WEIHNACHTSGESCHICHTEN...

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Maximin

WEIHNACHTSGESCHICHTEN...

#1 Beitrag von Maximin » 08.12.2007, 16:44

Ein Engel weinte
(Lukas 2 ,8-14 / Luther 1912)

:) Lieben Freunde,
heute möchte ich Euch eine Geschichte erzählen. Es ist die Geschichte vom Engel der weinte. Natürlich handelt es sich um eine Weihnachtsgeschichte. Sie fiel mir heute während einer Einkaufsfahrt durch das südliche Brandenburg ein und ich widme sie allen, denen in diesen Vorweihnachtstagen nicht zum Lachen, nicht einmal zum Lächeln, sondern eher zum Heulen zumute ist.

Heilige Nacht in Bethlehem. Maria hat geboren und den Säugling versorgt. Vater Joseph weiß aus verschiedenen Gründen nicht ob er lachen oder weinen soll. Während nun der Ochse, der Esel und die Schafe unbeteiligt vor sich hinmümmeln, dringen von Draußen seltsame Geräusche in den Stall. Nur der Wind...?

Bevor ich nun meine Weihnachtsgeschichte weitererzähle, lasse ich jetzt lieber den Evangelisten Lukas zu Wort kommen:

Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und siehe, des Herrn Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen. (Lukas 2 ,8-14 / Luther 1912)

Die Menge der himmlischen Heerscharen freuen sich, sie jubilieren. Etwa so wie ich jubiliere, wenn ich im Weihnachtsgottesdienst mit vielen Leuten schmettere: „Herbei, o ihr Gläubigen, fröhlich triumphierend, o kommet, o kommet nach Bethlehem....“. (AGB 27)

Und nun, o weh, tanzt aus der Menge der himmlischen Heerscharen einer aus der Reihe. Er tanzt aber gar nicht. Er hockt, hat seinen Kopf gesenkt, hält seine beiden Hände über seine Stirn und weint bitterlich.

Der Engel des Herrn beugt sich zu dem Häufchen Engelelend nieder, legt ihm liebevoll seine Hand auf die rechte Schulter und fragt ihn: „Wie ist dein Name und warum weinst du?“ „Ich habe keinen Namen und weinen tue ich, weil ich Angst habe“. „Doch“, erwiedert der Engel des Herrn, „du hast schon einen Namen, nur im Augenblick hast du ihn vergessen. Warum aber weinst du so bitterlich, während alle anderen fröhlich sind, was macht dir Angst?“. Da brach der ganz Kummer des weinenden Engels heraus:

„Nun ist ER einer von ihnen geworden, einer von den da unten. Sie werden ihn nicht mögen. Sie werden ihn quälen und meine schlimmste Angst ist, dass sie ihn schließlich umbringen werden“.

Der Engel des Herrn richtete den immer noch herzzerreißend weinende Engel auf und führte ihn in die Bibliothek: „Nun setze dich erst mal hin und beruhige dich. Als erstes werde ich dir Deinen Namen sagen: Du heißt Solacius und bedeutet Tröster“. Solacius erinnerte sich, dass man ihm diesen Namen gegeben hatte. Warum aber, das wusste er bis heute nicht. Er hatte die Bedeutung seines Namens nie verstanden.

Während dessen gab ihm der Engel des Herrn eine Buchrolle: „Rolle sie auf bis ich halt sage und lies vor, was ich dir mit meinem Finger anzeigen werde“. Der Engel rollte und rollte. Endlich sagte der Engel des Herrn halt und zeigte ihm mit seinem Finger die Schriftstelle an. Erst stockend, dann aber mit fester Stimme las der Engel die geschriebenen Worte vor...

„Meinst du, dass ER deshalb einer von ihnen werden musste, einer von denen da unten? Einer der sich nicht wehrt, einer mit dem sie alles machen können?“ Der Engel des Herrn sah den immer noch traurigen Engel liebvoll an. „Ja, deshalb Solacius, genau deshalb. Weißt du, es geht nicht darum, dass wir hier oben getröstet und heil werden. Es geht darum, dass die Menschen getröstet und wieder heil werden. Deshalb ist ER einer von ihnen geworden, ein Mensch. Und nun will ich dir die Bedeutung deines Namens erklären: Dein Name ist nicht nur ein Name. Er ist eine Aufgabe. In der Stunde SEINER schwersten Entscheidung wirst du IHN in einem Garten trösten und stärken.“ (vgl. Lukas 22,43)

Solacius´ Augen leuchteten wieder und im Weggehen murmelte er immer wieder dieselben Worte vor sich hin:

Er war der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit. Er war so verachtet, dass man das Angesicht vor ihm verbarg; darum haben wir ihn für nichts geachtet. Fürwahr, er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt. Wir gingen alle in der Irre wie Schafe, ein jeglicher sah auf seinen Weg; aber der HERR warf unser aller Sünde auf ihn. (Jesaja 53, 3-6 / Luther 1912)

Mit fröhlichen Adventgrüßen von Eurem Micha :wink:

Dieter

#2 Beitrag von Dieter » 18.12.2007, 09:27

Lieber Micha,

danke für diese Gedanken. Es wäre schön, wenn jeder Mensch erkennen könnte, dass auch er einen Solacius hat. Einen der vom Himmel herabkommt, um zu trösten, wenn man traurig, schwach und mutlos geworden ist.

Ich bin mir sicher, meinen Solatius zu haben. Manches Mal kommt er im Gottesdienst zu mir. Jeden Tag durch meine Frau. Und oft lächelt er mir auf der Strasse zu. Nur manchmal sehe ich ihn leider nicht. Aber nicht weil er sich versteckt hätte. Sondern weil ich ihn nicht gesucht habe. Man sieht ihn nämlich immer nur dann, wenn man ihn sucht.

Mit freudigen Adventsgrüßen
Dieter

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