Lieben Freunde,
jemand aus unserem Kreis machte mich dieser Tage auf die Waldenser aufmerksam. Das Ergebnis meiner kleinen Recherche anbei.
Liebe Grüße von Eurem Micha
Die Waldenser sind eine protestantische reformierte Kirche mit starker Verbreitung in Italien. Ursprünglich als Gemeinschaft religiöser Laien Ende des 12. Jahrhunderts durch den Lyoner Kaufmann Petrus Valdes in Südfrankreich gegründet und von der Inquisition verfolgt, bildeten die Waldenser während des Mittelalters eine der bedeutendsten Gruppen dissidenter Christen in der abendländischen Geschichte. Weltweit zählen die Waldenser heute etwa 98.000 Mitglieder, davon allein 47.500 in Italien, wo sie in enger Beziehung zur Evangelisch-methodistischen Kirche stehen.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Waldenser
[...]
Die frühen Anhänger Valdes’, sowohl Männer als auch Frauen, verzichteten auf persönlichen Besitz, lebten vom Betteln, trugen einfache Gewänder und Sandalen und wurden deshalb in Südfrankreich als Arme von Lyon bezeichnet. Sie folgten dem biblischen Auftrag Christi an seine Jünger: Verkündet das Evangelium allen Geschöpfen (Mk. 16,15) und hielten als Wanderprediger Predigten ab, die (im Gegensatz zu den lateinischen der Priester) in der Volkssprache vorgetragen wurden.
Zwar wurden Missstände in der katholischen Kirche von den Armen von Lyon stets kritisiert, doch betrachteten sie sich selbst zunächst durchaus noch als Mitglieder dieser Kirche. Dies änderte sich, nachdem die Armen von Lyon trotz Predigtverbot die öffentliche Verkündung der Evangelien nicht aufgeben wollten und von kirchlicher Seite deshalb zunehmend als Ketzer betrachtet wurden.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Waldenser# ... _Waldenser
[...]
Inspirationen einer Reise, von Gabriele Klempert (Auzug)
Aber nicht genug der Fülle an Eindrücken für einen langen Tag. Der Abend bescherte uns noch Besuch. Es war ein älterer Herr zusammen mit einer Gruppe evangelischer oder besser waldensischer Glaubensgenossen aus Torre-Pellice erschienen, die uns über ihre Leidensgeschichte ebenso aufklärten, wie über ihren Kampf inmitten katholisch-italienischen Papsttums und um ihr Recht auf Respekt und Gehör sowie politischer Glaubensfreiheit.
In seinem Temperament und seiner Ausdruckstärke konnte dieser ältere Herrn es durchaus mit Marcel Reich-Ranicki aufnehmen, denn man fühlte sich als Zuhörer bei jedem seiner Worte seltsam angegriffen und ohnmächtig uninformiert, bis gänzlich ungebildet. Wer immer das Dasein dieser tapferen Glaubensbrüder und Schwestern mit dem Dasein in evangelischer Kirchenpolitik in Deutschland vergleichen will, irrt gewaltig. Das Diktat des Papstes und seiner Kirche hält keinem einzigen Vergleich stand, der Arm der katholischen Kirche dringt in alle Lebensbereiche.
Quelle: http://www.friedrichsdorfer-kantorei.de/
[...]
Nach über 800 Jahren wird den Waldensern in Italien 1984 (!) aufgrund der Intesa, eines Abkommens mit dem italienischen Staat, die freie Religionsausübung gestattet.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Waldenser# ... tschland_2
DIE WALDENSER...
Re: DIE WALDENSER...
Lieber Micha,
gestatte bitte zwei Anmerkungen:
VG Paul
gestatte bitte zwei Anmerkungen:
Soweit ich informiert bin, wurde auch zu den Zeiten, als Latein die Liturgiesprache war, die Predigten in der Volkssprache gehalten. Wie sollten sie sonst auch verstanden werden?Maximin hat geschrieben: ... und hielten als Wanderprediger Predigten ab, die (im Gegensatz zu den lateinischen der Priester) in der Volkssprache vorgetragen wurden.
Hier müßte man genau darlegen, was 1984 geregelt worden ist. Ihr Recht auf freie Religionsausübung hatten die Waldenser aber schon vorher, nämlich seit 1955 (siehe Art. 9 EMRK).Maximin hat geschrieben:Nach über 800 Jahren wird den Waldensern in Italien 1984 (!) aufgrund der Intesa, eines Abkommens mit dem italienischen Staat, die freie Religionsausübung gestattet.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Waldenser# ... tschland_2
VG Paul
DIE WALDENSER...
Lieber Paul,
also nicht erst 1984, sondern schon 1955, 29 Jahre eher. Die Quellen meiner kleinen Recherche hatte ich angeführt, ohne für die Richtigkeit der dort enthaltenen Informationen bürgen zu können und zu wollen. Übrigens, bis wann war in der RKK die lateinische Messfeier obligatorisch?
Gruß Micha + + +
also nicht erst 1984, sondern schon 1955, 29 Jahre eher. Die Quellen meiner kleinen Recherche hatte ich angeführt, ohne für die Richtigkeit der dort enthaltenen Informationen bürgen zu können und zu wollen. Übrigens, bis wann war in der RKK die lateinische Messfeier obligatorisch?
Gruß Micha + + +
Re: DIE WALDENSER...
Lieber Micha!
Allerdings gibt es gerade bei kleineren christlichen Gemeinschaften häufig das Bedürfnis, sich selbst als unterdrückte "Opfer" der "Großkirchen" darzustellen, z.B. die Altlutheraner (heute: SELK) gegen die unierten Landeskirchen, die Altreformierten gegen die lutherischen Landeskirchen, die ukrainischen Unierten gegen die Russisch-orthodoxen usw. usf. Solche Selbstbeschreibungen sind sicher für die Identitätsbildung dieser Gemeinschaften sehr wichtig, als Außenstehender sollte man m.E. insofern aber vorsichtig sein. Nur das hat mich zu meinem Beitrag motiviert.
BG Paul
Bis 1971.Maximin hat geschrieben:Übrigens, bis wann war in der RKK die lateinische Messfeier obligatorisch?
Das hatte ich auch so verstanden und wollte nur die von Dir genannten Quellen ergänzen.Maximin hat geschrieben: Die Quellen meiner kleinen Recherche hatte ich angeführt, ohne für die Richtigkeit der dort enthaltenen Informationen bürgen zu können und zu wollen.
Allerdings gibt es gerade bei kleineren christlichen Gemeinschaften häufig das Bedürfnis, sich selbst als unterdrückte "Opfer" der "Großkirchen" darzustellen, z.B. die Altlutheraner (heute: SELK) gegen die unierten Landeskirchen, die Altreformierten gegen die lutherischen Landeskirchen, die ukrainischen Unierten gegen die Russisch-orthodoxen usw. usf. Solche Selbstbeschreibungen sind sicher für die Identitätsbildung dieser Gemeinschaften sehr wichtig, als Außenstehender sollte man m.E. insofern aber vorsichtig sein. Nur das hat mich zu meinem Beitrag motiviert.
BG Paul
Die Waldenser die quer durch Europa als Wanderprediger zogen und eine unglaubliche Verbreitung hatten, haben sich im Zuge der Reformation
den Hugenotten angeschlossen und haben sich später den evangelischen Kirchen unterschiedlichster Ausrichtungen angeschlossen.
Bestes Beispiel für unsere Gegend hier ist diese Kirche.
http://www.waldenserkirche.de/waldenser/waldiueb.php
Hier in Hessen sind Waldenserkirchen sehr verbreitet.
Teilweise wurde noch bis etwa 1920 die Gottesdienste in französischer Sprache abgehalten.
Die Waldenser in Torre Pellice sprechen bis heute teilweise Okzitan. (Altfranzösisch)
Einen guten Überblick gibt auch dieser Link.
http://www.glaubensstimme.de/reformator ... index.html
Das kleine Filmchen ist auch sehr nett anzusehen:
http://www.youtube.com/watch?v=YpTtRBodpuw
Dieser hier ist zwar qualitätsmässig schlecht aber brauchbar um die Höhlenkirchen der Waldenser zu zeigen.
http://www.youtube.com/watch?v=fYKeKYno ... re=related
Recht informativ aber die Seite ist noch im Aufbau
http://www.waldenser.de/aktuell.html
Wer gerne Kartoffeln ißt und meint der Alte Fritz habe sie eingeführt, sollte
sich das genauer ansehen. lach
Es gibt sogar Waldenserlieder...
Ein paar Beispiele gefällig?
1. Wir sind Waldenser, seht unser Zeichen:
Licht erstrahlt in finstrer Nacht: Unsern Vätern
wir die Hände reichen, treulich hielten sie die Wacht
2. Fern von Savoyen waren sie gekommen
von den Feinden hart bedrängt; Schwaben hat sie
aufgenommen, Gott der Herr hats so gelenkt.
3. Wir sind Waldenser, möge uns begleiten
unsrer Väter Segen fort, jetzt und auch in
künftigen Zeiten Gott erhalt uns stets sein Wort.
4. Wir sind Waldenser, seht unser Zeichen
Licht erstrahlt in finstrer Nacht. Unsern Vätern
wir die Hände reichen, stehen all auf einer Wacht.
Serres
Um ihres Glaubens willen vertrieben
enterbt und verstoßen, entrechtet dazu:
Sie sind in dem stillen Tal geblieben
und bauten ihr Dörfchen - und fanden hier Ruh‘.
Waldenserheimat, mein Serres, es blinken
die Häuser, dein Kirchlein aus frischem Grün
und laden zur Einkehr und locken und winken,
und rings in den Gärten die Bäume blüh’n.
Der Frieden der Heimat; er schwebt als Segen
auf Feldern, auf Wiesen, um Gärten und Haus. -
Und die ihn einst suchten, auf schweren Wegen,
sie fanden ihn hier - und ruhen nun aus.
Und auf den Gräbern, da künden die Namen
von einer Heimat im fernen Land. -
Doch blühet Segen aus ihrem Samen,
der hier eine neue Heimat fand.
Die evangelische Kirche in Deutschland dazu:
http://www.ekd.de/aktuell/51490.html
Interessant in diesem Zusammenhang sind die intensiven Bemühungen der Waldenser Italiens um religiösen Dialog.
Liebe Grüße
Engelchen
den Hugenotten angeschlossen und haben sich später den evangelischen Kirchen unterschiedlichster Ausrichtungen angeschlossen.
Bestes Beispiel für unsere Gegend hier ist diese Kirche.
http://www.waldenserkirche.de/waldenser/waldiueb.php
Hier in Hessen sind Waldenserkirchen sehr verbreitet.
Teilweise wurde noch bis etwa 1920 die Gottesdienste in französischer Sprache abgehalten.
Die Waldenser in Torre Pellice sprechen bis heute teilweise Okzitan. (Altfranzösisch)
Einen guten Überblick gibt auch dieser Link.
http://www.glaubensstimme.de/reformator ... index.html
Das kleine Filmchen ist auch sehr nett anzusehen:
http://www.youtube.com/watch?v=YpTtRBodpuw
Dieser hier ist zwar qualitätsmässig schlecht aber brauchbar um die Höhlenkirchen der Waldenser zu zeigen.
http://www.youtube.com/watch?v=fYKeKYno ... re=related
Recht informativ aber die Seite ist noch im Aufbau
http://www.waldenser.de/aktuell.html
Wer gerne Kartoffeln ißt und meint der Alte Fritz habe sie eingeführt, sollte
sich das genauer ansehen. lach
Es gibt sogar Waldenserlieder...
Ein paar Beispiele gefällig?
1. Wir sind Waldenser, seht unser Zeichen:
Licht erstrahlt in finstrer Nacht: Unsern Vätern
wir die Hände reichen, treulich hielten sie die Wacht
2. Fern von Savoyen waren sie gekommen
von den Feinden hart bedrängt; Schwaben hat sie
aufgenommen, Gott der Herr hats so gelenkt.
3. Wir sind Waldenser, möge uns begleiten
unsrer Väter Segen fort, jetzt und auch in
künftigen Zeiten Gott erhalt uns stets sein Wort.
4. Wir sind Waldenser, seht unser Zeichen
Licht erstrahlt in finstrer Nacht. Unsern Vätern
wir die Hände reichen, stehen all auf einer Wacht.
Serres
Um ihres Glaubens willen vertrieben
enterbt und verstoßen, entrechtet dazu:
Sie sind in dem stillen Tal geblieben
und bauten ihr Dörfchen - und fanden hier Ruh‘.
Waldenserheimat, mein Serres, es blinken
die Häuser, dein Kirchlein aus frischem Grün
und laden zur Einkehr und locken und winken,
und rings in den Gärten die Bäume blüh’n.
Der Frieden der Heimat; er schwebt als Segen
auf Feldern, auf Wiesen, um Gärten und Haus. -
Und die ihn einst suchten, auf schweren Wegen,
sie fanden ihn hier - und ruhen nun aus.
Und auf den Gräbern, da künden die Namen
von einer Heimat im fernen Land. -
Doch blühet Segen aus ihrem Samen,
der hier eine neue Heimat fand.
Die evangelische Kirche in Deutschland dazu:
http://www.ekd.de/aktuell/51490.html
Interessant in diesem Zusammenhang sind die intensiven Bemühungen der Waldenser Italiens um religiösen Dialog.
Liebe Grüße
Engelchen
Re: DIE WALDENSER...
Die protestantische Waldenserkirche in Italien hat sich für die gleichgeschlechtliche Ehe ausgesprochen. Darin folgt sie dem Beispiel der Lutheraner des Landes. Es gehe hierbei nicht um ein theoretisches Problem, sondern das Zusammenfinden von Menschen, die den Glauben teilen. Das sagte die Leiterin der Waldenserkirche, Maria Bonafede gegenüber einer protestantischen Kirchenzeitung. Ob Homosexuelle in die Kirche aufgenommen werden dürfen, sei eine veraltete Frage. Vielmehr gehe es jetzt darum, den Paaren den gewünschten Segen zu erteilen. Schließlich sei der Segen noch keine Eheschließung. Und die Ehe sei für Protestanten sowieso kein Sakrament, sondern Sache des Staates. Kommende Woche bei der Waldenser-Synode in Turin soll die gleichgeschlechtliche Ehe ein Thema sein.