NAK - Macht und Freiheit: Erfahrungen und Interpretationen eines Ex-Priesters der NAK Taschenbuch von Markus Lechner

Alles rund um die Sondergemeinschaft Neuapostolische Kirche (NAK), die trotz bedenklicher Sonderlehren (u.a. Versiegelung, Entschlafenenwesen mit Totenmission, Totentaufe, Totenversiegelung und Totenabendmahl, Heilsnotwenigkeit der NAK-Apostel, Erstlingsschaft, ..), weiterhin "einem im Kern doch ... exklusiven Selbstverständnis", fehlendem Geschichtsbewusstsein und Aufarbeitungswillen, speziell für die Zeit des Dritten Reiches, der DDR, der Bischoffs-Botschaft ("... Ich bin der Letzte, nach mir kommt keiner mehr. ..."), sowie ihrer jüngsten Vergangenheit und unter erheblichem Unmut ehemalicher NAK-Mitglieder, auch Aussteiger genannt, die unter den missbräuchlichen Strukturen und des auf allen Ebenen ausgeprägten Laienamtes der NAK gelitten haben, weiterhin leiden und für die die NAK nach wie vor eine Sekte darstellt, im April 2019 als Gastmitglied in die ACK Deutschland aufgenommen wird.
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Holger F.
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Re: NAK - Macht und Freiheit: Erfahrungen und Interpretationen eines Ex-Priesters der NAK Taschenbuch von Markus Lechner

#11 Beitrag von Holger F. » 23.04.2023, 20:12

Hallo Vogelfrei,

ich würde dir nicht widersprechen und hatte die "starre Arbeitsweise" auch nicht in Frage gestellt. Ich bin mir nur nicht sicher, ob und wie eine letzlich nur aus Ehrenamtlichen gestemmte Gemeinde- und Bezirksarbeit letztlich durch Papiere wie "Dienen und Führen" tatsächlich nachhaltig verbessert werden kann...

Darüber hinaus finde ich - und da ist doch M. Lechner das beste Beispiel -, dass die Ergebnisse der neuapostolischen Gemeindearbeit beachtlich sind...

Der springende Punkt zu einer weiteren Verbesserung scheint mir die weitere "Professionalisierung" zu sein und dazu müssten IMO die Opfergelder anders eingesetzt werden...

1 Wenn ich eine Verbesserung der musikalischen Arbeit will, muss ich Geld in die Hand nehmen und professionelle Leute einstellen; in Norddeutschland geschehen...

2 Wenn ich die Jugendarbeit verbessern will, muss ich Geld in die Hand nehmen und (auch) professionelle Jugendleiter/ Sozialarbeiter einstellen: punktuelle Professionalisierung ist bereits erkennbar...

Aktuell werden - außer Verwaltungsleute - (fast) nur die Apostel bezahlt. Mittelfristig wird die NAK sich überlegen müssen, ob sie nicht auch in alternative "Manpower" investiert und nicht nur in schöne Kirchen...

Gruß

Jakobgutbewohner
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Re: NAK - Macht und Freiheit: Erfahrungen und Interpretationen eines Ex-Priesters der NAK Taschenbuch von Markus Lechner

#12 Beitrag von Jakobgutbewohner » 23.04.2023, 22:41

Holger F. hat geschrieben:
23.04.2023, 20:12
Mittelfristig wird die NAK sich überlegen müssen, ob sie nicht auch in alternative "Manpower" investiert
Ich würde sagen, es wäre völlig falsch in diesem Bereich auf Geldstrukturen zu bauen. Wenn Christen nicht in angemessenem Ausmaß den nötigen "unprofessionellen Idealismus" aufbringen, dann sollte darin die problematische Situation erkannt werden.

Vogelfrei
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Re: NAK - Macht und Freiheit: Erfahrungen und Interpretationen eines Ex-Priesters der NAK Taschenbuch von Markus Lechner

#13 Beitrag von Vogelfrei » 01.05.2023, 07:26

Holger F. hat geschrieben:
23.04.2023, 20:12
(...)
Der springende Punkt zu einer weiteren Verbesserung scheint mir die weitere "Professionalisierung" zu sein...

(...)

@Holger F.
@all

In Markus Lechners Buch schildert er, dass er lieblos behandelt wurde und er deshalb nicht nur bei der Kirchenleitung auf ein gewisses Missverständnis stieß. Im Laufe der Jahre habe ich jedoch viele Forenbeiträge gelesen, in denen andere genau dasselbe berichteten. Tatsächlich sah ich mich selbst mit solch rücksichtslosem Verhalten in der Neuapostolischen Kirche konfrontiert. Daher hätte ich lieber folgendes vor Augen:
  • [5] Seid so unter euch gesinnt, wie es der Gemeinschaft in Christus Jesus entspricht:
    • [6] Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, [7] sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt.
      [8] Er erniedrigte sich selbst…
    (Phil 2)

MfG,
Vogelfrei
"Besser frei in der Fremde, als Knecht daheim!"

Holger F.
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Re: NAK - Macht und Freiheit: Erfahrungen und Interpretationen eines Ex-Priesters der NAK Taschenbuch von Markus Lechner

#14 Beitrag von Holger F. » 27.06.2023, 22:27

Liebe/r/s Vogelfrei,

"rücksichtsloses Verhalten", das du und viele andere bereits erlebt hätten... - das ist wirklich ein sehr persönlicher, nicht zu pauschalierender Vorwurf...

Mir ist auch nicht klar, welchen Stellenwert deine Zitate haben sollen. Du müsstest dir wirklich mehr Mühe geben, deine Zielsetzung und Denkrichtung zu präzisieren. Ansonsten wirst du damit leben müssen, dass deine Kritik nicht wahrgenommen wird....

Gruß

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Loreley 61
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Re: NAK - Macht und Freiheit: Erfahrungen und Interpretationen eines Ex-Priesters der NAK Taschenbuch von Markus Lechner

#15 Beitrag von Loreley 61 » 08.07.2023, 08:18

Hallo Holger F,

ich bin nur noch selten online, darum etwas verspätet der Hinweis, das es noch zwei relativ bekannte Ex-NAK-Amtsträger gibt, nämlich S. Dannwolf als Buchautor und C. Steurich als "Hersteller" und Verbreiter einer NAK-kritischen CD. Darüber hinaus eine ehemalige Glaubensschwester (Winni Lange) mit ihrem Buch" Ich war ein Gotteskind". Ich denke sogar, dass es da noch einige andere bekannte Ex-Amtsträger gibt.

LG, Lory
Unsere Gedanken und Gefühle werden durch unsere Überzeugungen geformt.
Was du tief in dir und oft unbewusst denkst, das zeigt die größte Wirkung in deinem Leben.
Brauche nichts ... wünsche alles ... und wähle, was sich zeigt!
______
Namaste

Markus Lechner
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Re: NAK - Macht und Freiheit: Erfahrungen und Interpretationen eines Ex-Priesters der NAK Taschenbuch von Markus Lechner

#16 Beitrag von Markus Lechner » 04.06.2024, 18:10

Ich bin Markus Lechner, der Autor des Buches „Macht & Freiheit - Erfahrungen und Interpretationen eines Ex-Priesters der Neuapostolischen Kirche“, erreichbar unter der E-Mail-Adresse markus.lechner.freiheit@gmail.com

Nachdem ich (ganz bewusst) weder einen Facebook- noch einen Instagram-Account noch eine Homepage bzgl. der Inhalte meines Buches ins Leben gerufen habe, möchte ich gerne die Plattform von glaubensforum24 nutzen, um ein paar Gedanken loszuwerden.

1. Dank
2. Grundsätzliches zu meinen Ausführungen
3. Meine Position zur Neuapostolischen Kirche (NAK)
4. Meine Position zu NAK-Hardlinern
5. Meine Position zu Anti-NAK-Hardlinern
6. Was „75 Jahre Grundgesetz“ mit den Machtstrukturen der NAK zu tun hat
7. Mitgliederentwicklung – Wo es in Deutschland noch Gemeindewachstum gibt
8. Was das Buch „Macht & Freiheit“ bislang bewirkt hat
9. Neues Projekt
10. Dank


1. Dank

Zunächst vielen Dank an die Betreiber der Plattform glaubensforum24, das Forum für christlichen Dialog und Austausch. Der Betrieb ist mit Datenpflege verbunden und das kostet Zeit, Energie etc. Ich sehe es jedenfalls nicht als Selbstverständlichkeit an, dass dieses Forum kostenlos genutzt werden kann. Vielen Dank auch an die bisherigen Schreiber in diesem Themenbereich, die ihre Gedanken in respektvoller Art und Weise ausgedrückt haben.

2. Grundsätzliches zu meinen Ausführungen

Wie im Vorwort meines Buches angeführt, handelt es sich bei meinen Ausführungen (auch hier bei glaubensforum24) um persönliche Erfahrungen und Eindrücke, Ansichten, Meinungen und Darstellungen. Es ist meine Glaubensauffassung. Ich habe nie behauptet, im Besitz der einen einzigen Wahrheit zu sein. Vielmehr bin ich ein lösungsorientierter Mensch, der bereit ist, Erkenntnisse auf den Prüfstand zu stellen und ggf. zu korrigieren. Wer mich kennt, der weiß, dass ich durchaus auch „Entschuldigung“ oder „Verzeihung“ sagen kann. Wo meine Ausführungen aber berechtigt sind/waren, gibt es keinen Grund dafür. Da bleibe ich in der Sache hart.

3. Meine Position zur Neuapostolischen Kirche (NAK)

Ich sehe in der NAK sowohl Gutes als auch Kritikwürdiges. Aber trifft diese Aussage nicht auf alle Kirchen zu? Ich wurde in der NAK religiös sozialisiert, also habe ich über die NAK geschrieben. Wäre ich z. B. in der römisch-katholischen Kirche (RKK) aufgewachsen, hätte ich wohl über die RKK geschrieben.

4. Meine Position zu NAK-Hardlinern

Unter einem NAK-Hardliner verstehe ich eine Person, die extrem verbissen meint, die Lehraussagen der NAK als die eine einzige Wahrheit zu erkennen und/oder die Vorgehensweise der NAK vollumfänglich blind gutheißt. Ein solches Denken (nicht die Person) lehne ich ab.

5. Meine Position zu Anti-NAK-Hardlinern

Viele Leserinnen und Leser meines Buches „Macht & Freiheit“ haben die E-Mail-Adresse markus.lechner.freiheit@gmail.com genutzt, um mir ihre Sicht der Dinge zur NAK mitzuteilen. Das war größtenteils konstruktiv, manchmal auch humorvoll und vor allem voller freiheitlicher Gedanken. Ein paar wenige Leute haben aber auch versucht, mich für ihre zerstörerischen Gedanken zu instrumentalisieren und in heftiger Art und Weise gegen die NAK zu hetzen (Anti-NAK-Hardliner). Ich kenne die Hintergründe dieser Menschen nicht bzw. nur teilweise. Einiges kann ich höchstens erahnen. Es sind wohl tiefsitzende, schmerzliche Verletzungen. Ich kann und will aber trotzdem weder die Sprache dieser Menschen übernehmen noch etliche ihrer Ziele.

6. Was „75 Jahre Grundgesetz“ mit den Machtstrukturen der NAK zu tun hat

Im Mai 2024 wurde hierzulande 75 Jahre Grundgesetz gefeiert. Man kann von der Bild-Zeitung halten, was man will, aber der Kolumnist Franz Josef Wagner schrieb am 23.05.2024 in trefflicher Art und Weise zu diesem Thema. Auszugsweise möchte ich folgendes wiedergeben: „Ich bin aufgewachsen an einem Sarg, in dem Deutschland lag … Wenn uns damals jemand gesagt hätte, was für ein wunderschönes Deutschland es werden würde … Es ist ein Wunder, was aus Deutschland wurde. Das Wunder heißt Grundgesetz … Mit dem Grundgesetz stieg Deutschland aus dem Sarg.“ So sehe ich es auch. Nach den (hoffentlich) dunkelsten Zeiten in unserem Land hat man Bilanz gezogen. Nie wieder sollte die Macht im Land in der Hand einer Einzelperson oder in der Hand einer einzigen Partei liegen. Zu groß war die Gefahr des Machtmissbrauchs. Hatte man sich zunächst schon der Monarchie entledigt, so schob man nun der Diktatur, den autokratischen Machtverhältnissen, einen Riegel vor, indem die Macht im Land aufgeteilt wurde. Deutschland bekam eine „Verfassung“, die von der Würde des Menschen spricht, von dem Recht auf die freie Entfaltung der Persönlichkeit, von Gleichberechtigung, von der Freiheit des Glaubens usw. Dadurch entstand kein perfektes Deutschland, aber es wurde das freiheitlichste Deutschland, in meinen Augen das beste Deutschland, das es je gab. Diesem Deutschland liegt bis heute die freiheitlich demokratische Grundordnung zugrunde. Jeder kann dieses Deutschland innerhalb der gesetzlichen Regelungen mitgestalten und alle Wahlberechtigten (die große Mehrheit) haben einen echten Einfluss auf dieses Land.

Was hat das mit den Machtstrukturen der NAK zu tun? Muss die NAK dieselben demokratischen Verhältnisse aufweisen wie sie in unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung festgelegt sind? Die zweite Frage, also ob die NAK das muss, kann ich nicht abschließend beantworten, anscheinend aber wohl nicht. Ich kann der NAK aber dringend empfehlen, es zu tun, und zwar aus denselben Gründen, warum man diese demokratische Grundordnung in unserem Land eingeführt hat: Um gesunde, ausgewogene Machtverhältnisse zu haben. Um Kräfte zu haben, die sich gegenseitig, und vor allem unabhängig voneinander, kontrollieren. Wie bereits gesagt, entsteht dadurch kein perfekter Zustand, aber die Gefahr des Machtmissbrauchs sinkt deutlich. Es stellt sich also zunächst die Frage: Gibt es in der NAK bereits demokratische Strukturen? Ich sage „Ja“, aber nach meiner Einschätzung eher dort, wo es um Belanglosigkeiten geht. Beispiel: Ein Gemeinde-Orga-Team darf demokratisch entscheiden, ob am Sonntag nach dem Gottesdienst Kaffee und/oder Tee angeboten wird oder eben nichts. Sobald es aber um wesentliche Dinge geht (z. B. Personal- oder Glaubensangelegenheiten, auch viele Entscheidungen zum Thema Musik, Musikinstrumente, Events, Ökumene etc.), ist es ganz schnell vorbei mit der Partizipation. Ein Gemeinde-Orga-Team hat hier nichts mehr zu sagen, auch die Gemeinde als Ganzes nicht, auch die ehrenamtlichen Amtsträger (Diakone, Priester) i. d. R. nicht, die über 99 Prozent aller Geistlichen ausmachen. Wenn es um wesentliche Dinge geht, liegt alle Entscheidungsgewalt bei den „Aposteln“, die in ihrer weltweiten Gesamtzahl deutlich weniger als 1 Prozent aller Amtsträger ausmachen (extremes Machtgefälle). Es gibt zwar Gremien für bestimmte kirchliche Themenbereiche, in denen Berater anwesend sind, aber nur die kleine, von der Kirche gut bezahlte, „Weniger-als-1-Prozent-Mini-Elite“ der „Apostel“ hat letztendlich die Entscheidungsgewalt, also das Sagen über alles und jeden innerhalb der NAK. So zumindest habe ich die NAK kennengelernt und so wird es mir auch immer wieder durch die zahlreichen Zuschriften bestätigt. Umfangreich beschrieben (inkl. der Gefahren) habe ich es in meinem Buch „Macht & Freiheit“. Meines Erachtens finden sich also innerhalb der NAK im Bereich der Belanglosigkeiten demokratische Strukturen und im Bereich des Wesentlichen autokratische Strukturen. Bzgl. dem Wesentlichen bedeutet das, dass mehr als 99 Prozent aller Amtsträger (sogar aller Mitglieder) lediglich ausführende, aber i. d. R. nicht mitentscheidende Organe sind. Wer ehrenamtlich für die NAK tätig sein möchte, sollte sich dessen bereits vorher bewusst sein. Es gibt bestimmt Menschen, für die das völlig in Ordnung ist, die vielleicht sogar froh über diese Umstände sind und die so auch glücklich sein können. Ich gehöre aber nicht dazu, und viele kreative Macher, die der NAK mittlerweile den Rücken gekehrt haben, auch nicht. Die Mitgliederzahlen und Gemeindeschließungen unter Punkt 7 sprechen eindeutig in diese Richtung.

Dass autokratische Strukturen innerhalb der NAK nicht der Vergangenheit angehören, dass es immer noch die Wenigen sind, die finanziell und personell profitieren und die letztendlich über die Vielen Einfluss haben, deutet auch eine ehemalige Verwaltungsmitarbeiterin der NAK Italien an, die zum Jahreswechsel 2023/2024 bei der NAK gekündigt hat und sich wie folgt in einer E-Mail an Vertraute wandte: „Ich habe einfach den Glauben an diese menschliche Institution verloren, die wie viele andere religiöse Einrichtungen zum Nutzen einiger weniger geschaffen und aufgebaut wurde. Ich werde mein Berufsgeheimnis nicht brechen, wie mich einige mehrmals daran erinnert haben (wer weiß, warum sie so besorgt sind?), denn wenn man sich dafür entscheidet, die Interessen EINER Person auf Kosten aller zu verteidigen, dann bin ich mir sicher, dass das alles leider bald ein Ende haben wird, und die letzten Zahlen, die ich gesehen habe, bestätigen dies. Warum bin ich all diese Jahre geblieben? Ich bin geblieben, um zu versuchen, diese Realität zu verbessern und transparenter zu machen, aber man kann nicht allein gegen Windmühlen kämpfen, vor allem nicht, wenn es anfängt, einen innerlich zu zerstören. Ja, für die Kirche zu arbeiten bedeutet, dass man entweder weiß, wie man die Augen schließt und weitermacht, oder man macht sich innerlich kaputt, und dann ist es besser, rechtzeitig abzuspringen, bevor der Zug entgleist.“ (Quelle: https://www.glaubenskultur.de/?/2208-We ... alien.html Artikel vom 20.05.2024)

Ich möchte nicht als Nörgler, als Pessimist, verstanden werden, da ich durchaus auch das Gute in der NAK sehe, vor allem in der Diakonie, der Öffnung des Amtes für Frauen und in Teilbereichen der Musik (Benefiz-Konzerte usw.), aber die Machtverhältnisse im Hintergrund (vor allem eine fehlende, unabhängige Opposition) und die mangelnde Partizipation an wesentlichen Entscheidungen halte ich für kritikwürdig.

7. Mitgliederentwicklung – Wo es in Deutschland noch Gemeindewachstum gibt

Statistik (Jahr 2000) der NAK Deutschland: 388.314 Mitglieder in 2.824 Gemeinden

Statistik (Jahr 2023) der NAK Deutschland: 307.291 Mitglieder in 1.441 Gemeinden

Verlust von 81.023 Mitgliedern und Verlust von 1.383 Gemeinden in Deutschland für die NAK. (Quelle: https://www.apostolische-geschichte.de/ ... eutschland 27.05.2024)

Von den 307.291 Mitgliedern der NAK sind geschätzt 120.000 Mitglieder aktiv. Der Rest wird „auf dem Papier“ geführt.

Statistik (Jahr 1999) der FeG* Deutschland: 32.070 Mitglieder in 400 Gemeinden

Statistik (Jahr 2023) der FeG Deutschland: 40.904 Mitglieder in 500 Gemeinden

Gewinn von 8.834 Mitgliedern und Gewinn von 100 Gemeinden in Deutschland für die FeG. (Quelle: https://feg.de/fakten/ 27.05.2024)

*Freie evangelische Gemeinde

Wie viele der 40.904 Mitglieder tatsächlich aktiv sind, ist mir nicht bekannt. Nachdem aber die Gemeindeanzahl gestiegen ist, gehe ich von einer hohen Aktivitätsrate aus.

Die NAK und die FeG sind in etwa zur selben Zeit entstanden (Mitte des 19. Jahrhunderts). Die FeG ist, was Mitgliederzahlen und Gemeinden angeht, kleiner als die NAK, aber sie ist seit ihrer Gründung langsam und stetig am Wachsen (außer Corona-Zeitraum), und zwar hier in Deutschland. Von einem „Strohfeuer“ kann wohl nicht die Rede sein. Während sich die großen Landeskirchen und auch die NAK in den letzten 20 Jahren im katastrophalen Sinkflug befinden, scheint die FeG ein erfolgreiches, solides Konzept zu haben, in unserer ach so säkularen Gesellschaft nicht nur zu überleben. Während die NAK in Deutschland fast 1.400 Gemeinden schließen musste, hat die FeG im selben Zeitraum 100 neue Gemeinden gegründet. Mmh… dafür muss es doch Gründe geben.

Kleiner Tipp an die NAK: Schaut doch mal bei der FeG vorbei und lasst euch erklären, wie die das so machen. Keine Angst, ihr müsst nicht restlos alles übernehmen.

Was ich euch im Vorfeld aber schon mal zuflüstern kann: Die lassen sich z. B. nicht einfach so irgendeinen Vorsteher / Pastor / Pfarrer überstülpen (nach dem Prinzip „Friss oder Stirb“), sondern die Gemeinde entscheidet sich gemeinschaftlich, wer ihr neuer Pastor sein soll, was übrigens auch wirklich Sinn macht!!! Das nennt sich Partizipation an wesentlichen Entscheidungen. Die Gemeinde darf aber auch an vielen anderen Gemeindethemen mitentscheiden, aber ich möchte euch nicht zu viel verraten, geht doch einfach mal hin zur FeG und lasst euch beraten. Ich kann dazu nur eins sagen: Besser gut kopiert als schlecht selber gemacht…

8. Was das Buch „Macht & Freiheit“ bislang bewirkt hat

Das dürfte die NAK interessieren. Warum sollte ich ein Geheimnis daraus machen? Ich führe keinen Krieg, sondern benenne nur aus meiner Sicht berechtigte Kritikpunkte, die der NAK helfen würden, sich positiv weiterzuentwickeln.

Zunächst hat sich das Buch in Zentraleuropa gut verbreitet. Rückmeldungen erhalte ich bislang von den Nord- und Ostseeküsten über das gesamte Bundesgebiet bis in den Süden. Darüber hinaus melden sich Leute aus den Niederlanden, Österreich und Schweiz.

Die Leserinnen und Leser sind u. a. ehemalige, aber auch aktive Amtsträger der NAK. Viele von ihnen haben sich schriftlich bei mir gemeldet. Es schreiben mir aber auch NAK-Mitglieder ohne Amt, wenngleich weniger. Darüber hinaus gibt es Leserinnen und Leser, die kein Mitglied der NAK sind.

Auf der einen Seite gibt es private Empfehlungen meines Buches „Macht & Freiheit“, auf der anderen Seite öffentliche Empfehlungen, wie man aufgrund der Rezensionen bei Amazon oder Hugendubel nachlesen kann. Es wird dabei u. a. von einer Pflichtlektüre für jedes NAK-Mitglied gesprochen. Das sehe ich auch so, da ist allerdings noch „Luft nach oben“. Natürlich gibt es bei solchen Büchern nicht nur Lob und Anerkennung. Ich „durfte“ die Erfahrung machen, dass während eines Gottesdienstes vom Altar herab davor gewarnt wurde, mein Buch zu lesen. Ich muss schmunzeln…

Es gab (und gibt) zum Buch viele Rückmeldungen mit dem gleichen oder ähnlichen Wortlaut: „Woher kennst du meine Geschichte?“ oder „Das ist doch meine Geschichte.“ oder „Du sprichst mir aus der Seele.“. Diese gleichen oder ähnlichen Rückmeldungen sind meines Erachtens nicht verwunderlich, weil überall in der NAK dieselbe Machtschablone über den Leuten liegt. Natürlich ist es an der Nord- und Ostsee nicht viel anders als z. B. im Rheinland oder am Alpenrand. Der Unterschied zwischen diesen Leuten und mir ist nur, dass ich die Begebenheiten und Interpretationen in ein Buch gefasst habe. Den meisten fehlt der Antrieb, die Kraft, der passende Wortlaut, der theologische Hintergrund etc.

Es haben sich Amtsträger bei mir gemeldet, die zu diesem Zeitpunkt vom Amt auf eigenen Wunsch beurlaubt waren. Das Buch hat ihnen sowohl Erkenntnis geschenkt als auch die Kraft gegeben, eine für sie endgültig befreiende Entscheidung zu treffen.

Es gibt, neben all den genannten Punkten, die das Buch bislang bewirkt hat, einen weiteren, der mich überrascht hat, den ich bis zur Veröffentlichung so nicht erwartet hatte, der mich aber in besonderer Art und Weise freut und der mich dankbar und auch ein Stück weit demütig macht. Ich habe Rückmeldungen bekommen, dass Leute aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr die Gottesdienste der NAK aufsuchen. Als Nebeneffekt ließen auch ihre sozialen Beziehungen zu den noch aktiven Gottesdienstbesuchern nach, oftmals auch zu NAK-Freunden und sogar zu Familienmitgliedern. Viele mussten auch die Erfahrung machen, dass sich aus der NAK plötzlich niemand oder nur noch sehr wenige für sie interessierten. Einige wurden plötzlich auf der Straße oder im Supermarkt gemieden. Dadurch fallen die Leute erstmal in ein Loch. Es fällt dann einigen nicht so leicht, wieder ein neues, ein anderweitiges, soziales Netz aufzubauen, vor allem, wenn man seit Jahrzehnten nur das NAK-Netz kannte. Einige Leute gerieten dadurch in einen negativ geprägten Gedankenstrudel, aus dem sie nicht mehr allein herauskamen. Wie mir von den Betroffenen geschrieben wurde, gaben sie sich sogar jahrelang selbst die Schuld an ihrem leidvollen Zustand (insbesondere Amtsträger). Dass diese Menschen durch das Lesen des Buches einen völlig anderen Blickwinkel auf ihre Position erhalten haben, dass ihnen bzgl. der Machtstrukturen und ihrer möglichen Auswirkungen ein Licht aufging, dass sie dieses „Zur Freiheit hat euch Christus befreit!“ (Gal 5,1) wieder sehen können, dass sie ihre quälenden Selbstanklagen endlich loswerden konnten und dass sie auch neue Wege annehmen können, ist für mich die schönste Auswirkung dieses Buches, wie gesagt, eine Auswirkung, die ich so gar nicht erwartet hatte.

Alles in allem hat das Buch einen befreienden, einen heilenden, aber auch einen für die Kirche aufrüttelnden Charakter. Die NAK wird niemals sagen können, dass man ihr bestimmte Dinge, insbesondere bzgl. der Machtstrukturen, nicht gesagt hätte. Es gibt zwar „Apostel“, die sich bis heute weigern, dieses Buch zu lesen, aber das Buch wurde ihnen von ihren eigenen Amtsträgern nicht nur per E-Mail nahegebracht, sondern persönlich unter die Nase gehalten. Zudem haben 150 Vorsteher in Deutschland (bereits im Jahr 2023) für ihre Gemeinde ein Freiexemplar per Post erhalten (die Gemeindemitglieder können ja mal bei ihrem Vorsteher nachfragen, ob ihnen das vielleicht vorenthalten wurde). Der „Stammapostel“ in der Schweiz erhielt auch ein Freiexemplar. Außerdem sind einige Inhalte, wie jetzt, im Internet öffentlich. Ich dränge die NAK nicht, aber wie gesagt, sie kann auch nicht sagen, dass man es ihr nicht gesagt hätte.

Was das Buch in Zukunft noch bewirken wird? Wir werden sehen…

9. Neues Projekt

Ich möchte mich einem neuen Buchprojekt widmen. Dafür brauche ich Zeit und ich hoffe, dass ich es auch wirklich zu Ende bringe. Ziel ist Mai/Juni 2025, aber vielleicht wird es auch wie bei so manchem Hausbau, da verzögert sich gerne mal was. Ich habe keinen Stress, es könnte auch später werden. Ach so, es ist kein Buch über die NAK. Hätte ich fast vergessen, zu sagen. Nicht, dass wieder ein paar Leute Panik bekommen… Mal schauen, ob ich wieder ein Pseudonym verwende. Vielleicht auch nicht…

10. Dank

Vielen Dank an all die Leserinnen und Leser meines Buches „Macht & Freiheit“, vielen Dank allen aufgeschlossenen ehemaligen und aktiven Amtsträgern (und Ruheständlern) der NAK. Vielen Dank auch an die sog. „Draußen-Gemeinde“, ihr wart und seid wahre „Augenöffner“. Lest immer wieder die Seite 208 meines Buches. Es ist wichtig, dass ihr euch immer wieder daran erinnert. Vielen Dank an die Internet-Community, die meine Gedanken konstruktiv aufnimmt und weiterverbreitet. Vielen Dank an alle, die konstruktive Rezensionen, insbesondere bei Amazon und Hugendubel, eingestellt haben. Es würde mich freuen, wenn dies auch zukünftig weitergeführt werden würde.

Euer
Markus Lechner

Vogelfrei
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Re: NAK - Macht und Freiheit: Erfahrungen und Interpretationen eines Ex-Priesters der NAK Taschenbuch von Markus Lechner

#17 Beitrag von Vogelfrei » 10.06.2024, 11:14

Holger F. hat geschrieben:
27.06.2023, 22:27
(...)
"rücksichtsloses Verhalten", das du und viele andere bereits erlebt hätten... - das ist wirklich ein sehr persönlicher, nicht zu pauschalierender Vorwurf...

Mir ist auch nicht klar, welchen Stellenwert deine Zitate haben sollen. Du müsstest dir wirklich mehr Mühe geben, deine Zielsetzung und Denkrichtung zu präzisieren. Ansonsten wirst du damit leben müssen, dass deine Kritik nicht wahrgenommen wird....

(...)

@Holger F.

Leider bekam das Wort 'Kritik' eine negative Konnotation. Viele erinnern sich wahrscheinlich noch daran, wie Stammapostel Richard Fehr dieses Thema angesprochen hat. Ich habe mich gefreut, dass er uns dazu auch im Rückblick auf seine Amtszeit einiges mitgeteilt hat, wie er es in 'Betrachtungen eines Ruheständlers' getan hat:

  • Man kann auch in der Neuapostolischen Kirche beim besten Willen nicht alle praktizierten Segnungen un Handlungen von heute biblisch belegen und beweisen. Wie denn zum Beispiel die Erstkommunkation oder Konfirmation? Wie eine gewachsene Ämterhierarchie?
[Seite 185]


  • Ein Bezirksapostel meinte mal: Eigentlich müssen wir manchen Kritikern auch dankbar sein. Sie haben gewisse Prozesse in der inner- und ausserkirchlichen Entwicklung bei uns beschleunigt! Früher wäre ein solches Statement unmöglich gewesen. Aber vieles andere an vielen anderen Orten auch nicht.

    Ich sagte deshalb in einem Gottesdienst ganz offiziell: Konstruktieve Kritik nehmen wir zu Herzen, unberechtigte Kritik nehmen wir zur Kenntnis!
[Seiten 40 en 41]


  • Vergangenheitsbewältigung und deren Aufarbeitung ist in unseren Breitengraden für manche ein vordringliches Thema. Ist dies überhaupt möglich? Wohl kaum, oder dann jedenfalls nur in Ansätzen. Ein "Mea Culpa", eine Entschuldigung für ungeschicktes Verhalten, ja, unbedingt. - Nötigenfalls sogar mehrmals, und zwar so, dass dies bis zu den einzelnen Gläubigen durchdringt.

    Und dann vor allem aber eines: aus Fehlern lernen und es in Zukunft besser machen.
[Seite 71]

Wie nun auch Markus Lechner erfahren hat, legt die Kirchenleiting eingehende Korrespondenz häufig zurück, selbst wenn es sich um aufrichtige und sorgfältig erläuterte Botschaften handelt. Das erlittene Leid wurde nicht verstanden und weggenommen. Liebe aber geht mit Gerechtigkeit einher, nicht mit Stolz. Nach meinem Austritt fühle ich mich noch immer Bruder meiner neuapostolischen Geschwister, und ich habe meinen Glauben nicht über Bord geworfen. In der Neuapostolische Kirche vermisste ich nur die Wahrheit als Schirm und Schild (Ps. 91, 4), wie es auch gemeint wird in Ps. 36, 6: "HERR, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen." (CM 263). Eine andere mit Lehraussagen abgegrenzte Wahrheit scheinte hinreichend zu sein. Manche Lehraussage wurde für mich zu einer leeren Aussage. Wie es heißt im Chorliede 134 habe ich nur diese Bitte: "Mach würdig, Herr, mach würdig meine Seele, zu stehn vor deinem Sohn, mach sie bereit!" Machtpositionen haben im Werk Gottes keinen Platz. Umso beruhigter war es für mich, dass Stammapostel Fehr dies im Nachhinein sehen konnte. Was schiefgehen kann, wenn kirchliche Amtsträger auch die Position des Unternehmensleiters für sich beanspruchen, habe ich am eigenen Leib erfahren müssen...

MfG,
Vogelfrei
"Besser frei in der Fremde, als Knecht daheim!"

Holger F.
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Re: NAK - Macht und Freiheit: Erfahrungen und Interpretationen eines Ex-Priesters der NAK Taschenbuch von Markus Lechner

#18 Beitrag von Holger F. » 03.07.2024, 17:25

Markus Lechner hat geschrieben:
04.06.2024, 18:10
Kleiner Tipp an die NAK: Schaut doch mal bei der FeG vorbei und lasst euch erklären, wie die das so machen. Keine Angst, ihr müsst nicht restlos alles übernehmen.

Was ich euch im Vorfeld aber schon mal zuflüstern kann: Die lassen sich z. B. nicht einfach so irgendeinen Vorsteher / Pastor / Pfarrer überstülpen (nach dem Prinzip „Friss oder Stirb“), sondern die Gemeinde entscheidet sich gemeinschaftlich, wer ihr neuer Pastor sein soll, was übrigens auch wirklich Sinn macht!!!
Hallo Markus,

da muss ich dann doch lachen :lol:
Hier zwei Beispiele, die das verdeutlichen

1 Eine FeGemeinde, die schon lange einen Pastor/ eine Pastorin sucht, aber niemanden findet...
2 Eine FeGemeinde, die nur ein Bewerberpärchen (Mann und Frau teilen sich die Stelle) hatte, beide einstellte und mit beiden nicht sonderlich zufrieden ist...

Auch die FeGemeinden schöpfen bei der Suche nach Pastoren nicht aus dem Vollen...

Man mag die NAK finden wie man will (ich bin längst ausgetreten). Aber eine "Versorgung" der Gemeinden bekommt sie in der Regel hin. Und im Katholizismus suchen sich die Schafe auch nicht ihren Hirten selbst :lol:


Gruß

Aufnahme
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Re: NAK - Macht und Freiheit: Erfahrungen und Interpretationen eines Ex-Priesters der NAK Taschenbuch von Markus Lechner

#19 Beitrag von Aufnahme » 14.07.2024, 19:49

Der Titel des Buches regt zum Nachdenken an. Bei mir verhielt es sich so.

Macht und Freiheit können doch nur von GOTT gegeben werden.
Man kann es bekommen, so Gott will. Handelt der Text in dem Buch davon? Aus den Interpretationen und Gedanken, die man hier lesen kann, ergeben sich viele Fragen.


Mit freundlichen Grüßen
Aufnahme

Viola
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Re: NAK - Macht und Freiheit: Erfahrungen und Interpretationen eines Ex-Priesters der NAK Taschenbuch von Markus Lechner

#20 Beitrag von Viola » 01.08.2024, 10:45

Hallo in die Runde,

auch ich möchte mich ebenso kurz zu einigen vorherigen Kommentaren äußern.

Ich selbst bin Anfang vierzig und in einer neuapostolischen Gemeinde aufgewachsen (getauft, versiegelt, konfirmiert, etc.) und bin mittlerweile zur evangelisch-lutherischen Landeskirche konvertiert. Meine Hauptgründe hierfür waren: religiös-seelischer Missbrauch und das Apostelamt als solches, welches ich, ebenso wie die NAK Sonderlehren (Entschlafenenwesen, Heilige Versiegelung), als sehr problematisch und auch theologisch nicht zu rechtfertigen empfinde. Ich möchte damit ausdrücklich nicht die Glaubensüberzeugungen eines anderen in Frage stellen oder kritisieren, ich nenne es einzig als Feststellung und um meinen Beitrag vielleicht etwas besser einordnen zu können.

Auch ich habe Markus Lechners Buch mit Interesse und Zustimmung gelesen. Ich habe mich in vielen, vielen Punkten wiedererkannt und kann den meisten Schlussfolgerungen auch zustimmen. Summa summarum halte ich es allerdings für wenig wahrscheinlich, dass die NAK sich wie vom Autor erhofft, reformiert. Um es kurz zu machen, ich halte eine solche Reform beim gleichzeitigen Festhalten am Apostelamt und dem, wofür es gemeinhin steht, für unmöglich. Das eine (Apostelamt) schließt für mich das andere (Reform, Mitsprache der Basis, Aufbrechen von Hierarchien, etc.) aus. Ohne Apostelamt allerdings gibt es keine NAK mehr. Ich glaube, dass dies eine Zerreißprobe für die Kirchenleitung ist und ich glaube nicht, dass sie diese langfristig wird lösen können.

Beim Lesen der vorherigen Beiträge sind mir darüber hinaus verschiedene Punkte aufgefallen, zu denen ich folgendes anmerken möchte:

1. Es ist allgemein viel von „persönlichen Erfahrungen“, „subjektivem Empfinden“, etc. zu lesen, wenn es um Gründe für oder gegen (einen Austritt aus der) NAK geht. Selbstverständlich lässt sich eine einzelne Erfahrung nicht generalisieren – die Menge der Erfahrungen allerdings meiner Meinung nach schon. Wenn also in einer kirchlichen Gemeinschaft, gleich welcher Konfession, in allen Altersklassen Erfahrungen gemacht werden, die hier so schön als „liebloses Verhalten“ euphemistisch umschrieben worden sind, dann kann und darf man als verantwortungsvoller Christ und Mensch dieses nicht länger als „einzelne Erfahrung“ abkanzeln. Es ist die Masse und Anzahl dieser Erfahrungen, die dieses Verhalten als systemischen Machtmissbrauch kennzeichnen.

Zudem sei mir noch erlaubt anzumerken, dass religiöser Machtmissbrauch keineswegs ein Kavaliersdelikt ist, ein Gedanke, der leider immer noch weit verbreitet ist. Ich möchte einmal in aller Deutlichkeit klarstellen, dass seelischer Missbrauch (und unter diesen fällt religiöser Missbrauch) leider oft, aber selbstverständlich nicht zwingend, die Vorstufe zu körperlichem Missbrauch darstellt und Hand in Hand mit diesem einhergeht. Ich erwähne dies, um einmal klarzustellen um welche Geschwister im Geiste es sich bei seelisch/religiösem und sexuellem Missbrauch handelt. Viele machen sich dies leider nicht in letzter Konsequenz klar. Gerade für Kinder und Jugendliche kann ein solcher Missbrauch oft gravierende Konsequenzen für ihr Leben und ihre Lebensplanung haben. Um aus dem Nähkästchen zu plaudern: mein Lebensweg wurde ganz katastrophal von der NAK beschnitten und eingeengt. Um nur ein persönliches Beispiel von vielen zu nennen: meine Studiengangswahl war leider nicht NAK-konform (Religionspädagogik, Kirchenmusik) und mir wurde, vor dem Hintergrund meiner „Erwählung“, meinem „Seelenheil“ („im Haus des Herrn bleiben“) stark von dieser abgeraten, was ich als naiver junger Mensch, welcher in einem System aufgewachsen ist, das für sich beansprucht, der Weg zur Erlösung und Gnade Gottes zu sein, leider als „göttlichen Fingerzeig“ für wahr gehalten habe. Ich bin mir sicher, dass ein verantwortungsvoller Seelsorger nicht derart in die Lebensfragen eines Mitchristen eingreifen würde. Durch den von der NAK viele Jahrzehnte beanspruchten Sonderstellungsstatus, dem postulierten „direkten Draht zu Gott über das Apostelamt“, war aber genau diese Denkweise weit verbreitet und wurde auch von der breiten „Priesterschaft“ in meinem Kirchenkreis in den allermeisten Fällen für sich beansprucht. Ich bin ganz sicher nicht die Einzige, die von solchen Eingriffen berichten könnte, allerdings ziehen die meisten es weiterhin vor zu schweigen, auch aus Selbstanklage und Scham. Dies geht mir nicht anders, denn was weit schwerer wiegt als der Gedanke What if ist eigentlich die völlig deprimierende Erkenntnis zum willigen Opfer geworden zu sein. Warum bin ich nicht früher aufgewacht? – An wohlwollenden Tagen kann ich sagen, dass das Kind, das ich war, nicht schuld ist dem geglaubt zu haben, sondern dass dieser „kindliche Glauben“ das Resultat eines verqueren Gottesbildes einer repressiven Glaubenskultur war. Wohlgemerkt, ich bin nicht siebzig Jahre alt, sondern Anfang vierzig. So lange ist das noch nicht her.

2. Ich nenne dies „systemischen Machtmissbrauch“ nicht, weil ich konfrontativ argumentieren möchte, sondern weil das System der NAK, die starren Hierarchien und die Absolutheit des Apostelamts mit seiner alleinigen, gottgegebenen Entscheidungsgewalt, genau diesem Machtmissbrauch Vorschub leisten. Wie heißt es so schön „der Fisch stinkt vom Kopf her“. Auch das ist hier der Fall. Selbstverständlich heißt das nicht, dass ähnliches nicht leider auch in anderen Konfessionen vorzufinden ist oder spezifisch neuapostolisch wäre. Dies ist es leider nicht.

3. Es gibt Prozesse, die implementiert werden könnten, um solchem Missbrauch in religiösem Kontext vorzubeugen. Die meisten davon nennt auch Markus Lechner in seinem Buch. Es handelt sich dabei, u.a., um:

• Awareness: es muss ein Bewusstsein geben für die Risiken, die aus religiöser Macht entstehen können;
• Mitsprache/demokratische Grundstrukturen: das Recht auf Mitsprache und aktive Mitgestaltung kann ganz erheblich dem Missbrauch vorbeugen; nicht umsonst sind insbesondere stark hierarchisch strukturierte Organisationen und kirchliche Gemeinschaften anfällig für Missbrauch jeglicher Art (s. auch römisch-katholische Kirche; diese hat ganz ähnliche Problematiken zu bewältigen)
• Unabhängige Ansprechpartner bei Konflikten;
• Transparenz: wer trifft Entscheidungen? Wie werden diese Entscheidungen gefunden/getroffen? Wer bezahlt wieviel für diese Entscheidungen? Wer verdient wieviel? Gibt es ein Vetorecht? Wenn ja, wer hat dieses Vetorecht, warum darf er dieses ausüben und wie lange? Wie setzen sich Entscheidungsgremien zusammen? Wer bestimmt deren Zusammensetzung? etc.

Damit möchte ich nur einige zusammenfassend nennen, es lassen sich sicherlich noch mehr finden. Gibt es diese Bestrebungen in der NAK? Werden diese umgesetzt und auch den Gläubigen an der Basis kommuniziert? Wissen diese darum? Wo können sich die Gläubigen über solche Prozesse und Bestrebungen informieren? Wird oberflächlich ein Stichwort fallengelassen oder handelt es sich um einen wahrhaftigen Reformprozess?

Die Frage ist schlussendlich: ist so eine tiefgreifende Reform in der NAK unter und mit einem „Apostelamt“ möglich? Ist denn ein nicht-autokratisches Apostelamt überhaupt denkbar oder stellt das nicht geradezu ein Paradoxon dar? Ich persönlich komme zu dem Schluss, dass sich dieses Dilemma nicht auflösen lässt. Obwohl ich nicht länger der NAK angehöre und mittlerweile überzeugte evangelisch-lutherische Christin bin, verfolge ich diese Entwicklung dennoch mit Anspannung. Ich hoffe, dass, auch wenn ich persönlich der möglichen Auflösung dieses systemimmanenten Konflikts sehr skeptisch gegenüberstehe, eine Lösung zum Wohle der vielen christlich aufrichtigen Gläubigen gefunden werden kann bei der die alten Fehler und Fehlentwicklungen zu einem großen Teil vermieden werden können.


Alles Gute,

Viola

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