ich habe gehört, dass jemand sich gerade mit dem Studium des Hebräerbriefes beschäftigt.
In Einleitung v. Der Brief an die Hebräer (F.Laubach) aus der Wuppertaler Studienbibel heißt es:
ich bin gespannt, ob wir gemeinsam ins Gespräch kommenSeit frühester Zeit sind Hörern und Lesern des Hbr die besonderen Kennzeichen aufgefallen, die den Unterschied des Hbr zu den übrigen Schriften des NT deutlich hervortreten lassen.
Der geschichtliche Hintergrund und das Ziel des Briefes bleiben für uns im Dunkel, aber die apostolische Botschaft tritt klar hervor: In keinem anderen Buch der Bibel wird das Wesen und Werk unseres Herrn Jesus Christus in so umfassender und zugleich einprägsamer Weise dargestellt wie im Hbr.
Selbst Martin Luther, der von seinem Verständnis der Rechtfertigungslehre her meinte, die Abschnitte Hbr 6,1-8 und 10,26-31 stünden im Widerspruch zu den Evangelien und den Briefen des Apostels Paulus, schrieb doch in seiner Vorrede zum Hbr im Jahre 1522: "Wie dem allem auch sein mag, so ist es sicher eine ausbündig feine Epistel, die vom Priestertum Christi meisterlich und gründlich auf Grund der Schrift redet, auch das AT fein und reichlich auslegt."
Das Besondere ist, daß der Hbr die Herrlichkeit Jesu Christi, des ewigen königlichen Hohenpriesters, auf dem Hintergrund des AT zeichnet und den wirklichen Sinn und die Bedeutung der atst Kultordnungen erkennen läßt.
Gerade am Hbr wird in hohem Maße deutlich, wie die Christen zur Zeit der Apostel das AT gelesen und verstanden haben. Auf diese einzigartige Schau für das Wesen des AT, die der Hbr uns erschließt, treffen die Worte des Kirchenvaters Aurelius Augustinus zu, die er in seinem gewaltigen Werk "De Civitate Dei" (Vom Gottesstaat) geschrieben hat: "Man sieht, wie im Alten Bunde der Neue vorgeschattet ist. Denn der Alte Bund ist nichts anderes als die Verhüllung des Neuen, und der Neue Bund nichts anderes als die Enthüllung des Alten" (XVI, 26).
"Denn nicht nur alle ausdrücklichen Prophezeiungen, nicht nur die Lebensvorschriften zur Förderung von guter Sitte und Frömmigkeit, die darin enthalten sind, sondern auch die heiligen Dinge, die zum Gottesdienst gehören, wie Priestertum, Stiftshütte und Tempel, Altäre, Opfer, Zeremonien und Feste, haben das vorgebildet und angekündigt, was um des ewigen Lebens der Gläubigen willen in Christus teils schon erfüllt ist, wie wir glauben, teils sich jetzt erfüllt, wie wir sehen, und teils sich noch erfüllen wird, wie wir zuversichtlich erwarten" (VII, 32). Im Hbr wird eine tiefe und reiche Schau entfaltet, in der das AT erst durch Christus seinen wahren Sinn empfängt und seine verborgene Herrlichkeit offenbart. Aber der Hbr hat die Ausleger zu allen Zeiten vor Fragen und Probleme gestellt, die bisher keine eindeutige Lösung gefunden haben. Bevor wir uns um das rechte Verständnis des Textes bemühen, wollen wir uns in der folgenden Einleitung diese Probleme bewußt machen.
Alles Liebe
Uli