
Lieber Hannes,
dieses mir bekannte gruppendynamische Rollenspiel hatte mich unlängst sehr nachdenklich gemacht. Warum? Weil es mich an die Ebeneneinführung im Nachbarforum erinnerte. Unter anderem auch, weil mich die Erklärungsversuche des dortigen Forumsinhabers nicht überzeugten, bin ich jetzt hier und erlebe, dass es in den Diskussionen auch hier zu Unangemessenheiten und Überempfindlichkeiten kommt.
Und dann hörte ich vor wenigen Tagen im Deutschlandfunk einen hochinteressanten Vortrag mit der Feststellung, dass in uns allen, Weiblein oder Männlein, urzeitliche Instinkte schlummern, die sich dann und wann bemerkbar machen. Manchmal zum Schutz und manchmal auch zum Schaden.
Ich möchte verstehen lernen, warum sich erwachsene Menschen beim Gedankenaustausch über religiöse Frage manchmal so sehr in die Haare kriegen, dass Dritte eingreifen müssen. Was kann uns dazu verführen, aus interessierter, vielleicht sogar heiterer Gelassenheit, in erbitterten Zorn zu verfallen und, statt mit gut durchdachten Argumenten, mit Beleidigungen auf unser Gegenüber einzudreschen? Übrigens kann auch beißender Spott als beleidigend und erniedrigend erlebt werden...
Ja, wenn es denn wie bei den Steinzeitmenschen um die Verteidigung der Familie, der sicheren Unterkunft, des Feuers oder um die Nahrungssicherung ginge, das leuchtete ein. Aber hier geht es doch
nur um religiöse Lehrmeinungen und nicht um das nackte Überleben. Sind da vielleicht Ängste im Spiel, die wir, so oder so, überspielen?
Ich will einfach verstehen lernen, weshalb Verschiedenheiten scheinbar so schwer zu ertragen sind und weshalb Feindschaft stärker sein soll als Freundschaft, Hass stärker als Liebe.
Liebe Grüße, landauf und land ab von Eurem
Micha
