Der Fall Annelise Michel und die NAK

Alles rund um die Sondergemeinschaft Neuapostolische Kirche (NAK), die trotz bedenklicher Sonderlehren (u.a. Versiegelung, Entschlafenenwesen mit Totenmission, Totentaufe, Totenversiegelung und Totenabendmahl, Heilsnotwenigkeit der NAK-Apostel, Erstlingsschaft, ..), weiterhin "einem im Kern doch ... exklusiven Selbstverständnis", fehlendem Geschichtsbewusstsein und Aufarbeitungswillen, speziell für die Zeit des Dritten Reiches, der DDR, der Bischoffs-Botschaft ("... Ich bin der Letzte, nach mir kommt keiner mehr. ..."), sowie ihrer jüngsten Vergangenheit und unter erheblichem Unmut ehemalicher NAK-Mitglieder, auch Aussteiger genannt, die unter den missbräuchlichen Strukturen und des auf allen Ebenen ausgeprägten Laienamtes der NAK gelitten haben, weiterhin leiden und für die die NAK nach wie vor eine Sekte darstellt, im April 2019 als Gastmitglied in die ACK Deutschland aufgenommen wird.
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calmvivid
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Der Fall Annelise Michel und die NAK

#1 Beitrag von calmvivid » 13.01.2022, 06:14

Hallo liebe Community

Ich habe mich in den letzten Tagen etwas mit dem tragischen Fall der Annelise Michel und den dunklen Machenschaften katholischen Kirche in Deutschland der 70er Jahre beschäftigt. https://de.wikipedia.org/wiki/Anneliese_Michel.

Da kam mir die Frage auf, ob und wie das damals Thema in der NAK war. Dieser Fall, und besonders der anschliessende Prozess hat ja ein riesiges Medienecho verursacht, und sorgt noch heute in Sekten und Freikirchen für unglaubliches. Die Katholische Kirche hat diesen Fall zwar dafür genutzt sich zu reformieren und zweifelhafte Praktiken abzulegen, aber andere Gruppierungen haben genau das Gegenteil daraus gezogen.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Ereignisse damals an den Mitgliedern der NAK vorbeigezogen sind. Darum, erinnert sich jemand von euch noch an diese Zeit? War das ein Thema innerhalb der NAK? Wie wurde das auf- und wahrgenommen? Gab es vielleicht sogar ähnliches innerhalb der NAK?

Danke für eure Beiträge

exAT
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Re: Der Fall Annelise Michel und die NAK

#2 Beitrag von exAT » 15.01.2022, 17:45

Zunächst die Info, daß der obige Link zumindest bei mir nicht funktioniert hat. Dieser Link sollte aber funktionieren: https://de.wikipedia.org/wiki/Anneliese_Michel

Ich selbst war in den 1970er Jahren in den 20ern und bereits als Amtsträger aktiv. Innerhalb der NAK habe ich von diesem Vorfall keine Informationen wahrgenommen; ich selbst habe daran - wenn
überhaupt - nur eine dunkle Erinnerung. Schließlich hatten wir zu dieser Zeit weder Fernseher noch Radio - wir waren schließlich gehorsame Gotteskinder.

Ob es sich dabei um "dunkle" Machenschaften gehandelt hat, möchte ich vorsichtig in Frage stellen. Schließlich ging es darum, eine "(vom Teufel) Besessene" zu heilen. Und das hat Jesus schließlich vorgemacht. Das seinerzeit verfügte Urteil bezieht sich ja auch nicht explizit auf den vorgenommenen Exorzismus, sondern auf unterlassene Hilfeleistung.

Ob es so etwas in der NAK auch gab, kann ich nicht beantworten. Was jedoch die Behandlung von psychischen Erkrankungen, in diesem Fall Angststörung und Panikattacken, betraf, war ganz klar, daß dies nur durch Gebete heilbar war, von psychologischer Hilfe wurde uns von Seiten der zuständigen Amtsträger dringend abgeraten. Schließlich handelte es sich ja nicht um eine Krankheit, was später dann auch durch Nichtübernahme der Kosten durch die BEK bestätigt wurde. Mit anderen Worten könnte man den Versuch der Heilung durch Gebete durchaus auch als eine Art "Exorzismus" bezeichnen.
Zu unserer Überraschung, weil wir uns mit dieser Form der "Behandlung " nicht zufriedengeben wollten, gab der damals zuständige Apostel K., ein Freund meiner Eltern, ohne einen Augenblick zu zögern die Empfehlung, unverzüglich eine psychotherapeutische Behandlung in Angriff zu nehmen, die letztendlich auch erfolgreich verlief.

Soviel also zu Ereignissen, die erst wenige Jahrzehnte zurückliegen und doch beinahe Mittelalterlich klingen.

diegedankensindfrei
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Re: Der Fall Annelise Michel und die NAK

#3 Beitrag von diegedankensindfrei » 16.01.2022, 13:06

Ich war zu dieser Zeit noch nicht geboren, kann also aus eigener Erfahrung nichts beitragen. Glaube an Besessenheit und Exorzismus ist mir kein Begriff, auch vom Hörensagen nicht.
Allerdings wird in dem Artikel ja deutlich, dass die Handlung des Exorzismus an sich das Leiden und den Tod von Anneliese nicht verursacht hatte. Was war es also dann? Hier gibt der psychologische Deutungsansatz eine interessante Antwort:
Der evangelische Theologe und Kulturwissenschaftler Uwe Wolff, der sich intensiv mit der Kulturgeschichte von Engeln und der Dämonologie beschäftigt, schließt sich den gerichtlichen Gutachtern weitgehend an. Sein Interesse gilt aber weniger der wissenschaftlich-medizinischen Erklärung als der Frage: Warum ist Anneliese Michel krank geworden? Als Antwort bietet er die streng katholische Erziehung Michels an, die väterlich-autoritär gewesen sei, vor allem aber auch moralisch überfordernd und angstbesetzt. Im Gegensatz zur Mehrheit ihrer Generation habe sie sich nicht einfach von ihrer Erziehung durch Übertretung und Provokation befreien können. Nur eine Rolle habe in der Welt ihres Heimatortes überhaupt die Möglichkeit zur Befreiung geboten: die der Besessenen. Als Besessene konnte sie alles Katholische, ihre Eltern und die sie umgebende Kultur beschimpfen, ohne dafür mit Bestrafung rechnen zu müssen.\[...\]Andererseits habe ihr die katholische Kirche den immer wieder bedachten Selbstmord verboten – dieser hätte als Todsünde die Sühnedeutung gerade zerstört. Folglich sei als letzte Möglichkeit nur der Tod aufgrund des schon bestehenden Leidens geblieben.
Und an der Stelle sind wir eindeutig wieder mit im Boot. Autoritäre und angstbesetzt Erziehung war und ist in der NAK definitiv ein Thema.
Wir haben zwei Leben - das zweite beginnt, wenn wir erkennen, dass wir nur eines haben. - Konfuzius

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