IST DAS ALTE TESTAMENT ÜBERHOLT...?

Diskussionen über Bibeltexte aus dem alten Testament
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Maximin

IST DAS ALTE TESTAMENT ÜBERHOLT...?

#1 Beitrag von Maximin » 05.01.2012, 17:18

:) http://www.youtube.com/watch?v=fNrybDSS ... re=related

Lieben Freunde,
unser Freund Adler schrieb hier unlängst an anderer Stelle u. a. so „Über die gesamte Zeit ihrer Existenz, hat ich das Christentum eher nach den oftmals brutalen Methoden von Drohung und Einschüchterung, nach dem AT orientiert, als sich in der Liebe am und zum Nächsten zu üben, wie es ihr Gründer Jesus Christus vorlebte und lehrte!“

Adlers Gesamteintrag deutet an, dass das Alte Testament für uns Christenmenschen überholt sei und deshalb für ein lebendiges Christentum keinerlei Bedeutung mehr habe.

Tut mir leid, Bruder Adler, dem widerspreche ich aufgrund meines derzeitigen Erkenntnisstandes. Das hat durchaus herzlich wenig damit etwas zu tun, dass meine Mutter jüdische Wurzeln hatte. Vielmehr hat es etwas mit meinem gesunden christlichen Glauben und meinem Verständnis der Heiligen Schriften des Juden- und des Christentums zu tun.

Die uns in zwei Teilen vorliegende Bibel (AT und NT) verbinde ich mit folgendem Bild: Sie sind mir wie Mutter und Tochter und gleichfalls wie Vater und Sohn. Das ist ein und dieselbe Familie.

Frage: „Auf wen möchten Sie, lieber Adler, aus Ihrer Familie verzichten, ihn oder sie engültig abschreiben...?

Wir Christen sollten nicht zwanghaft unterdrücken, dass Jesus aus Nazareth ein Jude war und seine damaligen Mitstreiter, mit einer Ausnahme, ebenfalls. Derjenige, der den größten Teil des NT hinterlassen hat, Paulus, war ebenfalls ein Jude. Und eben dieser Apostel Paulus löst den bald aufkommenden Streit zwischen den Juden-und den hinzugekommenen Heidenchristen in seinem Römerbrief nicht nur klopsklar auf, sondern er verbindet auf eine geniale Weise die hl. Schriften der jüdischen Väter im AT mit der Lehre Jesu, dessen Nachfolger wir sein wollen.

Frage, mein lieber Adler, siehst Du Dich als Wurzel, als Baum, als Ast oder als Frucht?

Ich möchte Dir mal einige längere Schriftstellen aus dem Römerbrief zumuten:

"Gottes freie Gnadenwahl

14 Was sollen wir nun hierzu sagen? Ist denn Gott ungerecht? Das sei ferne! 15 Denn er spricht zu Mose (2.Mose 33,19): »Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig; und wessen ich mich erbarme, dessen erbarme ich mich.« 16 So liegt es nun nicht an jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen. 20 Ja, lieber Mensch, wer bist du denn, dass du mit Gott rechten willst? Spricht auch ein Werk zu seinem Meister: Warum machst du mich so? 24 Dazu hat er uns berufen, nicht allein aus den Juden, sondern auch aus den Heiden." (aus Römer 8 ff)


1 Liebe Brüder, meines Herzens Wunsch ist und ich flehe auch zu Gott für sie, dass sie gerettet werden. 2 Denn ich bezeuge ihnen, dass sie Eifer für Gott haben, aber ohne Einsicht. 3 Denn sie erkennen die Gerechtigkeit nicht, die vor Gott gilt, und suchen ihre eigene Gerechtigkeit aufzurichten und sind so der Gerechtigkeit Gottes nicht untertan. 4 Denn Christus ist des Gesetzes Ende; wer an den glaubt, der ist gerecht. (aus Römer 10, ff)

"Nicht ganz Israel ist verstockt
1 So frage ich nun: Hat denn Gott sein Volk verstoßen? Das sei ferne! Denn ich bin auch ein Israelit, vom Geschlecht Abrahams, aus dem Stamm Benjamin. 2 Gott hat sein Volk nicht verstoßen, das er zuvor erwählt hat. Oder wisst ihr nicht, was die Schrift sagt von Elia, wie er vor Gott tritt gegen Israel und spricht (1.Könige 19,10): 3 »Herr, sie haben deine Propheten getötet und haben deine Altäre zerbrochen, und ich bin allein übrig geblieben und sie trachten mir nach dem Leben«? 4 Aber was sagt ihm die göttliche Antwort? (1.Könige 19,18): »Ich habe mir übrig gelassen siebentausend Mann, die ihre Knie nicht gebeugt haben vor dem Baal.« (Römer 11 ff.)


Warnung an die Heidenchristen vor Überheblichkeit
17 Wenn aber nun einige von den Zweigen ausgebrochen wurden und du, der du ein wilder Ölzweig warst, in den Ölbaum eingepfropft worden bist und teilbekommen hast an der Wurzel und dem Saft des Ölbaums, 18 so rühme dich nicht gegenüber den Zweigen. Rühmst du dich aber, so sollst du wissen, dass nicht du die Wurzel trägst, sondern die Wurzel trägt dich. 19 Nun sprichst du: Die Zweige sind ausgebrochen worden, damit ich eingepfropft würde. 20 Ganz recht! Sie wurden ausgebrochen um ihres Unglaubens willen; du aber stehst fest durch den Glauben. Sei nicht stolz, sondern fürchte dich! 21 Hat Gott die natürlichen Zweige nicht verschont, wird er dich doch wohl auch nicht verschonen. 22 Darum sieh die Güte und den Ernst Gottes: den Ernst gegenüber denen, die gefallen sind, die Güte Gottes aber dir gegenüber, sofern du bei seiner Güte bleibst; sonst wirst du auch abgehauen werden. 23 Jene aber, sofern sie nicht im Unglauben bleiben, werden eingepfropft werden; denn Gott kann sie wieder einpfropfen. 24 Denn wenn du aus dem Ölbaum, der von Natur wild war, abgehauen und wider die Natur in den edlen Ölbaum eingepfropft worden bist, wie viel mehr werden die natürlichen Zweige wieder eingepfropft werden in ihren eigenen Ölbaum.“ (aus Römer 11, ff.)


Fazit:

-Ist das Volk Israel nicht endgültig verworfen, dann sind es seine hl. Schriften und Überlieferungen auch nicht.

-Jesus Christus ist nicht gekommen um das Gesetz der jüdischen Väter aufzulösen, sondern um sie zu erfüllen, vornehmlich im Gebot der Nächstenliebe gemäß der Schrift: „3. Mose 19, 18: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst; ich bin der HERR.“ Matthäus 22, 37 + 39: „Jesus aber antwortete ihm: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt«. Das andere aber ist dem gleich: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst«“ (3.Mose 19,18).

Mein lieber Adler, ich weiß nicht, ob Dir das ein stücklein weiterhilft. Aber wünschen tue ich es mir schon. Nein, ich bleibe bei meinem gegenwärtigen Erkenntnisstand: Unsere beiden Teile der hl Schrift sind mir wie Mutter und Tochter und gleichfalls wie Vater und Sohn. Das ist ein und dieselbe Familie.“ Und ich bin froh darüber, dass ich zu dieser Familie gehöre.

Liebe Grüße, landauf und landab vom alten Maximin :wink:

Adler

Re: IST DAS ALTE TESTAMENT ÜBERHOLT...?

#2 Beitrag von Adler » 05.01.2012, 18:39

Mein lieber Maxi,

zunächst möchte ich zwei grundlegende Dinge klarstellen.

Soweit ich mir bewusst bin, waren wir mal beim gegenseitigen „du“ angelangt. Vielleicht sollten wir dabei bleiben!?

Das Zweite ist, dass die von dir gewählte Überschrift zu diesem Thread leicht fehlinterpretiert werden könnte. Ich halte das Alte Testament (AT) weder für überholt, noch will ich es aus der Bibel verbannen.

Wie ich bereits schrieb, lässt sich durchaus Lehrreiches daraus entnehmen. Allerdings – wenn es um Lehrreiches geht, so sind auch andere Schriften hierzu bestens geeignet und finden dennoch keinen Platz in der Bibel.

Leider scheint es so zu sein, dass die heute existierende christliche Welt gar nicht zu merken scheint, dass sich viele ihrer Lehren auf der Thora (wie das AT von den Juden bezeichnet wird) als Grundlage stützen.

Wie viel Herzeleid ist dadurch entstanden! Denken wir z.B. an die „christlichen“ Erziehungsanstalten, in welchen es mehr Prügel als Brot gab, weil man sich auf Worte aus dem AT stütze in welchen die Züchtigung mit der Rute für die Kinder empfohlen wird.

Wie viele zig tausende Frauen sind von den Christen als Hexen verbrannt worden. Ihr Verbrechen war, dass sie Heilkräuter kundig waren und den Gebärenden schmerzstillende Kräuter verabreichten. Dies wiederum verstieß aber nach Auffassung des Klerus gegen die Bibel, worin ja (im AT) geschrieben steht, das die Frauen unter Schmerzen ihre Kinder gebären sollen.

Ich erspare es mir und auch dem geneigten Leser, hier die Bibelstellen anzuführen. Dies mag jeder für sich selber tun!

Weiter wäre da noch der Opferkult zu benennen welcher sich ebenfalls und ausschließlich auf das AT gründet.

Von Jesus schreibt Paulus an die Römer, das er (Jesus) des Gesetzes Ende sei. Womit will man da noch die Lehre des AT als für Christen verbindlich begründen?

Ich denke, ein sehr großes Problem der Christen war und ist es, das AT als das zu betrachten was es ist und sein sollte: ein Geschichtsbuch!
Wie bereits erwähnt, lässt sich Lehrreiches daraus entnehmen, aber das kann man auch z.B. aus den Lehren des Konfuzius oder des Laozi oder sonst eines weisen Denkers.

Richtschnur und Grundlage des Christentums ist und bleibt das Neue Testament (NT). Denn nur hierin steht wie Jesus, welcher der Eckstein des christlichen Glaubens ist, lebte und was er lehrte.
Da können im AT noch so schöne und lehrreiche Geschichten stehen, die vielleicht sogar auf Jesus hinweisen, die uns aber nichts von seinem Leben erzählen und schon gar nicht wie wir unser Leben nach seiner Lehre ausrichten können.

Anstatt ihre Zeit mit alten Geschichten zu vergeuden, sollte die Christenheit anfangen sich wieder auf den Ursprung, nämlich auf Jesus Christus den Erlöser zu besinnen. Schauen wir uns sein Leben intensiv an, dann finden wir genügend Beispiele dafür, wie wir unser Leben gestalten können.

Denn am Ende zählt nur eins: die Liebe!
Wenn am Ende gerichtet wird, lautet die Bewährungsfrage nicht: „Wie habe ich geglaubt?“, sondern: „Wie habe ich geliebt?“

Diese Liebe lernen wir nicht im AT, auch wenn Mose davon berichtet, gelebt hat er diese Nächstenliebe nicht!

Diese Liebe lernen wir nur aus dem Leben und Wirken Jesu – und DAS steht nun einmal ausschließlich im NT!

Lieber Maxi, auf deine in Frageform an mich gerichteten „Totschlagargumente“ gehe ich nicht ein, es würde uns Beide und auch dieser Diskussion nichts nützen.

In diesem Sinne
LG Adler

P.S.

Noch etwas zum -vielleicht- besseren Verständnis.

Mir geht es nicht darum, das AT oder gar den jüdischen Glauben zu verunglimpfen, ganz im Gegenteil! Ich achte den jüdischen Glauben sehr hoch!

Mir geht es lediglich darum, die Dinge an die richtige und ihnen zukommende Stelle zu rücken.

Das AT muss für uns Christen wieder zu dem Werden, was es ist: zu einem Geschichtsbuch und nicht zu einem Grundlagenwerk unseres Glaubens!

Grundlage des christlichen Glaubens ist das NT! Darauf müssen sich Christen wieder besinnen!

Maximin

Re: IST DAS ALTE TESTAMENT ÜBERHOLT...?

#3 Beitrag von Maximin » 05.01.2012, 20:41

:) Adler, wollen wir das vorerst mal nicht so stehen lassen und zuhören, ob und welche Erkenntnistände hierzu andere Teilnehmer haben?
LG Maximin :wink:

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evah pirazzi
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Re: IST DAS ALTE TESTAMENT ÜBERHOLT...?

#4 Beitrag von evah pirazzi » 06.01.2012, 00:06

Maximin hat geschrieben:...Die uns in zwei Teilen vorliegende Bibel (AT und NT) verbinde ich mit folgendem Bild: Sie sind mir wie Mutter und Tochter und gleichfalls wie Vater und Sohn. Das ist ein und dieselbe Familie.

Frage: „Auf wen möchten Sie, lieber Adler, aus Ihrer Familie verzichten, ihn oder sie engültig abschreiben...?
Das hast du aber schön ausgedrückt, Maxi, schön pathetisch, schön polarisiert in schlichter Schwarz-Weiß-Manier, wie es so deine Art ist. Du hättest es noch steigern können, etwas Schwülstigkeit hineinbringen können, etwa so: "Adelare, Sie erhabenes Wesen der Lüfte, wollen Sie die, die Ihnen nahe sind, Ihre Kinder und die, die Sie unter großen Opfern zu einem selbständigen Wesen aufzogen, ihr Leben für Sie gegeben hätten, Ihren Vater, Ihre Mutter, etwa verstoßen, Ihnen abschwören? Halten Sie inne, lassen Sie sich helfen, Bruder!!!" :wink:

Ich persönlich sehe das AT auch nur als eine Art abschreckende Geschichtsdokumentation, kann es aber als christliche Basis nicht ernst nehmen, da muss ich Adler zustimmen.

(Moment, ich höre gerade die Nationalhymne im Radio - muss mich kurz erheben und die Hand aufs Herz legen...) - So, tja, was wollte ich noch schreiben? Habe ich vergessen, bin noch so ergriffen...! :wink:

Frage, mein lieber Adler, siehst Du Dich als Wurzel, als Baum, als Ast oder als Frucht?
Halleluja!!

Darauf der Chor bitte altes NAK Gesangbuch 170:

...Seele, bist du schon Weizen,
oder bist du noch Unkraut?
Heut lebst du, heut bekehre dich...


Bild
[i][size=75]"... Ich bin einerseits sehr froh, dass ich diesen Gedanken aussprechen kann, auf der anderen Seite fällt es mir auch nicht schwer..."
(Bap Klingler - Neujahrsgd 2009)[/size][/i]

Maximin

Re: IST DAS ALTE TESTAMENT ÜBERHOLT...?

#5 Beitrag von Maximin » 06.01.2012, 09:18

:) Verehrte EvahP,
es freut mich, dass Du meinen Beitrag, wenn auch, wie es so Deine Art ist, zu mitternächtlicher Stunde, wahrgenommen und Deine Meinung mitgeteilt hast. Kann man sich mehr Aufmerksamkeit wünschen…? :oops:

Als kleines Dankeschön füge ich ein persönliches Foto bei. Es zeigt mich bei der Überprüfung, ob die „Sache“ koscher ist oder nicht. http://us.123rf.com/400wm/400/400/kobby ... -etrog.jpg

Ob Dein anerkennender Satz: „Das hast du aber schön ausgedrückt, Maxi, schön pathetisch, schön polarisiert in schlichter Schwarz-Weiß-Manier, wie es so deine Art ist.“ "koscher" ist, dazu befinde ich mich noch im Prüfungsprozess. Werden wir leben, werden wir sehen... :mrgreen:
Herzlichst Maxi :wink:

Magdalena

Re: IST DAS ALTE TESTAMENT ÜBERHOLT...?

#6 Beitrag von Magdalena » 06.01.2012, 13:13

Wie kaum anders zu erwarten, stelle ich mich wieder einmal ganz auf die Seite von Maxi. In der Betrachtung von Menschen - ich will gar nicht von einer Beurteilung sprechen, diese steht uns nicht zu - sollte es m. E. kein Schwarz-Weiß-Denken geben. Wenn ich mir aber gewisse Sachlagen ansehe, dann gibt es schon nur schwarz-weiß ohne Schattierungen. Zum Beispiel bei unserem Computer - 0 oder 1 - ein oder aus - kein 0,5 oder ein bisschen an oder ein bisschen aus.

Es gibt z. B. die Sünde. Sünde war Sünde und ist es heute auch noch. Lügen war Sünde und bleibt es. Ehebruch war Sünde und ist es auch heute noch.
Gott liebt den Sünder, hasst aber die Sünde. Er hat seinen Sohn als Opfer gegeben, damit die Sünde ein für allemal getilgt wird für alle Menschen, die daran glauben (wollen).

Wenn wir uns die brutalen Geschehnisse im AT ansehen, dann ist das ganz furchtbar, man versteht so vieles nicht. Aber die Zeit damals war brutal - in erster Linie bei den "Heiden". Dort gab es so viele furchtbare Dinge, Im Volk Gottes gab es Gesetze, die diese grausamen Dinge und Gebräuche der Heiden unterbinden sollten. Vielen Völkern war sogar der eine freie Tag der Woche nicht bekannt. Die Sklaven und unteren Schichten mussten arbeiten, ohne jemals einen Ruhetag zu haben. Die Israeliten hatten den Sabbat. Im Volk Israel durften nicht einmal die Tiere am Sabbat arbeiten! Frauen waren unter den Heiden zum großen Teil weniger wert als Tiere (soll es heute auch noch geben ...) Im Volk Israel hatten sie schon einen gewissen Stand - für die damalige Zeit etwas Besonderes! Sexuelle Ausschweifungen waren an der Tagesordnung in widerwärtigen Abarten - z. B. Sodomie. Vor all diesem Unwesen sollten die Israeliten bewahrt bleiben durch Gottes Gesetze. Immer wieder können wir im AT lesen, wie Gott sich bemüht, sein Volk zu belehren und zu warnen vor allem was dem Volk schaden könnte. Man sollte sich um Witwen, Waisen, Fremde usw. kümmern. Der Acker durfte nicht vollständig abgeerntet werden, damit die Armen reiche Nachlese halten konnten und so vieles mehr.

Man kann das AT so und so lesen - ad libitum.

Es gibt und gab Theologen, die in herausragenden Ereignissen des AT ein Schattenbild des zu erwartenden Christus sehen. Zum Beispiel der Pfarrer Wilhelm Busch hat Ereignisse des AT den Geschehnissen um und mit Jesus gegenübergestellt - es ist frappierend, was man da alles erkennen kann - wenn man sich damit ernsthaft beschäftigt.

Dieser Pfarrer Wilhelm Busch musste auch bekunden: Wenn wir Gott verstehen könnten, dann wäre es nicht Gott! Gott kann man nicht verstehen mit dem begrenzten Vermögen des Menschen (eine Ameise und der Mensch - sogar dieser Vergleich reicht nicht aus, um das Größenverhältnis zwischen Gott und Mensch zu begreifen)

Ich kann für mich nur feststellen: Ich will diesem großen Gott vertrauen, auch wenn ich ihn nur selten oder nie wirklich verstehen kann. Was bleibt mir weiter übrig? Übrig bliebe mir nur, mich von ihm abzuwenden und ad acta zu legen und so zu leben, wie die meisten unserer Zeitgenossen. Also entweder oder - oder gibt es da Zwischenstufen? Für mich nicht! Für mich ist es höchste Lebensqualität geworden, Gott zu vertrauen, das Opfer seines Sohnes für mich ganz und gar in Anspruch zu nehmen.

Eines lasst mich noch sagen: Die Grausamkeiten des AT sind heute noch in vielen Ländern im Schwange. Wir verschließen unsere Augen davor, wir wollen es nicht wahrhaben, weil es uns in unserem so wunderbaren Leben als einer Made im Speck doch sehr stören würde. Wir leben hier in Deutschland fast wie in einem Schlaraffenland. Millionen, ja vielleicht Millarden von Menschen leiden Hunger und Durst - jetzt zu dieser Stunde. Sie krümmen sich vor Kälte und Hunger, sind nackt angekettet an Betonböden oder schmoren in fast luftdichten Containern in der Sonne Somalias oder Eritreas. Sie schuften in Lagern kaum bekleidet, ständig hungrig und frierend, immer mit einer Peitsche im Rücken und oftmals auch auf dem selben. In "ziviliserteren" Ländern greift man zu psychischen Foltermethoden - vielleicht noch im Namen des Gottes der Christen ... Ich habe auch im TV in einer Sendung gesehen, dass ein Mann in einem islamischen Staat zugegeben hat, ca. 200 bis 300 Junges missbraucht zu haben (er hatte schon wieder neue "Ware" bei seinen armen Landsleuten eingekauft) . Ein anderer hat zugesehen, wie "seine" Jungs, derer er überdrüssig war, sich mit Tieren befassen mussten.

Das Volk Israel und die Christen der vergangen und heutigen Tage haben sich wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert. Gott hatte und hat immer sehr klare Ansagen gemacht - aber wir Menschen verstehen es sehr gut, alles so auszulegen, wie es uns gerade in den Kram passt.
Deshalb sollte es uns allen wirklich am Herzen liegen, die Summe aller Gebote und Gesetze mehr und fester in unser Leben einzubauen: Liebe Gott von ganzem Herzen, mit ganzer Seele, von ganzem Gemüt und von allen deinen Kräften und deinen Nächsten wie dich selbst!

Cerebron

Re: IST DAS ALTE TESTAMENT ÜBERHOLT...?

#7 Beitrag von Cerebron » 06.01.2012, 14:08

Magdalena hat geschrieben:Wenn wir uns die brutalen Geschehnisse im AT ansehen, dann ist das ganz furchtbar, man versteht so vieles nicht. Aber die Zeit damals war brutal - in erster Linie bei den "Heiden". Dort gab es so viele furchtbare Dinge, Im Volk Gottes gab es Gesetze, die diese grausamen Dinge und Gebräuche der Heiden unterbinden sollten. Vielen Völkern war sogar der eine freie Tag der Woche nicht bekannt. Die Sklaven und unteren Schichten mussten arbeiten, ohne jemals einen Ruhetag zu haben. Die Israeliten hatten den Sabbat. Im Volk Israel durften nicht einmal die Tiere am Sabbat arbeiten! Frauen waren unter den Heiden zum großen Teil weniger wert als Tiere (soll es heute auch noch geben ...) Im Volk Israel hatten sie schon einen gewissen Stand - für die damalige Zeit etwas Besonderes!
Gerade was den Sabbat angeht möchte ich mal eine Begebenheit von Ihnen erläutert bekommen, insbesondere unter dem Aspekt, dass Gott, wie Sie schreiben, "immer sehr klare Ansagen gemacht" hat:
4Mo 15 hat geschrieben:32 Als nun die Israeliten in der Wüste waren, fanden sie einen Mann, der Holz auflas am Sabbattag.
33 Und die ihn dabei gefunden hatten, wie er Holz auflas, brachten ihn zu Mose und Aaron und vor die ganze Gemeinde.
34 Und sie legten ihn gefangen, denn es war nicht klar bestimmt, was man mit ihm tun sollte.
35 Der HERR aber sprach zu Mose: Der Mann soll des Todes sterben; die ganze Gemeinde soll ihn steinigen draußen vor dem Lager.
36 Da führte die ganze Gemeinde ihn hinaus vor das Lager und steinigte ihn, sodass er starb, wie der HERR dem Mose geboten hatte.
Beim ersten Lesen stellt sich mir das so dar: Hier haben ein paar Eifrige (übrigens keine Heiden!) einen Menschen gefangengenommen, für dessen Vergehen nicht einmal eine klare Strafe vorgesehen war. Im Nachhinein verhängt Gott die Todesstrafe, und alle machen mit, um diesen Menschen umzubringen. Erbaulich, diese Frömmigkeit. Aber ich kenne ja noch nicht Ihre Erläuterung.

Oder lesen Sie mal die Geschichte des Tals Achor. Und fragen Sie sich ruhig, ob es gerecht wäre, Sie zu verbrennen, wenn Ihr Vater Beutegut unterschlagen hätte.

Ich vermute auch, dass Sie ein Problem damit hätten, jemandem aus Ihrem eigenen Volk zum Sklaven zu nehmen und ihm gegebenenfalls das Ohr zu durchlöchern (2Mo 21, 5-6). Warum eigentlich? Das alte Testament berichtet, dies zu tun sei ein Gebot Gottes. Können Sie ein Gebot Gottes als ungerecht verachten? Und falls Sie behaupten, das Gebot sei zur Zeit des alten Testaments gerecht gewesen, die Zeiten hätten sich aber geändert: Welche der heutigen Gebote werden in 500 Jahren als ungerecht nicht mehr zu beachten sein? Welche der alttestamentarischen Gebote werden in 500 Jahren wieder gerecht sein?

Gruß,
C.E.

Adler

Re: IST DAS ALTE TESTAMENT ÜBERHOLT...?

#8 Beitrag von Adler » 06.01.2012, 18:43

Liebe Fories,

alleine die Tatsache, dass in den beiden Testamenten der Bibel zwei völlig unterschiedliche Gottesbilder gezeigt werden, lässt mich daran festhalten, das AT NICHT als Grundlage des Christentums zu werten.

Der Gott des NT ist ein Gott der Gnade, Versöhnung und Liebe.

Dem steht der Rachegott des AT als krasses Gegenteil, wie Cerebron es in der Begebenheit mit Mose angeführt hat, gegenüber.

Aber derartige Bibelstellen, von Christen angewand, haben dazu geführt, dass in der Vergangenheit unzählige Menschen, wegen Nichtigkeiten, von den Christen getötet wurden! Wo aber war da die von Jesus gelehrte Nächstenliebe? Selbst in der Zeit weltweiter Mission, der Christen, hat man sich eher nach dem Rachegott des At ausgerichtet, als die Nächstenlie Jesu zu praktizieren.

Wieviel Schuld an der Menschheit, hat die christliche Kirche, allein dadurch auf sich geladen, dass sie sich nach den Lehren des Rachegottes aus dem AT und NICHT nach der Jesulehre von der Nächstenliebe, orientiert hat?

LG Adler

Maximin

Re: IST DAS ALTE TESTAMENT ÜBERHOLT...?

#9 Beitrag von Maximin » 06.01.2012, 21:40

:) Mein lieber Cerebron,
ich war gerade Ende März 1960 in der NAK konfirmiert worden und erlebte im April den damaligen StAp. J. G. Bischoff bei einem seiner letzten Festgottesdienste in der Berliner Deutschlandhalle. Den greisen Mann, der uns gesagt hatte, dass Jesus Christus zu seiner Lebenszeit wiederkommen würde. Wie er zu dieser Aussage kommen konnte, das ließ er bis zu seiner letzten Stunde, am 6. Juli 1960, offen. War es eine göttliche Offenbarung? Hatte Gott selbst bzw. dessen Sohn, Jesus Christus, ihm diese „Botschaft“ eingegeben?

In der jüdischen Bibel, dem Alten Testament, lesen wir oft: „Und Gott redet mit…!“ Der menschliche Gesprächspartner Gottes ging danach zum Volk und überbrachte ihm die göttlichen Mitteilungen.

Cerebron, je älter ich werde, und ich werde so langsam uralt, je mehr drängt sich mir eine entscheidende Frage auf: „Haben die damaligen und heutigen Botschaftsüberbringer Gottes wirklich immer Gottes Botschaften unter die Leute gebracht, oder kann es nicht auch so sein, dass sie in Wahrheit eigene Erkenntnisstände als von Gott mitgeteilt „verkauft“ haben?

Wäre das so, dann kloppe ich noch heute Abend das Alte Testament in die Tonne und das Neue Testament gleich mit. Denn dann sind der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs und der Vater unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus, menschenerdachte „Figuren“. Ein Nichts! Bestenfalls tote Götter wie viele andere menschenerdachten Götter auch, die von Maden zerfressen werden. Und dann wäre ich möglicherweise endlich völlig immun gegen jeglichen Missionsversuch nach dem Motto: „Wenn dein Gott tot ist, dann nimm doch meinen…!"

Nun glaube ich aber dennoch unverdrossen an den Gott meiner Väter und ich will Dir auch sagen warum: Weil er so „menschlich“ ist. Ein Gott, der Himmel und Erde erschafft, einen Menschen nach seinem Ebenbild aus einem Erdenklos formt, den zum Leben erweckt um anschließend resignierend festzustellen, dass es nicht gut ist, diesen Menschen mit sich selbst allein zu lassen.

Genau dieses und viele andere Beispiele aus der Jüdischen Bibel, dem Alten Testament, machen mir diesen „alten Gott“ so menschlich und so barmherzig. Gott scheint zu planen und doch kommt er zuweilen an einen Punkt, an dem er sich besinnt und, anders als ursprünglich geplant, handelt. Das macht mir meine Bibel so ehrlich und so glaubhaft.

Der Deutsche Geheimrat, Johann Wolfgang von Goethe schreibt in seinem Faust: “Solange er auf der Erde lebt, so lange sei dir's nicht verboten, es irrt der Mensch so lang er strebt.“
Quelle:

http://www.martinschlu.de/kulturgeschic ... ust/03.htm

Mir scheint, dass wir irrende Menschen seit Jahrtausenden dazu neigen, unsere ureigensten Unwissenheiten, Irrtümer, Dummheiten und Verirrungen jemanden in die Schuhe zu schieben der unangreifbar fern ist, den manche dann „Gott“ nennen.

Ja, ja: Gott ist an allem Elend Schuld. Wir Menschen brauchen so einen überirdischen Sündenbock. Einen Sündenbock, den man nicht sehen, nicht anfassen und nicht verstehen kann. Warum? Wohl deshalb, weil wir uns meist selber nicht verstehen, uns selber nicht sicher sind und uns selber nicht über den Weg trauen. Auch, weil wir nur all zu oft von unseren Mitmenschen belogen und betrogen werden.

Mein sehr frommer Vater gab mir mit auf den Weg: „Traue niemandem. Denn manchmal bescheißt dich sogar dein eigener Hintern.“

Mit freundlichen Grüßen, Maximin :wink:
Zuletzt geändert von Maximin am 06.01.2012, 22:29, insgesamt 1-mal geändert.

dietmar

Re: IST DAS ALTE TESTAMENT ÜBERHOLT...?

#10 Beitrag von dietmar » 06.01.2012, 22:01

Den Gott des AT, den Gott der Kirchen braucht kein Mensch.
im neuen Testament sind gute Anregungen, Nützliches und Nachdenkenswertes u.v.m
wichtig ist allein der Gott, der Schöpfer( nicht der bibl. Schöpfer), dieses Wesen da sich mir zeigt, mich führt und dessen Existenz ich in meinem Leben erleben darf.
also hau das AT ruhig in die Tonne, hab ich auch gemacht, wirst sehen es fehlt dir nichts.

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