Über das Gebet

Gebet, Gottesdienstgestaltung, Liturgie
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Maximin

Über das Gebet

#1 Beitrag von Maximin » 24.02.2014, 13:43

Lieben Freunde,
da unserem Gebetsleben offensichtlich eine große Bedeutung zukommt, muss darüber also mal deutlich geredet werden.

Teil 1: Beten, aber wie?

Unlängst besuchte mich eine junge neaupostolisch aktive Frau. Ich bat sie, das Tischgebet zu sprechen. In ihrem etwas längerem Gebet verfiel sie in einen seltsam anmutenden Singsang, so, also müsste sie ihrem Gott unterwürfig, beinahe winselnd, begegnen

Jemand antwortet mir "Wie ich mit meinem Gott rede, das geht dich gar nichts an. Punkt." Wer so redet, um dessen aufrichtige Glaubenskraft braucht man sich keine Gedanken zu machen.

Mein Großvater, ein treugoldener Baptistenprediger, Jahrgang 1889, begann seine Gebete stets mit fester Stimme, laut und herausfordernd, meist mit folgenden Worten: "Lobe den Herrn meine Seele und was in mir ist, seinen heiligen Namen (s. Psalm 103). Du großer Gott, wir loben und preisen deinen heiligen Namen."

Das war jedoch nur die Einleitung. Denn danach folgte eine schier endlose Kanonade von Lob, Dank und Fürbitten. Mir, als 10jährigem Buben, kam es damals oft vor, dass Opa einfach kein Ende finden konnte, um endlich das erlösende Schlußwort herauszudonnern:

"AMEN!"

Es folgen Teile 2 - 4

Maximin

Re: Über das Gebet

#2 Beitrag von Maximin » 24.02.2014, 13:45

Teil 2: Warum beten ?

Wikipedia sagt u. a. so: "Das Gebet (abgeleitet von bitten) bezeichnet eine zentrale Glaubenspraxis vieler Religionen. Es ist eine verbale oder nonverbale rituelle Zuwendung an ein transzendentes Wesen (Gott, Gottheit, Göttin). Neben dem Vorgang des Betens (als gemeinschaftliches oder persönliches Gebet) wird im Deutschen mit Gebet auch ein vorformulierter, feststehender Text bezeichnet.
(...)
Gebete werden in der Familie oder in der Religionsgemeinschaft tradiert und gelernt. Die bekanntesten Gebete sind im Judentum das Schma Jisrael und im Christentum das Vaterunser. Die Gebets- und Liedersammlung der Psalmen hat für Judentum und Christentum Bedeutung.

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Gebet
Zuletzt geändert von Maximin am 24.02.2014, 14:02, insgesamt 1-mal geändert.

Maximin

Re: Über das Gebet

#3 Beitrag von Maximin » 24.02.2014, 13:48

Teil 3: Jesus über das Beten

Als quicklebendiger Christ halte ich mich an das, was Jesus über das Beten gesagt hat. Was sagt er uns denn über das Beten?

"5 Und wenn du betest, sollst du nicht sein wie die Heuchler, die da gerne stehen und beten in den Schulen und an den Ecken auf den Gassen, auf daß sie von den Leuten gesehen werden. Wahrlich ich sage euch: Sie haben ihren Lohn dahin. 6 Wenn aber du betest, so gehe in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater im Verborgenen; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten öffentlich. 7 Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viel Worte machen. s. a. (Jesaja 1.15) 8 Darum sollt ihr euch ihnen nicht gleichstellen. Euer Vater weiß, was ihr bedürfet, ehe ihr ihn bittet.

9 Darum sollt ihr also beten: Unser Vater in dem Himmel! Dein Name werde geheiligt. s. a. (Hesekiel 36.23 und Lukas 11.2-4) 10 Dein Reich komme. Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel. (s. a. Lukas 22.42) 11 Unser täglich Brot gib uns heute. 12 Und vergib uns unsere Schuld, wie wir unseren Schuldigern vergeben. (s. a. Matthäus 18.21-35) 13 Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Übel Andere Übersetzung: "erlöse uns von dem Bösen". Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen (Matthäus 6, 5 - 13 / Luther 1912).

Maximin

Re: Über das Gebet

#4 Beitrag von Maximin » 24.02.2014, 13:58

Teil 4: Ein Gott der hört

Menschen, die an keinen Gott glauben und die sich für gottlos halten, für solche ist das Beten bestenfalls, schlimmstenfalls, nur eine autosuggestive Übung. Für alle anderen Zeitgenossen ist das Gebet die innigste Begegnung eines Menschen, die man auf dieser Erde mit seinem Gott haben kann.

Wenn man das Beten wertfrei, nüchtern und sachlich betrachtet, dann könnte man zu dem Schluß kommen, dass das Beten tatsächlich nur eine autosugestive Übung ist und eben kein Gespräch, in dem einer redet, der andere zuhört und dann auch antwortet.

Kommt ein Jude zum Rabbi um in einer Sache über seinen Nachbarn zu klagen. Der Rabbi gibt ihm Recht. Daraufhin geht der Nachbar auch klagend zum Rabbi und bekommt in derselben Sache ebenfalls Recht. Schließlich gehen beide Kontrahenden zum Rabbi und klagen den an, dass schließlich nur einer Recht haben kann. Antwort des Rabbi: "Da habt ihr beide Recht!"

Was soll das? Was hat das mit unserer Betrachtung über das Gebet zu tun? Jesus sagt uns doch: "Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viel Worte machen. Darum sollt ihr euch ihnen nicht gleichstellen. Euer Vater weiß, was ihr bedürfet, ehe ihr ihn bittet."

Nun finden wir aber in den Evangelien viele Beispiele dafür, dass sich Jesus nicht auf das uns empfohlene "Vater Unser" beschränkt. Nein! Jesus bittet sehr häufig seinen himmlischen Vater um ganz konkrete Dinge. Das herausragendste Beispiel dafür ist das sogenannte hohepriesterliche Gebet:

"1 Solches redete Jesus, und hob seine Augen auf gen Himmel und sprach: Vater, die Stunde ist da, daß du deinen Sohn verklärest, auf daß dich dein Sohn auch verkläre; 2 Gleichwie du ihm Macht hast gegeben über alles Fleisch, auf daß er das ewige Leben gebe allen, die du ihm gegeben hast. (s. a. Matthäus 11.27) 3 Das ist aber das ewige Leben, daß sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesum Christum, erkennen." (Johannes 17, 1 - 3 ff / Luther 1912)


Ist das nun ein Beweis für die angeblich vielen Widersprüchlichkeiten in der Bibel, die von denen angeführt werden, die nicht an die Wahrheit der heiligen Schriften glauben können? Ja, es scheint, dass sich die Bibel hier und da widerspricht. Andererseits könnte es jedoch auch so sein, dass wir das, was da berichtet wird, für widersprüchlich halten, nur, weil uns das Geheimnis des Glaubens verschlossen ist.

Zu unserem Thema bleibe ich dashalb dabei: "Wie ich mit meinem Gott rede, das geht dich gar nichts an. Punkt." Übrigens, wenn Dein Gott nicht auf dich hören sollte, dann nimm doch meinen...

Liebe Grüße, landauf und landab, vom alten Maximin aus Berlin :wink:

P.S.: Haben wir hier jemanden, der das folgende Lied übersetzen kann?:

Er ist ein Gott der hört - http://www.youtube.com/watch?v=YMokAdixghU
Zuletzt geändert von Maximin am 24.02.2014, 15:12, insgesamt 2-mal geändert.

Manuela

Re: Über das Gebet

#5 Beitrag von Manuela » 24.02.2014, 14:38

Das Thema passt für mich sozusagen wie die "Faust auf's Auge", denn heute, am Vormittag, habe ich ja im Nebel-Thread von meiner Gallenblasen-OP erzählt. 14 Tage danach, ich war daheim in ein Gebet vertieft, welches eher meditativen Charakter hatte, ging ein Luftzug über meinen Schreibtisch und blätterte in meinem Duden, der offen dalag. Ich stand auf, um das Buch zu schließen, weil mich das störte. Auf dem Weg dorthin hob ich eine Büroklammer auf, die dann auf dieses merkwürdige Wort fiel, welches ich in das Gedicht einarbeitete, das mir plötzlich einfiel: Ein einzelner Stern, lichter Punkt nur in der Nacht, Tautropfen der Ewigkeit, unendlich weit weg; alluvial ~ doch plötzlich begreifbar: Weihnachten ... Zunächst konnte ich mit diesem Begriff nicht viel anfangen, mir fiel lediglich die Anhäufung des Buchstabens "l" auf, der ja - mit der Hand geschrieben - wie ein Fisch ausschaut. So weit, so gut ... Am 19. Oktober 2005 erkrankte ich dann plötzlich an Vorhofflimmern und landete auf der Intensivstation, aber noch immer klickte es nicht. Erst als ich am 18. Januar 2007 auf dem Weg in eine Universitätsklinik in diesen Sturm, Kyrill, geriet, fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Mein Hausarzt hatte mir jahrelang vorbeugend Jodid für die Schilddrüse verschrieben, und das war vermutlich der Grund für das Vorhofflimmern und vielleicht auch für die Gallenkoliken gewesen ... Heute bin ich wieder kerngesund und benötige keinerlei Medikamente mehr :) ... Dies von meiner Seite zum persönlichen Gebet ...
Natürlich bete ich auch kollektiv, im Gottesdienst zum Beispiel, doch diese Art des Gebetes ist dann mehr eine Lobpreisung, eine Ehrung, denke ich, von den Fürbitten u. ä. einmal abgesehen. Bei auswendig gelernten und oft gesprochenen Gebeten schweifen die Gedanken schnell ab, die Konzentration ist dann nicht mehr voll gegeben, das Gebet wurde quasi automatisiert, wenn man so will :) ...

Pagan

Re: Über das Gebet

#6 Beitrag von Pagan » 24.02.2014, 15:36

Vor einigen Monaten schickte mir ein Mitschreiber auf meinen Beitrag Betreff: Sag mal, wie hast du's mit der Moral? hin per private Nachricht Links zu bedenkenswerten Ausführungen zu Gebeten. Ich stelle sie hier auch unkommentiert zur Verfügung, da ich meine, Erläuterungen dazu seien so überflüssig wie Sand in die Sahara zu tragen:

Klick! (Video anschauen unbedingt empfehlenswert)
Klack! (Video anschauen unbedingt empfehlenswert)
Und daraus heraus weiterführend auch diesen Link hier:
Klock!

Manuela

Re: Über das Gebet

#7 Beitrag von Manuela » 24.02.2014, 16:31

Und nun zum Thema Tischgebet:
Bei uns - vor allem unter den Jugendlichen - ist es üblich, folgendermaßen zu beten >
"Auch für dich und für mich ist der Tisch gedeckt,
hab' gut Dank, lieber Gott, dass es uns gut schmeckt!"
Währendessen wird im Wechsel auf den Tisch und in die Hände geklopft. (Amen!) :) ...

Maximin

Re: Über das Gebet

#8 Beitrag von Maximin » 24.02.2014, 16:59

:) Lieben Freunde,

scheinbar habe ich mich nicht geirrt, wenn ich annahm, daß unserem Gebetsleben offensichtlich eine große Bedeutung zukommt, worüber mal deutlich gesprochen werden muss.

Zu dem was ich geschrieben habe füge ich vorerst nichts hinzu und schwäche davon auch nichts ab. Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben. Punktum

Nun muss ich aber in dieser Sache jedoch etwas zugeben. Seit ich das beigefügte holländische Lied zum ersten Mal hörte, ist es mir einfach nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Ja gewiss, die Melodie und das ganze Drumherum kann einen schon mitreißen; so, wie es die meisten anderen holländischen Lieder tun, die ja zu Hauf auch in früheren Fassungen des neuapostolischen Liedgutes zu finden waren.

In dem von mir beigefügten Lied bewegen mich besonders drei Bekenntnisse. Diese hier:

1. ER ist ein Gott der hört...

2. Gott hat auch seinen Sohn nicht gespart (verschont)...

3. Geh nicht allein...


Darin steckt so unendlich viel glaubhafte und echte Evangelisation...!

Spätestens seit der holländischen Köngin Juliana, seit Lou van Burg und natürlich seit dem Meister im Showgeschäft, Rudi Carell, öffnete sich mir die Tür zu unseren holländischen Nachbarn, über die unsere Vorväter so viel Unglück gebracht hatten.

Nun verstehe ich in holländischen Texten nur sehr wenig. In dem Lied fiel mir aber eine eher beiläufige grammatikalische Besonders auf. Die singen nicht "ER ist ein Gott der hört", sondern sie singen "ER ist ein Gott "die" hört."

Warum die Holländer an dieser Stelle "die" singen weiß ich nicht. Aber bin gewiss, das wir in unserem kleinen Forum jemanden haben, der mir diese Sache erklären kann: "Er ist ein Gott, die hört!"

Vielleicht liest hier ja nicht nur die neuapostolische Glaubensfeuerwehr, sondern sogar der ehemalige NAK-Apostel Gerrit Sepers mit...

Liebe Grüße bei Holland vom alten Maximin aus Berlin :wink:

Maximin

Re: Über das Gebet

#9 Beitrag von Maximin » 24.02.2014, 18:15

@ Pegan,
unglücklicherweise reicht mein uraltes Schulenglisch nicht, um Deine Links verstehen zu können. Schade! Wie wäre es mit einer knappen deutschen Zusammenfassung - hm...?
LG Maximin 8)

Manuela

Re: Über das Gebet

#10 Beitrag von Manuela » 25.02.2014, 10:52

Ergänzend zu meinem oberen Beitrag muss ich noch hinzufügen, dass man mir in fraglicher Universitätsklinik noch zwei weitere Operationen auf's Auge drücken wollte (am Jodpräparat, das ich bis zum Zeitpunkt des Auftretens des Vorhofflimmerns lediglich als Nahrungsergänzung gesehen und eingenommen hatte, könne derlei Symptomatik selbstverständlich nicht gelegen haben, denn der Körper nehme sich nur so viel Jod, wie er benötige), die ich - Gott sei's gepriesen und gedankt - ablehnte (vielleicht auch gar nicht mehr überstanden hätte) und meine Behandlung selbst in die Hand nahm, was meiner Genesung durchaus förderlich war und ist :) ...

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