Nun, ich habe hier eine etwas andere Interpretation und Ansatz für mich. Ich sehe Glaube mehr als Tat, als Akt, als Handeln, und insofern ist es auch ein Auf-den-Weg-sein irgendwie und eine Form der Liebe und des Hoffens. Glaube ist von daher keine Erkenntnis oder so etwas in der Art, nicht ein Ergründen von Dingen, Ursachen, Lehren, Geheimnissen und dergleichen, sondern es ist ein Verstehen und Annehmen, daß es etwas unendlich Größeres gibt als wir, einen Schöpfer all der Dinge, die uns umgeben, es ist ein Nicht-Wissen, ein Vertrauen darauf, daß hinter allem noch irgendwas mehr steckt als wir auf den ersten Blick sehen.
Dies zeigte uns Jesus Christus. Im Grunde lehrte er nichts, er zeigte uns nur, wie man richtig glaubt, indem man liebt und hofft, sich bedingungslos Gott und den Mitmenschen hingibt, auf jedes Risiko hin.
So muß man auch seine Worte verstehen, liebe Schwester M., daß er der Weg ist, zu Gott hin (Joh 14,6). Er war nicht der Wegweiser, er war DER Weg. Er hat seine Mitmenschen, Gottes Geschöpfe, und die ganze Schöpfung in ihrer Gesamtheit und Fremdheit akzeptiert, ohne Wenn und Aber, er hielt es für das Natürlichste und Wichtigste, was es für die menschliche Existenz gibt, er machte deutlich, durch seine Worte und sein Tun, daß Gott nicht irgendetwas neben uns Menschen ist, er ist vielmehr das Innerste, die Wesensmitte von einem jeden Menschen, der Vater eben. Offen gesagt, ich verstehe es noch nicht ganz, aber der persönliche Glaube kommt ja letztlich nie zu einem Ende. Es kommt nur irgendwann mal ein Schlußpunkt für uns in der irdischen Existenz.

Guten Abend, die Schwestern!