Wer nicht wider uns ist, der ist für uns

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Dieter

Wer nicht wider uns ist, der ist für uns

#1 Beitrag von Dieter » 20.08.2008, 16:12

Wer nicht wider uns ist, der ist für uns
Lukas 9, 49.50


Da antwortete Johannes und sprach:
Meister, wir sahen einen, der trieb
die Teufel aus in deinem Namen,
und wir wehreten ihm, denn er folgte
dir nicht mit uns. Und Jesus sprach
zu ihm: Wehret im nicht, denn wer
nicht wider uns ist, der ist für uns.


Was wehret ihr den Brudernamen,
dem Jünger, der mit euch nicht geht?
Was lästert ihr den guten Samen,
den eure Hand nicht ausgesät?
Ein großer Herr braucht manchen Knechtes,
viel Hände kämpfen für sein Reich,
und im Gedränge des Gefechtes
ist für euch, wer nicht wider euch.

Wohl sprach dereinst der große Meister:
"Wer nicht für mich, ist wider mich!"
Er kennt die Seinen, prüft die Gesiter,
und nimmer täuscht sein Auge sich;
Doch nicht der Jünger sei's, der richtet,
der Knecht ist nicht dem Herren gleich,
Ihr seid dem mildern Wort verpflichtet:
Für euch ist, wer nicht wider euch!

Braucht's denn, um Christi Werk zu führen,
ein pergamentenes Diplom?
Dämmt ihr nach euren hänfnen Schnüren
der ew'gen Gnade freien Strom
Es fleugt der Geist auf Sturmesflügeln
und geistet, wo er geisten will,
und will er wo sein Werk besiegeln,
Bedarf's nicht euer Amtsfigill.

Gibt's keinen bessern Kampf zu kämpfen
als Wortgezänk und Silbenstreit?
Gitl's nicht, des Satans Macht zu dämpfen
in dieser letztbetrübten Zeit?
O grüßet froh als Bundsgenossen,
wer unterm Baner Christi ficht;
die dichten Gleider festgeschlossen!
Denn anders geht's zum Siege nicht.

Soll denn der Erzfeind lieber siegen,
eh' ihr besiegt den Brudergroll?
Soll Zions Bau darnierderliegen,
eh' daß der Nachbar helfen soll?
Ist dies das heilige Erbarmen?
Ist dies der stille, sanfte Geist?
Sind dies die Kleinen, Geistigarmen,
die unser Meister selig preist?

Zwar wie mein Geist in fühlt und fasset,
so ist und bleibt er einzig mein,
doch einst im höhern Licht erblasset
all meiner Erdenweisheit Schein;
Und sollt' ich noch dem Bruder fluchen,
der auch des Geists ein Fünklein spürt?
Nein, Frieden allen,die da suchen
die Straße, die gen Zion führt.

Blickt auf zu jenen Ätherfluren:
Ein jeder Stern hat eignes Licht,
doch all die sel'gen Lichtnaturen
Sie stoßen und sie drängen nicht;
in seinen diamantnen Gleisen
wallt jeder seinen stillen Gang,
das Weltenurlicht zu umkreisen
harmonisch in der Sphären Klang.

Schaut hin zu jenen Frühlingsfeldern,
geht hin durchs bunte Blütenreich;
wo ist in Gärten und in Wäldern
ein Blättchen nur dem andern gleich?
Doch zankt die Rose mit den Nelken,
die Eiche mit den Buchen nicht,
ein jedes weiß: wir blühn und welken
in Einer Sonne mildem Licht.

"Wir blühn und welken", ja verwelken
wird viel, was heute steht im Flor;
auch eures Kirchenturms Gebälken
steht noch ein Tag des Zorns bevor;
Was Silber, Gold und Edelsteine,
was Holz und Heu und Stoppel war,
einst macht's der Herr im Flammenschein
des Weltgerichtes offenbar.

So wuchert still mit euren Pfunden,
bis daß der Meister kommt nach Haus,
und kauft die kurzen Arbeitsstunden
für ew'ge Freudenernten aus;
der hat dem Herrn wahrhaft gehuldigt,
der seinen Dienst am treusten übt,
doch daß ein Knecht den andern schuldigt,
das ist's, was Christi Geist betrübt.

Laß zwischen dein un meinen Hirten
nicht ferner Zank und Hader sein ( 1.Mose 13,8 )
Ist's doch, um alle zu bewirten,
die große Erde nicht zu klein;
Ist doch kein bittres Haderwasser
das süße Evangelium,
kein Leibgericht für Bruderhasser
des Liebesmahls Mysterium. -

O sieh die Torheit deiner Freunde,
erhabnes Haupt, in Mitleid an,
und bau' dir selber die Gemeinde
nach deinem ew'gen Meisterplan;
und hältst du mit verklärten Seelen
die himmlische Kommunion,
dann laß auch unsern Feind nicht fehlen
zur großen Brüderunion!

Karl Gerok

Paul

#2 Beitrag von Paul » 24.08.2008, 19:26

DANKE !! :)

Woher stammt dieses Gedicht? Aus den Palmliedern?

Dieter

#3 Beitrag von Dieter » 25.08.2008, 07:29

Lieber Paul, ja es stammt aus den "Palmblättern" und es hat mich, als langjährigen Ökumeniker, stets sehr berührt. Da die Gedichte von Gerok so gut wie nicht im Internet zu finden sind, habe ich es eingestellt.
Dir und allen anderen einen lieben Gruß
Dieter

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