Gefangen in Traurigkeit...!

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Maximin

Gefangen in Traurigkeit...!

#1 Beitrag von Maximin » 08.12.2012, 12:50

:) Lieben Freunde,

gibt es eine Herbst- bzw. eine Weihnachtsdepression? Man vermutet, dass das in der dunklen Jahreszeit so ist. Das Statistische Bundesamt hat allerdings etwas anderes festgestellt:

"...ausgerechnet im Dezember werden wesentlich weniger Selbstmorde begangen, als in anderen Monaten. Auch wenn die Herbst- und Wintermonate dunkel und trüb sind, nehmen sich tendenziell sogar mehr Menschen im Frühjahr und Sommer das Leben. 2008 wählten 9571 Menschen den Freitod; die meisten im April und Mai. Im Dezember und im Februar hingegen war die niedrigste Selbstmordrate." Quelle: http://www.news.de/gesundheit/855093476 ... suizide/1/

Dasselbe Bundesamt stellt jedoch auch fest:

* Alle 4 Minuten gibt es in Deutschland einen Selbstmordversuch.
* Alle 45 Minuten nimmt sich in Deutschland ein Mensch das Leben.


In diesen adventlichen Tagen freut sich alle Welt auf das bevorstehende Weihnachtsfest. Kennen sie traurige Advents- oder Weihnachtslieder? Ich nicht...! Anders herum kenne ich Leute, denen der Weihnachtstrubel gründlich zuwider ist. Vielleicht haben solche ihre christliche Heimat verloren oder sie resigniert von selber aufgegeben. Heimtalose...!

In Psalm 137 ist von solchen Heimatvertriebenen die Rede:

"1 An den Wassern zu Babel saßen wir und weinten, wenn wir an Zion gedachten. 2 Unsere Harfen hängten wir an die Weiden dort im Lande. 3 Denn die uns gefangen hielten, hießen uns dort singen und in unserm Heulen fröhlich sein: »Singet uns ein Lied von Zion!« 4 Wie könnten wir des HERRN Lied singen in fremdem Lande? 5 Vergesse ich dich, Jerusalem, so verdorre meine Rechte. 6 Meine Zunge soll an meinem Gaumen kleben, wenn ich deiner nicht gedenke, wenn ich nicht lasse Jerusalem meine höchste Freude sein." (Psalm 137, 1-6)

Der hl. Apostel Paulus ermutigt die Gemeinden so:

"11 Seid nicht träge in dem, was ihr tun sollt. Seid brennend im Geist. Dient dem Herrn. 12 Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet. 13 Nehmt euch der Nöte der Heiligen an. Übt Gastfreundschaft. 14 Segnet, die euch verfolgen; segnet, und flucht nicht. 15 Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden. 16 Seid eines Sinnes untereinander. Trachtet nicht nach hohen Dingen, sondern haltet euch herunter zu den Niedrigen." (Römer 12, 11-16)

Wenn ich mich in unser kleines Forum intensiv hineinfühle, dann nehme ich verschiedene Seelenzustsände wahr: Enttäuschung, Resignation, Gegenwehr, leichte Anflüge von Abscheu und hier und da sogar auch unversöhnlichen Hass. Stellt sich mir die selbstkritische Frage: "Und was ist mit dir los...?" Finde jeder seine eigenen Antworten...!

Als ich gestern abend darüber nachdachte, da fiel mir ein altes Kirchenlied ein. Dieses hier:

Gott lebt! Wie kann ich traurig sein
(Erbauungslied, Melodie: Was Gott tut, das ist wohl getan)

1. Gott lebt! Wie kann ich traurig sein,
als wär kein Gott zu finden?
Er weiß gar wohl von meiner Pein,
die ich hier muß empfinden.
Er kennt mein Herz und meinen Schmerz,
so darf ich nicht verzagen
und ihm nur alles klagen.

2. Gott hört, wenn niemand hören will.
Was will der Feind denn sprechen,
mein Seufzen werde nicht zum Ziel
hin durch die Wolken brechen?
Ruf ich empor, so hört sein Ohr,
so steigt die Hilfe nieder
und schallt das Amen wieder.

3. Gott sieht! Wie klaget denn mein Herz,
als seh er nicht mein Weinen?
Vor ihm muß auch der tiefste Schmerz
ganz offenbar erscheinen.
Kein Tränlein fehlt, das er nicht zählt,
ja wert und teuer schätzet,
bis er uns drauf ergetzet.


(Erbauungslied, Autor: Benjamin Schmolck (1672 - 1737)

Mit besten Grüßen zum 2ten Adventssonntag vom alten Maximin :wink:
Zuletzt geändert von Maximin am 08.12.2012, 13:55, insgesamt 1-mal geändert.

tergram

Re: Gefangen in Traurigkeit...!

#2 Beitrag von tergram » 08.12.2012, 13:21

Aha. Wer mit dem Weihnachtstrubel nichts anfangen kann/will, ist geistlich heimatlos und latent suizidgefährdet.
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Wie man die Anderen wahrnimmt, soll übrigens ein verdrängtes Selbstbild sein, sagen Psychologen. Aber die haben wahrscheinlich alle keine Ahnung.

Oh, freuet euch.
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Kalter Walter

Re: Gefangen in Traurigkeit...!

#3 Beitrag von Kalter Walter » 08.12.2012, 13:52

Was ist, zum Donnerwetter noch mal, der Sinn des Lebens? Was brauchen wir, um dauerhaft glücklich und zufrieden zu sein? Brauch ich eine WII? Brauch ich zum Glücklichwerden ein IPhone? Was ist, wenn es kaputt geht und ich den Vertrag noch weiter bezahlen muss? Warum muss ich mich mein Leben lang so rumärgern? Warum geht es immer nur ums Geld? Wieso kann ich die Schläge meiner Eltern nicht als Schaden bei der Versicherung melden? Wie verbring ich meine Zeit, wenn ich arbeitslos werde? Werde ich dauerhaft Spaß haben?
Fragen über Fragen!

Jesus kam in eine kaputte Welt und das ist sie heute auch noch. Da mache ich mir nichts vor. Aber er ist die Rettung. Das ist das Gute am Evangelium.

Und wer keinen Retter mehr hat, bringt sich einfach selber um. Für mich logisch. Laufen heute ja genügend Menschen ohne wirklichen Lebensinhalt, ohne Ziel und Plan, durch die Gegend.

Kalter Walter

Re: Gefangen in Traurigkeit...!

#4 Beitrag von Kalter Walter » 08.12.2012, 14:43

Kleine Anmerkung

Ich habe gemerkt, mein Text ist ein bisschen kryptisch im Zusammenhang mit den Vorpostings.

Depressionen und Suizide sind ganz häufig im tiefsten Sinne Ursache nach der Frage, was der Sinn des Lebens ist. Es gibt natürlich auch andere Ursachen.

Nur, wenn wir Glaube, Liebe, Hoffnung verlieren, was kann uns dann noch halten? Wir kriegen Depressionen und sonst was für Schmerzen.

Nehmen wir an, du hast mehr Geld als Dagobert Duck und bist trotzdem todkrank und keiner kann dir helfen- nicht mal der beste Arzt auf der ganzen Welt.- Was hilft dann noch?- Glaube, Liebe, Hoffnung?

Maximin

Re: Gefangen in Traurigkeit...!

#5 Beitrag von Maximin » 08.12.2012, 15:42

:) Lieben Freunde,
ich bin ein Fan von "Schwester Angelika". Das ist eine Nonne aus den Orden "Franziskaner-Klarissinen". Man kann sie noch heute, spätabends, im FS beim katholische Fernsehsender Eternal Word Television Network (EWTN) sehen und hören. Aber Vorsicht bitte! Die alte Dame eiert nicht pseudotheologisch herum, sondern die redet christkattholischen Klartext.

Gestern abend sprach sie u. a. über die Ungeduld und zählte sich selber zu solchen Menschen. Ich kann das, was sie darüber sagte, nicht wortgetreu wiedergeben. Das aber habe ich (sinngemäß) behalten:

"Sprichst du noch mit Gott? Und wenn du mit Gott sprichst, was sagst du ihm und was antwortet er dir?" Sie meinte damit keine der üblichen Gebeten. Nein, sie sagte, dass sie sich ganz zwanglos mit Gott unterhält. Beispielweise so:

"Gott, ich habe dich schon so oft darum gebeten mich geduldiger zu machen. Und was ist? Warum schenkst du mir nicht endlich Geduld?" Gott antwortet ihr dann beispielweise so: "Tochter, wie willst du Geduld lernen, wenn du nicht gründlich erfahren hast, wie schädlich Ungeduld ist?" Das hat mir gefallen.

Eine kritische Anruferin fragte Schweste Angelika: "Sagen sie mal, reden sie wirklich so mit Gott und antwortet er ihnen wirklich einfach so zurück?" Angelikas Antwort: "Wie reden sie denn mit Gott und antwortet er ihnen nicht?"

Da sagt einer: "Ich kann nichrt mehr glauben." Er sagt es nicht nur so vor sich hin, sondern er schreit es laut in das WWW.

Ein anderer brüllt in das Internet: "Was ist, zum Donnerwetter noch mal, der Sinn des Lebens? Was brauchen wir, um dauerhaft glücklich und zufrieden zu sein? Brauch ich einen WII? Brauch ich zum Glücklichwerden ein IPhone? Was ist, wenn es kaputt geht und ich den Vertrag noch weiter bezahlen muss? Warum muss ich mich mein Leben lang so rumärgern? Warum geht es immer nur ums Geld? Wieso kann ich die Schläge meiner Eltern nicht als Schaden bei der Versicherung melden? Wie verbring ich meine Zeit, wenn ich arbeitslos werde? Werde ich dauerhaft Spaß haben?"

Der so fragt, der ist mit seinen Fragen beileibe nicht allein auf dieser Welt. Aber wie es scheint, hat der auf seine drängenden Fragen befriedigende Antworten gefunden. Fragt sich nur wie...?

In der "Suchtfibel für Drogenabhängige" (vgl. http://www.suchtundselbsthilfe.de/forum ... 975f137052
findet man u. a. eine Grundregel. Diese hier: "Du wirst dir deine Abhängigkeit so lange nicht eingestehen, bis du deinen absoluten Tiefpunkt erreicht und durchlitten hast."

Worauf kommt es mir in diesem Zusammenhang besonders an?

1. Auf einen unverkrampften Umgang mit Gott.
2. Rede mit IHM wie dein Schnabel gewachsen ist.
3. Streite getrost mit diesem Gott.
4. Klage ihn an und beweise ihm damit, dass es dir ernst ist.
5. Warte nicht, dass ER dir vom Himmel herunter antwortet.
6. Höre in dich hinein, dann wirst du IHN verstehen.

Liebe Grüße, landauf und landab. Maximin :wink:

Kalter Walter

Re: Gefangen in Traurigkeit...!

#6 Beitrag von Kalter Walter » 08.12.2012, 16:20

Der so fragt, der ist mit seinen Fragen beileibe nicht allein auf dieser Welt. Aber wie es scheint, hat der auf seine drängenden Fragen befriedigende Antworten gefunden. Fragt sich nur wie...?

Beten/reden mit Gott, mit ihm in einer Beziehung sein.

Du hast es doch schon ganz gut erfasst:
1. Auf einen unverkrampften Umgang mit Gott.
2. Rede mit IHM wie dein Schnabel gewachsen ist.
3. Streite getrost mit diesem Gott.
4. Klage ihn an und beweise ihm damit, dass es dir ernst ist.
5. Warte nicht, dass ER dir vom Himmel herunter antwortet.
6. Höre in dich hinein, dann wirst du IHN verstehen.
"Herr gib Geduld, aber ein bisschen plötzlich!" :mrgreen:

Kalter Walter

Re: Gefangen in Traurigkeit...!

#7 Beitrag von Kalter Walter » 08.12.2012, 16:23

Ich empfehle übrigens ERF Fernsehen.

Maximin

Re: Gefangen in Traurigkeit...!

#8 Beitrag von Maximin » 08.12.2012, 16:46

... :D ...

agape

Re: Gefangen in Traurigkeit...!

#9 Beitrag von agape » 08.12.2012, 18:50

Am Rande:
Wer von Depressionen und Suizidgesdanken geplagt ist, sollte unbedingt gleich am Montag zu einem entsprechenden Arzt gehen!!!

Wer nach dem Sinn des Lebens als Agnostiker, "frommer Agnostiker", als Atheist oder als grundsätzlich glaubender Mensch fragt, stellt die unweigerlichen Fragen.
Kant stellt drei Fragen:

1.: Was kann ich wissen?
2.: Was soll ich tun?
3.: Was darf ich hoffen?

Artikel dazu

Als denkender, reflektierender Mensch kommt man um die Lebens- und Todesfrage nicht drum herum.
Am (vorläufigen) Ende steht aber immer wieder der Satz des frommen Mystikers und kath. Ökumenikers Karl Rahner:
"Glauben heißt: Die Unbegreiflichkeit Gottes ein Leben lang aushalten."

Wollte das nur mal schnell hier einschieben, weil Suizidgedanken immer alamierend sind.
Ansonsten müssen wir alle wohl mehr auch mal heimlich für uns beten. Für die Genesung und das Heilen an Geist, Seele und Leib...

Alles Gute zum 2. Advent
agape


PS: Das sollte in der Rubrik "Taurigkeit" stehen ;-)

Pagan

Re: Gefangen in Traurigkeit...!

#10 Beitrag von Pagan » 10.12.2012, 00:38

Kalter Walter hat geschrieben:Jesus kam in eine kaputte Welt und das ist sie heute auch noch. Da mache ich mir nichts vor. Aber er ist die Rettung. Das ist das Gute am Evangelium.

Und wer keinen Retter mehr hat, bringt sich einfach selber um. .
Quatsch im Quadrat!

Auch wenn gewisse Studien belegen wollen, dass Religion und Glauben suizidverhütend seien, sprechen andere Statistiken auch eine andere Sprache. Religion ist offensichtlich längst nicht sinnstiftend genug, um selbst in stark katholisch orientierten Ländern für tiefe Suizid-Raten zu sorgen.

Nachstehende hochofflziellen Statistiken belegen doch das genaue Gegenteil: In den europäischen Ländern mit der höchsten Säkularisierung und damit verbunden dem höchsten Anteil an Atheisten (also Menschen mit einem "unverkrampften" Verhältnis zum Suizid) und dem kleinsten Anteil an bekennenden Gläubigen werden die tiefsten Suizid-Raten belegt. Unberücksicht bei der Suizid-Rate ist, dass gerade in stark religiösen Kreisen Suizide schon mal gerne als "Unfall" ausgegeben werden:

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              *1*     *2*     *3*
-----------------------------------
Niederlande    9.6     34     27
Dänemark      11.6     31     27
Deutschland   12.4     47     25	
Schweden      13.5     23     23
Polen         15.8     80     <1
Österreich    16.9     54      8
Schweiz       17.5     48      9
Ungarn        26       44     19
Littauen      38.6     49     12

*1* = Suizide pro 100000 Einwohner
*2* = Anteil der Bevölkerung, die an einen Gott glauben
*3* = Anteil der Bevölkerung, die an keinen Gott glauben

Quellen: 
- European Commission/Special Eurobarometer (Daten Religiosität 2005)
- WHO (Daten Suizide 2005)
Es ist unverkennbar, dass das Suizidgeschehen nicht auf die Frage nach Religion und Glaube reduziert werden kann. Dem einen oder anderen hier täte ein Blick in nicht religiöse Literatur zum Thema gut.
agape hat geschrieben:Wer von Depressionen und Suizidgesdanken geplagt ist, sollte unbedingt gleich am Montag zu einem entsprechenden Arzt gehen!!!
Meiner Meinung nach die mit Abstand vernünftigste Aussage in diesem Thread, den Ratschlag kann ich nur unterstützen!!!

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