NAK Afrika: Massive Proteste in Afrika gegen Frauenordination und Homosexualität

Alles rund um die Sondergemeinschaft Neuapostolische Kirche (NAK), die trotz bedenklicher Sonderlehren (u.a. Versiegelung, Entschlafenenwesen mit Totenmission, Totentaufe, Totenversiegelung und Totenabendmahl, Heilsnotwenigkeit der NAK-Apostel, Erstlingsschaft, ..), weiterhin "einem im Kern doch ... exklusiven Selbstverständnis", fehlendem Geschichtsbewusstsein und Aufarbeitungswillen, speziell für die Zeit des Dritten Reiches, der DDR, der Bischoffs-Botschaft ("... Ich bin der Letzte, nach mir kommt keiner mehr. ..."), sowie ihrer jüngsten Vergangenheit und unter erheblichem Unmut ehemalicher NAK-Mitglieder, auch Aussteiger genannt, die unter den missbräuchlichen Strukturen und des auf allen Ebenen ausgeprägten Laienamtes der NAK gelitten haben, weiterhin leiden und für die die NAK nach wie vor eine Sekte darstellt, im April 2019 als Gastmitglied in die ACK Deutschland aufgenommen wird.
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arminius21
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NAK Afrika: Massive Proteste in Afrika gegen Frauenordination und Homosexualität

#1 Beitrag von arminius21 » 22.09.2022, 11:52

Was ist Sache?

Die NAK Sambia hat über ihren Mediensprecher Nimon Muleya auf ihrer Facebook-Seite eine Stellungnahme zum Thema Homosexualität veröffentlicht, die es in sich hat (siehe Bild).

Sie beruft sich dabei auf die Eigenverantwortung ihrer Mitglieder und der Menschen allgemein vor "Gott", widerspreche aber vehement den reputationsschädigenden Behauptungen (!) in den sozialen Medien, dass die NAK Sambia die LGBT-Gemeinde oder Homosexualität "unterstütze". Sie beruft sich auf den 10. Glaubensartikel - die Geschichte lässt grüssen - und erkennt die homophoben Gesetze in Sambia an. Scheinbar sieht das Erlösungswerk des Herren diesen kein göttliches Gesetz entgegenstehen - in Sambia werden Homosexuelle von Gesetzes wegen verfolgt und durch öffentliche Mobs gelyncht (https://en.wikipedia.org/wiki/LGBT_rights_in_Zambia).

Zwar spiegelt diese Stellungnahme die allgemeinen Empfindungen der NAK-Mitglieder in den Kommentarspalten wider, zufrieden sind sie dennoch nicht. Zum einen zieht es auch dort nicht, wenn man sich einfach auf die Zwänge der Welt bezieht und dahinter versteckt. Sie sehen die Stellungnahme aber auch als Anbiederung und Ablenkung davon, was dort seit vorgestern Tausenden auf der Psyche zu drücken scheint: sie wollen eine eindeutige Distanzierung der sambischen Kirchenleitung von der Frauenordination.

Wie kam es dazu?

...und was hat das Ganze mit der Frauenordination zu tun? Eine berechtigte Frage und aufgrund der Vorfälle auf Facebook von aussen auch nur schwer nachvollziehbar. Trotzdem wird erkennbar, dass auf diversen englischsprachigen Facebook-Seiten schon kurz vor dem 20. September 2022 - dem neuen Tag X in der Geschichte der NAK, so scheint es - Mitglieder aus Afrika und vornehmlich Sambia die Frauenordination vorverurteilten und brachten ihrer Befürchtung Ausdruck, dass nach der Frauenordination direkt der kirchliche Ehesegen für Nicht-Heteros kommen werde. Seit Dienstag selbst haben sich dann die Ereignisse so sehr überschlagen, dass sich die sambische KL wohl zu diesem Schritt genötigt sah.

In der Diskussion wird klar erkennbar, dass für nicht minder als eine laute und präsente Minderheit (vielleicht aber auch viel mehr) der Stamm-Mann Schneider sich westlichen und weltlichen Idealen beugt. Es ist natürlich auch schon länger bekannt, dass vor allem der Missionseifer der Evangelikalen und das Erbe der britischen Kolonialherren hier zu einer starken kulturellen Entfremdung vom Westen im südlichen Afrika geführt haben (https://www.dw.com/de/us-missionare-sch ... /a-5510065).

Im grösseren Ganzen

Wir erinnern uns an die Konflikte um die Ordination des neuen Bezirksapostels Kububa Soko von 2019, wo es sogar zu gewaltsamen Ausschreitungen und polizeilicher Begleitung des "Fest-GD" kam, da dem neuen und alten BezAp Ämterhandel und Korruption vorgeworfen wurden. Schneider sprach damals sehr brachial in Trumpesquer Art von "Fake News" und "dummen Lügen" (https://www.lusakatimes.com/2019/07/22/ ... fake-news/), stellte im GD selbst alle Zweifel an seiner absoluten und alleinigen Entscheidungsautorität ausser Frage (Ausschnitte evtl. hier noch zu finden https://www.youtube.com/watch?v=iK7Ae2spT8M); später nahm er dann doch noch Änderungen an der Satzung und der Vorstandsstruktur in der NAK Sambia vor, um Transparenz zu erhöhen und die Governance zu verbessern. Ein Schelm, wer böses, äh blödes, denkt.

Natürlich haben die beiden Vorfälle an sich nichts miteinander zu tun. Sie legen aber doch eines offen: Die NAK tickt in Sambia fundamental anders und zwar nicht einfach in einer kulturellen Andersartigkeit, die sich als offensichtlich wegplappern liesse. Jede und jeder kann sich selbst ein Bild davon machen, dass die Mitglieder dort sehr viel stärker mit Biblizismus und einfacher, fundamentalistischen Auslegung ihre Religiosität zum Ausdruck bringen. Der Kirchenleitung sind sie insgesamt sehr viel kritischer gegenüber und empfinden Gehorsam und Treue gegenüber den Aposteln - wie ironischerweise jetzt wieder viel von der Pro-Frauenordination gegen Abweichler eingeworfen wird - scheinbar nicht als absolutes Dogma.

Wie schon vorhin gesagt: es kann sein, dass es sich hier nur um eine laute Minderheit handelt. Der fehlende Widerstand, die Auswirkungen bis in öffentliche Medien und der Zugzwang der NAK Sambia eine Stellungnahme zu veröffentlichen, nach der niemand ausser die Angst vor Repressalien gefragt hat, zeichnen aber ein anderes Bild. Die Masse der Gleichdenkenden ist entweder viel grösser oder zumindest so einflussreich, dass es keinen echten Unterschied mehr macht.

Der NAK gehören nach eigenen Angaben ca. 10-12% der sambischen Bevölkerung an - externe Quellen sind rar und bestätigen diesen Wert nicht explizit, tendeziell aber schon die ausserordentliche Grösse der sambischen Gemeinschaft. Man darf gespannt sein, was in dieser NAK-Hochburg an Entwicklungen warten.
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denkenistwichtig
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Re: Heftige Kontroversen in Sambia - Homosexualität & Frauenordination

#2 Beitrag von denkenistwichtig » 22.09.2022, 14:19

… Sie (NAK) beruft sich dabei auf die Eigenverantwortung ihrer Mitglieder und der Menschen allgemein vor "Gott", widerspreche aber vehement den reputationsschädigenden Behauptungen (!) in den sozialen Medien, dass die NAK Sambia die LGBT-Gemeinde oder Homosexualität "unterstütze". Sie beruft sich auf den 10. Glaubensartikel - die Geschichte lässt grüssen - und erkennt die homophoben Gesetze in Sambia an. Scheinbar sieht das Erlösungswerk des Herren diesen kein göttliches Gesetz entgegenstehen - in Sambia werden Homosexuelle von Gesetzes wegen verfolgt und durch öffentliche Mobs gelyncht
… contrary to social media reports insinuating that the New Apostolic Church in ZAMBIA supports homosexuality and LGBT rights; the New Apostolic Chirch in ZAMBIA wishes to refute such claims ….
Ich habe ähnliche Bedenken:
1. Hat die NAK nicht eine übergeordnete Verpflichtung (biblisch, moralisch, ….) die Rechte Homosexueller/LGBTs zu unterstützen? Darf sie sich stattdessen einfach wegducken und sogar öffentlich klarstellen, dass sie „Homosexualität und LGBT Rechte nicht unterstützt“? Konkret: Stehen wirklich keine göttlichen Gesetze im Wege, so dass man als Kirche zu den LGBT feindlichen Gesetzen und Handlungen eines Landes schweigen darf? Eine fundierte Antwort der Kirchenleitung auf diese Fragen wird vermutlich wie bei der Frage der Frauenordination noch Ewigkeiten auf sich warten lassen.

2. War die Reaktion der Leitung der NAK Sambia notwendig? Wie ernst und massiv waren die „Behauptungen“ tatsächlich? Oder waren eher übereifrige Anbiederungen an die Landes-Regierung und an Mitglieder-Stimmungen der Grund für die Klarstellung der NAK Sambia? Das wäre dann doppelt schlimm. Eine Kirche die ihre Kern-Überzeugungen (Nächstenliebe, Eintreten für die Schwachen/Minderheiten) opportunistisch über Board wirft, hätte sich komplett disqualifiziert.

Die fragwürdigen Rollen der NAK während der Zeit des Nationalsozialismus und während der DDR Zeit, die bis heute nicht glaubwürdig intern aufgearbeitet wurden, müssen der NAK-Leitung eine Mahnung sein!

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Re: Heftige Kontroversen in Sambia - Homosexualität & Frauenordination

#3 Beitrag von denkenistwichtig » 25.09.2022, 07:30

Hallo arminius21,

Danke für Deine ausführliche Beschreibung der Situation der NAK in Sambia. Es verdeutlicht, wie eine weltweit operierende Kirchenorganisation NAKI mit einem westlich geprägten Glaubensmanagement an ihre Grenzen stößt. Die emotionale und aus westlichem Blickwinkel teilweise befremdliche Diskussion auf der offiziellen Facebook-Seite der NAC Zambia zeigt das sehr anschaulich. Einige User beklagen, dass ihre Beiträge gelöscht wurden. Richard Fehr lässt grüßen. Es ist meines Erachtens nur eine Frage der Zeit, bis es in Afrika zu Abspaltungen oder massiven Austritten kommt.

Würde nicht ein dezentraler und weniger hierarchisch organisierter “Liebesbund ums Erdenrund” besser funktionieren?

Über die Kontroversen innerhalb der NAKI hinaus halte ich es für erfolgsversprechender wenn sich weltweit alle Christen, ob ohne oder mit welchem Gesangbuch auch immer, unverbindlich in der Ökumene begegnen und dort ihren gemeinsamen Nenner zelebrieren - und sorry NAKI: Ohne Anspruch auf Deutungshoheit und Exklusivitätsanspruch! Außerhalb der Ökumene können und werden die lokalen Kirchen ja ihre eigenen speziellen Auslegungen kultivieren und praktizieren. Sofern jemand Zweifel an seiner Kirche bekommt sollte er wechseln und ein ihn überzeugenderes Wirken Gottes woanders suchen. Seine Seele wäre bei einem Wechsel nicht automatisch verloren.

Unity in Diversity.

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Re: Heftige Kontroversen in Sambia - Homosexualität & Frauenordination

#4 Beitrag von arminius21 » 25.09.2022, 21:57

Konkret: Stehen wirklich keine göttlichen Gesetze im Wege, so dass man als Kirche zu den LGBT feindlichen Gesetzen und Handlungen eines Landes schweigen darf? Eine fundierte Antwort der Kirchenleitung auf diese Fragen wird vermutlich wie bei der Frage der Frauenordination noch Ewigkeiten auf sich warten lassen.
Da gehe ich auch von aus. JLS und die Apostel-Crew haben sich jetzt historisch weit vor gewagt mit der Frauenordination und werden vermutlich auf Schlichtung der erhitzten Gemüter an allen Fronten und Konsolidierung (sprich argumentative Festigung der neuen Position) setzen. Der "Fluch" für die KL ist natürlich, dass sie den progressiven Kräften massiv Aufschub geleistet hat und diese sich gestärkt sehen, ihre Auslegung der frohen Botschaften auf allen Plattformen kundzutun. Je nach Verhalten können diese Fronten also doch aufbrechen, selbst wenn die KL das weder beabsichtigt noch brauchen kann im Moment. Zumindest Sambia ist ja genau so ein Beispiel.
War die Reaktion der Leitung der NAK Sambia notwendig? Wie ernst und massiv waren die „Behauptungen“ tatsächlich? Oder waren eher übereifrige Anbiederungen an die Landes-Regierung und an Mitglieder-Stimmungen der Grund für die Klarstellung der NAK Sambia? Das wäre dann doppelt schlimm. Eine Kirche die ihre Kern-Überzeugungen (Nächstenliebe, Eintreten für die Schwachen/Minderheiten) opportunistisch über Board wirft, hätte sich komplett disqualifiziert.
Ich habe dazu nochmals etwas recherchiert. Ich kann nicht bestätigen oder verwerfen, wie gross die "Gefahr" ist für die NAK Sambia und ihrer Mitglieder, aufgrund einer unterstellten Sympathisanten-Haltung mit der LGBT-Gemeinde in Konflikt mit Gesetzen oder Gesetzgebern zu kommen. Folgendes lässt sich aber sagen:
  • Seit dem Ende der 1990er Jahre ist der "christlich-charismatische Nationalismus" ein wichtiges politisches Narrativ geworden, das mindestens einer Opposition auch schon in die Regierung verholfen hat. Man findet mehrere wissenschaftliche Studien, die sich mit dem Phänomen auseinandersetzen. Zentral dabei sind evangelikale Werte, die ähnlich wie in der US-Politik mit progressiv-westlichen Werten kollidieren. Dazu gehören, wer hätte es gedacht, die Ächtung Homosexueller und auch konservative Geschlechterrollen, übrigens auch Verhütung, deren Vernachlässigung in Sambia zu einer traurigen AIDS-Sterbezahl führt.
  • Aus den bereits zitierten Artikeln von 2019 lässt sich ableiten, dass die NAK in Sambia von so relevanter Grösse ist, dass man sich mit Landespolitikern die Hände schüttelt. Die NAK ist dort nicht irgendein obskurer Weltuntergangsclub (das sowieso nicht, denn auch andere Chiliasten wie Pfingstler, Adventisten und ZJ sind sehr stark vertreten in Sambia), sondern eine gesellschaftliche Institution. Sie ist also unweigerlich - ob sie will oder nicht - Teil des politischen Diskurses und die Mitglieder bringen diesen in einer für uns fremden Selbstverständlichkeit auch in die Organisation rein - vermutlich so selbstverständlich, wie es hier zu Lande für Katholen und Evangelen ist.
  • Tatsächlich ist der katholischen Kirche in Sambia 2011 dasselbe passiert. Plötzlich kamen aus dem Untergrund politischer Agitatoren Vorwürfe, die katholische Kirche sei zu "homofreundlich" (https://www.queer.de/detail.php?article_id=14336); vermutlich mit Verweis auf eine nicht mehr ganz so homophobe Äusserung des Papstes, wie man es sich die Jahrzehnte davor gewohnt war. Mir ist in den sambischen NAK-Kommentaren auch schon vorher aufgefallen, dass Schneider auffällig oft vorgeworfen wird, er laufe der katholischen Kirche hinterher. Es scheint also, dass dieser Vorwurf ein wirksames politisches Agitationsmittel ist.
Schlussfolgerung: Ich gehe davon aus, dass schlechte "Presse" und Shitstorms - ob in echten Medien oder sozialen Netzwerken - in einem Hexenwahn-Land wie Sambia der NAK durchaus Schaden kann. Das ist keineswegs mit unserer Situation vergleichbar, wo sich Funktionäre auch über alle Massen vor Reputationsschäden fürchten, aber selbst massive Kanonen wie der Missbrauchsskandal Aachen oder die Apostel-Impfung für Kollegen Storck höchstens ein paar Spatzen treffen. Während NAK-Funktionäre in Deutschland meiner Erfahrung nach einfach tierische Angst davor haben, den schweigenden Harmonie-Frieden in der Kirche zu brechen und sich damit konfrontiert zu sehen, dass einem vor allem Aussenstehende die Worte im Mund verdrehen, haben NAK-Mitglieder in Sambia überhaupt keine Hemmungen in einen lauten Chor von Rücktritts- und Abspaltungsaufrufen einzustimmen und die Orts-KL regelrecht vor sich herzutreiben.

Am bezeichnendsten fand ich ja folgende Facebook-Kommentare:
  • Eine Frau aus Sambia forderte ihre Kumpaninnen und Kumpanen dazu auf, JLS bei seinem nächsten Besuch in Sambia jeden Eingang zu Kirchengebäuden zu versperren
  • Als Reaktion auf einen deutschen Pro-Frauenordinations-Naki, der klassisch-neuapostolisch auf sein Apostolat verwies und dass ja alles mit allen abgestimmt sei, versuchte ein Sambier via Namenserwähnung (tagging) tatsächlich seinen Apostel in die Diskussion zu ziehen und ihn zur Stellungnahme zu bewegen, ob er je bei einer solchen Diskussion dabei gewesen sei.
Hätte die NAK im DACH-Raum solches zu beklagen, es würde vermutlich jeder AT per Eilschreiben an den AP sein Amt an den Nagel hängen...

fragender
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Re: Heftige Kontroversen in Sambia - Homosexualität & Frauenordination

#5 Beitrag von fragender » 26.09.2022, 23:56

Mit der gebotenen Vorsicht aufgrund der noch schlechten Quellenlage, aber scheinbar zündeln in Sambia die eigenen Gläubigen aus Protest zumindest vor ihrer eigenen Kirche. Die Kommentare dazu sind bei Facebook nachzulesen: https://www.facebook.com/groups/198491731518421/
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denkenistwichtig
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Re: Heftige Kontroversen in Sambia - Homosexualität & Frauenordination

#6 Beitrag von denkenistwichtig » 27.09.2022, 01:35

Herzlichen Dank arminius21 für Deine erhellenden Überlegungen zu meinen aufgeworfenen Fragen.
Dem habe ich nichts hinzuzufügen. Außer:

Eine kleine westliche NAKI Organisation indoktriniert einen Mitgliederanteil von 86% in Afrika. Dabei kommt es zu aufgeheizten Reaktionen der Mitglieder in Afrika zu Fragen von Homosexualität, Frauenordination oder der lokalen Bezirksapostel-Ordination. Es ist unübersehbar, dass die NAKI ein globales Kompatibilitätsproblem hat. Wen wundert’s?

2.000 Jahre europäische Kirchengeschichte belegen, dass “Missions-Erfolge” überwiegend nur mit Druck, losen Heilsversprechen und anderen zweifelhaften Methoden erzielt wurden. Die NAKI blendet diese historische Erfahrung noch im 21.Jahrhundert aus. Stattdessen versucht sie es auch einmal. Nach dem Motto, wenn man zuhause wenig überzeugt, sind halt neue Territorien geistlich zu kolonialisieren. Der Missionsauftrag aus Matthäus 28 bringt immer noch exklusiv berufene Besserwisser und Vermarkter hervor. Offensichtlich rechnet es sich für einige in der Überlandstrasse in Zürich.
Stellen die noch ein?

arminius21
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Re: Heftige Kontroversen in Sambia - Homosexualität & Frauenordination

#7 Beitrag von arminius21 » 27.09.2022, 08:59

fragender hat geschrieben:
26.09.2022, 23:56
Mit der gebotenen Vorsicht aufgrund der noch schlechten Quellenlage, aber scheinbar zündeln in Sambia die eigenen Gläubigen aus Protest zumindest vor ihrer eigenen Kirche. Die Kommentare dazu sind bei Facebook nachzulesen: https://www.facebook.com/groups/198491731518421/
Meine Güte...das wäre schon der absolute Hammer.

Zwar ist die Aufschrift des Schildes französisch und liest "Demokratische Republik Kongo, Verwaltungs des Bezirks West", aber darauf kommt es auch nicht mehr an...

Ich hoffe, dass niemand verletzt oder schlimmeres wurde und dass der tatsächliche mutwillige Schaden an Eigentum geringer ausgefallen ist als er hier vermuten lässt. Streng genommen sieht man ja auf diesem Bild erst mal nur brennende Autoreifen vor dem Gelände.

Auf jeden Fall vielen Dank fürs Recherchieren, dann werde ich auch ein Auge auf diese Gruppe werfen!

arminius21
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Re: Heftige Kontroversen in Sambia & Kongo - Homosexualität & Frauenordination

#8 Beitrag von arminius21 » 27.09.2022, 11:15

Nach einigen Recherchen:
  • Tatsächlich gab es am Sonntag einen Gross-Aufruf zu einem Protestmarsch in Kinshasa, der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo. Dabei kam es vor dem Verwaltungszentrum der Kirche Kongo-West (unter der kanadischen Leitung, 18. Strasse im Stadtteil Limete) zu schweren Ausschreitungen. Auf einem der zahlreichen Videos von der Aktion, an der sich hauptsächlich GD-Streikende beteiligten, ist auch ein Mann mit Sturmgewehr zu erkennen, der versucht die Menge der Demonstrierenden aufzulösen, wobei er von aussen nicht als Polizist oder Ordnungskraft erkennbar ist. Dazu aufgerufen hat ein neuapostolisches Kollektiv, das sich als "Junge Bewahrer der reinen Lehre Christi" bezeichnet. Die Online-Zeitung infos.cd hat darüber berichtet (https://infos.cd/actualite/societe/kins ... mes/10424/). Dem Bericht zufolge haben auch diverse Amtsträger, inklusive Apostel, den Aufruf "Nein zur Frauenordination" öffentlich unterstützt. Quellen für letzteres wurden leider keine genannt.

    --> Nachtrag: Weiterer Zeitungsbericht hier (https://www.mediacongo.net/article-actu ... ndial.html) und das Ganze kam auch noch in den Abendnachrichten eines Privatsenders (https://www.youtube.com/watch?v=sdjJGPoBz-g). Der Sprecher der Demonstranten, wie ich verstehe ein Diakon oder Priester, gab nochmals zu Protokoll, dass vor allem die Öffnung auf alle Amtsstufen den Hund in der Pfanne verrückt mache und bezieht sich abermals auf das Narrativ, dass Schneider die katholische Kirche "kopiere"; dabei bezieht er sich auf irgendetwas, was Papst Benedikt XVI. gesagt oder getan haben soll, was der Herr Amtsträger dann aber doch nicht mehr zu erinnern im Stande ist. Die Demonstranten gaben ebenfalls zu wissen, dass sie nicht daran denken die NAK zu verlassen, sondern den Stammapostel eindringlich auffordern, den Entscheid zurückzunehmen.
    --> Folgt man demselben Youtube-Kanal, stösst man auf ein Video, auf dem ein umtriebiger NAK-Dirigent mit einer Handvoll jugendlicher Gemeindeglieder in die Kamera beschwört, dass Homo-Segen und Frauenordination niemals akzeptiert würden (https://www.youtube.com/watch?v=Hoc_HkApMPE&t=40s).
  • Wie Glaubenskultur schon berichtet hat, genehmigte die Provinz-Polizei Lusaka (Sambia) am 23. September einen Protestmarsch der "Besorgten Jugend der Neuapostolischen Kirche", welcher am Sonntag, dem 2. Oktober stattfinden soll.
  • Der sambische Bezirksapostelhelfer Robert Nsamba soll in der ersten Sonntagspredigt nach Schneiders Tag X gepredigt haben, dass die Mitglieder Jesus Christus folgen sollen, welcher die Kirche leitet. Der Stammapostel hingegen leite den Apostelkreis, welche nur Menschen seien und deren Wege sich von Gottes unterscheiden. Apostel Patrick Poho soll in einem Beitrag wortwörtlich (siehe Anhang), aber in nicht verständlich wiedergegebener Weise, die aktuelle Situation mit einem Fusstritt in Sch**sse verglichen haben....Ob das noch unter die in den NAKI-Statuten geforderte Loyalität fällt, als Apostel mit dem Stapst in der Einheit zu stehen?
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Wiedergegeben Aussagen des BAPH Nsamba und AP Poho
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Aufruf zu Protestmarsch in Kinshasa zum 25. September
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Abgebranntes Portal des Verwaltungsgebäudes Kongo-West in Kinshasa
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Genehmigung der Polizei Lusaka für Protestmarsch am 2. Oktober
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arminius21
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Re: Heftige Kontroversen in Sambia - Homosexualität & Frauenordination

#9 Beitrag von arminius21 » 29.09.2022, 14:57

Lieber denkenistwichtig,

um noch auf deinen Kommentar Bezug zu nehmen.
denkenistwichtig hat geschrieben:
27.09.2022, 01:35
Eine kleine westliche NAKI Organisation indoktriniert einen Mitgliederanteil von 86% in Afrika. Dabei kommt es zu aufgeheizten Reaktionen der Mitglieder in Afrika zu Fragen von Homosexualität, Frauenordination oder der lokalen Bezirksapostel-Ordination. Es ist unübersehbar, dass die NAKI ein globales Kompatibilitätsproblem hat. Wen wundert’s?

2.000 Jahre europäische Kirchengeschichte belegen, dass “Missions-Erfolge” überwiegend nur mit Druck, losen Heilsversprechen und anderen zweifelhaften Methoden erzielt wurden. Die NAKI blendet diese historische Erfahrung noch im 21.Jahrhundert aus. Stattdessen versucht sie es auch einmal. Nach dem Motto, wenn man zuhause wenig überzeugt, sind halt neue Territorien geistlich zu kolonialisieren.
Tatsächlich scheint es mir ja, dass die Indoktrination in Afrika durch die NAK im Vergleich zu früher in Europa praktisch inexistent ist. Ich habe eher das Gefühl, dass man dort mit sehr viel Opportunismus schnell mal jemanden als Mitglied dazugerechnet hat, um dann "zuhause" in Europa durch Unsere Familie etc. mit den prunkhaften Bildern zu demonstrieren wie grossartig man unterwegs ist und dass die NAK ja nur in Europa - so hat es Richi Fehr mehrmals rausposaunt - ein schlechtes Image habe. Bekannt ist das Beispiel Indien unter Michael Kraus, wo die NAK um 1990 die 1-Mio-Grenze geknackt haben will und heute nach eigenen Angaben zwischen 30'000 und 40'000 Mitglieder zählt (siehe NAK-Indien-Webseite). Es gibt diverse Geschichten, was Kraus dort mit seiner Teppichknüpfer-Firma abgezogen haben soll, das meiste davon vermutlich unbeweisbare Mythen. Aber mit Sicherheit laufen in Indien, das seit 1990 nochmals brutalen Bevölkerungswachstumsschub nachgelegt hat und wo die Lebenserwartung heute bei 70 Jahren liegt, heute nicht über 950'000 NAK-Aussteiger rum.

Wieso ich des Weiteren davon ausgehe, dass klassische NAK-Indoktrination dort unten keine Rolle gespielt hat:
  • Ich habe bisher nur wenige Zentral-Afrikaner in den Kommentarspalten gesehen, die mit "Pray and Obey" (das englische Pendant zum "Glaubensgehorsam") dagegen halten oder die Ansicht bringen, die Frauenordination basiere auf einer Offenbarung des Hlg Geistes. Im Gegenteil wird sich über zweiteres sogar eklatant lustig gemacht. Die Kommentare nach uns bekanntem Muster kommen von Südafrikanern, Kanadiern und Australiern, wo NAK-Mitglieder sicher viel ähnlicher zu Europa sozialisiert wurden.
  • Ein wichtiger Aspekt scheint mir die Sprache. Gerade bei den Sambiern fiel mir auf, dass viele von "Jehova-Gott" sprechen, also genau der Diktion der Zeugen Jehovas, oder zu neuzeitlichen Offenbarungen und Bibelauslegung Stichworte bringen, die mir von den Adventisten bekannt sind. Es gab übrigens immer wieder Kommentare, wo es darum ging, dass Unzufriedene ja (wieder) zu den Siebent-Tags-Adventisten gehen können - meistens nicht als "Hau ab", sondern als Vorschlag an sich selbst und Gleichdenkende. Es ist also wahrscheinlich, dass die Mitgliedschaft zur NAK dort überhaupt keine Abhängigkeit darstellt und man unter den Glaubensgemeinschaften tängelt. In Nigeria gibt es viele Menschen, die gleichzeitig Christen und Moslems sind. Und aus meiner eigenen Erfahrung aus der NAK-Mission war uns immer bekannt, dass viele Afrikaner nach einem NAK-GD gleich zu den Pfingstlern gehen, wo was abgeht und auch mal anständig gesungen und getanzt wird. Wohl kaum wäre das alles im Rahmen, wenn sie ähnlich sozialisiert worden wären wie unser einer.
  • Folglich ist auch das Bibelverständnis ein völlig anderes. Man kann natürlich argumentieren, dass die NAK früher (zumindest in Sachen Frauenbild) auch fundamentalistisch und selektiv aus der Bibel gefischt hat. Aber wir wissen doch alle aus eigener Erfahrung, dass ein echter Biblizismus bei uns keine Rolle gespielt hat. Die Art und Weise wie "Textworte" im GD verwendet werden oder bei Seelsorgebesuchen "die Bibel gestochen" wurde/wird, offenbart ein völlig anderes Schriftverständis. Ich wäre verwundert, wenn es auch nur einen Forumsbesucher hier gibt, der davon Zeugnis ablegt, dass er in der NAK zu intensivem Schriftstudium und Auslegungen ohne strenge NAK-Anleitung ermuntert worden sei. Nein - es ist Kern der NAK, diese Aufgabe von Aposteln übernehmen zu lassen und davon auszugehen, dass das in der aktuellen Zeitperiode sogar eine Notwendigkeit ist, weshalb es zu den Rufungen im 19. Jahrhundert kam. Ein Priestertum aller Gläubigen, wo sich einzelne Mitglieder berufen sehen, die Bibel zu zitieren und die Kirchenautorität damit explizit herauszufordern, hat man bestimmt nicht von den braven NAK-Eltern gelernt. Die Afrikaner tun es aber in aller Selbstverständlichkeit.
  • Zu guter Letzt hat mich verblüfft, dass sogar diese jungen Menschen einen recht unverkrampften Umgang mit der Geschichte der NAK in Europa haben. Haltung zur Nazi-Regierung und das Thema Bischoff sind zumindest einigen bekannt, was angesichts von Bildungsstandard, Alphabetisierungsrate und Internetzugang in Sambia schon ziemlich bemerkenswert ist. Eine "Angst vor dem Giftschrank", die bei meinen Verwandten heute noch lebt wie vor 40 Jahren, sehe ich dort weniger; auch wenn man einwerfen kann, dass die von solchen "fernen" Themen vermutlich genauso wenig geschockt sind wie deutsche Nakis von der Sambia-KL-Haltung zu Homosexualität. Ein junger Sambier nutzte das Leber-Statement zur Affäre Bischoff kurz vor seinem Abgang 2013 gar als Argument dafür, dass Schneider auch kein Zacken von der Krone fallen würde, wenn er die Frauenordination einfach zurücknehmen würde. Findet mir mal eine(n) aktive(n) U30 aus der NAK-Deutschland, die diese Zusammenhänge nachvollziehen und sich unverkrampft darüber unterhalten kann. Meiner Erfahrung nach bekommen da sogar Menschen einen flauen Magen, die selber nach der Konfirmationen nie mehr dort hin sind.
Alles anekdotische Evidenz aber hat doch einen bleibenden Eindruck hinterlassen, dass wir hier wirklich über verschiedene Gemeinschaften sprechen, die aus historischen Gründen beide NAK heissen...

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Loreley 61
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Re: NAK Afrika: Massive Proteste in Afrika gegen Frauenordination und Homosexualität

#10 Beitrag von Loreley 61 » 29.09.2022, 19:48

Hallo zusammen,

ich erinnere mich noch daran, wie uns in den 80er Jahren immer von den neuap. Geschwistern aus Afrika vorgeschwärmt wurde. Sie wären wahre Glaubenshelden, ständen im absoluten Glaubensgehorsam...usw. Daran sollten wir uns in Europa mal ein Beispiel nehmen. Und nun sehe ich solche Bilder, solch ein Aufruhr und frage mich, ob man uns da mal wieder veräppelt hat?

Wäre ich noch neuap. würde ich sagen, dass das Verhalten der afrikanischen Mitglieder inakzeptabel ist. „Nachfolge ist alles, alles andere ist Leerlauf“. Der Stammapostel hat von Gott erfahren, dass Frauen ab 2023 ein Kirchenamt tragen dürfen. Punkt. Er ist um das Einssein und die Einheit bemüht und somit haben sich alle Mitglieder auf der Welt an neue Erkenntnisse zu halten. Der Stammapostel ist der Stellvertreter Gottes auf Erden.

( Tja, so wurde ich gelehrt und würde als neuap. Christ argumentieren, aber ich bin ja gottlob draußen)

Der 10. Glaubensartikel greift auch hier.Und die Kirchenführung sollte dementsprechend den Willen Gottes über staatliche und gesellschaftliche Gepflogenheiten stellen. Vielleicht wird sie dann verboten oder die Mitglieder treten aus......na und? Ich wurde gelehrt, dass man Gott mehr gehorchen muss als den Menschen. Was im Nationalsozialismus versäumt wurde, kann die Kirche hier wieder ein wenig ausgleichen. Und was hat man von Mitgliedern die nicht in der „rechten Nachfolge“ stehen?

Mir ist schon klar, welche Bibelstellen fundamentalistische Gläubige anführen werden. Es gibt ja genug davon. Da aber der Stammapostel in direkter Verbindung zu Gott steht (hat man uns so erzählt) und es eigentlich keine unterschiedliche Lehre geben darf, sollten hier Nägel mit Köpfen gemacht werden, denn:
Der Dienst des Stammapostels äußert sich in der Reinhaltung und Weiterentwicklung der Lehre, dem Erschließen neuer Erkenntnisse sowie der einheitlichen Ausbreitung des Glaubenszeugnisses. Auch legt der Stammapostel die Kirchenordnung fest. Diese Aufgaben machen die „Schlüsselvollmacht“ des Stammapostelamts aus.
Es ist notwendig, dass die Apostel im Einssein mit ihm stehen: Nur auf diese Weise kann die dem Apostolat insgesamt obliegende Aufgabe erfüllt werden, Menschen das Heil zugänglich zu machen.

Doch der neuapostolische Glaube lässt sich innerhalb der unterschiedlichsten Kulturen gut leben. Denn die Einheit der Kirche baut nicht auf kulturellen Vorgaben, sondern auf der gemeinsamen Lehre auf. Diese Einheit wird gepflegt durch das kollegiale Führungsorgan „Bezirksapostelversammlung“, in dem international alle Kirchenleiter vertreten sind.

Sie besteht aus rechtlich selbstständigen Gebietskirchen – unter dem gemeinsamen Dach einer einheitlichen Lehre und kollegialer Führungsgremien.
Gefunden auf NAK.org.
Unsere Gedanken und Gefühle werden durch unsere Überzeugungen geformt.
Was du tief in dir und oft unbewusst denkst, das zeigt die größte Wirkung in deinem Leben.
Brauche nichts ... wünsche alles ... und wähle, was sich zeigt!
______
Namaste

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