Entw. der apost. Gemeinschaften im ersten Drittel d. 20. Jh.

Wie alles anfing
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Sebastian

Entw. der apost. Gemeinschaften im ersten Drittel d. 20. Jh.

#1 Beitrag von Sebastian » 20.07.2009, 17:49

Werte Fories,

das "Netzwerk Apostolische Geschichte" lädt alle Interessierten am 12. und 13. September 2009 zum zweiten überkonfessionellen und unabhängigen Geschichtstreffen nach Netzschkau (Vogtland) ein.

Das Thema wird sein: Aufbau, Ausbau, Trennungen - Die Entwicklung der apostolischen Gemeinschaften im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts.

Ein paar Höhepunkte aus dem Programm:
- Vorträge zum Entschlafenenwesen, zum Neuen Licht, zur Geschichte der Gemeinden in Queensland, zur Auseinandersetzung um die Nachfolge von Apostel Schwarz, zur Entstehungsgeschichte des NAK-Symbols, zur Geschichte der RAG, u.v.m.
- Besichtigung der apostolischen Gemeinde in Netzschkau und der "Tränenkirche"
- Möglichkeit zur Einsichtnahme in Archivalien der Gemeinde
- Gesprächskreis zum Thema "Die Kirche Christi"

Weitere Informationen und die Möglichkeit der Anmeldung unter http://www.treffen-in-netzschkau.de.

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evah pirazzi
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#2 Beitrag von evah pirazzi » 21.07.2009, 21:58

Sebastian,

mich würde interessieren, was für ein Verhältnis ihr als neuapostolische Gemeinde Coswig zu dem reformiert-apostolischen Gemeindebund habt.

Da du aufmerksam machst auf das "Geschichtstreffen", scheint ein reger Austausch zwischen den Gemeinden zu bestehen?
[i][size=75]"... Ich bin einerseits sehr froh, dass ich diesen Gedanken aussprechen kann, auf der anderen Seite fällt es mir auch nicht schwer..."
(Bap Klingler - Neujahrsgd 2009)[/size][/i]

Maximin

HEILENDE STILLE...?

#3 Beitrag von Maximin » 22.07.2009, 10:16

:) Mein lieber Sebastian,
vielen Dank für Deinen Veranstaltungshinweis. Umständehalber ist es mir leider nicht möglich, im September von Berlin über die Elbe westwärts zu fahren. Interessieren würde es mich schon, etwas belegbares über die Umstände des Amtswechsels von Ap. Schwarz auf den sogenannten Einheitsvater F. Krebs zu erfaheren. Sei es drum...

Die Geschichte der apostolischen Bewegungen ist vielfältig und zum Teil sehr widersprüchlich beschrieben worden. Mir war schon sehr früh, so etwa ab Juli 1960, die Frage sehr wichtig: „Was war an den Einsichten, Handlungen und Schlussfolgerungen der Neu-Apostel der Katholisch-Apostolischen Kirche dran?“

Immerhin haben sie bis heute keine abschließenden Antworten gegeben, nach dem 1901 der letzte englische Neu-Apostel verstorben war, sondern die Zeit der großen Stille ausgerufen wurde. Es ist um sie tatsächlich sehr still geworden. Eine sehr weise Stille wie ich finde...

Brüderliche Grüße vom Micha :wink:

Sebastian

#4 Beitrag von Sebastian » 26.07.2009, 11:49

Hallo Micha (wie gehts?) und evah!
Von dem Treffen wird es wieder ein Tagungsband geben, worin die Referate und Ausarbeitungen abgedruckt werden.
Das schöne ist, dass wir diesmal noch mehr Inhalt und Fachkompetenz bieten können. Es werden viele interessante Geschwister (ich meine das konfessionsübergriefend) mit dabei sein.

Das Thema mit dem Übergang zum Einheitsvater ist sehr interessant. Demzufolge freue ich mich auch auf das Treffen, die Referate und die vielen Gespräche.

Aber micha: Von Berlin bis Netzschkau ist es gar nicht soooo weit...

Coswig hat mit der RAG und dem Treffen als solches nichts zu tun. Coswig ist vielen nur in Erinnerung, da das letzte Treffen dort statt fand. Im Umkreis von Coswig gibt es keine RAG Gemeinde, die nächste wäre in Halle, Bernburg oder SChkeuditz. Eine Zusammenarbeit und Austausch ist da recht schwierig. Dennoch stehe ich mit einigen Geschwistern in Kontakt und konnte fest stellen, dass sie uns/mir sehr aufgeschlossen gegenüber stehen. Es ist mir immer eine Freude, einen VAG oder RAG Gottesdienst zu besuchen und die Geschwister kennen zu lernen.

Ich als (Ex-)Coswiger repräsentiere damit nicht die offizielle Gemeinde. Was nicht heißen soll, dass die Coswiger verschlossen wären...

Sebastian

#5 Beitrag von Sebastian » 13.08.2009, 08:30

Für euch zur Info:

Die Anmeldefrist wurde bis zum 25. August 2009 verlängert. Spätentscheider können nun noch mit dazu stoßen.

Liebe Grüße
Sebastian

agape

#6 Beitrag von agape » 13.08.2009, 22:30

Band 1 "Die apostolischen Gemeinden im Umbruch – 1863 bis 1900" Auszug
Die Einheit der Kirche durch Apostel ist nicht eine Verknüpfung der getrennten Teile, sondern nur die Entwicklung einer in Christus bereits vorhandenen Einheit, und die Ausstattung der Kirche als einer innig verbundenen Körperschaft durch Apostel kann der Weg zur Einheit sein.

– Aber - diese eine Kirche mit Aposteln kann die Erfüllung ihres Berufes verfehlen,
denn alle Menschen können fehlschlagen.

Eine Kirche ohne Apostel kann:
– weder die Heiligung vollenden,
– noch einmütig das Evangelium predigen,
– noch jene mächtigen Taten sehen lassen, die erweisen, dass das Wort
wahrhaftig Gottes Wort ist.

Das Wesentliche und Eigentümliche des apostolischen Amtes ist:
– Die Sammlung der Kirche aus der Welt – und
– die Anstellung von anderen Geistlichen als das Zeichen für den Beginn ihres ganz eigentümlichen Werkes

Hallo Sebastian,

aus welcher Perspektive ist dieser kurze Auszug formuliert?

Was bedeutet Eurem "historischen Treffen" eine Apostolische Forschung?
Im Grunde müsste man doch bei "Albury" und der sich konstituierten KAG anfangen zu fragen, wer diese Männer zu "Aposteln" berufen hat.

Und dann müsste man doch innerhalb der charism. Erweckungsbewegung doch untersuchen, wie Berufungen in anderen Gemeinschaften verliefen, die sich dann später auch zu "Denominationen" entwickeltelt haben.
Sehe ich das falsch?
Ist das generell Euer Ansatz? Welches "eigentliche" Ziel verfolgt Ihr bei Eurer Forschung?
Wenn man beispielsweise bei den Albury-Aposteln voraussetzt, dass diese tatsächlich "wahre Apostel" im Sinne eines von Gott erwählten "Versöhnungs-Amtes" waren, mit diversen weiteren Aufgaben und Diensten, dann stellt sich die Frage nach "apostolischer Sukzession" anders, als wenn man das noch mal gesondert hinterfragt.
Wie ist Deine Haltung dazu?

Siehe auch Erweckungsbewegung

und Erweckungstheologie

PS: Sehr weiser Gedanke, wie ich finde, von maximin:
"Immerhin haben sie bis heute keine abschließenden Antworten gegeben, nach dem 1901 der letzte englische Neu-Apostel verstorben war, sondern die Zeit der großen Stille ausgerufen wurde. Es ist um sie tatsächlich sehr still geworden. Eine sehr weise Stille wie ich finde... "

Die Antwort Kühnles, mit der "Legitimation vom Ende" , Seite 8 oben, müssen wir leider unter den Tisch fallen lassen.
"Von dem gekommenen Herrn allein wird schließlich das neuzeitliche Apostelamt legitimiert werden."

Donnerwetter!

agape

Sebastian

#7 Beitrag von Sebastian » 14.08.2009, 10:25

> aus welcher Perspektive ist dieser kurze Auszug formuliert?

Der Auszug stammt aus dem Artikel von Thomas Kegler (VAG Netzschkau) und gibt seine Sicht der Dinge wieder. Dir wird aufgefallen sein, dass die Artikel im Tagungsband durchaus jeweils unterschiedliche Standpunkte vertreten - das ist gewollt. Wir wollen und können keinen Meinungskonsens zu wesentlichen Fragen bilden, das ist auch nicht unsere Absicht. Wir wollen lediglich eine Plattform zum Meinungsaustausch (in zivilisiertem Rahmen) sein.

> Was bedeutet Eurem "historischen Treffen" eine Apostolische Forschung?
> Im Grunde müsste man doch bei "Albury" und der sich konstituierten KAG anfangen zu fragen, wer diese Männer zu "Aposteln" berufen hat.
> Und dann müsste man doch innerhalb der charism. Erweckungsbewegung doch untersuchen, wie Berufungen in anderen
> Gemeinschaften verliefen, die sich dann später auch zu "Denominationen" entwickeltelt haben.

In gewisser Weise hast du recht, man könnte sogar noch vorher beginnen, bei den schottischen Erweckungen. Aus historischer Sicht macht es sogar Sinn, die allgemeine religionsgeschichtliche Entwicklung seit der französischen Revolution zu betrachten und dann die Entwicklung charismatischer Gemeinschaften der Zeit zu beleuchten.

Die konkrete Entscheidung, im letzten Jahr bei 1863 anzufangen, war der Tatsache geschuldet, dass wir viele Teilnehmer aus NAK und VAG erwarteten, aber sehr wenige aus KAG oder KAG-nahen Gruppierungen. Also eine rein pragmatische Entscheidung. Es kann gut sein, dass wir uns mal in einem Studientag speziell mit den KAG und ihrer Geschichte, auch nach 1863, beschäftigen.

> Und dann müsste man doch innerhalb der charism. Erweckungsbewegung doch untersuchen, wie Berufungen in anderen
> Gemeinschaften verliefen, die sich dann später auch zu "Denominationen" entwickeltelt haben.
> Sehe ich das falsch?
> Ist das generell Euer Ansatz? Welches "eigentliche" Ziel verfolgt Ihr bei Eurer Forschung?

Eine spannende Frage - die gar nicht im Einzelnen zu beantworten ist. Ich würde sogar sagen, jeder von uns verfolgt unterschiedliche Ziele. Wir haben Archivare, Sammler, Religionswissenschaftler und Hobbyhistoriker in unserer Runde, und jeder hat einen Bereich, der ihn besonders fesselt. Unser Ansatz ist, diese Leute zu vernetzen, um die breit verstreute Quellenlandschaft ein wenig näher zusammenzubringen. Und wenn als Nebeneffekt noch halbwegs brauchbare wissenschaftliche (=korrekte, nachvollziehbare, wertneutrale) Publikationen entstehen, haben alle gewonnen.

Dass es Unterschiede in der Bewertung der Dinge gibt, ist normal und gewollt, in aller Deutlichkeit. Aber nur durch die Akzeptanz dieser Unterschiede ist eine produktive Arbeit möglich. Man könnte auch von Toleranz sprechen.

> Wenn man beispielsweise bei den Albury-Aposteln voraussetzt, dass diese tatsächlich "wahre Apostel" im Sinne eines von
> Gott erwählten "Versöhnungs-Amtes" waren, mit diversen weiteren Aufgaben und Diensten, dann stellt sich die Frage nach
> "apostolischer Sukzession" anders, als wenn man das noch mal gesondert hinterfragt.
> Wie ist Deine Haltung dazu?

Hier fragst du nach meiner persönlichen Meinung:
Gut, ich bin neuapostolisch und glaube demnach, dass die damaligen Apostel wahre Apostel waren/sind und von Gott als das Amt der Versöhnung erwählt wurden. Damit kommt das Amt direkt von Gott, es benötigte keine 1800 jährige Sukzession. Leider hat im Rahmen der KAG das lebende Apostelamt ein Ende gefunden. Ich finde das schade. Vielleicht spielt hier auch der menschliche Wunsch nach der Kirche/Gemeinde im Sinne der damaligen KAG eine Rolle. Dennoch bin ich überzeugt, dass die Rufung der Apostel durch Geyer gerechtfertigt ist und damit bis zum heutigen Tage wieder eine apostolische Sukzession gegeben ist.
Du könntest jetzt kontern indem du sagst, dass die NAK sich sehr weit vom damaligen Apostelverständnis weg bewegt hat. Da will ich dir Recht geben. Ich denke aber, dass die jetzigen Apostel der NAK ihren Auftrag überaus ernst nehmen und sich der Fülle des Amtes bewusst sind. Vielleicht erwartet uns in nächster Zeit eine kleine Rückbesinnung zum ursprünglichen Verständnis. Wobei ich denke, dass wir uns im Vergleich zu den 10-er bis 60-er Jahren schon bewegt haben.

Aber noch einmal: Das Netzwerk ist keine Bruderschaft - wir vertreten keine theologische Meinung, wir stellen auch keine Fragen an Kirchenleitungen/-abteilungen oder Einzelne. Wir sind die Plattform, die ein Mittel zum Austausch sein will. Bis jetzt funktioniert das sehr gut - ganz unterschiedliche theologische Positionen sind auf einmal eng vernetzt. Das gegenseitige Verständnis nimmt zu, und man lernt, die Punkte und Auffassungen des Anderen besser zu verstehen. Und wenn das erreicht wird, ist ein kleiner Schritt zu einem guten Miteinander erreicht.

Bitte habe auch Verständnis, dass ich hier nur sehr knapp formuliert geantwortet habe. Die Fragen bieten Gesprächsstoff für einen langen Abend.

agape

#8 Beitrag von agape » 14.08.2009, 10:34

Lieber Sebastian,

ich danke Dir für Deine Antwort, die naturgemäß "knapp" ausfallen muss, da das Thema mehr als komplex ist.
Aber ich verstehe jetzt generell etwas besser, was ihr machen wollt und könnt.
Vielleicht kannst Du die Zeit der schottischen "Erweckung" thematisch mit einbringen, um die Perspektive zu erweitern.


Ich wünsche Euch eine schöne gemeinsame Zeit mit vielen Einsichten und Erkenntnissen.

agape

PS:
Ich hatte nochmal das Buch von Kierkegaard gelesen, dass Kiefer und Kühnle anführten, um dem Apostelamt auch einen phil. visionären Charakter zu geben. Allerdings versteht Kirgegaard den Apostel anders, als von den beiden dargestellt.
Es gab während des Frankfurter Studientages ein dezentes Lächeln bei manchen Theologen, als Kühnle Kierkegaard ins Feld fürte. Darüber schweigt des Sängers Höflichkeit. ;)

42

#9 Beitrag von 42 » 14.08.2009, 11:22

Agape, es soll nicht ganz ungewoehnlich sein, dass Theologen auch mal Philosophie beim Studium belegen. Und Ethik. Und Bibelkunde. Und ...

Sebastian

#10 Beitrag von Sebastian » 14.08.2009, 12:23

Lieber agape,

dein Themenvorschlag ist sehr interessant. Das geht sehr ins theologische. Dennoch legen wir es auf die Agenda. Der Anfang ist gemacht, wir haben nun eine schöne Zahl an Interessierten im Netzwerk. Sicherlich ist damit in absehbarer Zeit auch so ein etwas schwierigeres Thema machbar.

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