. Utsch weiter: „Meditative Übungen dienen dem Wahrnehmungs- und Einstellungstraining gegenüber einer transzendenten Wirklichkeit, …“.

Es kann also durchaus hilfreich sein, sich der „…Konturen christlicher Spiritualität … evangelischer Mystik…“ und buddhistischer Achtsamkeit bewusst zu werden. Beispielhaft für christliche Spiritualität nennt Utsch die lectio divina.

„Die zentrale buddhistische Weisheit behauptet, dass Leben Leiden bedeute, …“. Aus buddhistischer Sicht ist der Mensch in der Lage sich durch achtsames Geistestraining aus dem verhängnisvollen Kreislauf des ewigen Leidens und Wiedergebohrenwerdens selbst zu befreien. Ziel ist die Erreichung der höchsten Stufe der Erleuchtung auf die keine Wiedergeburt folgt, sondern das Nirvana. Entscheidend ist hier, dass alle irdischen Sinneswahrnehmungen nicht mehr anhaften bleiben.
Die Welt ist als Ganzes unveränderbar. Der Mensch wendet sich durch Selbstkontrolle und Abwendung nach innen. Die Welt bleibt wie sie ist, es folgt der „Bruch mit der Welt“. Utsch geht hier von einer negativ getönten Wirklichkeitsdeutung aus. Die Vorstellung eines ewigen Lebens ängstigt den Buddhisten. Ewiges Leiden und Wiedergeburt sind zu durchbrechen und haben ihr Ziel im endgültigen Verlöschen.

Dem stellt Utsch das christliche Verständnis der guten Schöpfung Gottes und dem Menschen als Ebenbild des Schöpfers gegenüber. Statt mühevoller Selbsterlösung, voraussetzungslose Liebe Gottes. „Der Christ [hofft] auf ein Leben nach dem Tod in Gemeinschaft mit seinem Schöpfer...“ Das Reich Gottes als Ziel. Als christliche Variante der Aufmerksamkeit nennt Utsch Meditationsformen, wie das „Gebet der liebenden Aufmerksamkeit“ oder das Herzensgebet. Stichwort Exerzitien. Als deutlichen Unterschied zu buddhistischen Achtsamkeit streicht Utsch heraus: „Gebet bedeutet, sich auf das Abenteuer einer Begegnung mit sich selbst einzulassen und - darüber hinaus - bewusst in die Gegenwart Gottes zu treten. Das Gebet ist kein Mittel, um etwas zu erlangen. Das bedeutet, ohne Absicht und Zweck die Nähe Gottes aufzusuchen, einfach aus Dankbarkeit und Glück - ein radikaler Gedanke …“.
Christliche Aufmerksamkeit glaubt an Gottes Anwesenheit und hört auf Gottes Wort.

LG
Centaurea

glasperle

Re: Meditation - Bibellese - Gebet

#4 Beitrag von glasperle » 17.04.2017, 04:27

Im katholischen Kontext nennt man das Jesusgebet.
Ich nenne es ganz banal " das Wort gottes in mein Leben tröpfeln lassen"
Bei Teresa von Avila und johannes vom Kreuz ( kath. Mystiker) ist es das jesusgebet. Man wiederholt, egal was man gerade tut, in Gedanken oder murmelnd, je nachdem, wie es einem besser passt " Herr Jesus christus, Sohn des lebendigen gottes, erbarme dich meiner". Natürlich nimmt man sich auch täglich Zeit " nur" zu beten. Am besten morgens 20 Minuten. Auch in dieser Zeit wiederholt man dieses Gebet im atemrythmus (!) so verbindet sich das Gebet mit dem Körper. Wie im Yoga und Zen. Mit Übung wird das berühmte " ora et labora" des Benedikt von nursia draus.
Von evangelikalen Gemeinschaften kenne ich es anders. Man nimmt am Morgen die Bibel zur Hand und sucht sich seine Tageslosung indem man die heilige Schrift einfach aufschlägt und dort liest wo man sie aufgeschlagen hat. Das ist das was Der Geist einem " heute" sagen will. Der satz aus der Perikope, der mich am meisten innerlich berührt, ist der Satz, den ich heute in mein Leben tröpfeln lasse.
Diese Art zu beten gibt es auch im judentum, in der Kabbala. Hier ist es eben ein Satz aus der Tora ,den man betend den ganzen Tag erwägt.
Wirklich empfehlenswert zu diesem Thema ist das buch " die innere Burg" ( das Original von Teresa von Avila) . Hier erzählt Teresa auch von den Hindernissen, die einem auf diesem Weg begegnen können, nennen wir das Versuchungen?

Nebenbei: ich habe " die innere Burg" als PDF. Sollte jemand diese Anleitung zum jesusgebet haben wollen, schickt mir eine on. Ich übermittle euchndieses Buch, wenn ihr das wollt.

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Andreas Ponto
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Re: Meditation - Bibellese - Gebet

#5 Beitrag von Andreas Ponto » 17.04.2017, 06:30

Hallo glasperle,

vielen Dank für die Buchempfehlung.

Da war jemand fleisig und hat eine freie PDF erstellt: Die innere Burg.

glasperle

Re: Meditation - Bibellese - Gebet

#6 Beitrag von glasperle » 17.04.2017, 06:41

Hier erklärt eine evangelische Theologin den Weg des herzensgebetes. Auch immzusammenhang mit Achtsamkeit in dervöstlichen Mystik.
viewtopic.php?f=45&t=3792

glasperle

Re: Meditation - Bibellese - Gebet

#7 Beitrag von glasperle » 18.04.2017, 06:20

der evangelikale Prediger Arne Elsner erzählt im Zusammenhang mit dem "ständigem Gebet" und dem vertrauen, dass man Jesus dadurch entgegen bringt von krankenheilungen und anderen wundern. Seine "Technik" ist einfach eine andere als die der Teresa. Wobei ich Teresas Inneres Gebet nicht unbedingt Technik nennen möchte.
Mir erscheint das zwar seltsam,aber das macht nichts, auch wenn es mir seltsam erscheint, kann es wahr sein. Er hat in der Bibel gelesen " betet alle Zeit" und hat sich gefragt,wieder diesem Wort gottes gehorsam sein kann. Er hat sich einen timer zugelegt, der piepst alle 10 Minuten. Jedesmal wenn der timer piepst ist seinerzeit für 2 - 3 Minuten Anbetung, egal,was er gerade macht.
Seither das macht, sagt er, hat er die Gabe der Heilung und die der herzensschau. Er reist durch ganz Europa und heilt reihenweise Leute. An sich eine gute Sache. Was mich stört sind diese versteckten Schuldzuweisungen. Wenn jemand nicht geheilt wird, dannn liegt das dessen mangelhaftem glauben. Erinnert mich fatal an Hiobs Freunde. und schon bin ich skeptisch bis sauer.
Abgesehen davon, wie man zu dieser timertechnik stehen mag. Mich stört viel mehr, dass für ihn Gebet immer lobpreis heißt. Das " Herr Jesus christus, Sohn des lebendigen gottes, erbarme dich meiner" von Teresa wäre für ihn Ausdruck von Unglauben. Das gebet wären "Jesus, allmächtiger, ich danke dir für deinen Sieg. Halleluja"
aberbhörtbihn euch selber an
https://m.youtube.com/watch?v=hFGdKF_elDM
So gut es stellenweise klingt, manchmal mag es gefährlich sein.
https://www.schweizamwochenende.ch/nach ... -131059707


Kirchenbotschafter

Re: Meditation - Bibellese - Gebet

#9 Beitrag von Kirchenbotschafter » 24.05.2017, 12:55

Yoga verbinde ich mit Meditation, erlebe es aber auch gut als Körperübung, Bewegung und Dehnung.
In Richtung Körperübungen auf dem christlichen Meditationsweg habe ich erstmal eine Zeit lang gesucht. Nun kenne ich inzwischen Körpergebete und meditative Tänze. Dehnende Übungen kenne ich bisher keine.
Bei den Körpergebeten übt man sich im Hineinspüren in Gesten, verbunden mit einem Gebetsgedanken und dem Atem. Bei meditativen Tänzen kann man zu Musik oder auch zum eigenen Gesang einfache Schrittfolgen oft wiederholen. Mit etwas Übung nimmt nach meiner Erfahrung bei beidem der meditative Aspekt mehr und mehr zu.

Wenn ich mir mit der kontemplativen regelmäßigen Meditation schwer tue (wie so häufig) versuche ich mich derzeit an den nachfolgenden Spruch zu halten:

Von Franz von Sales (1567 – 1622)

Wenn dein Herz wandert oder leidet,
bringe es behutsam an seinen Platz zurück
und versetze es sanft
in die Gegenwart Gottes.
Und wenn du in deinem Leben
nichts anderes getan hast
außer dein Herz
zurückzubringen
und wieder in die
Gegenwart Gottes zu versetzen
obwohl es jedes Mal wieder fortlief,
nachdem du es zurückgeholt hattest
dann hast du dein Leben wohl erfüllt.

Dieses "behutsam" und "sanft" finde ich sehr schwer.

Liebe Grüße,
Katrin

Martha
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Registriert: 17.11.2014, 15:41

Re: Meditation - Bibellese - Gebet

#10 Beitrag von Martha » 24.05.2017, 13:20

Hallo Kirchenbotschafter!

Was hältst du dann von so einem Beitrag?

http://www.jesus.ch/magazin/lifestyle/f ... h_ist.html

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