Genuss und Askese
Liebe „evah pirazzi“
spielte „Steppenwolf“ nicht eher auf dieses Wort: “Sehet die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nährt sie doch. (Matth. 6,26) an?
Ja, der Ausspruch „Steppenwolfs“ ist geradezu eine Auslegung dieses Herrenwortes. Die dicken Finken picken tüchtig. Dick bedeutet Wohlstand, Tüchtigkeit bedeutet befähigt zu sein, bedeutet arbeitsam und betriebsam zu sein. „Dicke Finken picken tüchtig...“; „... im dichten Fichtendickicht.“ – das dichte Fichtendickicht kontrastiert den Begriff „unter dem Himmel“ aus Matth. 6,26. Hiermit wird aufgezeigt, dass der Vogel nicht allein in luftiger Höhe sein Heil findet. Nein, von Zeit zu Zeit muss er hinunter, gleichsam auf den Boden der Tatsachen, um für sein nichtsdestoweniger gottgeschenktes, wie auch arbeitsam erpicktes leibliches Wohl zu sorgen. Die Umkehrung „Im dichten Fichtendickicht picken dicke Finken.“ ist gerade wegen der Auslassung des Wortes „tüchtig“ eine Betonung der Aussage des ersten Satzes, trägt aber auch eine Warnung in sich: Wer sitzt im dichten Fichtendickicht? Es sind die Dicken, die, sich labend an irdischen Genüssen, so viel an Körperfülle zugelegt haben, dass es ihnen kaum mehr möglich ist, sich in die Höhe, unter den Himmel aufzuschwingen.
Also doch Askese! Nicht wahr "Steppenwolf"?
Empfange dies
a.

spielte „Steppenwolf“ nicht eher auf dieses Wort: “Sehet die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nährt sie doch. (Matth. 6,26) an?
Ja, der Ausspruch „Steppenwolfs“ ist geradezu eine Auslegung dieses Herrenwortes. Die dicken Finken picken tüchtig. Dick bedeutet Wohlstand, Tüchtigkeit bedeutet befähigt zu sein, bedeutet arbeitsam und betriebsam zu sein. „Dicke Finken picken tüchtig...“; „... im dichten Fichtendickicht.“ – das dichte Fichtendickicht kontrastiert den Begriff „unter dem Himmel“ aus Matth. 6,26. Hiermit wird aufgezeigt, dass der Vogel nicht allein in luftiger Höhe sein Heil findet. Nein, von Zeit zu Zeit muss er hinunter, gleichsam auf den Boden der Tatsachen, um für sein nichtsdestoweniger gottgeschenktes, wie auch arbeitsam erpicktes leibliches Wohl zu sorgen. Die Umkehrung „Im dichten Fichtendickicht picken dicke Finken.“ ist gerade wegen der Auslassung des Wortes „tüchtig“ eine Betonung der Aussage des ersten Satzes, trägt aber auch eine Warnung in sich: Wer sitzt im dichten Fichtendickicht? Es sind die Dicken, die, sich labend an irdischen Genüssen, so viel an Körperfülle zugelegt haben, dass es ihnen kaum mehr möglich ist, sich in die Höhe, unter den Himmel aufzuschwingen.
Also doch Askese! Nicht wahr "Steppenwolf"?
Empfange dies
a.
-
- Beiträge: 427
- Registriert: 24.11.2007, 23:18



Köstlich, Freunde.
Getreu dem Motto: In einem dichten Fichtendickicht dichtet dicker Dichter nichtig – unter Fortfall des Wortes "tüchtig", versteht sich – habe ich zum bislang vernachlässigten eschatologischen Aspekt der Askese hier noch einige "Leeraussagen" zu machen. Empfangt diese bischoffoid gefärbten Gedankenfetzen als Ausfluss meiner inneren Zerrissenheit:
- Askese
"Lerne hier zu unterlassen,
was du dort gewissermaßen
nur platonisch fortzusetzen
in der Lage bist. Die Götzen
deiner grauen Erdentage
werden einstens dir zur Plage:
Rauchen, Saufen, Forumschreiben -
lass es bleiben."
So spricht warnend mein Gewissen.
Ich bin hin- und hergerissen.
Angesichts der Antithese,
wonach man auch die Askese
dermaleinst entbehren muss,
gönne ich mir den Genuss,
die Bedenken zu vertreiben -
und zu schreiben.
"Wie dein Ende hier auf Erden,
so wird dort dein Anfang werden",
mahnt erneut die inn're Stimme.
Das hat Konsequenzen, schlimme:
Kommt ein Schreiber, der hienieden
just beim Schreiben abgeschieden,
nie zu End' mit den Ergüssen?
Wird er ewig schreiben müssen?
Wer das alles lesen solle,
fragt sich ratlos- August Prolle

[06.04.2010: Formatierung wiederhergestellt - A.P.]
Zuletzt geändert von August Prolle am 05.04.2010, 23:15, insgesamt 1-mal geändert.
-
- Beiträge: 2157
- Registriert: 24.11.2007, 15:56
- Wohnort: tief unten
-
- Beiträge: 1076
- Registriert: 25.11.2007, 01:01
- Wohnort: Niedersachsen
Evahae Empfängnis? Oder autor-arker Wurf/Ausgeburt (Empfängnis)?autor hat geschrieben:Liebe „evah pirazzi“ ...
... Empfange dies
Steppis Reaktion nach zu urteilen (Hurz) hatte er beim Verfassen seines sinnreichen Einwurfs rein gar nichts vor seinem entölten Glaubensauge, ein Zustand gedanklicher Windstille nachgerade, so vermute ich.
Zu deiner Auslegung des Wortes möchte ich noch jenes schöne Hiobswort aus 12,7 anfügen: Frage doch das Vieh, das wird dich's lehren und die Vögel unter dem Himmel, die werden dir's sagen; - auch hierin steckt dieser beruhigende und tröstende schöne Hinweis des unbedarften Vertrauens unbeschwerter Geschöpfe in ihren Meister. Die steppiistischen Finken sind wirklich ein excellentes Beispiel, sie picken und picken, denken nicht weiter nach über Astkäse und dergleichen Quarkspeisen und Gott nährt sie doch. Und mit ihrem stereotyp-fröhlichen Gepicke, ihrem stets heiteren Tirili sind sie uns Beispiel, Vorbild und zugleich sanfter Mahner, es also zu tun.
Wie schön!

Askese????
Prediger 5, 17 ff So habe ich nun gesehen, dass es gut und fein sei, wenn man isst und trinkt und guten Mutes ist bei allem Mühen, das einer sich macht unter der Sonne in der kurzen Zeit seines Lebens, die ihm Gott gibt; denn das ist sein Teil.
Denn wenn Gott einem Menschen Reichtum und Güter gibt und lässt ihn davon essen und trinken und sein Teil nehmen und fröhlich sein bei seinem Mühen, so ist das eine Gottesgabe.
Amen.
Prediger 5, 17 ff So habe ich nun gesehen, dass es gut und fein sei, wenn man isst und trinkt und guten Mutes ist bei allem Mühen, das einer sich macht unter der Sonne in der kurzen Zeit seines Lebens, die ihm Gott gibt; denn das ist sein Teil.
Denn wenn Gott einem Menschen Reichtum und Güter gibt und lässt ihn davon essen und trinken und sein Teil nehmen und fröhlich sein bei seinem Mühen, so ist das eine Gottesgabe.
Amen.
"evah pirazzi"
Gnädige Frau!
Zum Einen möchte ich mein Glück äußern, was mich überkommt, wenn ich mich mit solch einem verständigen Menschen wie dir austauschen darf. Noch nie bin ich so treffend, umfassend und sinnvoll zitiert worden wie von dir. Du hast die wunderbare Fähigkeit, Sinnlücken durch das Ausschließen von Sinnlücken lückenlos-sinnlos zu verzäunen.
"a."
Gnädige Frau!
Zum Einen möchte ich mein Glück äußern, was mich überkommt, wenn ich mich mit solch einem verständigen Menschen wie dir austauschen darf. Noch nie bin ich so treffend, umfassend und sinnvoll zitiert worden wie von dir. Du hast die wunderbare Fähigkeit, Sinnlücken durch das Ausschließen von Sinnlücken lückenlos-sinnlos zu verzäunen.
Zum Andern möchte ich für das ergänzende Hiobswort danken. Vom (e)vieh zu lernen, sollte uns allen Ansporn, Herausforderung und Ziel sein. Mich haben deine Gedanken so beeindruckt, dass ich mich zu diesem Liedlein habe anregen lassen.evah pirazzi hat geschrieben:autor hat geschrieben:Liebe „evah pirazzi“ ...
... Empfange dies
- Dem Finken
Wenn stets das schnöde Weltgewimmer
Voll Sorge, ach, durchdringt die Luft
Und wenn kein einzig Hoffnungsschimmer
Scheint mir in finstrer Zweifelsgruft
Dann klingt es rau im Herzen: "Nie!"
Dann frag ich: "Wie nur leben? Wie?"
Dann kommst du – und singst "Tirili."
"a."
-
- Beiträge: 1076
- Registriert: 25.11.2007, 01:01
- Wohnort: Niedersachsen
[quote="Der liebe "a.""]
Zum Einen möchte ich mein Glück äußern, was mich überkommt, wenn ich mich mit solch einem verständigen Menschen wie dir austauschen darf... [/quote]
Kein Ding, du!
für diese Worte muss ich dir dank sagn und muss mit dir natürlich auch anstossen. Prost!

Zum Einen möchte ich mein Glück äußern, was mich überkommt, wenn ich mich mit solch einem verständigen Menschen wie dir austauschen darf... [/quote]
Kein Ding, du!

Auddor,... Vom (e)vieh zu lernen, sollte uns allen Ansporn, Herausforderung und Ziel sein.
für diese Worte muss ich dir dank sagn und muss mit dir natürlich auch anstossen. Prost!

[i][size=75]"... Ich bin einerseits sehr froh, dass ich diesen Gedanken aussprechen kann, auf der anderen Seite fällt es mir auch nicht schwer..."
(Bap Klingler - Neujahrsgd 2009)[/size][/i]
(Bap Klingler - Neujahrsgd 2009)[/size][/i]